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Veröffentlicht am 15.07.2018

Wie naturnah und gesund sind Blutwurst und Schokolade?

Naturnahes Kochen – einfach, gut, gesund
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In seinem Buch “Naturnahes Kochen – einfach, gut, gesund“ kombiniert der Gourmetkritiker und gelernte Koch Erwin Seitz eine gut informierte Warenkunde mit einem Rezeptteil von 24 Rezepten. Nach meinem ...

In seinem Buch “Naturnahes Kochen – einfach, gut, gesund“ kombiniert der Gourmetkritiker und gelernte Koch Erwin Seitz eine gut informierte Warenkunde mit einem Rezeptteil von 24 Rezepten. Nach meinem Empfinden wecken Buchbeschreibung und Titel beim Leser falsche Erwartungen. Längst nicht alle Zutaten sind gesund, naturnah oder saisonal, zum Beispiel Blutwurst, Bratwurst oder Schokolade. Es mag sein, dass die gut erklärte Zubereitung nur 30 Minuten dauert, aber was ist mit der Beschaffung der teils ungewöhnlichen Lebensmittel? Saibling gibt es bestimmt nicht an der nächsten Ecke. Von daher kommen einige der Gerichte für Berufstätige von vornherein nicht in Frage. Ich hätte mir wesentlich mehr Rezepte mit leicht zu beschaffenden frischen und kostengünstigen Zutaten gewünscht.
An der Optik des Bandes ist nichts auszusetzen. Ich habe auch nichts gegen einen Zugewinn an Wissen in der Warenkunde, aber ich sehe in dem Band eher eine Ergänzung meiner Kochbuchbibliothek und nicht einen Ersatz für bewährte Standardwerke.

Veröffentlicht am 03.12.2017

Was geschieht wirklich?

The Ending - Du wirst dich fürchten. Und du wirst nicht wissen, warum
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Der kanadische Autor Iain Reid legt mit “The Ending“ nach zwei sehr erfolgreichen Sachbüchern sein Romandebüt vor. Der deutsche Leser nimmt das Buch unter dem Eindruck von überschwänglichem Lob und reichlich ...

Der kanadische Autor Iain Reid legt mit “The Ending“ nach zwei sehr erfolgreichen Sachbüchern sein Romandebüt vor. Der deutsche Leser nimmt das Buch unter dem Eindruck von überschwänglichem Lob und reichlich Vorschusslorbeeren zur Hand und bekommt nicht genau das, was er erwartet.

Jake und seine Freundin sind in der Weite Kanadas unterwegs zur alten Farm der Eltern des Mannes. Sie kennen sich erst wenige Wochen, und es sieht nicht besonders gut aus für die Beziehung, wie schon der erste Satz des Romans andeutet. “Ich trage mich mit dem Gedanken, Schluss zu machen“ äußert die namenlose Ich-Erzählerin und meint damit ihre Beziehung oder auch nicht. Während der Fahrt sprechen Jake und seine Freundin miteinander, aber sie sind nicht offen zueinander. Es entsteht eine Atmosphäre der Bedrohung und der Angst, die nach ihrer Ankunft auf der Farm und bei der Begegnung mit Jakes Eltern noch verstärkt wird. Das Paar fährt im Schneesturm noch am gleichen Abend zurück. Sie verhalten sich eigenartig, es passieren seltsame Dinge. Das kann kein gutes Ende nehmen. Dies ist dem Leser auch deshalb bewusst, weil zwischen den Abschnitten kursiv gesetzte Dialoge von zwei Unbekannten eingeblendet sind, die von einem Toten sprechen. Wer das ist und warum dieser Tote für Jake und seine Freundin von Bedeutung ist, erfahren wir zunächst nicht.

Die Auflösung erwartet der Leser so nicht und reagiert zunächst verwirrt. Man hat das Gefühl, man müsste das Buch noch einmal lesen, um es besser zu verstehen, weil vielleicht übersehene Details eine schlüssige Erklärung liefern könnten. Auf jeden Fall bleibt der Eindruck, dass es dem Autor gelingt, mittels der Sprache eine immer bedrohlicher wirkende Atmosphäre zu schaffen und damit bei der Protagonistin und beim Leser diffuse Ängste zu erzeugen. Das Buch liest sich nicht schlecht, aber wirklich überzeugt hat es mich nicht.

