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Veröffentlicht am 22.05.2023

„wenig Hefe – lange Teigführung“

Kastenbrote
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Unter dem Motto „wenig Hefe – lange Teigführung“ präsentiert die erfahrene Brotbackbloggerin Valesa Schell das Sachbuch „Kastenbrote“.
Laut Verlag soll es für Anfänger & Fortgeschrittene geeignet sein. ...

Unter dem Motto „wenig Hefe – lange Teigführung“ präsentiert die erfahrene Brotbackbloggerin Valesa Schell das Sachbuch „Kastenbrote“.
Laut Verlag soll es für Anfänger & Fortgeschrittene geeignet sein. Besonders gut gefällt mir die optische Aufmachung des Buches. Es gibt keine affigen Hochglanzbilder. Die schön gestalteten Fotos machen Appetit auf schmackhafte Brote; es gibt leckere Rezepte (‚Orangen-Babka mit Mohnfüllung‘ ist mein persönlicher Favorit!). Auch die klare Gliederung des Buches kann überzeugen, man merkt, wieviel Herzblut in der Publikation steckt. Es gibt einen ausführlichen Theorieteil, auf den Rezepte mit
• Hefe
• Sauerteig
• Lievito Madre
• Vollkorn & Urkorn
folgen.
Dabei wird erklärt, wie Sauerteig und Livieto Madre angesetzt und weitergeführt werden. Überhaupt wird im Buch alles en détail erklärt – einfach klasse!
Aus dem Kasten gibt es auch
• Herzhaftes sowie
• Süßes.
Bezugsquellen und Onlineshops werden ebenso genannt wie weiterführende Literatur.
Die Autorin schwört auf Knetmaschinen und geht auch auf die Unterschiede zwischen Thermomix und anderen Geräten ein, und sie ist bemüht, den Hobbybäcker oder die Hobbybäckerin an die Hand zu nehmen. Keine Angst: Hier wird nicht auf exotischen Ingredienzen bestanden. Bei den Kastenformen gibt der passionierte „Foodie“ Valesa Tipps zum Umrechnen. Keine Zutat ist ein absolutes Muss – Valesa Schell gibt immer Alternativen an, was ich prima finde. Nicht jeder wohnt in einer Großstadt (oder hat Lust, Backutensilien & Backzutaten im Internet zu bestellen). „Beim Backen sollte […] immer geschwadet werden“, betont Valesa Schell. Sie empfiehlt dazu einen „Edelstahlbehälter mit Edelstahlschrauben oder Lavasteinen.“
Die Kombination aus langer Teigführung und wenig Hefe führt zu bekömmlichen Broten – ein großes Plus! Die Herstellung kann jedoch nicht im Schnellverfahren gelingen. Um optimale Ergebnisse zu erzielen, sollte man schon etwas Zeit mitbringen. Daher ist „Kastenbrote“ eher für Fortgeschrittene als für Anfänger geeignet. Demnächst soll das Buch „Brot sucht Aufstrich“ im Ulmer Verlag erscheinen – ich habe es schon auf meine Wunschliste gesetzt!

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Veröffentlicht am 09.05.2023

„Ich werde weiterfließen wie ein Fluss.“

So weit der Fluss uns trägt
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„So weit der Fluss uns trägt“ ist das Debut der amerikanischen Schriftstellerin Shelley Read. Die Handlung beginnt in den späten 1940er Jahren in Colorado, eine Ich-Erzählerin führt durch das Geschehen ...

