Profilbild von kati-katharinenhof

kati-katharinenhof

Lesejury Star
offline

kati-katharinenhof ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit kati-katharinenhof über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 23.03.2021

Platte Witze, die den Krimi in die Ecke drängen

Ich bin hier bloß der Mörder
0

Stocker tigert seit dem Tod seines Partners rast- und ruhelos durch die Gegend, um seinen Mörder ausfindig zu machen. Der Zufall will ihm zur Hilfe eilen, denn der Boss eines Münchner Clans weiß, wer dahinter ...

Stocker tigert seit dem Tod seines Partners rast- und ruhelos durch die Gegend, um seinen Mörder ausfindig zu machen. Der Zufall will ihm zur Hilfe eilen, denn der Boss eines Münchner Clans weiß, wer dahinter steckt. Aber wie heißt es so schön - eine Hand wäscht die andere und Stocker soll für diesen "Gefallen" den Sohn des Clan-Oberen verstecken. Was Stocker nicht ahnt :Mit diesem Deal gerät er selbst in einen Strudel aus Korruption und Gewalt...


Unterhalb des Klappentextes zu diesem Buch ist der Zusatz " Cool, cooler Stocker. Chiemsee-Crime mit viel Humor und Lokalkolorit" zu finden und das hat mich gereizt. Aber dieser Reiz ist genauso schnell verflogen, wie er gekommen ist. Von Coolness und Humor kann hier wirklich nicht die Rede sein, denn Brachialwitze und pseudo-coole Sprüche, die so alt abgedroschen sind, dass ihnen schon ein Bart gewachsen ist, lassen den Leser einfach nur völlig entnervt mit den Augen rollen.

Was vom Autor als lässig und ungezwungen angedacht ist, hinterlässt einen völlig kindischen Eindruck und so schauen die Figuren allesamt ziemlich dumm und einfältig aus der Wäsche. Die geführten Dialoge sind nichts als Gerede und Geschwätz. Die Charaktere katapultieren sich somit selbst ins Aus und können den Leser nicht wirklich von sich begeistern.

Der Fall an und für sich ist gut angedacht, denn Korruption, Bestechlichkeit und das Zusammenlaufen der Fäden in der Unterwelt bieten eine schier unerschöpfliche Quelle, um einen echt heißen Plot zu kreieren. Doch der Autor lässt diese Chance zum größten Teil ungenutzt auf der Strecke liegen, weil er mit einem ungewöhnlichen Schreibstil den Leser nicht so ganz abholen kann. Er spricht ihn mehrmals im Verlauf der Kapitel persönlich an und versucht so, einen Dialog zu spinnen, der aber ziemlich aufgesetzt und holprig wirkt. Auch stören mich die vielen Kochrezepte, die innerhalb des Handlungsverlaufes eingebunden sind und so die Spannung komplett ausbremsen.

So geht die Lust auf eigene Ermittlungen recht schnell verloren und man liest die Seiten einfach nur noch so weg, um zur Auflösung des Geschehens zu kommen.

Krimi-Komödien gibt es zu Hauf und ich habe schon viele von ihnen gelesen - diese hier gehört eindeutig zu den schwächsten, daher leider keine Leseempfehlung.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 28.02.2021

Spröde Präsentation einer unangepassten Persönlichkeit

Die exzentrische Lebensgeschichte des Künstlers und Verbrechers Benvenuto Cellini
0

Zum 450. Todestag von Benvenuto Cellini möchte Uwe Neumahr dem Ausnahmekünstler und Hans-Dampf-in allen-Gassen ein Denkmal setzen und widmet ihm diese Biografie.

Auch wenn über Cellini schon so viel geschrieben ...

Zum 450. Todestag von Benvenuto Cellini möchte Uwe Neumahr dem Ausnahmekünstler und Hans-Dampf-in allen-Gassen ein Denkmal setzen und widmet ihm diese Biografie.

