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Veröffentlicht am 15.01.2024

Ein Regency-Romance-Highlight

Wie man eine Lady verführt (Regency Romantics 2)
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Diana Templetons Plan, reich zu heiraten und jung zur Witwe zu werden ist aufgegangen. Nur Abwechslung und Aufregung fehlen in ihrem Leben. Gut, dass sie dafür ihren Freundeskreis hat. Besonders mit Jeremy ...

Diana Templetons Plan, reich zu heiraten und jung zur Witwe zu werden ist aufgegangen. Nur Abwechslung und Aufregung fehlen in ihrem Leben. Gut, dass sie dafür ihren Freundeskreis hat. Besonders mit Jeremy Willingham hat Diana jederzeit einen würdigen Diskussionspartner zur Seite, der sich für keine Herausforderung zu schade ist und sich mindestens so gerne provozieren lässt, wie sie selbst. Kein Wunder also, dass die beiden sich nicht nur in einer humorvollen Wette rund um Jeremys mögliche Heirat verstricken, sondern kurz darauf eine Affäre der besonderen Art beginnen. Doch je mehr Zeit sie miteinander verbringen, desto deutlicher wird, dass sie weit mehr als Herausforderer füreinander sind.

WIE MAN EINE LADY VERFÜHRT ist der zweite Band der REGANCY ROMANTICS-Dilogie von Martha Waters. Obwohl beide Teile je in sich abgeschlossen sind, möchte ich die Empfehlung aussprechen, den ersten Band im Voraus gelesen zu haben. Zum einen, weil ich diesen (WIE MAN EINEN LORD GEWINNT) ebenfalls wärmstes empfehlen kann. Zum anderen, weil einige Anspielungen, Figuren und Beziehungen aus dem ersten Band in diesem hier aufgegriffen werden, ohne dass alles nochmal bis ins Detail erläutert wird.

Nun aber zum eigentlichen Inhalt dieser Rezension: Diana und Jeremys Geschichte. Kurz gesagt ist es ein ganz typisches Regency-Romance-Buch. Die Geschichte wird in der dritten Person erzählt, beide Perspektiven werden betrachtet. Der Schreibstil ist altertümlich angehaucht und in jedem einzelnen Satz schwingt eine Prise Sarkasmus mit. Auch abgesehen davon steckt die Geschichte voller Humor und man kann das Buch problemlos mit einem Dauergrinsen im Gesicht lesen. Neben der Haupthandlung gibt es ein paar Nebenhandlungen, die mal mehr, mal weniger ausführlich behandelt werden. Wer Band eins kennt, kann sich hier auf einige Wiedersehen freuen. Die Themen zeugen von Tiefgang, wenngleich es sich eben typisch Regency-Romance nicht um allzu Weltbewegendes handelt. Trotzdem kann ich ganz klar sagen, dass mich die Thematik sehr begeistert hat, weil Martha Waters in ihren Romanen die Liebe zu jener Zeit von einer ganz anderen Seite her betrachtet. Es geht um Beziehungsprobleme, die man zu jener Zeit als skandalös angesehen hat und die heute nicht weniger relevant sind. Man vergleicht andere Regency-Romane häufig mit dem Paradebeispiel Bridgerton. Wer davon ein Fan ist, wird dieses Buch zweifelsohne lieben. Wer aber das so häufig verwendete Debütantinnen-Thema mit naiven Jungfrauen in der Hauptrolle zu genügen gelesen hat, sollte WIE MAN EINE LADY VERFÜHRT umso mehr Beachtung schenken.

