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Veröffentlicht am 01.11.2022

Englische Geschichte lebendig erzählt!

Drachenbanner
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Mit „Drachenbanner“ erscheint der langersehnte 7. Band der berühmten Waringham-Saga von Rebecca Gablé. Dieser knüpft von der historischen Handlung unmittelbar an seinen Vorgängerroman „Teufelskrone“ an. ...

Mit „Drachenbanner“ erscheint der langersehnte 7. Band der berühmten Waringham-Saga von Rebecca Gablé. Dieser knüpft von der historischen Handlung unmittelbar an seinen Vorgängerroman „Teufelskrone“ an. Trotzdem kann man alle Teile der Waringham-Reihe unabhängig voneinander lesen.

Das Cover ist sehr edel mit seiner nachtblauen Farbe und dem goldenen Drachenbanner in der Mitte. Sowohl der sehr passend gewählte Titel als auch das Banner selber werden im Laufe des Romans erklärt – für all jene, die wie ich bisher nicht wussten, was es mit diesem Begriff auf sich hat.

Die historische Handlung führt den Leser dieses Mal in die Zeit von Simon de Montfort, der mit seinen Zielen für eine parlamentarische Regierung seiner Zeit weit voraus und dem König Henry III. sowie einer Großzahl der Barons und Lords im Land ein Dorn im Auge war. Durch das Bestreben der Montfortianer wurden nicht nur die „Provisions of Oxford“ eingeführt, sondern auch weitreichende Reformen angeregt, die als Grundstein für den späteren Parlamentarismus gelten.

Neben den politisch belegten Entwicklungen im damaligen Großbritannien wird dem Leser natürlich auch wieder eine spannende und facettenreiche fiktive Geschichte geboten.
Adela of Waringham und Bedric Archer, Sohn eines Leibeigenen, wachsen als Milchgeschwister zusammen auf. Die beiden verbindet nicht nur eine enge Freundschaft, sondern eine tiefe emotionale Verbundenheit.
Eines Tages wird Adela als Hofdame zur Schwester des Königs geschickt, während Bedric immer öfter mit dem Sohn des Earl of Waringham, Raymond, aneinandergerät. Die Situation wird für ihn in Waringham irgendwann so unerträglich, dass eine Flucht förmlich unausweichlich wird.
Die Wege von Adela und Bedric kreuzen sich jedoch in den kommenden Jahren im Gefolge von Simon de Montfort.

Wie in den bisherigen Waringham-Romanen wurde ich durch den bildgewaltigen Schreibstil sehr schnell in die Geschichte hineingesogen. Für mich war es förmlich wie Nach-Hause-Kommen und das Wiedersehen mit bereits bekannten Charakteren aus dem Vorgängerroman fand ich dabei besonders schön.

Die Hauptcharaktere sind sehr authentisch beschrieben. Dabei werden sie jedoch nicht nur schwarz-weiß gezeichnet, sondern zeigen auch Ecken und Kanten. Bei manchen Handlungen musste ich sogar kurz schlucken und meine Meinung über den ein oder anderen Charakter kurz überdenken. Dies ist der Autorin wirklich gut gelungen.
Die Gegenspieler wie hier u.a. Raymond of Waringham sind dabei so gut beschrieben, dass man ihnen zwar alles Mögliche an den Hals wünscht, jedoch auch bei ihnen den ein oder anderen guten Charakterzug erkennen kann.

Leider ist das Buch in der ersten Hälfte etwas schleppend in Gang gekommen. Die politischen Entwicklungen kamen hier kaum zum Tragen oder wurden durch doch sehr große Zeitsprünge teilweise übersprungen und nur kurz erwähnt. Ganz anders dann in der zweiten Hälfte des Romans. Hier nimmt die Handlung richtig Fahrt auf und ich konnte das Buch vor lauter Spannung kaum noch aus den Händen legen. Dabei wurden die politisch doch teilweise recht wirren Zeiten sehr gut erzählt.