Auch wenn über Cellini schon so viel geschrieben und recherchiert wurde, so verliert die Lebensgeschichte dieses Mannes nie ihren Reiz, weil er eben schon damals anders war und mit seiner Sicht- & Denkweise seiner Zeit voraus. Das hat natürlich dafür gesorgt, dass er aneckt, mit Argwohn betrachtet wird und sich überall Feinde gemacht hat. Und was macht man mit Feinden - man beseitigt sie rigoros, denn dann können sie sich einem nicht mehr in den Weg stellen.

Als begnadeter Goldschmied kann er seine künstlerische Ader ausleben und seine Visionen zu echten Prachtstücken umsetzen, aber auch hier bleibt er gegenüber seinen Auftraggebern mit seinem ungebührlichem Verhalten ein Dorn im Auge und fällt immer wieder in Ungnade.

Aber all das sind Informationen, die man schon mal irgendwann so oder ähnlich irgendwo gelesen hat und der Autor schafft es nicht wirklich, den Leser mit spannenden und neuen Informationen zu versorgen, geschweige denn mit einem lebhaften und fesselden Schreibstil an die Seiten zu binden.

Es wirkt vielmehr wie eine spröde Präsentation, der das Feuer der Begeisterung und der Leidenschaft für dieses Thema fehlt. Cellini selbst war in seinem Leben immer sehr direkt und gegenwärtig und genau das fehlt mir in dieser Huldigung an sein Leben. Von seinem groben und impulsiven Charakter dringt nichts an die Oberfläche, vielmehr wirkt es so, als würde der Autor die starke Persönlichkeit des Künstlers unterdrücken. Selbst die Abbildungen in schwarz-weiß verschenken die Möglichkeit, dem Leser etwas Ansprechendes fürs Auge zu bieten.

Das Buch wird leider nicht der aufregenden und spannenden Vita von Cellini gerecht und das merkt man den Ausführungen leider allzu deutlich an. Leider keine Kauf- & Leseempfehlung

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 08.02.2021

Verliert den Navogationskurs

Die Pilotin
2

Sarahs große Leidenschaft ist die Fliegerei und die darf sie nach aller Herzenslust bei ihrer Großmutter Nancy in Florida ausleben. Doch der Sommer 2006 hält für sie eine Überraschung parat, denn Nancy ...

Sarahs große Leidenschaft ist die Fliegerei und die darf sie nach aller Herzenslust bei ihrer Großmutter Nancy in Florida ausleben. Doch der Sommer 2006 hält für sie eine Überraschung parat, denn Nancy bittet Sarah, dass sie bei ihrer Rückkehr nach England einen Mann ausfindig machen und ihm einen Fliegerorden zurückgeben soll, der sich seit Jahrzehnten in Nancy Besitz befindet. Und während Sarah auf Nancys Bitte hin den Spuren der Vergangnheit nachgeht, stößt sie auf eine unglaubliche Liebesgeschichte....


"Die Pilotin" von Amelia Carr ist ein Roman, der unglaublich viele Themen miteinander vereinen möchte - Historischer Roman, Romanze und Familiensaga. Leider gelingt es der Autorin nicht, den Ansprüchen der aufgezählten Genres gerecht zu werden und ihre Leser zu begeistern.

Hat der Leser schon zu Beginn einige Startschwierigkeiten, um in die Geschichte hineinzufinden, so zieht sich das Geholpere leider durch das komplette Buch wie ein roter Faden durch die Seiten und man verliert schnell den Überblick. Die Autorin bedient unglaublich viele Handlungsstränge, um ihren Ideen Platz zu verschaffen, aber das geht zu Lasten der Glaubwürdigkeit und der Spannung. Man erhält zwar einen detaillierten Einblick in die Ausbildung und den Einsatz der Pilotinnen, aber irgendwie fehlt das gewisse Etwas, um den Funken der Begeisterung hier überspringen zu lassen.

Auch finden sich, in meinen Augen, gewisse Ähnlichkeiten mit dem Film "Pearl Harbor" wieder und das Liebeschaos droht den Leser regelrecht zu erschlagen. Irgendwie hat man das alles schon mal gelesen und die ménage à trois wirkt ein wenig trivial.