„So weit der Fluss uns trägt“ ist das Debut der amerikanischen Schriftstellerin Shelley Read. Die Handlung beginnt in den späten 1940er Jahren in Colorado, eine Ich-Erzählerin führt durch das Geschehen (diese Erzählperspektive mag ich besonders gern); die Geschichte ist in fünf Teile gegliedert. Meines Erachtens handelt es sich hier um einen Coming – of – Age Roman; die wildromantischen Naturbeschreibungen in der Story unterstreichen dabei die Figurenentwicklung – wenn man sich ein bisschen mit Literaturgeschichte auskennt, wird man allerdings wissen, dass dieses Stilmittel nichts Neues ist - auch wenn „Der Gesang der Flusskrebse“ dafür gelobt wurde („So weit der Fluss uns trägt“ wird vom Verlag zu Werbezwecken mit Delia Owens‘ Bestseller verglichen).
Worum geht’s?
In der (mittlerweile verschwundenen) Kleinstadt Iola im US – Bundesstaat Colorado führt die siebzehnjährige Victoria (Nomen est Omen!) Nash das harte Leben einer Farmerin, nach dem Tod der Mutter muss das Mädchen früh Verantwortung übernehmen, als einzige Frau unter wortkargen Männern hat es Victoria(“Torie“) nicht leicht. Liebe und Zuneigung kennt sie nicht. Dies ändert sich, als sie dem indigenen Einwohner Wilson „Wil“ Moon begegnet. Er soll Victorias Schicksal entscheidend beeinflussen, ihr Leben wird von Verlusten und Veränderung geprägt sein. Am Ende des Romans hat die Protagonistin trotz Rückschlägen ihren Platz im Leben gefunden…
Als Leser/in sollte man etwas Geduld mitbringen - die Handlung des Romans erstreckt sich von 1948 bis 1971, Shelley Read lässt sich für den Entwurf der eigentlich interessanten Geschichte Zeit. Besonders gefesselt haben mich die wunderbaren Landschaftsbeschreibungen, sie illustrieren die tragischen & glücklichen Momente im Leben der Protagonistin. Stil und Sprache sind solide, über die deutsche Übersetzung bin ich stellenweise aber „gestolpert“, als versucht wurde, die verschiedenen (Bildungs- und) Sprachniveaus abzubilden, die Eigenheiten von verschiedenen Sprechern, „Wörter so zu verstümmeln“ („Ka` ich nich sagen.“, S. 97). Daher möchte ich auch das englische Original lesen. Die Autorin arbeitet mit Tropen und sie bewegt sich stellenweise zu nahe am Klischee – ich war irritiert, als das Idealbild des „Edlen Wilden“ präsentiert wurde, ich bin kein Fan von romantisch verklärten Darstellungen und von „Indianerkitsch“, auch nicht in historischen (Liebes)Romanen.
Fazit:
„So weit der Fluss uns trägt“ lässt sich mit dem Satz ‚Eine Frau geht ihren Weg‘ zusammenfassen. Es ist ein Plädoyer gegen Rassismus und Engstirnigkeit (dabei aber keine ‚Hillbilly – Elegie‘), eine Aufforderung zu weiblicher Solidarität, ein Bildungsroman, in welchem die nordamerikanische Natur der heimliche Star ist. Die Erzählung ist unterhaltsam, insgesamt blieb Reads Debutroman aber leider hinter meinen Erwartungen zurück, daher vergebe ich dreieinhalb von insgesamt fünf möglichen Sternen für „So weit der Fluss uns trägt“.

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Veröffentlicht am 10.08.2022

Solider Reihenauftakt

Fräulein vom Amt – Die Nachricht des Mörders
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Vorab:
Die Umschlaggestaltung ist besonders gelungen & die perfekte Einstimmung auf den Schmöker!
Hinter dem Pseudonym „Charlotte Blum“ verbergen sich die Autorinnen Dorothea Böhme & Regine Bott. Gemeinsam ...

Vorab:
Die Umschlaggestaltung ist besonders gelungen & die perfekte Einstimmung auf den Schmöker!
Hinter dem Pseudonym „Charlotte Blum“ verbergen sich die Autorinnen Dorothea Böhme & Regine Bott. Gemeinsam haben sie den Roman „Fräulein vom Amt – Die Nachricht des Mörders“ geschrieben und das Ganze als Reihe („Alma Täuber ermittelt“) angelegt.

Worum geht’s?