Und dann gibt es noch diese eine Sache, die diesen Roman nicht nur von Romanen desselben Subgenres, sondern generell von vielen Liebesromanen abheben lässt. Und das ist die Chemie. Es ist kein Geheimnis, dass Regency Romance voller Prickeln und Knistern und Spice steckt. Dieser Roman hebt die Spannung aber auf ein ganz neues Level. Jede einzelne Seite, von der allerersten bis zur allerletzten besitzt diese prickelnde Atmosphäre und macht das Buch zu einer äußerst amüsanten Unterhaltung. Und das liegt voll und ganz an diesen großartigen Charakteren. Die beide sind unglaublich stur und selbstbewusst, nie um einen Kommentar verlegen und die liebevollsten Streithähne, die ich kenne. Diana ist eine beeindruckende junge Frau, sehr, sehr reif und weise für ihr Alter. Jeremy hat den Ruf eines Herzensbrechers, in Wirklichkeit ist er ein liebenswerter Herzensdieb. Beide Charaktere sind einzeln großartig und harmonisieren einfach wundervoll.

Mein Fazit:
WIE MAN EINE LADY VERFÜHRT ist ein herrlich unterhaltsamer Liebesroman, den sich niemand mit einer Schwäche für Regency Romance entgehen lassen sollte. Mich konnte dieser Band sogar noch mehr überzeugen als sein Vorgänger – und das soll wirklich was heißen. Die Geschichte ist ein richtiges 5-Sterne-Highlight, etwa weil die Chemie zwischen den Charakteren herausragend gelungen ist. Oder auch, weil der Roman thematisch ganz eigene Wege geht. Kurzum, ein vollkommen gelungenes Buch, dem ich eine riesengroße Leseempfehlung geben kann.

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Veröffentlicht am 30.09.2023

Eine Geschichte vom Finden und Verlieren

No Longer Lost - Mulberry Mansion
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Es ist vielleicht nicht grundsätzlich unmöglich, Liebe in einem Menschen zu finden, der in allen Aspekten gegensätzlich zu einem selbst ist. Aber es ist zumindest sehr unwahrscheinlich. Und deshalb ist ...

Es ist vielleicht nicht grundsätzlich unmöglich, Liebe in einem Menschen zu finden, der in allen Aspekten gegensätzlich zu einem selbst ist. Aber es ist zumindest sehr unwahrscheinlich. Und deshalb ist es verständlich, dass Wesley Hastings und May Little bisher nichtmal etwas miteinander zu tun haben. May ist die, die das verlorene findet. Wesley ist der, der auch das gefundene verliert. Dennoch finden sie zusammen, als May und die Mulberry Mansion Unterstützung brauchen und der Weg dazu über Wesley führt. Doch ein Hastings gibt nichts ohne Gegenleistung und so landet May in einer Projektarbeit zum Thema Verlieben mit der einzigen Person am Campus, die sie niemals lieben will. Zumindest das haben May und Wes gemeinsam. Und vielleicht braucht es gar nicht viel mehr, um das Unmögliche möglich zu machen …

Der Grund weshalb ich dieses Buch lesen wollte, war ganz simpel: Ich habe Band eins über die Mulberry Mansion gelesen und geliebt. Wirklich zutiefst geliebt. Ich habe nicht nur für das wundervolle Setting der alten Villa geschwärmt, sondern mich auch in sämtliche Mitbewohner:innen verguckt. Und nicht zu vergessen Merit Niemeitz‘ Schreibstil, der sich mit nichts vergleichen lässt. Diese Autorin erschafft keine Bücher, sondern Kunst.

Meine Erwartungen waren vermutlich ziemlich hoch, was, wie ich die Erfahrung gemacht habe, oft ein Fehler meinerseits ist. Doch bei diesem Buch war es ganz anders. NO LONGER LOST konnte mich vollkommen überzeugen und locker mit dem ersten Band mithalten. Und das hatte viele Gründe.