Im Rahmen der fiktiven Geschichte waren es mir an vielen Stellen etwas zu viel der Zufälle, sodass ich mir teilweise sogar ein Augenrollen verkneifen musste.
Auch die Liebesszenen zwischen Adela und Bedric waren für meinen Geschmack wahllos eingebaut und überflüssig. Sie haben der Handlung keinen Fortschritt gebracht und mich eher aus dem Lesefluss gebracht, als dem Ganzen etwas Sinnvolles beizusteuern.

Alles in allem muss ich jedoch sagen, dass Rebecca Gable wieder ein sehr emotionaler bildgewaltiger historischer Roman gelungen ist, der mir die englische Geschichte der damaligen Zeit näher gebracht hat.
Das Nachwort ist hier noch einmal besonders zu erwähnen. Dieses sollte man unbedingt lesen, um das vorab Gelesene richtig einzuordnen.

Im Zuge der Waringham-Reihe ist dieses für mich der bisher schwächste Teil, jedoch im Blick auf andere Romane in diesem Genre ein wieder sehr gelungenes Werk, dass sich auf jeden Fall lohnt zu lesen!

Da am Ende des Buches einige Handlungsstränge der Fantasie des Lesers überlassen werden, könnte ich mir gut eine Fortsetzung vorstellen, die ich natürlich mit Freuden lesen würde! Ich bin jetzt schon gespannt auf den nächsten Teil dieser tollen Saga!

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Veröffentlicht am 30.09.2022

Ein gelungener Trilogie-Auftakt

Schloss Liebenberg. Hinter dem hellen Schein
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Mit „Schloss Liebenberg – Hinter dem hellen Schein“ erscheint der erste Band der neuen Trilogie von Hanna Caspian.
Adelheid Schaaf, die Tochter eines Tagelöhners, kann Anfang des 20. Jahrhunderts ihr Glück ...

Mit „Schloss Liebenberg – Hinter dem hellen Schein“ erscheint der erste Band der neuen Trilogie von Hanna Caspian.
Adelheid Schaaf, die Tochter eines Tagelöhners, kann Anfang des 20. Jahrhunderts ihr Glück kaum fassen. Sie bekommt eine Anstellung als Stubenmädchen im Schloss Liebenberg, verdient regelmäßig Lohn und kann damit ihrer Familie helfen.
Doch schon bald treten die ersten Neider auf den Plan, die von Missgunst getrieben sind und Adelheid die neue Stellung nicht gönnen. Durch Intrigen wird Adelheid zum Hausmädchen degradiert und muss mit der ebenfalls bestraften und bereits sehr erfahrenen Hedda Pietsch eine Stube teilen. Zwischen den beiden Frauen entwickelt sich schnell eine Freundschaft, die Adelheid in dieser neuen Welt Kraft gibt.
Während Adelheid in dieser glitzernden Welt Fuß fasst, bahnt sich im Schloss ein schier unfassbarer Skandal an, der in die Geschichte als Harden-Eulenburg-Affäre eingeht und maßgebliche Auswirkungen auf die Herren, aber auch auf die Diener des Schlosses haben wird.
Der Schreibstil von Hanna Caspian ist wie gewohnt flüssig und leicht zu lesen.
Schnell lernt man die handelnden Personen kennen. Das besondere an dieser Romanreihe ist das Erfahren der Geschehnisse aus der Sicht der Dienstboten. Das Setting und die Abläufe im Schloss kann man sich bildlich sehr gut vorstellen.
Man lernt den harten arbeitsreichen Alltag, die Hierarchien innerhalb der Dienstboten, aber auch die Lebensverhältnisse außerhalb des Schlosses kennen.
Dass die Dienstboten unter der damaligen Klassengesellschaft stark leiden mussten, wird deutlich und hat mich so manches Mal beim Lesen sprachlos gemacht.
Die einzelnen Charaktere bleiben im Laufe der Geschichte noch etwas blass, jedoch lernt man schon erste Lebenswege/Schicksale und natürlich Charakterzüge kennen, die sich im Laufe der Trilogie sicher noch vertiefen werden.
Adelheid als Hauptprotagonistin ist mir sofort sympathisch geworden. Sie ist fleißig, lernt schnell, muss aber immer wieder mit Vorurteilen kämpfen. Die Sinneswandlung zum Ende des Romans war für mich nicht ganz nachvollziehbar, sodass ich im 2. Band auf weitere Erklärungen hoffe.
Der politische Skandal klingt im Laufe des Romans immer wieder an, doch es wird hier nicht so direkt Bezug auf die betreffenden Personen in den gehobenen Kreisen genommen, sondern man erfährt auch diesen Teil eher aus der Sicht der Dienstboten. Die Unruhe im Dienstbotentrakt ist förmlich spürbar und ich finde es gut, dass hier nicht nur die herrschende Klasse zu Wort kommt, sondern auch die Nöte und Sorgen der Dienstboten im Zusammenhang mit den sich anbahnenden Veränderungen.
Leider baute sich für mich der Spannungsbogen nicht so recht auf, sondern die Geschichte plätscherte eher vor sich hin. Jedoch kann ich mir gut vorstellen, dass die Story im Band 2 weiter an Fahrt aufnehmen wird.
Das Ende des Romans ist sehr offen gehalten. Viele Probleme, die im 1. Teil anklingen, werden wohl erst in den Folgebänden wieder aufgegriffen, sodass ich mich jetzt schon auf Band 2 freue, um die Geschichte von Adelheid und ihren Mitstreitern, aber auch die Entwicklung des Skandals rund um Fürst von Eulenburg zu erfahren.