Die Kurstadt Baden – Baden ist der Hauptschauplatz der Geschichte. In den 1920er Jahren gibt es natürlich weder Handy noch Internet, und so vermittelt die Protagonistin Alma Täuber 1922 als ‚Fräulein vom Amt‘ Telefongespräche. Gemeinsam mit ihrer Freundin Emmi lebt sie in einer Wohnung, nach dem Ende der harten Kriegsjahre liegt Aufbruchstimmung in der Luft, doch die beiden haben natürlich eine strenge Vermieterin, die Herrenbesuch nicht gerne sieht & Wert auf Sauberkeit legt.
Eines Tages belauscht Alma (verbotenerweise) ein Telefongespräch mit verdächtigem Inhalt. Als dann ein Mord geschieht, ist ihre Neugier endgültig geweckt. Alma geht zur Polizei, doch nur Kommissaranwärter Ludwig Schiller ist bereit, Alma zu glauben…

Der historische Kriminalroman kann vor allem in Sachen Alltags – und Sozialgeschichte punkten, interessante Einblicke in eine längst vergangene Epoche werden geboten, von gut besuchten Kurhotels und illegalen ,Spielhöllen‘ ist die Rede. Es ist leicht, die story zu verfolgen, sprachlich und stilistisch hatte ich mir allerdings mehr erhofft, und stellenweise hat es dem plot definitiv an Spannung gefehlt, auch ein spezifisch badisches Flair konnte ich nicht erkennen. Die Figuren fand ich jedoch ganz nett, und ich war froh, dass es sich bei diesem Reihenauftakt nicht um einen beinharten Thriller handelt. Manchmal möchte man einfach nur unterhalten werden! Insofern handelt es sich bei der Erzählung um die perfekte (Urlaubs)lektüre für Zwischendurch. Man darf auf Band 2 („Fräulein vom Amt – der Tote im Kurhaus“) gespannt sein, er soll 2023 erscheinen.

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Veröffentlicht am 20.07.2022

Frauenpower?

Die versteckte Apotheke
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Vorab:
Die optische Aufmachung des Buches gefällt mir sehr gut, die gelungene Umschlaggestaltung, Kartenmaterial und die Rezepte im Anhang sind ein besonderes Bonbon!

Sarah Penner hat mit ...

Vorab:
Die optische Aufmachung des Buches gefällt mir sehr gut, die gelungene Umschlaggestaltung, Kartenmaterial und die Rezepte im Anhang sind ein besonderes Bonbon!

Sarah Penner hat mit „Die versteckte Apotheke“ ihren Debutroman vorgelegt; stilistisch durchaus nicht anspruchslos – es gibt zwei Zeitebenen bzw. Handlungsstränge, die einerseits im achtzehnten Jahrhundert und andererseits in der Gegenwart angesiedelt sind.

Worum geht’s?

Die Geschichtswissenschaftlerin (ihr Beruf soll der Handlung zugutekommen) Caroline steht vor den Trümmern ihrer Existenz, als ihr klar wird, dass ihr Mann sie betrügt - eigentlich war ein gemeinsamer Trip anlässlich des Hochzeitstages geplant gewesen. Völlig desillusioniert bricht sie aus den USA nach Europa auf. Ihr Weg führt sie in die britische Metropole, wo sie in der Themse ein ominöses Fläschchen entdeckt. Wer weiß meistens Rat?
Archivare!

Gemeinsam mit ihrer neuen Freundin, einer Bibliothekarin, enthüllt die Protagonistin ein mehr oder weniger gut gehütetes (Achtung Topos!) Geheimnis der Vergangenheit – Nella betrieb als ‚Kräuterhexe‘ & Giftmischerin im Jahre 1791 eine geheime Apotheke, tatkräftig unterstützt wurde sie dabei bei von ihrer Helferin, dem Dienstmädchen Eliza. Wenn Not am Mann bzw. der Frau war, schritt das Duo zur Tat, gewalttätige Ehemänner wurden ins Jenseits befördert, Schwangerschaften unterbrochen etc – Nella führte penibel Buch, eine Chronik des Schreckens oder ein Register der Erlösung, je nach Sichtweise.

Ist der Androzentrismus wirklich überwunden?

„Die geheime Apotheke“ ist ein feministischer Roman, der sich anfangs spannend liest. Leider flacht die Spannungskurve für meinen Geschmack zu schnell ab, und manche Elemente fand ich arg konstruiert, doch liest sich die Geschichte recht flüssig, daher fühlte ich mich insgesamt gut unterhalten, ich könnte mir aber vorstellen, dass das Ganze als Film oder als Serie besser funktioniert, da manche Szenen regelrecht ‚kinoreif‘ sind, auch wenn nicht alle Handlungsfäden zufriedenstellend zusammengeführt werden, stellenweise hätte die Konstruktion für mich schlüssiger sein dürfen & die Figuren (und Erzählstimmen) facettenreicher.
Die kleinen Schwächen des Romans sind sicher der Tatsache geschuldet, dass es sich bei der „versteckten Apotheke“ um Sarah Penners Erstling handelt.