Die Autorin bemüht sich, ihrem Buch den nötigen historischen Anstrich zu verpassen, in dem sie Erinnerungen und Lebensgeschichten wieder aufleben lässt, verliert dabei aber den Navigationskurs völlig aus den Augen. An manchen Stellen wird unglaublich dick aufgetragen und mit der Kelle aus dem Vollen geschöpft. Die Handlung büßt unglaublich viel an Authentizität, Einfühlungsvermögen und Empathie ein und ich lese nur noch quer, um endlich zum Ende zu kommen.

Die Figuren können leider alle nicht den Leser von sich überzeugen und wirken wie Statisten in ihrer eigenen Geschichte. Der Roman bietet unglaublich viele Möglichkeiten, den Leser abzuholen und ihm ein aufregende Zeitreise zu ermöglichen , doch hier wird leider unglaublich viel Potenzial verschenkt und der Leser klappt Buch völlig entnervt zu.


  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Cover
  • Thema
Veröffentlicht am 08.01.2021

Das kommt mir alles doch so unglaublich bekannt vor...

Kinderklinik Weißensee - Zeit der Wunder (Die Kinderärztin 1)
0

Das neue Jahrzehnt bringt auch den Schwestern Marlene und Emma Glück - sie können kaum glauben, dass sie tatsächlich als Lernschwester in Weißensee den Schritt ins Berufsleben wagen dürfen. Schon bald ...

Das neue Jahrzehnt bringt auch den Schwestern Marlene und Emma Glück - sie können kaum glauben, dass sie tatsächlich als Lernschwester in Weißensee den Schritt ins Berufsleben wagen dürfen. Schon bald steht fest, dass Marlene ihr Herz verloren hat - es schlägt zum einen für den Assistenzarzt von Weilert und zum anderen für die Kinderheilkunde. Während Marlene den steingien Weg des Erfolges gehen will, begnügt sich Emma damit, den Kleinen ihre Liebe und ihr Können schenken. Doch das Schicksal prüft beide Schwestern und will von ihnen wissen, ob sie, trotz unterschiedlicher Ansichten, immer noch zueinanderstehen...



Band 1 der Kinderärztin-Bücher reiht sich tatsächlich ziemlich sang- & klanglos und die große Anzahl von Romanen ein, die sich mit dem Schicksal von Hebammen, Krankenschwestern, Ärztinnen, Fotografinnen und so weiter befassen, die seit geraumer Zeit den Buchmarkt geradezu überschwemmen. Irgendwie hat man das alles schon mal gelesen, alles kommt einem allzu bekannt vor und es ereignet sich nicht wirklich etwas Neues. Die Schauplätze variieren zwar, aber dem Grunde nach könnte man alle Bücher zusammenwürfeln und daraus eine mehrteilige historische Reihe basteln, da alle Romane den mehr oder weniger gleichen Inhalt haben und so dem Leser immer wieder das gleiche Bild von Standesdünkel, dem kargen Leben zu Beginn des 20.Jahrhunderts und einer verbotenen Liebe bieten. So auch hier, denn zwei Waisen machen sich auf dem Weg ins Leben, um ihre wahre Bestimmung zu finden, müssen ein paar Entscheidungen treffen, die Kopf und Herz beanspruchen und schlussendlich siegt dann doch das Herz.

Es gibt so viele Möglichkeiten, einen historischen Roman, auch wenn er eine ähnlich lautende Thematik hat, aufregend und mitreißend zu gestalten, sodass auch der Leser das Gefühl bekommt, mal wieder etwas "Frisches" in der Hand zu halten, das sich aus der breiten Masse abhebt.

Hier bin ich leider total enttäuscht, habe immer wieder mal quer gelesen und am Ende das Gefühl, nicht wirklich etwas verpasst zu haben. Ich werde die Reihe nicht weiterverfolgen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 05.01.2021

Was wäre das Leben, hätten wir nicht den Mut, etwas zu riskieren? (van Gogh)

Unsere allerbeste Zeit
1

Katja bricht die Brücken in Hamburg ab und kehrt zurück nach Stuttgart, denn mit der Liebe hat es im hohen Norden nicht funktioniert und in ihrer Heimatstadt braucht ihre Mutter ihre Hilfe, da sie zunehmend ...