Fazit:
Es war ein lesenswerter historischer Roman, der die damalige Zeit aus Sicht der unteren Klasse beleuchtet und einen sehr guten Einblick in diese Welt gibt. Mich hat die Geschichte gut unterhalten, auch wenn es noch Potential für Verbesserungen gibt. Band 2 werde ich auf jeden Fall lesen!

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Veröffentlicht am 20.09.2022

Eine außergewöhnliche Frau

Dian Fossey - Die Forscherin
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Mit „Dian Fossey – Die Forscherin“ ist ein Roman über das Leben einer außergewöhnlichen Frau erschienen, die ihr Leben der Erforschung und Rettung der Berggorillas in Afrika gewidmet hat.

Susanna Leonard ...

Mit „Dian Fossey – Die Forscherin“ ist ein Roman über das Leben einer außergewöhnlichen Frau erschienen, die ihr Leben der Erforschung und Rettung der Berggorillas in Afrika gewidmet hat.

Susanna Leonard gelingt es durch ihre sehr flüssige und bildliche Sprache von Anfang an ein lebendiges Bild dieser sehr starken Frau zu zeichnen.

Der Roman ist dabei nicht chronologisch gegliedert, sondern blickt abwechselnd auf die prägende Kindheit von Dian, die Entwicklungen in den 60er Jahren sowie das gewaltsame Ende der Forscherin, sodass der Leser Stück für Stück mehr aus dem Leben von Dian Fossey erfährt.

Dem Roman gelingt es, sowohl die sehr erfolgreiche Arbeit von Dian Fossey im Bezug auf die Erforschung und Rettung der Berggorillas zu beschreiben, als auch die etwas schwierige Persönlichkeit dieser Frau herauszustellen.

Die sehr wichtige Arbeit, die Dian Fossey geleistet hat, war teilweise mit recht fragwürdigen Methoden im Bezug auf die Einheimischen verbunden. Ich finde es gelungen, dass auch diese Seite hier eindeutig zur Sprache kommt und Dian Fossey und ihre Lebensleistung nicht nur verklärt dargestellt wird.

Nach dem Lesen dieses Romans war ich teilweise erschüttert, welch starrsinnige und gewaltbereite Persönlichkeit Dian Fossey wohl in Wirklichkeit gewesen sein muss und mit welcher Kompromisslosigkeit sie gegen die Einheimischen vorgegangen ist. Dass sie sich durch ihr Verhalten zahlreiche Feinde geschaffen hat, ist nicht verwunderlich.

Da es sich um eine Romanbiografie handelt, gehe ich davon aus, dass Dian Fossey auch tatsächlich so war.
Das Thema Naturschutz und Artenerhalt ist damals wie heute unglaublich wichtig, sodass mich besonders auch das Nachwort berührt hat, in dem erwähnt wird, dass sich die Population der Berggorillas seit Fosseys Tod wesentlich verbessert hat und ihre Arbeit somit nicht vergebens war.