Fazit:

Ich vergebe 3,5 von insgesamt fünf möglichen Sternen für Penners unterhaltsames Debut, das mit einer guten Grundidee punkten kann.

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Veröffentlicht am 23.01.2022

Lawinengefahr

Das Chalet
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Das „Mädchen für alles“ Erin und der Koch Danny jobben in den französischen Alpen als Angestellte im Tourismussektor. Ein bewirtschaftetes Luxus – Chalet in Perce – Neige ist ihr Arbeitsplatz.
Als sich ...

Das „Mädchen für alles“ Erin und der Koch Danny jobben in den französischen Alpen als Angestellte im Tourismussektor. Ein bewirtschaftetes Luxus – Chalet in Perce – Neige ist ihr Arbeitsplatz.
Als sich eine Gruppe von Tech – Hipstern ankündigt, verhalten sich die beiden professionell, obwohl die Mitarbeiter des Start – Ups nicht unkompliziert sind. Die meisten der acht Gäste sind privilegierte Upper – Class – Sprösslinge. Natürlich lernten sich der Gründer der Streaming App „Snoop“ (eine Art Spotify-Verschnitt mit Echtzeitbonus) und sein engster Mitarbeiter in einem englischen Internat kennen. Auch Erin und Danny stammen aus Großbritannien, der Gourmetkoch hat gar eine Sozialbau-Vergangenheit (Franzosen kommen nur am Rande vor, das fand ich ein wenig seltsam). Es gibt den Computernerd, die Diva mit asiatischen Wurzeln, ein Ex-Model, eine Yoga – Anhängerin. Einzig die Ex-Angestellte Liz fällt bei diesem Betriebsausflug aus dem Rahmen – sie hat nicht den richtigen „Stallgeruch“, ist verhuscht und scheinbar sozial inkompetent. Das große Geld und eine drohende Übernahme machen das trügerische Firmenidyll bald zunichte. Bei einem Lawinenunglück verschwindet ein Gast aus der Truppe und bald gibt es einen Toten im „Chalet“. Doch es soll nicht bei einer Leiche bleiben…
Ruth Wares Geschichte ist durchweg spannend und unterhaltsam, es gibt alternierende Erzählperspektiven, der Stil der Autorin ist nicht übel. Der Einsatz von social media Komponenten ist gelungen, er passt gut zum plot, wobei die Followerzahl eigentlich fast schon wieder „out“ ist. Die frostige Atmosphäre gefiel mir gut, da ich den Krimi im Winter gelesen habe, auch der kammerspielartige Erzählrahmen hat sich im Genre bewährt. Nicht glücklich war ich jedoch mit der Charakterisierung der Personen. Die Figurenzeichnung ist schablonenhaft und stereotyp. Scheinbar skrupellose Rich Kids treffen auf ein schlaues, unterschätztes Mitglied (das, wie könnte es anders sein, eine traumatische Kindheit hatte) der Arbeiterklasse. Der erste Teil der Geschichte gefiel mir definitiv besser als der zweite Teil. Auch unter der Oberfläche brodelnde Konflikte sind nichts Neues.
Obwohl die story durchaus spannend ist, ist sie auch recht vorhersehbar. Ziemlich schnell ist klar, wer der Mörder ist (war das so intendiert?). Zum Psychogramm taugt der Krimi (Thrillerfeeling kommt nicht auf) leider auch nicht, zu fade sind die plot twists. Für meinen Geschmack gibt es zu viele „praktische“ Zufälle im Handlungsverlauf. Ein vergessener Schlüssel, ein Mensch mit einem untrüglichen Instinkt, etc. Die (küchen)psychologischen Erklärungsansätze sind zu flach und nach der eigentlichen Auflösung gibt es unnötiges Blabla, da die Nebenhandlungen zu dominieren scheinen. „Das Chalet“ ist okay für Zwischendurch, aber es mangelt dem Kriminalroman einfach an Raffinesse.

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