Veröffentlicht am 04.06.2017

Auf der Flucht

Sie werden dich finden
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Seit langer Zeit bin ich ein Fan von Roger Smiths Romanen mit Schauplatz Südafrika – Kap der Finsternis, Blutiges Erwachen, Staubige Hölle, Stiller Tod usw. – und hatte große Erwartungen an den neuen, ...

Seit langer Zeit bin ich ein Fan von Roger Smiths Romanen mit Schauplatz Südafrika – Kap der Finsternis, Blutiges Erwachen, Staubige Hölle, Stiller Tod usw. – und hatte große Erwartungen an den neuen, unter dem Pseudonym James Rayburn geschriebenen Thriller des Autors. Er bewegt sich in einem völlig anderen Milieu. Es geht um Spionage und die Aktivitäten der Geheimdienste.
Die ehemalige Agentin und Profi-Killerin Kate Swift wurde zur Whistleblowerin, nachdem ihr Mann bei einem Einsatz von der CIA ermordet wurde. Sie deckte die Vorgänge auf, belastete ihren ehemaligen Chef schwer und musste untertauchen, weil sie zu Recht seine Rache fürchtete. Dann fliegt ihre Tarnung auf, und sie muss fliehen, um sich und ihre 6jährige Tochter Suzie zu retten. Nach mehreren Zwischenstationen gelangt sie nach Thailand, wo sie sich Hilfe von ihrem ehemaligen Mentor erhofft, der einst ihr Idol war. Er kann ihr nicht helfen, und sie muss sich etwas Anderes einfallen lassen. Ihre Verfolger sind ihr auf der Spur. Wird sie mit ihrer Tochter entkommen können?
Die Ereignisse werden in kurzen Kapiteln aus wechselnden Perspektiven erzählt und entwickeln zunächst ein großes Tempo. Später lässt die Spannung deutlich nach. Insgesamt wirkt die Geschichte reichlich wirr mit losen Enden und wenig schlüssigen Abläufen. Ich vermisse Tiefgang und sorgfältige Charakterisierung der Figuren, von denen es viel zu viele gibt. Auch sprachlich gefällt mir der Roman nicht. Die Sprache ist sehr derb. Vor allem aber stört mich die exzessive Gewalt, obwohl der Autor natürlich auch bei den in Südafrika spielenden Romanen nicht zimperlich war. Insgesamt war dieser Thriller für mich eine Enttäuschung.

Veröffentlicht am 30.04.2017

Geschichten von Bienen

Die Geschichte der Bienen
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Mit „Die Geschichte der Bienen“ legt die Norwegerin Maja Lunde nach mehreren Jugendbüchern ihren ersten Roman für Erwachsene vor – einen Roman wohlgemerkt und kein Sachbuch. In drei auf unterschiedlichen ...

Mit „Die Geschichte der Bienen“ legt die Norwegerin Maja Lunde nach mehreren Jugendbüchern ihren ersten Roman für Erwachsene vor – einen Roman wohlgemerkt und kein Sachbuch. In drei auf unterschiedlichen Zeitebenen angesiedelten Handlungssträngen erzählt sie in vielen kurzen Kapiteln mit ständig wechselnder Perspektive die Geschichte von drei Familien, die alle irgendwie mit Bienen zu tun haben. William lebt im 19. Jahrhundert in England. Er musste seine Träume von einer Karriere als Wissenschaftler angesichts seiner schnell wachsenden Familie aufgeben und verdient sein Geld als Samenhändler. Irgendwann hat er die Idee für einen neuartigen Bienenstock. Allerdings ist eine Anmeldung als Patent nicht möglich, weil es so etwas anderswo schon gibt. George ist Imker und lebt mit seiner Frau und seinem Sohn in Ohio. Finanziell wird es sehr eng für ihn, als 2007 der größte Teil seiner Bienenvölker von einen Tag auf den anderen verschwindet wie in vielen anderen Teilen der USA auch. Der dritte Teil spielt im China der Zukunft. Im Jahr 2098 gibt es dort keine Bienen mehr. Millionen von Arbeitern bestäuben die Obstbäume von Hand. Die Menschen arbeiten sehr schwer und sind trotzdem arm, haben kaum genug zu essen. In diesem Teil geht die Autorin auf die Probleme ein, die uns auch aktuell beschäftigen. Wie sieht die Zukunft für uns Menschen aus, wenn es keine Bienen mehr gibt? Was können wir tun?
Mich hat das Buch sehr interessiert. Allerdings bin ich nach der Lektüre etwas enttäuscht. Es passiert nicht allzu viel auf den gut fünfhundert Seiten. Es gibt keine bedeutenden oder überraschenden Entwicklungen. Auf mich wirkte es eher wie eine endlose Wiederholung des ewig Gleichen. Mich stört aber vor allem auch der irreführende Titel. Bei diesem Roman handelt es sich nicht um eine Geschichte der Bienen und der Imkerei, wie man erwarten könnte, und auch das Thema “Bienensterben“ wird nicht besonders ausführlich dargestellt. Auf der anderen Seite spielt eine zweite Thematik eine große Rolle: Die Autorin beschreibt sehr ausführlich familiäre Beziehungen, vor allen Dingen das Verhältnis von Eltern zu ihren Kindern und die Sprachlosigkeit in großen Krisen. Das ist nicht uninteressant, hat aber mit Bienen nichts zu tun. Aus all diesen Gründen kann ich den Roman nur bedingt empfehlen.

