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Veröffentlicht am 03.05.2017

Spannendes Abenteuerbuch

Young World - Die Clans von New York
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Nachdem eine Krankheit alle Kleinkinder und Erwachsenen hat sterben lassen, gibt es in New York nur noch Jugendliche. Einige von ihnen haben sich im Washington Square Garden zusammengetan und verbringen ...

Nachdem eine Krankheit alle Kleinkinder und Erwachsenen hat sterben lassen, gibt es in New York nur noch Jugendliche. Einige von ihnen haben sich im Washington Square Garden zusammengetan und verbringen dort als Clan gemeinsam ihre Zeit, bis sie das Erwachsenenalter erreichen und ebenfalls sterben. Als einer von ihnen, Brainbox, auf die Spur eines Zeitungsartikels kommt, der wichtige Informationen zur Bekämpfung der Krankheit enthält, beschließt Jefferson, der Anführer des Clans, sich mit einigen Leuten auf die Suche danach zu machen. Doch der Artikel befindet sich in der mehrere Viertel entfernten Zentralbibliothek und außerhalb ihres Quartiers lauern viele Jugendliche, die nicht nur hungrig, sondern auch schwer bewaffnet sind und vor nichts zurückschrecken..

Die Grundstory dieses Buches hat mich beim Lesen des Klappentextes sofort an "The Tribe" erinnert, eine Serie, die ich früher geliebt habe. Daher hat mich das Thema auch sofort wieder angesprochen und ich war sehr neugierig darauf, inwieweit das Buch mit der Serie mithalten kann.

Erzählt wird abwechselnd aus den Perspektiven von Jefferson und Donna berichtet. Jeff ist nach dem Tod seines großen Bruders gerade zum neuen Anführer ihres kleinen Clans geworden und ein sehr nachdenklicher Typ. Als Brainbox ihn von dem Artikel erzählt, sieht er sofort eine Möglichkeit, etwas zu ändern, schöpft Hoffnung. Und beschließt, das Risiko einzugehen und den gefährlichen Ausflug zur Bibliothek zu wagen. Die zweite Erzählerin, Donna, ist eine Kindergartenfreundin von ihm und gibt sich nach außen hin sehr taff. Doch beim Lesen aus ihrer Perspektive wird schnell klar, dass sie immer noch sehr verletzt ist und den Tod ihrer Familie noch nicht überwunden hat. Sie hat eine große Klappe, ist oft aufbrausend und somit ganz anders als der ruhige, nachdenkliche Jeff, was es sehr spannend macht. Denn die beiden unterschiedlichen Sicht- und Erzählweisen sorgen so für jede Menge Abwechslung.

Neben diesen beiden gibt es noch weitere Jugendliche, die sich der Tour anschlie0en, unter ihnen auch Brainbox (der mich sehr an Jack von "The Tribe" erinnert hat, falls jemand von euch die Serie kennt). Hier hat mir gut gefallen, dass diese Jugendlichen sich wirklich wie Jugendliche benehmen und sehr realistisch dargestellt sind. Sie vermissen viele der Dinge, die ihr Teenieleben ausgemacht haben - am Handy schreiben, Burger essen, ins Kino gehen- und dadurch wurden die einzelnen Charaktere alle sehr glaubhaft und überzeugend dargestellt.

Auch der Schreibstil hat mir gut gefallen. Das Buch lässt sich sehr schnell lesen; ich war es wahnsinnig schnell durch und das passt super zu der schnellen Entwicklung der Story. Denn beim Lesen hatte ich durchgehend das Gefühl, mich auf einem großen Abenteuer zu befinden. Sobald die Gruppe ein Problem gelöst oder eine brenzlige Situation überstanden hat, taucht auch schon das nächste actiongeladene Ereignis auf. Dadurch wurde die Handlung sehr spannend, unvorhersehbar und einfach sehr aufregend. Der Fokus lag dabei aber ganz klar bei der spannenden Handlung und nicht auf tiefsinnigen Gedankensträngen oder Auseinandersetzungen mit den einzelnen Charakteren. Zwar werden diese, besonders da Jeff heimlich in Donna verliebt ist und Donna wiederum den Tod ihrer Familie verarbeiten muss, kurz angerissen. Hauptaugenmerk liegt aber eindeutig auf der spannenden Abenteuergeschichte. Dabei fand ich es wirklich gelungen, wie realistisch der Autor das meiste beschreibt - er schreckt nicht davor zurück, zu zeigen, wie viel Gewalt diese neue Jugendwelt auch hat und wie gefährlich das Leben dort zwischen all den sich gegenseitig umbringenden Jugendlichen ist. Einzig die Tatsache, dass sehr oft Markennamen, Fastfood-Ketten und bekannte Teeniefilme erwähnt werden (besonders von Donna), fand ich etwas störend und nicht ganz so glaubhaft.

