Ich brauch frische Luft, damit ich wieder bisschen atmen kann (Wincent Weiss)
Der Zug der NonnengänseBente muss die Reißleine ziehen , sonst gibt es keine Rettung mehr für ihre Ehe. Eine rein freundschaftliche Beziehung zu ihrem Kollegen droht gerade alle Ketten zu sprengen und so ist der letzte Ausweg ...
Bente muss die Reißleine ziehen , sonst gibt es keine Rettung mehr für ihre Ehe. Eine rein freundschaftliche Beziehung zu ihrem Kollegen droht gerade alle Ketten zu sprengen und so ist der letzte Ausweg die Flucht ans Meer. Auf Langeoog begegnet Bente Amelie und merkt, dass diese Frau zwar außergewöhnlich, aber ein echtes Pflaster für ihr wundes Herz ist. Auch Amelie hat ein schweres Päckchen zu tragen - ihr Lebensweg ist fast zu Ende und es gibt noch etwas, dass ihr auf der Seele brennt. Trost findet sie in den stillen Momenten beim Betrachten der Nonenngänse, die ihr im Verlauf der Jahre auf der Insel ans Herz gewachsen sind...
Mit "Der Zug der Nonnengänse" veröffentlicht Regine Kölpin unter dem Pseudonym Franka Michels ein unglaublich einfühlsames, bewegendes und zu Herzen gehendes Buch, das von verletztem Stolz, falschen Entscheidungen, Scheidewegen, Tod und Vergebung erzählt.
Die beiden Frauenfiguren verbindet eine Art Seelenverwandschaft und man fühlt sich sofort mit ihnen verbunden. Mit leisen Worten und dem richtigen Gespür für die aufwühlende Thematik wächst hier eine ganz besondere Frauenfreundschaft, die von Aufrichtigkeit und echter Zuneigung geprägt ist.
Die maritimen Naturmotive lassen die Gedanken in die Ferne schweifen, der Wellengang stellt das Auf und Ab der Gefühle beider Frauen dar und so ist man mittendrin in einem Wechselbad zwischen Hoffen und
Bangen, Loslassen und Neubeginn. Die innere Zerrissenheit von Bente ist deutlich zu spüren und man kann nachvollziehen, wie sie auf der einen Seite um die verloren geglaubte Ehe trauert, gleichzeitig aber alles daran setzt, ihre große Liebe nicht kampflos aufzugeben und um ihren Mann zu kämpfen. Kein Wunder, dass ihr ab und zu die Luft zum Atmen fehlt und sie den Kopf in die Nordseebrise hält, damit dieser mal wieder so richtig freigepustet wird.
Wenn Amelie von ihrer Vergangenheit erzählt , spürt man regelrecht den körperlichen und seelischen Schmerz, der sie über die Jahre geprägt und zu der Frau gemacht hat, die sie jetzt ist. Ihr Wissen über Flora und Fauna auf der Insel ist enorm und es tut unglaublich gut, ihr zuzuhören und so ein wenig Zeit und Raum zu vergessen. Amelie hat eine ganz besondere Gabe, Menschen mit ihrer bloßen Anwesenheit regelrecht zu umarmen und sie zum Aufblühen zu bringen, obwohl sie selbst Zuwendung bräuchte.
Der Roman ist ein Seelenschmeichler und die Worte der Autorin umhüllen den Leser wie eine warme Decke. Eine bildreiche Sprache , tiefgehende Dialoge und überwältigende Augenblicke sorgen dafür, dass die beiden Frauen sich einen festen Platz im Herzen des Lesenden sichern und dort für lange Zeit verweilen-Taschentuchmomente inklusive.
Taktvoll und sensibel erzählt - absolute Leseempfehlung !!