Zum Beispiel sind es die Charaktere, die diese Geschichte besonders machen. May ist eine ganz, ganz wundervolle Person. Eigentlich sollten wir alle mehr May sein. May ist sicherlich nicht perfekt und ihre wundervollen Charakterzüge bringen sie leider auch zum Stolpern. Doch May vereint alles an Menschlichkeit, was zählt. Ihre Sanftmütigkeit und Einfühlsamkeit sind enorm inspirierend.
Und Wesley … tja, ich weiß auch nicht, wie es passiert ist, dass ich mein Herz an ihn verloren habe. Aber ich weiß zumindest, dass es sehr früh passiert ist. Wesley wirkt nach außen kühl, egoistisch und schnöselig. Natürlich ist Wes aber noch viel mehr als das. Aus seiner Perspektive gibt es einige Kapitel, doch sie lassen zunächst auf sich warten. Doch ich finde, man konnte schon deutlich vorher spüren, dass Wesley viel mehr als einfach ein Hastings ist. So sehr May mich beeindruckt hat, so enorm stark habe ich mit Wesley gefühlt und gelitten. Er hat ein riesengroßes Herz und es ist wundervoll, dieses Seite für Seite zu entdecken.

Wie schon im ersten Band konnte mich der Schreibstil absolut mitreißen und verzaubern. Ja, verzaubern beschreibt es eigentlich ganz gut, denn Merit Niemeitz erschafft Worte und mit ihnen vielmehr Magie als Sprache. Sie kreiert eine wundervolle Welt rund um die Mulberry Mansion und erzählt so viel mehr als einfach eine Geschichte. Die Textpassagen im Buch sind stellenweise so weise, dass ich sie immer wieder lesen musste, sie wirklich verstehen wollte und oft vom Lesen zum Nachdenken abgeschweift bin. Es hat daher deutlich länger gedauert bis ich diesen Roman beendet habe und manchmal musste ich sogar aufhören zu lesen, weil ich mich nichtmehr konzentriert genug gefühlt habe. Aber was mir dieses Leseerlebnis deshalb gezeigt hat: Ein Pageturner ist zumeist ein sehr, sehr gutes Buch. Aber ein sehr, sehr gutes Buch ist nicht immer ein Pageturner. Nur weil man ein Buch öfters zur Seite legt, heißt das nicht, dass man es weniger liebt. Denn NO LONGER LOST ist ein Buch, das ich definitiv sehr geliebt habe.

Mein Fazit:
Die Mulberry Mansion ist ein Zuhause in Buchform, die uns Lesende mit Wärme und Gemütlichkeit und Liebe empfängt. Sie ist ein Ort zum Wohlfühlen und Abschalten – aber auch einer zum Grübeln und Fühlen. Bei NO LONGER LOST habe ich das Gefühl, das Buch nicht gelesen, sondern seine Geschichte gefühlt zu haben. Ich bin der Autorin sehr dankbar, dass sie nicht nur diese anregenden Gedanken mit uns teilt, sondern uns Charaktere wie May und Wes schenkt. Irgendwo in meinem Herzen werden diese beiden und ihre Geschichten für immer bei mir sein und ich bin davon überzeugt, dass sich diese Erfahrung niemand entgehen lassen sollte, der das geschriebene Wort liebt. Wer nun auf eine Sternebewertung wartet, den muss ich leider enttäuschen – diesen Roman kann und will ich nicht mit Sternen bewerten. Sondern mit Monden - lest das Buch und ihr wisst, was ich meine. Und wie viele Monde ich der Geschichte nun gebe? Alle, einfach alle.

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Veröffentlicht am 21.09.2023

Ein Märchen unserer Zeit und Realität

Dreamland Billionaires - Terms and Conditions
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TERMS AND CONDITIONS ist der zweite Band der DREAMLAND BILLIONAIRES-Trilogie von Lauren Asher, welche von den drei Kane-Brüdern Rowan, Declan und Cal handelt. Nach Rowans Geschichte im ersten Band ist ...