Durch die vielen aufregenden Szenen kurz hintereinander bekam das Buch für mich auch stark einen Seriencharakter. Und erinnerte mich dadurch umso mehr an "The Tribe", was mir aber gut gefallen hat. Denn die einzelnen Etappen mit ihren eigenen kleinen Abenteuern und Herausforderungen hätten für mich genauso gut einzelne Episoden einer spannenden Serienstaffel sein können. Hier merkt man richtig, dass Chris Weitz eigentlich aus der Filmbranche kommt.

Durch diesen spannenden, episodenhaften Charakter in Kombination mit den beiden unterschiedlichen Protagonisten war für mich das Buch insgesamt ein echtes Abenteuer. Es hat Spaß gemacht, die Gruppe Jugendlicher bei ihren Erlebnissen zu begleiten und ich freue mich schon auf Band 2, der dann hoffentlich wie eine nächste Staffel das große Abenteuer spannend weiterführt.

Veröffentlicht am 03.05.2017

Gelungener zweiter Band

Die 100 - Tag 21
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Nachdem die verbliebenen Jugendlichen auf der Erde feststellen mussten, dass es noch weitere Erdbewohner gibt, spitzt sich die Lage zu. Denn einigen dieser Erdbewohnern scheint es ganz und gar nicht zu ...

Nachdem die verbliebenen Jugendlichen auf der Erde feststellen mussten, dass es noch weitere Erdbewohner gibt, spitzt sich die Lage zu. Denn einigen dieser Erdbewohnern scheint es ganz und gar nicht zu gefallen, dass sie Besuch aus dem All haben, und sie rüsten sich zum Angriff. Während Bellamy und Clarke sich auf die Suche nach der verschwundenen Octavia machen, passt Wells auf einen Neuzugang im Camp auf - Ein junges Mädchen der Erdbewohner ist dort aufgetaucht und behauptet, den 100 helfen zu wollen. Doch können sie ihr trauen? Gleichzeitig überschlagen sich auch die Ereignisse im Weltraum, denn die Luftreserven neigen sich langsam dem Ende und Glass muss einen Weg finden, ihre Mutter und Luke in Sicherheit zu bringen..

Nachdem der erste Band der Reihe spannend geendet hatte, ging es mit dieser Fortsetzung auch wieder aufregend weiter. Das Buch setzt direkt nach seinem Vorgänger ein und man war sofort im Geschehen, sodass man gleich von Anfang an wieder mit Clarke, Bellamy und Co mitfiebern konnte.

Der Schreibstil war wie gewohnt gut. Und auch die Handlung konnte mich überzeugen. Denn es passiert wieder sehr viel und die Geschehnisse unterscheiden sich erneut von denen in der TV-Serie, sodass man auch hier wieder nicht wusste, in welche Richtung sich die Handlung weiterentwickeln wird. Dass es Überlebende auf der Erde gibt, stand ja schon im ersten Band fest. Als dann aber zu Beginn dieses Bandes ein Erdgeborenen-Mädchen auftaucht und behauptet, helfen zu wollen, wird die Geschichte nochmal umso spannender. Ich habe mich oft gefragt, ob man ihr trauen kann oder ob sie nur versucht, die 100 in einen Hinterhalt zu locken und dadurch wurde das Buch unvorhersehbar und hat eine gelungene Richtung eingeschlagen.

Neben diesem Handlungsstrang werden auch wieder weitere Handlungen mit verfolgt, wie die Geschehnisse auf dem Raumschiff oder die Dreiecksbeziehung zwischen Clarke, Bellamy und Wells. Dies hat mir ja schon im ersten Band sehr gut gefallen, da aus verschiedenen Perspektiven und mit zwischengeschobenen Rückblenden erzählt wird, sodass die Geschichte sehr abwechslungsreich und spannend wird. Allerdings hätte ich mir diesmal gewünscht, dass noch etwas mehr auf die einzelnen Personen und ihre Beziehungen untereinander eingegangen worden wäre. Denn diese kamen mir etwas zu kurz, hätten noch etwas mehr Tiefe vertragen können und das Buch insgesamt noch ein paar Seiten mehr, in denen man mit den einzelnen Charakteren mit fiebern kann.