Alles in allem wurde das Leben, die Persönlichkeit und die Entwicklung dieser wohl nicht unumstrittenen Frau sehr gut umschrieben.
Mir kam jedoch die Arbeit mit den Gorillas etwas zu kurz, sodass ich hier einen Punkt abziehen würde.

Es ist ein absolut lesenswerter Roman über das Leben und Wirken einer sehr starken Frau, welches mich nachhaltig beeindruckt hat!

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Veröffentlicht am 15.09.2022

Gelungene Fortsetzung - Der Inselsalon auf Norderney zur Zeit des 1. Weltkriegs

Sturm über dem Inselsalon
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Mit „Sturm über dem Inselsalon“ ist Band 2 der Norderney-Saga erschiehen, der sich rund um einen Friseursalon und starke Frauen dreht, die sich in schwierigen Zeiten behaupten müssen.
Der 1. Weltkrieg ...

Mit „Sturm über dem Inselsalon“ ist Band 2 der Norderney-Saga erschiehen, der sich rund um einen Friseursalon und starke Frauen dreht, die sich in schwierigen Zeiten behaupten müssen.
Der 1. Weltkrieg ist ausgebrochen und der Insel und ihren Bewohnern stehen harte Zeiten bevor. Die Gäste bleiben fern, die Männer sind an der Front und das Gesicht der Insel wandelt sich von einer idyllischen Kulisse zu einer Festungsanlage.
Frieda Fisser leitet den Friseursalon fast allein und trotzt allen Widerständen. Sie versucht, ihre Familie durch Klugheit und harte Arbeit durch die schweren Zeiten zu bringen.
Grete arbeitet anfangs als Gemeindeschwester, doch schon bald wird sie als Krankenschwester im Insellazarett eingesetzt. Hier hilft sie jeden Tag verletzten und sterbenskranken Soldaten.
Das Warten auf ihre Ehemänner ist eine Zerreißprobe, doch am Ende kommt nur einer aus dem Krieg zurück.
Band 2 knüpft unmittelbar an den Vorgängerband an. Durch kurze Rückblenden ist es möglich, diesen Band unabhängig von Band 1 zu lesen. Um jedoch die Charaktere und deren Beziehung zueinander vollends zu verstehen, ist es ratsam, unbedingt vorher Band 1 zu lesen.
Wieder gelingt es Sylvia Lott mit einem sehr angenehmen flüssigen Schreibstil die damalige Zeit zum Leben zu erwecken.
Viele historische Ereignisse werden dabei geschickt mit den fiktiven Personen verknüpft und man bekommt ein sehr authentisches Gesamtbild.
An manchen Stellen war mir die Abfolge der Ereignisse etwas zu flott, sodass mir die nötige Tiefe gefehlt hat.
Gen Ende des Buches wird dies jedoch durch sehr einfühlsame Szenen wieder gut gemacht und auch der Abschluss des Romans ist sehr gelungen – er hinterlässt mich einerseits wehmütig, da ich die lieb gewonnenen Charaktere schon wieder verlassen muss, aber auch mit ganz viel Hoffnung für deren Schicksal in Band 3.
Da einige Fragen noch offen sind und die Zukunft der Hauptprotagonisten noch keineswegs gewiss, bleibt die Spannung auf Band 3 sehr gut erhalten.
Sylvia Lott greift nicht nur das Thema des 1. Weltkrieges auf, der zweifellos eines der bedeutendsten und einschneidendsten Ereignisse im Leben der Insulaner darstellte, sondern auch den Drang nach Veränderung. Vor allem die Frauen, allen voran Frieda Fisser, gehen mit Mut voran und fordern ihre Rechte. Der Wandel in der Gesellschaft ist kaum noch aufzuhalten.
Für mich war es eine Freude, das Leben von Frieda, Grete, allen Verwandten und Bekannten auf der Insel weiter zu verfolgen, sie durch Höhen und Tiefen gehen zu sehen und dabei gleichzeitig wieder einiges an verschüttetem Geschichtswissen aufzufrischen.

Ich freue mich jetzt schon auf Band 3 und kann das Lesen dieser Reihe jedem empfehlen, der gefühlvolle Geschichten mit einer Prise Historik gern mag.

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Veröffentlicht am 15.09.2022

Gelungener Auftakt der Norderney-Saga

Die Frauen vom Inselsalon
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„Die Frauen vom Inselsalon“ ist der Auftakt der Familiensaga rund um einen Friseursalon auf Norderney Anfang des 20. Jahrhunderts aus der Feder von Sylvia Lott.
Frieda, eine Fischertochter der Insel, hat ...

„Die Frauen vom Inselsalon“ ist der Auftakt der Familiensaga rund um einen Friseursalon auf Norderney Anfang des 20. Jahrhunderts aus der Feder von Sylvia Lott.
Frieda, eine Fischertochter der Insel, hat den großen Traum, im Friseursalon der Familie Fisser zu arbeiten und bekommt tatsächlich eine Chance, in diese für sie neue Welt einzutauchen. Frieda ist eine sehr kluge junge Frau mit viel Talent und einer Aura, die anderen ein Lächeln ins Gesicht zaubert.
Sie lernt als junges Mädchen die wohlhabende Grete aus Berlin kennen, die zwar auf den ersten Blick alles hat, was man sich wünschen kann, jedoch an einer Hauterkrankung und starken Hustenanfällen leidet und ihre Krankheit als Kurgast auf der Insel auskurieren soll.
Zwischen den beiden Mädchen entwickelt sich trotz der Standesunterschiede eine tiefe Freundschaft, die die Zeit überdauert.
Der Leser begleitet die Mädchen beim Erwachsenwerden. Sie lernen die erste Liebe kennen und vor allem Grete versucht sich den vorgeschriebenen Konventionen der damaligen Zeit immer mehr zu entziehen und eine Ausbildung zur Schwester im Seehospiz auf Norderney zu beginnen.
Der Schreibstil der Autorin ist sehr angenehm zu lesen. Durch den Wechsel der Perspektiven bekommt man immer wieder einen tiefen Einblick in die Sichtweisen von Frieda, Grete und auch dem Leben und Schaffen im Friseursalon.
Die beiden Hauptcharaktere sind sehr authentisch beschrieben. Ihre Freundschaft hat mich tief berührt und zeigt, dass man trotz großer Unterschiede im Herzen eins sein und die Freundschaft auch große Entfernungen überdauern kann. Die beiden Frauen stehen einander bei und haben immer ein offenes Ohr füreinander.
Sehr interessant waren die Beschreibungen der damaligen Badeanstalten, der Kureinrichtungen sowie die angebotenen Behandlungen, aber auch und vor allem die Entwicklungen im Friseurwesen. Da habe ich manches mal gestaunt, welch Fortschritte im letzten Jahrhundert erreicht wurden.
Der Friseursalon als Mittelpunkt von Weltpolitik und alltäglichem Dorftratsch ist sehr gelungen und man kann sich das lebendige Treiben vor Ort richtig gut vorstellen.
An manchen Stellen waren mir die politischen Gespräche etwas zu langatmig. Allerdings konnte man im Laufe des Romans einiges dazu lernen, was mir bislang aus dieser Zeit noch nicht bekannt war.
Der Spannungsbogen ist eher gemütlich, jedoch steigert sich die Dramatik zum Ende des Romans ganz automatisch. Der 1. Weltkrieg bricht aus und die Männer der Insel werden zum Dienst an der Waffe gerufen. Die Frauen bleiben zurück.
Ich habe den Roman mit einem wehmütigen Gefühl beendet und bin sehr gespannt, wie die Frauen der Insel die schwere Zeit des Krieges meistern werden.
Fazit:
Sylvia Lott ist mit „Die Frauen vom Inselsalon“ ein schöner Reihenauftakt gelungen, in dem das politische Weltgeschehen zur Kaiserzeit in Deutschland vor idyllischer Nordseekulisse gezeichnet und dem Leser Leben und Schicksal dieser wunderbaren starken Frauen aufgezeigt wird.
Ich habe sehr angenehme Lesestunden mit diesem Roman verbracht und freue mich nun, gleich Band 2 lesen zu können.

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