TERMS AND CONDITIONS ist der zweite Band der DREAMLAND BILLIONAIRES-Trilogie von Lauren Asher, welche von den drei Kane-Brüdern Rowan, Declan und Cal handelt. Nach Rowans Geschichte im ersten Band ist nun also Declan dran. Doch zunächst möchte ich noch eine Sache „loswerden“. Jede der drei Lovestorys steht für sich und ist in sich rund abgeschlossen. Aber es gibt eine Handlung, die sich über alle drei Bände hinweg zieht und auch wenn die Eckdaten dieser Handlung nochmals erklärt werden, macht die Geschichte deutlich mehr Sinn, wenn man den ersten Band bereits gelesen hat. Nun aber zum eigentlichen Thema dieser Rezension – der Liebesgeschichte von Declan und Iris:

Iris ist seit Jahren Declans Assistentin, was tatsächlich etwas Besonderes ist. Noch niemand vor ihr hat es ausgehalten, so lange mit Declan zusammenzuarbeiten. Declan scheint ausnahmslos im Business-Modus zu existieren – er interagiert kalt mit Menschen, scheinbar ohne Gefühle oder Skrupel. Doch Iris lässt sich davon nicht abschrecken und ist darauf fixiert, sämtliche Probleme für Declan aus dem Weg zu räumen. Vielleicht ist sie zu sehr darauf fixiert, wenn man bedenkt, dass sie nun für den Job einspringt, seine Ehefrau zu werden und ein Kind mit ihm zu bekommen. Einzig, damit Declan die Bedingungen seines Großvaters erfüllt, um CEO zu werden. Declan und Iris sind sich sicher, mit genügend Regeln, Verträgen und Papierkram kann diese Ehe Probleme lösen, ohne neue zu erschaffen. Vorausgesetzt, sie denken nicht darüber nach, weshalb Iris die einzige Person ist, die Declan ihm nahekommen lässt …

Es gibt viele Gründe, weshalb ich dieses Buch lesen wollte. Der Booktok-Hype hatte dabei tatsächlich den kleinsten Anteil. Wie schon THE FINE PRINT war dieses Buch hier ein Cover-Kauf für mich. Aber nachdem ich den ersten Band der Reihe sehr gerne gelesen habe, wollte ich natürlich unbedingt wissen, wie es mit den Kanes weitergeht und ich hatte sicherlich auch schon gewisse Erwartungen. Außerdem … wenn es um Fake Marriage geht, dann kann ich einfach nicht widerstehen.

Trotz meiner Vorfreude war ich zu Beginn etwas skeptisch, weil ich Declan im ersten Band der Reihe als sehr schroff wahrgenommen habe. Ich habe bezweifelt, dass ich mit ihm wirklich warm werden könnte. Aber es sollte sich herausstellen, dass meine Bedenken ziemlich grundlos waren. Es brauchte keine Eingewöhnungszeit, um mich mit den Kapiteln aus Declans Sicht anzufreunden. Meine Vorliebe für diesen Protagonisten ist immer größer geworden. Wie schon bei Rowan im ersten Band kann man auch ein paar Charakterzüge bei Declan etwas fragwürdig finden – Stichwort: toxische Männlichkeit. Aber im zweiten Band fand ich, dass dieses Thema viel besser angesprochen und handgehabt wurde und so habe ich in Declan einen wundervollen Bookboyfriend – oder wohl vielmehr Bookhusband – gefunden. Ganz ehrlich, kann ich bitte auch einen Declan haben?!

Von Iris war ich aber nicht minder begeistert. Sie ist eine unfassbar taffe Frau, die es wahrlich nicht leicht hatte bisher. Ein Stück in ihr ist schon lange zerbrochen, und dies als Leser zu entdecken und mit ihr mitzufühlen ist etwas, das mir wirklich nahe ging.

TERMS AND CONDITIONS ist so reich an Emotionen, aber es überwiegen auf den ersten Blick die unterhaltsamen Aspekte: Spritzige Dialoge und Schlagabtausche, spannungsvolle Wut, ganz viel Humor und trockene Schlagfertigkeit. Nicht zu vergessen auch der Spice, wobei diese Geschichte zugleich als Slow-Burn eingeordnet werden kann. Die wirklich ernsten und tiefgründigen Themen sind ebenfalls und zumindest unterbewusst immer dabei, was die Story sehr facettenreich macht. Und wenn in manchen Szenen die Ernsthaftigkeit wirklich überwog, dann war ich nicht darauf vorbereitet, dass dieses Buch mich tatsächlich noch zum Heulen bringt. Weil es zugleich herzlich und herzschmerzig war.