Dafür fand ich die Handlung aber wirklich sehr gelungen. Die anderen Erdbewohner geben dem Buch eine tolle Richtung und ein Ereignis folgt dem anderen. Es wird nie langweilig und egal aus welcher Perspektive erzählt wird - Der Kampf ums Überleben hat nun so richtig begonnen. Dabei hat es mir auch gut gefallen, dass die Autorin nicht vor gewalttätigeren Szenen Halt macht. Denn so wird nur noch mehr gezeigt, was für die einzelnen Protagonisten auf dem Spiel steht und wie hart das Leben sowohl auf der Erde als auch im Weltraum sein kann. Hinzu kam, dass diesmal die kleinen Fehler, die mich im ersten Band doch stark gestört hatten, diesmal nicht mehr vorhanden waren und man das Buch so von vorne bis hinten lesen konnte, ohne gestört zu werden.

Daher hat mir auch der zweite Band der 100-Reihe wieder sehr gut gefallen. Zwar fehlte mir insgesamt etwas die Tiefe bei einzelnen Personen und deren Beziehungen zueinander, dafür konnte das Buch mit einem spannenden Plot, viel Action und abwechslungsreichen Sichten überzeugen. Und auch diesmal war das Ende des Buches wieder unglaublich aufregend, da kurz vor Ende noch einige aufregende Entdeckungen gemacht werden. Man darf also gespannt sein, wie es in Band 3 weitergehen und was uns noch alles erwarten wird.

Veröffentlicht am 03.05.2017

Einfallsreiche und gelungene Welt

Zodiac
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Rho vom Planet Krebs lebt im Weltall und arbeitet an ihrer Zodai-Ausbildung, um einen guten Abschluss zu machen. Dabei hat sie gelernt, die Sterne zu deuten und damit Zukunftsvorhersagen treffen zu können. ...

Rho vom Planet Krebs lebt im Weltall und arbeitet an ihrer Zodai-Ausbildung, um einen guten Abschluss zu machen. Dabei hat sie gelernt, die Sterne zu deuten und damit Zukunftsvorhersagen treffen zu können. Doch bei einer solchen Sterndeutung sieht Rho etwas Schreckliches auf ihren Heimatplaneten Krebs zukommen. Allerdings glaubt ihr niemand, da niemand anderes die Katastrophe ebenfalls sieht. Bis Rhos Vorhersage eintrifft und der Planet Krebs fast vollständig zerstört wird. Um diese Aktion zu rächen und weitere Planetenzerstörungen zu verhindern, macht sich Rho mit ihren Freunden auf, um herauszufinden, wer oder was hinter dem Anschlag steckt. Doch ihr bleibt nicht viel Zeit, denn in ihrer nächsten Vorhersage sieht sie bereits die Zerstörung zwei weiterer Sternkreis-Planeten..

Ich liebe die Welt, die Romina Russel geschaffen hat. Generell mag ich ja Science Fiction Welten, aber die Idee, für alle Sternzeichen unterschiedliche Planeten mit den entsprechenden Bewohnern zu erschaffen, finde ich ziemlich genial und einzigartig. Denn die einzelnen Planeten sind wie unterschiedliche Länder aufgebaut und die jeweiligen Bewohner unterscheiden sich jeweils in Aussehen, Charakterzügen und Traditionen voneinander. So entsteht eine ganz neue, aufregende und bunte Welt im All, die ganz nach meinem Geschmack ist und mich von sich überzeigen konnte.