Veröffentlicht am 17.02.2017

Die Unzuverlässigkeit der Erinnerung

Das Buch der Spiegel
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"Das Buch der Spiegel" von E. O. Chirovici ist ein Buch in einem Buch, aufgegliedert in drei Teile. Im ersten Teil der Geschichte verspricht der Erzähler Richard Flynn in einem unaufgefordert eingesandtem ...

"Das Buch der Spiegel" von E. O. Chirovici ist ein Buch in einem Buch, aufgegliedert in drei Teile. Im ersten Teil der Geschichte verspricht der Erzähler Richard Flynn in einem unaufgefordert eingesandtem unvollständigem Manuskript mit dem Arbeitstitel "Das Buch der Spiegel" an Peter Katz, einen Literaturagenten, der für Bronson & Matters arbeitet, der Wahrheit der Ereignisse auf den Grund zu gehen, die zum Tod des charismatischen Professors Joseph Wieder im Dezember 1987 führte. Im Mittelpunkt standen damals Professor Joseph Wieder, Erzähler Richard Flynn und Laura Baines. Rückblickend beginnt seine Erzählung vor siebenundzwanzig Jahren, als er in Princeton Anglistik studierte und mit Laura befreundet war. Sie war es auch, die Flynn dem Professor vorstellte. Das Manuskript endet abrupt, ohne dass entscheidende Fakten des Tatherganges ans Licht kommen. Könnte die Geschichte, die Richard Flynn aufgeschrieben hat, wahr sein, oder haben die vergangenen Jahre seine Erinnerungen verfälscht, so dass er jetzt glaubt, die Wahrheit zu kennen? Oder will er am Ende selbst ein Geständnis ablegen? Immerhin zählte er damals eine Zeit lang zu den Tatverdächtigen. Peter Katz ist an dem Buch interessiert, das er einem Verlag anbieten will. Doch bevor er von dem Autor das komplette Manuskript erhält, stirbt dieser. Im Zentrum des zweiten Teils steht der Journalist John Keller. Er ist mit Peter Katz befreundet und wird von ihm beauftragt, den Rest des Manuskripts zu suchen. Keller spricht mit vielen Leuten, deren Geschichten sich alle widersprechen. Entscheidende Fakten kann er nicht finden. Er trifft sich mit dem pensionierten Polizisten Roy Freeman, der damals in dem Mordfall ermittelte. Freeman rollt das Verbrechen neu auf. Er wird es sein, der am Ende das Puzzle zusammenfügt.

Im Roman geht es um die Aufklärung eines alten ungelösten Falls. Vier Ich-Erzähler bieten ihre Erkenntnisse und ihren Blick auf die Ereignisse an. Was die Lektüre etwas mühsam macht, ist, dass sie sich gar nicht so sehr voreinander unterscheiden, jedenfalls haben sie im Roman keine klar erkennbare eigene Stimme. Zudem ist der Roman recht handlungsarm. Wechselnde Erzählperspektiven sind nicht grundsätzlich problematisch. Aussagen aus Flynns Manuskript ergeben zusammen mit den Entdeckungen von Katz, Keller und Freeman ein Mosaik, und man hofft, dass sich allmählich die Wahrheit abzeichnen wird. Doch dem ist nicht so. Stattdessen wird der Leser immer wieder auf falsche Fährten gelockt. Es ist alles anders. Alle irren sich. Chirovicis zentrale Thematik ist, unterstrichen durch das Proust-Zitat am Ende, unübersehbar: Unsere Erinnerung ist unzuverlässig, subjektiv sowieso, aber auch nicht immer wahr. Ich fand den Roman nicht uninteressant, aber überzeugt oder begeistert hat er mich auch nicht.