Mein Fazit:
TERMS UND CONDITIONS ist ein Roman, der einfach alles hat, was ich von einem Buch erwarte. Die Figuren konnten mich zu einhundert Prozent überzeugen, die Storyline war unterhaltsam und völlig ohne Längen. Auch die Dosis an verschiedenen Gefühlen war perfekt ausgewogen. Während ich im ersten Band noch minimale Kritikpunkte hatte, konnte mich Band zwei in jeder Hinsicht überzeugen. Ja, ich mochte TERMS AND CONDITIONS noch einen Tick mehr als THE FINE PRINT. Und nun kann ich es kaum erwarten, auch Cals Geschichte im dritten – und leider schon letzten – Band der Reihe zu lesen. Ob es wohl ebenso eine Fünf-Sterne-Geschichte wird, wie die von Iris und Declan?

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Veröffentlicht am 10.08.2023

Ein Meisterwerk der Genialität

Fourth Wing – Flammengeküsst
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Seit Wochen mischt FOURTH WING in sämtlichen Book-Charts mit und ist aus Bookstagram und Booktok nicht mehr wegzudenken. Hätte ich mich nicht längst in dieses strahlende Cover verliebt, hätte spätestens ...

Seit Wochen mischt FOURTH WING in sämtlichen Book-Charts mit und ist aus Bookstagram und Booktok nicht mehr wegzudenken. Hätte ich mich nicht längst in dieses strahlende Cover verliebt, hätte spätestens die Bekannt- und Beliebtheit des Romans mich dazu gebracht, ihn selbst zu lesen. Schließlich wollte ich selbst herausfinden, ob dieser ganze Hype gerechtfertigt ist.
Wie immer möchte ich meine Rezension mit einer kleinen Beschreibung des Inhalts beginnen. Allerdings ist das Buch so lang und derartig reich an Steigerungen, Wendungen und Veränderungen, dass man den Inhalt nur ganz schwer anteasern kann. Es geht um Violet Sorrengail, die ihre Ausbildung zur Drachenreiterin antreten muss. Violet hat nicht die besten Startvoraussetzungen, denn im Gegensatz zu den anderen Anwärtern des Colleges wurde sie nicht bereits ihr ganzes Leben lang darauf vorbereitet, zu einer Waffe gedrillt zu werden. Violet ist nicht nur in ihrem Herzen eine Schriftgelehrte – auch ihr kleiner, zierlicher Körper ist nicht für den Reiterquadranten gemacht. Dennoch bleibt ihr keine Wahl und sie muss sich in die erste von zahlreichen Prüfungen der dreijährigen Ausbildung stürzen. Und durchfallen gibt es bei diesen Prüfungen nicht. Entweder man besteht oder man stirbt. Trotz sämtlichen Zweifeln meistert Violet die erste Prüfung. Und dann die nächste. Und plötzlich beginnt Hoffnung in ihr zu keimen. Hoffnung, dass sie doch noch eine Reiterin werden könnte. Aber Hoffnung ist etwas, was nichts in diesem erbarmungslosen Quadranten zu suchen hat. Denn Hoffnung hilft ihr nicht weiter, wenn sämtliche ihrer Mitschüler eine weitere Prüfung für Violet darstellen – wenn alle sie tot sehen wollen, wem kann Violet noch vertrauen?