Auch die Handlung mag ich sehr. Es passiert wahnsinnig viel, der Handlungsverlauf ist durchweg spannend und ich mag, in welche Richtung sich die Geschichte dreht. Rho selbst ist sehr sympathisch und entwickelt sich im Laufe des Buches sehr weiter. Sie hat eine tolle Grundeinstellung, die sie so besonders macht: Denn obwohl sie ihren Heimatplaneten Krebs mehr als alles andere liebt, sind ihr auch die anderen Sternzeichen wichtig und sie betrachtet sie nicht als anders, sondern sieht eher die Gemeinsamkeiten aller Menschen, egal von welchem Planeten sie kommen. Das fand ich unglaublich sympathisch. Auch die anderen Charaktere mochte ich sehr gern, denn obwohl manche von ihnen keinen ersten tollen Eindruck gemacht haben und anfangs etwas abweisend wirken, so waren sie doch alle ganz wunderbar aufgebaut, hatten verschiedene Eigenschaften und jede Person war etwas neues. Trotzdem gab es für mich einen kleinen Kritikpunkt, den ich schade fand: Normalerweise bemängel ich öfters, dass sich die Handlung zu sehr zieht. Hier war das Gegenteil der Fall- Oft ging mir alles einfach zu schnell. Es passiert so unglaublich viel und man bekommt so viele Informationen mitgeteilt, dass ich stellenweise von der Geschwindigkeit des Buches etwas überfordert war. Nicht nur, dass das Sternensystem sehr kompliziert ist, auch die einzelnen Planeten, die Rho und ihre Freunde auf der Suche nach dem Übeltäter besuchen, sind alle sehr komplex und unterschiedlich. Auch die Thematik des Sterndeutens ist kein langweiliges Thema. Und gerade bei diesen Dingen hätte ich mir gewünscht, dass sich die Autorin beim Beschrieben noch mehr Zeit gelassen hätte. An vielen Dingen raste man nur so vorbei, dabei hätte ich unglaublich gern mehr von einzelnen Planeten gelesen oder von den verschiedenen Kämpfen und Katastrophen. Die Handlung und Hintergrundinformationen waren so viel, aber so schnell abgearbeitet, dass für mich dieser Band ausreichend Inhalt für nochmal hundert Seiten mehr geliefert hätte, wenn einfach etwas mehr Zeit beim Beschrieben gewesen wäre.

Trotzdem konnte mich die ganze Welt, die Romina Russel erschaffen hat, unglaublich von sich überzeugen. Auch wenn man nur einen Bruchteil davon kennen lernen konnte, so fand ich alles sehr einfallsreich und individuell und hatte nicht wie bei vielen anderen Büchern das Gefühl, dass sich die Szenerie einem anderen Buch ähnelt, sondern vielmehr den Eindruck, in etwas ganz Neuem und Wunderbaren zu sein. Dieses Gefühl war ganz fantastisch und allein dafür hat es sich schon gelohnt, das Buch zu lesen. Ich hoffe, dass im zweiten Band noch etwas mehr Licht ins Dunkel gebracht wird und man mehr von allem erfährt und das Buch trotzdem genauso spannend und rasant weitergeht, wie dieser gelungene erste Teil.

Veröffentlicht am 03.05.2017

Ganz besondere Dystopie

Das Licht der letzten Tage
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In der Gegenwart bricht der Schauspieler Arthur Leander mitten in einem Theaterstück auf der Bühne zusammen. Ein im Publikum sitzender Arzt versucht ihm noch zu helfen, doch jede Hilfe kommt zu spät. Zurück ...

In der Gegenwart bricht der Schauspieler Arthur Leander mitten in einem Theaterstück auf der Bühne zusammen. Ein im Publikum sitzender Arzt versucht ihm noch zu helfen, doch jede Hilfe kommt zu spät. Zurück bleiben drei Exfrauen, ein Sohn und ein kleines Mädchen, Kirsten, das eine kleine Rolle in dem Theaterstück hatte und Arthur Leander beim Sterben zusieht. Was keiner von ihnen ahnt: Wenige Tage später wird eine Grippepandemie ausbrechen, die fast die gesamte Menschheit auslöschen wird.

Zwanzig Jahre später. Kirsten zieht mit der Fahrenden Symphonie, einer Gruppe aus Schauspielern und Musikern, umher und gibt in den kleinen Ortschaften, die entstanden sind, Vorführungen. Die Welt hat sich komplett geändert, aber einige kleine Dinge, wie die Liebe zur Musik und zum Theater, sind noch immer gleich geblieben.



