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Veröffentlicht am 22.08.2018

einfach nur schön und tiefsinnig erzählt

Wenn alle Katzen von der Welt verschwänden
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Es war das erste Buch, das ich von Genki Kawamura gelesen habe; sowohl der Titel als auch das wunderschöne Cover haben mich direkt angesprochen und meine Neugier geweckt.

Auf 185 Seiten ( beginnt mit ...

Es war das erste Buch, das ich von Genki Kawamura gelesen habe; sowohl der Titel als auch das wunderschöne Cover haben mich direkt angesprochen und meine Neugier geweckt.

Auf 185 Seiten ( beginnt mit S. 5) beschreibt der Autor die letzte Lebenswoche des jungen Briefträgers, bei dem ein finaler Hirntumor diagnostiziert wurde. Er erhält Besuch vom Teufel, der aussieht wie sein Doppelgänger, sich jedoch ganz anders kleidet und gebährded. Für jeden lebensverlängernden Tag muß als Preis dafür etwas von der Welt verschwinden...

Tag für Tag lernt man das Leben des jungen Mannes kennen, erfährt von Schicksalsschlägen, verpaßten Gelegenheiten oder Zukunftsplännen, die sich nicht mehr umsetzen lassen werden, von unterschiedlichen Arten zu trauern – und von seiner weisen Mutter, die ihm nebenbei Sätze mit auf den Weg gab, wie „Um etwas zu bekommen, muss man auf etwas anderes verzichten.“ oder „Erst wenn man etwas verliert, weiß man etwas zu würdigen.“ Letztendlich versteht ihr Sohn und kann sein Schicksal annehmen.

Genki Kawamura erzählt eher unspektakulär, leise und doch dabei sehr tiefgründig. Zwischendurch hat er für mich ganz überraschende Sequenzen eingebaut, die seine Heimat Japan widerspiegelt, beispielsweise Bezüge zu Mangas, was zuweilen komische Augenblicke hervorruft. Ansonsten sind es die weisen, leisen Töne, die zwischendurch sehr ergreifenden Momente, wie geschriebene Briefe, die den Leser neben dem Lachen auch die Tränen entlocken können und die Erinnerung der schlauen Mutter: „Einfach nur Leben zu bleiben hat keinen Sinn. Es kommt noch darauf an, wie man lebt, oder nicht?“

Veröffentlicht am 05.08.2018

sozialkritisch und aktuell

Der Sprengmeister
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„Der Sprengmeister“, Mankells erster Roman, 1973 geschrieben, 1997 von ihm wiederentdeckt und geringfügig verändert, und nun auch ins Deutsche übersetzt, büßt über all die Jahre keinerlei Aktualität ein, ...

„Der Sprengmeister“, Mankells erster Roman, 1973 geschrieben, 1997 von ihm wiederentdeckt und geringfügig verändert, und nun auch ins Deutsche übersetzt, büßt über all die Jahre keinerlei Aktualität ein, denn eines der zentralen Themen dieses Romans ist die Kluft zwischen Arm und Reich.

Erzählt wird die Lebensgeschichte des schwedischen Sprengmeisters Oskar Johannes Johansson (1888-1969), der bei einem Arbeitsunfall schwer verletzt wird und zum Erstaunen aller diesen Unfall überlebt. Sein bescheidenes Leben, in das er sich einschickt und mit dem er zufrieden ist, wird eher sachlich und mit etlichen Wiederholungen erzählt. Im Hintergrund liest man über Industrialisierung, Arbeiterunruhen, Entstehen der Gewerkschaft, Sozialismus, Aufkommen der Arbeiterparteien, dem beständigen Verändern der Welt... und doch bleibt es für die Arbeiter im Roman und die Ärmeren so, wie Johansson schon zu Beginn des Buches sagt : „Alles hat sich verändert, nur nicht für uns.“.
Spannend zu lesen fand ich auch das Nachwort Mankells von 1997, in dem er berichtet, das sich in den 25 Jahren seit Schreiben des Romans für die Armen und Ausgebeuteten nicht viel verändert habe – außer, dass es nun am Rande schwedischer Großstädte Ghettos für die Armen gäbe.

Der Roman umfaßt inklusive der Anmerkungen des Autors 180 Seiten ( beginnt mit S. 7); er läßt sich zügig lesen, bleibt genauso aktuell und berührend , wie andere sozialkritische Romane Mankells, wie seine Afrikaromane, beispielsweise „Ich sterbe, aber die Erinnerung lebt“.

Veröffentlicht am 28.07.2018

beschaulicher, präziser und besonders nostalgischer Krimi

Tragödie auf einem Landfriedhof
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Bei der „Tragödie auf einem Landfriedhof“ von Maria Lang, handelt es sich um einen seichten Krimi aus einer längst vergangenen Zeit. Die Originalausgabe erschien 1954; der Krimi selber spielt in der Zeit ...

Bei der „Tragödie auf einem Landfriedhof“ von Maria Lang, handelt es sich um einen seichten Krimi aus einer längst vergangenen Zeit. Die Originalausgabe erschien 1954; der Krimi selber spielt in der Zeit von Weihnachten bis Silvester 1953.

Im sonst so beschaulichenschwedischen Dörfchen Västlinge wurden mindestestens zwei, wenn nicht sogar mehr, unterschiedliche Verbrechen während dieser letzten Woche dieses Jahres verübt. Die einzelnen Charakteren und Handlungen werden recht detailverliebt dargestellt; als Leser kann man alles sehr gut nachvollziehen. Die Handlung an sich ist schlüssig, wenngleich der Krimi nicht wirklich durchgehend spannend ist. Mich hat es eher an ein geplantes Hörspiel erinnert, denn in gewissen Abständen werden die Untersuchungsergebnisse, Erkenntnisse, Fragen und Vermutungen zusammengefasst und aufgelistet. Für mich wirkte es dann, als wäre eine Radiokrimi-Folge beendet und die nächste könne dann in einer Woche mit einem Überschnitt dieser Zusammenfassung starten.