Die Geschichte wird aus Violets Perspektive in der ersten Person erzählt und beginnt spannend und temporeich mit Violets ersten Prüfung. Als Leser ist man deshalb vom ersten Moment an gefesselt und kann kaum mehr aufhören zu lesen. Die Geschichte hat gut 750 Seiten und obwohl ich geradezu Tag und Nacht durchgelesen habe, habe ich länger zum Lesen gebraucht als gedacht. Grund dafür ist, dass der Schreibstil einiges an Konzentration und Grips beim Lesen verlangt. Es ist kein Buch zum Abschalten, sondern zum Mitfiebern. Und so kam es, dass ich manche Szenen durchaus nochmal lesen musste, um wirklich alles zu verstehen. Denn es gibt viele Hinweise, Zusammenhänge und Intrigen, die geschickt und unauffällig in die Handlung eingewebt werden. Wer hier nicht aufpasst, wird schnell abgehängt. Doch wer mithält, wird belohnt mit ganz vielen Aha-Momenten und herrlichen Plot-Twists, die jedes Leser-Herz höherschlagen lassen. Ich zähle zwar auch zu der Sorte Leser, die zum Entspannen gerne mal zu einer vorhersehbaren Geschichte greift, aber letzten Endes sind die beeindruckendsten Bücher eben jene, die einen überraschen, kalt erwischen und verblüffen. Bücher wie FOURTH WING.

Obwohl mich die Geschichte direkt abgeholt hat, hat es dennoch fast zweihundert Seiten gebraucht, bis ich so ganz mit ihr warmgeworden bin. Es gibt so viele Namen und Bezeichnungen zu merken und Beschreibungen mit fremdartigen Worten zu verstehen, dass ich am Anfang einfach überfordert war und das Gefühl hatte, gar nie durchblicken zu können. Doch mit den Seiten wird es einfacher und nach weiteren hundert Seiten war ich mir dann auch absolut sicher, dass dies hier ein fünf-Sterne Buch ist. Das liegt nicht nur an der genialen Handlung, sondern einfach an allem, was die Geschichte ausmacht. Sie ist bis ins letzte Detail geschickt ausgeklügelt und beinahe übermenschlich geistreich. Ein derart ausgearbeitetes Worldbuilding ist mir vermutlich noch nie begegnet. Dass man eine so komplexe Geschichte mit so viel Humor und Liebe erzählen kann, hat mich fasziniert. Und die spannungsreichen Charaktere sind nochmal ein Kapitel für sich.
Die Figuren sind unglaublich vielfältig. Es gibt welche, die kann man auf den Tod nicht leiden, jene, die einem suspekt sind, solche, die man gleich mag, manche, denen man nach und nach verfällt und schließlich auch ein paar, die von der einen Kategorie blitzschnell in die andere wechseln. Jedenfalls sind mir zahlreiche Charaktere sehr ans Herz gewachsen – was wiederum sehr schmerzhaft war, denn bekanntlich stehen Drachenreiter bereits mit einem Bein im Grab. Apropos Drachen, die gibt es ja auch noch. Zuerst konnte ich mir gar nicht vorstellen, wie das alles funktionieren soll. Drachen, die sich an Menschen binden und zugleich gerne mal einen der Reiter rösten, wenn ihnen danach ist. Aber beim Lesen sind mir auch die Drachen derartig ans Herz gewachsen, dass mein All-Time-Favorite-Buchcharakter von nun an wohl ein Drache ist, haha.

Und nun habe ich schon so viel geschwärmt und könnte noch ewig fortfahren, dabei habe ich noch gar nicht die Lovestory im Buch erwähnt. Denn dies ist nicht einfach ein Fantasy-Roman, sondern eine Romantic-Fantasy. Die Liebesgeschichte steht bei weitem nicht im Vordergrund, was jedoch nicht bedeutet, dass sie unbedeutsam ist. Ganz im Gegenteil. Vergesst die krasseste Slow-Burn-Romance, die ihr je gelesen habt. Vergesst das leidenschaftlichste Liebespaar, das ihr kennt. FOURTH WING wird alles toppen. Diese Lovestory ist nicht einfach prickelnd, sie ist explosiv. Sie ist nicht einfach intensiv, sie ist vereinnahmend.