Bei das Licht der letzten Tage handelt es sich um eine Dystopie, aber keine, wie man sie schon zig Mal dank dem Dystopien-Trend kennt. Nein, diese Dystopie ist ganz anders. Ruhig und einfühlsam erzählt, trotzdem voller Spannung und gewaltiger Umbrüche und Veränderungen im Leben der Menschheit. Zu Beginn hatte ich die typischen Dystopie-Stilmittel erwartet. Sich gegenseitig bekämpfende Menschen, viel Tod, Verzweiflung, Überlebende im Kampf ums Überleben. All das gibt es in diesem Buch auch, aber irgendwo im Hintergrund, und es wird dem Leser nur nebenbei nähergebracht. Vielmehr liegt der Fokus hier auf den einzelnen Personen, auf kleinen Details, auf Verknüpfungen. Und dadurch wird das Buch am Ende viel gewaltiger im Ausmaß, als es die typischen anderen Dystopien je sein könnten.

Zu Beginn des Buches werden die verschiedenen Protagonisten eingeführt, denen man im Buch begegnet. Dabei ist es besonders spannend, dass die einzelnen Kapitel zu verschiedenen Zeiten spielen. Während einige lange oder ganz knapp vor dem Ausbrechen des Grippevirus spielen, gibt es wieder andere, die das Leben kurz nach der Wende beschreiben oder wiederum welche, die 20 Jahre nach der Katastrophe spielen. Dadurch wird ziemlich schnell deutlich, was für verheerende Konsequenzen die Grippe hatte und wie sehr sich die Menschheit dadurch ändert.

Ziemlich gut gefallen hat mir, wie die einzelnen Charaktere miteinander verwoben sind. Zum Beispiel Kirsten, einen der wichtigsten Hautcharaktere. Zu Beginn des Buches spielt sie als Kind kurz vor dem Ausbrechen der Grippe in einem Theater mit. 20 Jahre später, als die Welt komplett verändert ist, ist die Teil der fahrenden Symphonie und reist mit dieser durchs Land. Doch was hat sie mit den anderen Personen zu tun? Kannten sich diese überhaupt? Zunächst hatte ich das Gefühl, dass die Autorin einfach wahllos über Personen berichtet, die rein gar nichts miteinander zu tun haben und deren Erlebnisse in Kombination überhaupt keinen Sinn ergeben. Aber nach und nach lichtet sich dieses Bild immer mehr und der Leser merkt, wie geschickt die Autorin die einzelnen Charaktere und Schicksale verknüpft hat. Und seien diese Verknüpfungen noch so kleine Details, plötzlich ergibt alles einen Sinn, plötzlich erkennt man alle Verbindungen. Und all das gibt der Geschichte mit dem Schreibstil zusammen dieses gewisse Etwas und ganz Besondere.

Am Anfang noch etwas enttäuscht, nicht die typische Dystopie vor mir zu haben, war ich am Ende sogar froh darüber. Denn obwohl das Licht der letzten Tage viel ruhiger und melancholischer erzählt ist, obwohl die Menschen im Vordergrund stehen und viele kleine Details, so war die Geschichte doch viel düsterer und gewaltiger als andere Dystopien.

Emily St. John Mandel erzählt feinsinnig, geschickt verknüpft und auf ganz besondere Art und Weise. Dabei musste ich anfangs erst etwas in die Geeschichte hineinkommen, doch sobald sich die Linien und Stränge zu verbinden begannen, fand ich das Buch nur noch eins: Ganz wunderbar.

Veröffentlicht am 27.04.2017

Interessant und spannend

Infernale (Band 1)
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Davina Hamilton hat ein perfektes Leben. Sie geht an eine Eliteschule, gilt als Wunderkind im Umgang mit Musik und ist mit dem beliebtesten Jungen ihrer Schule zusammen. Doch auf einen Schlag ändert sich ...

Davina Hamilton hat ein perfektes Leben. Sie geht an eine Eliteschule, gilt als Wunderkind im Umgang mit Musik und ist mit dem beliebtesten Jungen ihrer Schule zusammen. Doch auf einen Schlag ändert sich dieses Leben für Davy komplett, denn bei einem Gentest stellt sich heraus, dass sie das Mördergen HTS in sich trägt. Von einen Tag auf den anderen muss sie die Schule wechseln, wird von ihren Freunden gemieden, von ihren Mitmenschen als gefährlich angesehen und aus der Gesellschaft ausgegrenzt. Nur zu anderen Genträgern hat sie noch wirklich Kontakt, denn selbst ihre Familie meidet sie aus Angst vor dem gefährlichen Gen. Doch ist Davy wirklich gefährlich? Steckt eine Mörderin in ihr?