Ich fand diesen Roman sehr reizvoll und herrlich nostalgisch; für mich verhält es sich ein wenig wie mit den Straßenfeger aus den 60er Jahren, die damals das Höchstmaß an spannender Krimiunterhaltung boten und heutzutage nicht mehr für soviel Furore wie damals sorgen würden.
Es steht halt mehr die Nostalgie und der Genuss der „guten alten“, vermeintlich harmloseren Zeit im Mittelpunkt, keine sich überschlagenden Autos o.ä., sondern solide und präzise geplante Zeitabläufe, Motive und Verstrickungen, mit vielen Details, Wendungen und kleinen, menschlichen Nöten und Abgründen – alles in allem sehr beschaulich, präzise und nostalgisch; genau richtig für eine besinnliche Auszeit.

Veröffentlicht am 24.07.2018

gut erzählt, Spurführung war mir längenweise zu eindeutig und vorhersehbar

Der Schatten
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Melanie Raabe erzählt eine Geschichte der jungen Journalistin Norah, die frisch von ihrem Lebensgefährten getrennt, einen neuen Job in Wien annimmt. Dort deuten eine Prophezeihung, viele weitere Erlebnisse ...

Melanie Raabe erzählt eine Geschichte der jungen Journalistin Norah, die frisch von ihrem Lebensgefährten getrennt, einen neuen Job in Wien annimmt. Dort deuten eine Prophezeihung, viele weitere Erlebnisse und Hinweise daraufhin, dass sie am 11.2. unter dem Riesenrad im Prater der Mörder ihrer damals Freundin Valerie treffen und erschiessen würde.... Valerie verübte vor 18 Jahren, so wurde bislang angenommen, Suizid.

Melanie Raabe erzählt sehr ansprechend Details aus Norahs Leben; man erhält als Leser ein gutes Bild von ihr, ihrer Vergangenheit, ihren Freunden und Feinden und dem, was gerade geschieht. Das Geschehen vor Ort auf das Ereignis am 11.2. hin, wirkte auf mich so eindeutig, dass sowohl die Entwicklung als auch das Geschehen an diesem Tag absehbar war, lange bevor Norah die Zusammenhänge selber erkannte. Manchmal fand ich die Ausführungen etwas langatmig, besonders wenn die Spur so eindeutig gelegt wurde. Trotzdem war die Geschichte interessant erzählt und gut zu lesen; als richtig knackigen Thriller würde ich sie aber nicht bezeichnen.

Ich muß gestehen, dass ich zunächst etwas enttäuscht war, bei allem so richtig zu liegen – und dann kam doch eine völlig unerwartete Wendung, die ein zunächst in den Hintergrund getretenes Kapitel in Norahs leben ganz neu beleuchtet.
„Der Schatten“ war der erste Roman von Melanie Raabe, den ich gelesen habe. Auch wenn vieles genau wie erwartet eingetreten ist, hat mich die Entwicklung der Geschichte und ganz besonders der unerwartete Aspekt am Ende, der vieles des Vorangegengenen ergänzt und Hintergründe erklärt, gut unterhalten.

Veröffentlicht am 16.07.2018

gut durchdacht und überraschend

Cat & Cole 1: Die letzte Generation
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Der Roman wird aus Cats Sicht erzählt; der Klappentext erzählt den Inhalt so gut, dass ich ihn hier nicht nochmal reproduzieren möchte. Neben Cats Kampf gegen die Seuche und „Carataxus“ wird auch noch ...

Der Roman wird aus Cats Sicht erzählt; der Klappentext erzählt den Inhalt so gut, dass ich ihn hier nicht nochmal reproduzieren möchte. Neben Cats Kampf gegen die Seuche und „Carataxus“ wird auch noch eine Liebesgeschichte dezent erzählt....


Es hat einige Zeit benötigt, bis ich in diese Geschichte gefunden habe; genaugenommen gehören Science fiction und Dystopien nicht zu meinen bevorzugten Genre. Zudem erschweren mir zuviel technische Details, den Zugang zu einem Roman, jedoch nicht zu einem Sachbuch. Von der erklärten Zielgruppe der 14-17-Jährigen bin ich nun doch schon einiges entfernt, lese aber dennoch gerne Bücher, die für Jugendliche geschrieben wurden und hatte mich mit diesem einfach an etwas ganz Neues gewagt...
Die vielen technischen Begriffe und Details, beispielsweise zu Geräten und deren Umgang damit, waren für mich zuweilen anstrengend zu lesen und manchesmal habe ich möglicherweise etwas nicht völlig beherzigt und die Geschichte durch diese Distanz nicht vollends geniessen und Details nicht bemerken können. Vollkommen warm geworden bin ich mit diesem Roman nicht, wenngleich die Geschichte schon sehr gut durchdacht war, die viele Wendungen und der außergewöhnliche Erzählstil sie bis zum Schluss spannend machten. Manchesmal hat die Autorin mich durch entstandene Zusammenhänge überrascht...; dennoch würde ich eine Fortsetzung dieses Romans nicht unbedingt lesen.

Ich bin sicher, Jugendliche, die Dystopien und Science fiction mögen, werden diese Geschichte lieben.