Mein Fazit:
Es mag Bücher geben, bei denen ich ihren Hype nicht verstehen konnte. FOURTH WING zählt definitiv nicht zu jenen Büchern. FOURTH WING hat mich in jeder erdenklichen Hinsicht beeindruckt und ist – ohne hier zu übertreiben – der beste Fantasy-Roman, den ich je gelesen habe. Das Leseerlebnis ist vielleicht nicht durchweg ein Zuckerschlecken und man sollte sich mit starken Nerven rüsten, bevor man dieses Buch aufschlägt. Aber das sollte einen nicht davon abhalten, den Roman zu lesen. Denn sonst würde man eindeutig etwas Unvergleichbares verpassen. Da dieser Roman in sich nicht abgeschlossen ist und die Fortsetzung erst in ein paar Monaten erscheint, sollte ich aber vermutlich noch eine kleine Warnung aussprechen: Achtung, Suchtgefahr!

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Veröffentlicht am 05.08.2023

Gemütliches Chaos zu den Klängen von Country-Musik

A Place to Shine
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A PLACE TO SHINE ist der letzte Band der Cherry Hill-Reihe, aber um ehrlich zu sein, freue ich mich auf diesen Band bereits seit dem Allerersten. Und nein, nicht weil ich in irgendeiner Weise froh bin, ...

A PLACE TO SHINE ist der letzte Band der Cherry Hill-Reihe, aber um ehrlich zu sein, freue ich mich auf diesen Band bereits seit dem Allerersten. Und nein, nicht weil ich in irgendeiner Weise froh bin, dass die Reihe damit ihr Ende findet – das ist vermutlich das Einzige, was ich an dem Buch überhaupt bemängeln könnte. Jedenfalls freue ich mich schon lange auf diese Geschichte, weil es die von Poppy und Trace ist. Wer die anderen Bände der Reihe gelesen hat, erinnert sicherlich an die angeteaserte Lovestory der beiden. Beim Erscheinen des ersten Bandes war dieser Vierte noch nicht angekündigt – und ich ziemlich am Boden zerstört, weil ich Trace und Poppy von Anfang an geshippt habe und ihnen so sehr eine zweite Chance gewünscht hätte. Heute halte ich tatsächlich ihre Geschichte in den Händen! Um ehrlich zu sein, war meine Vorfreude auf die Geschichte so riesig, dass ich mich gar nichts erst damit aufgehalten habe, den Klappentext zu lesen. Stattdessen habe ich mich direkt in die Story gestürzt.
Inhalt:
Einer von Poppys schlimmsten Albträumen wird war, als sie mitten in der Nacht allein an eine Unfallstelle kommt. Noch schlimmer wird es, als klar wird, für wen sie erste Hilfe leisten muss. Trace Bradley. Der Country-Superstar als Palisade. Der Mann, den sie eigentlich hassen will. Stattdessen begleitet sie ihn sorgenvoll ins Krankenhaus, was nicht die einzige dumme Entscheidung bleibt, die sie an diesem Abend treffen wird. In nur wenigen Stunden stellt Poppy die Promiklatsch-Welt (aus Versehen!) auf den Kopf und findet sich plötzlich selbst im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit zahlreicher Country-Fans wieder. Nun bleibt ihr nichts anderes übrig, als mit Trace zusammenzuarbeiten …
Meine Meinung:
Wer die Cherry Hill-Reihe bisher komplett verfolgt hat, wird sich sicherlich an den dritten Band erinnern, in dem Poppy nicht gerade Bonuspunkte gesammelt hat. Die Dinge nun aus Poppys Sicht zu lesen, macht sie einem dagegen sehr sympathisch. Poppy ist ein chaotischer Wirbelwind, humorvoll und frech zugleich, aber bei weitem nicht so selbstsicher, wie sie vielleicht wirken mag. Poppy ist in gewisser Weise verloren. Es braucht nur wenige Seiten, um einem dies zu zeigen und so hatte ich Poppy von Anfang an super gerne.
Erzählt wird die Geschichte aus der Sicht der weiblichen Protagonistin. Lilly Lucas bleibt ihrem Stil also treu und man lernt Poppy automatisch besser kennen als Trace. Im vorherigen Band (Maggy & Flynn) ist die männliche Hauptfigur für meinen Geschmack sogar zu flach geblieben. Doch bei A PLACE TO SHINE ist es ganz anders. Tatschlich war ich einfach nur fasziniert, wie die Autorin es schafft, Trace dem Leser so nahe zu bringen. Es ist unglaublich, wie viel man zwischen den Zeilen über ihn herauslesen kann und so konnte ich ihn schon sehr bald sehr gut verstehen. Vielleicht sogar zu gut, denn ich habe während dem Lesen ziemlich mit ihm gelitten. Schnief. Das lag womöglich aber auch daran, dass ich ihn so sehr ins Herz geschlossen habe. Gut möglich, dass er mein persönlicher Favorit unter den Cherry Hill-Boys ist.
Die Handlung in der Gegenwart wird durch einige Rückblick-Kapitel noch abwechslungsreicher. Zum restlichen Schreib- und Erzählstil kann ich ebenfalls nur lobende Worte finden. A PLACE TO SHINE ist das fünfte Buch, welches ich von der Autorin lese und ich bin ihrer Art Geschichten zu erzählen längst verfallen. Ich werde auch nicht müde zu betonen, wie besonders ich es finde, dass sie vergleichsweise kurze Bücher schreibt und dabei nichts an Charaktertiefe, Emotionalität, Atmosphäre und Setting einsparen muss. Zugegeben, diesem Band hätten zwanzig, dreißig Seiten mehr am Ende nicht geschadet. Aber wenigstens wurde meinem tränenreichen Leiden so schneller ein Ende gesetzt ;) Ihr werdet verstehen, was ich damit meine, sobald ihr die Geschichte lest.
Denn es ist eindeutig so, dass der Roman zuweilen sehr rührend und schmerzhaft zu lesen ist. Zu Beginn mag das vielleicht gar nicht so wirken, weil anfangs unterhaltsame Dialoge mit viel Witz und Charme im Vordergrund stehen. Die Lovestory selbst ist nicht nur dem Second-Chance-Trope zuzuordnen, sondern hat mich auch mit Slow-Burn überrascht. Dennoch wird es in diesem Buch nie ruhig oder gar langweilig, vielmehr steigert die Handlung sich immer weiter. Kein Wunder also, dass ich keine zwei Tage gebraucht habe, um die Geschichte zu lesen.