Diese Geschichte hat mir wirklich gut gefallen, da nicht nur ein sehr aktuelles Thema angesprochen wird, sondern auch die Umsetzung ziemlich gelungen war. Bisher hatte ich noch nichts von Sophie Jordan gelesen, mit Infernale konnte sie mich aber auf jeden Fall überzeugen. In ihren lockeren Schreibstil kam ich sehr gut hinein, war schnell mitten im Geschehen und habe gespannt Davys Geschichte mit verfolgt.

Dabei hat mir besonders Davy sehr gut gefallen. Durch ihr perfektes Leben ist sie auch ziemlich naiv und muss erst lernen, wie hart das Leben sein kann und begibt sich in die ein oder andere gefährliche Situation, ohne etwas zu merken. Dadurch entsteht viel Spannung und man fiebert richtig mit, freut sich aber auch über ihr Weiterentwickeln.

Neben Davy lernt man auch noch weitere Genträger kennen und auch hier kommt noch einmal viel zusätzliche Spannung mit hinein: Denn während einige von ihnen wie Davy harmlos zu sein scheinen, sind andere ganz offensichtlich gewalttätig und auch für Davy eine Gefahr.

Besonders interessant fand ich die Grundstory rund um das HTS- Gen, das für Homicidal Tendency Syndrome steht. Denn dieses Thema rund um Gene und gesellschaftliche Verhaltensmuster ist meiner Meinung nach sehr aktuell und hat mich daher ziemlich angesprochen. Man merkt sofort, welche Vorurteile die Gesellschaft gegenüber HTS-Trägern hat - egal ob diese sich wirklich auffällig und brutal verhalten haben oder wie Davy bisher die Liebenswürdigkeit in Person waren , sie werden alle in einen Topf gesteckt und als etwas Schlechtes abgestempelt. Tatsächlich gibt es sogar ein eigenes Tattoo für Träger, um diese zu erkennen und noch mehr zu meiden. Doch gerade dadurch, von allen als ein Monster wahrgenommen zu werden, scheint Davy sich auch mehr und mehr wie eines zu fühlen und Wut zu entwickeln..

Diese Verhaltensweisen rund um das HTS-Gen fand ich ziemlich interessant und gelungen dargestellt, allerdings hätte ich mir gewünscht, noch mehr über den Ursprung oder Hintergründe zu erfahren. Zwar gab es vor jedem Kapitel kurze Einschübe, zum Beispiel Briefe, E-Mails, Verordnungen oder Chatnachrichten, anhand derer man etwas mehr über das Gen erfahren konnte, allerdings hätte ich mir trotzdem noch ein klein wenig mehr an Informationen gewünscht. Aber vielleichtspart sich die Autorin diese ja auch noch für den zweiten Band auf, ich bin auf jeden Fall gespannt.

Ansonsten konnte mich das Buch aber wirklich überzeugen. Die Story teilt sich in zwei Teile auf, bei denen auch die Schauplätze wechseln, sodass es viel Abwechslung und Action, aber auch viele sentimentale Momente gibt. Besonders der erste Teil hat mir sehr gut gefallen; hier geht zwar alles recht langsam voran, aber dies passt perfekt zu Davys Aufwachen auf ihrer Naivität und sobald sie wirklich weiß, wie schwer das Leben ist, beginnt auch schon der zweite Teil der Geschichte in dem Davy viel taffer und mutiger ist. Schön fand ich auch, dass der Fokus wirklich auf Davy und dem Mördergen lag. Weitere Themen wie Freundschaften oder die Liebesgeschichte gibt es zwar auch, allerdings in genau dem richtigen Maße um die Hauptstory nicht zu sehr zu verdrängen, was ich wirklich toll fand.

Infernale konnte mich daher eindeutig überzeugen. Ein toller Schreibstil, spannende Charaktere und ganz besonders eine super interessante Hintergrundstory machen dieses Buch zu etwas Besonderem, das ich wirklich weiterempfehlen kann. Ich bin schon gespannt, wie es im nächsten Band weitergehen wird und hoffe, dass mich Sophie Jordan dort wieder von sich überzeugen kann.