Katja bricht die Brücken in Hamburg ab und kehrt zurück nach Stuttgart, denn mit der Liebe hat es im hohen Norden nicht funktioniert und in ihrer Heimatstadt braucht ihre Mutter ihre Hilfe, da sie zunehmend dement wird. Doch ganz so einfach, wie sie sich das vorgestellt hat, lässt sich der Start im neuen alten Leben leider nicht bewerkstelligen und schon bald steht Katja vor der Frage, ob ihre Entscheidung die richtige gewesen ist?

Mit „Unsere allerbeste Zeit“ verknüpft Gaby Hauptmann ganz viele Lebensfragen, die dem einen oder anderen sicher bekannt vorkommen dürften. Der Neuanfang nach einer gescheiterten Beziehung; der neue Job, bei dem nicht alles so läuft, wie erhofft oder die zunehmende Hilfebedürftigkeit der Mutter – alles Meilensteine in Katjas Leben, die ihr binnen kürzester Zeit einige Entscheidungen abverlangen, die sie mal mehr, mal weniger in Schleudern bringen.

Mit ihren 44 Jahren erscheint mir Katja recht wankelmütig und sie richtet ihr Fähnlein gerne in den Wind, der ihr am wenigsten Gegenwehr entgegenbringt. Wird sie von der Autorin als taffe und erfolgsverwöhnte Mitarbeiterin in der Hamburger Agentur geschildert, so merkt man leider sehr wenig davon in ihrer neuen Tätigkeit in der Stuttgarter Agentur. Sie lässt sich von ihren jüngeren Teammitgliedern allzu leicht die Butter vom Brot nehmen und wird an allen Ecken und Enden gemobbt. Ihre guten Ideen werden boykottiert und sie sieht manchmal recht planlos dabei zu, wie ihr Job den Bach hinunter geht.

Gern greift sie zum Alkohol und trinkt ein Glas Wein oder eine Flasche Bier – grundsätzlich ist dagegen nichts einzuwenden, aber hier lässt die Autorin ihre weibliche Hauptrolle doch allzu oft zum Glas/zur Flasche greifen und sie dann auch noch Auto fahren und das gefällt mir nicht. Es geht doch auch ohne und man kann ein gemütliches Treffen doch auch mit anderen Getränken genießen.

Bei der Recherche zum Buch ist Gaby Hauptmann ein grober Schnitzer unterlaufen – sie spricht von der Einstufung in die Pflegestufe von Katja Mutter, aber die Pflegestufen sind bereits im Jahr 2017 in Pflegegrade umgewandelt worden. Nach den Vorschriften zur Beurteilung der Pflegegrade hat Katjas Mutter keinen Anspruch auf Sachleistungen durch den Pflegedienst, im Buch wird ihr aber Pflegestufe eins anerkannt und somit bezieht sie Leistungen aus der Pflegeversicherung.

Die Autorin lässt viele unterschiedliche Charaktere in ihrem Buch auftreten und sorgt so für viel Wirbel und teilweise recht viel Chaos. Katjas Bruder Boris ist ein echter Kindskopf und für sein lachhaftes Verhalten habe ich nur ein müdes Kopfschütteln übrig. Von Verantwortungsgefühl gegenüber seiner Frau und seinen Kindern keine Spur, dafür aber umso mehr sein purer Egoismus. Ein Blender vor dem Herrn. Hingegen sind Petrolein und Ingrid echte Herzensmenschen – ihre Auftritte im Buch sind eine echte Wohltat und Balsam für die Seele.

Auch versucht Haupt, unterschiedliche Ansichten von westlicher und türkischer Kultur in Einklang zu bringen, schafft es aber in meinen Augen nicht, über den Tellerrand der Klischees hinwegzusehen und nur „das übliche“, bereits bekannte Bild zu vermitteln.

Die vorhandenen Probleme lösen sich nahezu immer mit einem Fingerschnippen auf und suggerieren mir, dass das Leben ein Spaziergang ist. Vom Mut, etwas zu riskieren, bleibt leider nicht viel übrig und so verpufft viel ungenutztes Potenzial.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere