Englische Geschichte lebendig erzählt!
DrachenbannerMit „Drachenbanner“ erscheint der langersehnte 7. Band der berühmten Waringham-Saga von Rebecca Gablé. Dieser knüpft von der historischen Handlung unmittelbar an seinen Vorgängerroman „Teufelskrone“ an. ...
Mit „Drachenbanner“ erscheint der langersehnte 7. Band der berühmten Waringham-Saga von Rebecca Gablé. Dieser knüpft von der historischen Handlung unmittelbar an seinen Vorgängerroman „Teufelskrone“ an. Trotzdem kann man alle Teile der Waringham-Reihe unabhängig voneinander lesen.
Das Cover ist sehr edel mit seiner nachtblauen Farbe und dem goldenen Drachenbanner in der Mitte. Sowohl der sehr passend gewählte Titel als auch das Banner selber werden im Laufe des Romans erklärt – für all jene, die wie ich bisher nicht wussten, was es mit diesem Begriff auf sich hat.
Die historische Handlung führt den Leser dieses Mal in die Zeit von Simon de Montfort, der mit seinen Zielen für eine parlamentarische Regierung seiner Zeit weit voraus und dem König Henry III. sowie einer Großzahl der Barons und Lords im Land ein Dorn im Auge war. Durch das Bestreben der Montfortianer wurden nicht nur die „Provisions of Oxford“ eingeführt, sondern auch weitreichende Reformen angeregt, die als Grundstein für den späteren Parlamentarismus gelten.
Neben den politisch belegten Entwicklungen im damaligen Großbritannien wird dem Leser natürlich auch wieder eine spannende und facettenreiche fiktive Geschichte geboten.
Adela of Waringham und Bedric Archer, Sohn eines Leibeigenen, wachsen als Milchgeschwister zusammen auf. Die beiden verbindet nicht nur eine enge Freundschaft, sondern eine tiefe emotionale Verbundenheit.
Eines Tages wird Adela als Hofdame zur Schwester des Königs geschickt, während Bedric immer öfter mit dem Sohn des Earl of Waringham, Raymond, aneinandergerät. Die Situation wird für ihn in Waringham irgendwann so unerträglich, dass eine Flucht förmlich unausweichlich wird.
Die Wege von Adela und Bedric kreuzen sich jedoch in den kommenden Jahren im Gefolge von Simon de Montfort.
Wie in den bisherigen Waringham-Romanen wurde ich durch den bildgewaltigen Schreibstil sehr schnell in die Geschichte hineingesogen. Für mich war es förmlich wie Nach-Hause-Kommen und das Wiedersehen mit bereits bekannten Charakteren aus dem Vorgängerroman fand ich dabei besonders schön.
Die Hauptcharaktere sind sehr authentisch beschrieben. Dabei werden sie jedoch nicht nur schwarz-weiß gezeichnet, sondern zeigen auch Ecken und Kanten. Bei manchen Handlungen musste ich sogar kurz schlucken und meine Meinung über den ein oder anderen Charakter kurz überdenken. Dies ist der Autorin wirklich gut gelungen.
Die Gegenspieler wie hier u.a. Raymond of Waringham sind dabei so gut beschrieben, dass man ihnen zwar alles Mögliche an den Hals wünscht, jedoch auch bei ihnen den ein oder anderen guten Charakterzug erkennen kann.
Leider ist das Buch in der ersten Hälfte etwas schleppend in Gang gekommen. Die politischen Entwicklungen kamen hier kaum zum Tragen oder wurden durch doch sehr große Zeitsprünge teilweise übersprungen und nur kurz erwähnt. Ganz anders dann in der zweiten Hälfte des Romans. Hier nimmt die Handlung richtig Fahrt auf und ich konnte das Buch vor lauter Spannung kaum noch aus den Händen legen. Dabei wurden die politisch doch teilweise recht wirren Zeiten sehr gut erzählt.
Im Rahmen der fiktiven Geschichte waren es mir an vielen Stellen etwas zu viel der Zufälle, sodass ich mir teilweise sogar ein Augenrollen verkneifen musste.
Auch die Liebesszenen zwischen Adela und Bedric waren für meinen Geschmack wahllos eingebaut und überflüssig. Sie haben der Handlung keinen Fortschritt gebracht und mich eher aus dem Lesefluss gebracht, als dem Ganzen etwas Sinnvolles beizusteuern.
Alles in allem muss ich jedoch sagen, dass Rebecca Gable wieder ein sehr emotionaler bildgewaltiger historischer Roman gelungen ist, der mir die englische Geschichte der damaligen Zeit näher gebracht hat.
Das Nachwort ist hier noch einmal besonders zu erwähnen. Dieses sollte man unbedingt lesen, um das vorab Gelesene richtig einzuordnen.
Im Zuge der Waringham-Reihe ist dieses für mich der bisher schwächste Teil, jedoch im Blick auf andere Romane in diesem Genre ein wieder sehr gelungenes Werk, dass sich auf jeden Fall lohnt zu lesen!
Da am Ende des Buches einige Handlungsstränge der Fantasie des Lesers überlassen werden, könnte ich mir gut eine Fortsetzung vorstellen, die ich natürlich mit Freuden lesen würde! Ich bin jetzt schon gespannt auf den nächsten Teil dieser tollen Saga!