Mein Fazit:
Sicherlich bin ich nicht die Einzige, die so sehnsüchtig auf A PLACE TO SHINE gewartet hat. Allen, denen es ähnlich ging, kann ich nun aber verkünden, dass sich dieses Warten definitiv gelohnt hat. Die Geschichte ist genauso süß, witzig, romantisch und herzig, wie ich sie mir vorgestellt hatte – und noch viel mehr als das. Ich muss gar nicht erst überlegen, bevor ich diesem Buch volle fünf Sterne gebe. Dass diese Bewertung zugleich eine große Leseempfehlung ist, müsste ich vermutlich gar nicht mehr extra erwähnen. Aber ich tue es, weil ich noch einen kleinen Zusatz anhängen möchte. Schließlich handelt es sich um den Abschlussband einer Tetralogie und obwohl jeder Band in sich abgeschlossen ist, bauen die Geschichten gewissermaßen aufeinander auf. Wer die Bücher kennt, freut sich über viele Wiedersehen und zahlreiche Verweise auf Lilly Lucas‘ Werke im Allgemeinen. Wer die Bücher dagegen nicht kennt, wird manche Insider nicht verstehen. Daher ist es meiner Meinung nach wichtig, zumindest ein, zwei Vorgängerbände zu kennen. Ansonsten gilt aber klar: Lest dieses Buch, denn es ist eine „damn fine choice“ - Trace’ Worte, nicht meine :D Nun bleibt nur noch die Frage, ob Trace auch eine Antwort darauf hat, wie man den Abschied von Cherry Hill verkraften soll …

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