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Veröffentlicht am 16.06.2022

tolle Umsetzung eines Klassikers

Peterchens Mondfahrt
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Lang ist es her, als ich das Buch “Peterchens Mondfahrt” von Gerdt von Bassewitz gelesen bzw. vorgelesen bekommen hane. Ganz präsent war mir die Geschichte nicht mehr. Vielmehr habe ich mit dem Titel eine ...

Lang ist es her, als ich das Buch “Peterchens Mondfahrt” von Gerdt von Bassewitz gelesen bzw. vorgelesen bekommen hane. Ganz präsent war mir die Geschichte nicht mehr. Vielmehr habe ich mit dem Titel eine Kindertagesstätte im Grossraum München verbundenn.

Um so toller fand ich, dass es ein Hörspiel zur Geschichte gibt, das im Buchfunk Verlag erschienen ist. Durch die musikalische Untermalung ist das Hörbuch alles andere als Langweilig. Gut platziert sind die Lieder, und die Musik passt einfach und rundet das Hörbuch ab.

Maikäfer zu sein ist nicht leicht, vor allem, wenn man der Maikäferfamilie Sumsemann angehört. Die müssen damit leben, dass ihnen das sechste Beinchen fehlt. So ergeht es auch Herrn Sumsemann, dem das 6. Beinchen von einem Holzfäller abgehauen wurde. Diesen Fluch können zwei Kinder brechen, wenn die eine richtige Einstellung zur Natur haben. Als Herr Sumsemann auf Peterchen und Anneliese trifft, ist er sicher: die zwei Kinder haben ein reines Herz und werden ihn Helfen, sein 6. Bein wieder zu bekommen.

Auch wenn Peterchen erst sehr ungläubig ist, folgt er seiner Schwester auf das Abenteuer, das die beiden erwartet. Beide sausen über die Milchstrasse, treffen auf die Sternenfee, kommen über die Sternenwiese und reiten sogar auf dem Bären!

Und vielleicht retten sie sogar Herr Sumsemann.

Dieses Hörbuch hat mir echt gut gefallen. Es ist leicht, zuzuhören, die Stimmen und die Musik passen perfekt zusammen. Und seien wir mal ehrlich: Peterchens Mondfahrt ist ein Klassiker, den man gehört haben muss.

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Veröffentlicht am 25.05.2022

bewegend

Als die Welt uns gehörte
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Wer Kinder beobachtet, weiß, dass viele Kinder sämtlichen Vorurteilen trotzen. Ihnen ist es egal, welche Farbe, Religion oder Herkunft der andere Spielkamerad hat. So ergeht es auch Leo, Max und Elsa. ...

Wer Kinder beobachtet, weiß, dass viele Kinder sämtlichen Vorurteilen trotzen. Ihnen ist es egal, welche Farbe, Religion oder Herkunft der andere Spielkamerad hat. So ergeht es auch Leo, Max und Elsa. Sie spielen zusammen, gehen gemeinsam in eine Klasse, und nichts könnte ihre Freundschaft trüben. Obwohl zwei der Kinder jüdischen Glaubens sind. Sie verbringen einen wundervollen Ausflug am Wiener Prater, und als sie auf dem Riesenrad sind, scheint die Welt um sie herum still zu stehen. Dieser Tag brennt sich in die Herzen der Kinder, und wird durch ein Foto festgehalten. Genau dieses Bild begleitet die drei Kinder in ihre Zukunft, die alles andere als rosig ist. Denn der zweite Weltkrieg hat auch Österreich fest im Griff. Max' Vater verbietet ihm, sich mit Leo und Elsa zu treffen. Erst versucht er es heimlich, doch der Druck auf Max wächst. Elsa & Leo gelingt die Flucht in eine vermeintlich bessere Zukunft. Doch ist die Flucht wirklich erfolgreich?
Es sind drei unterschiedliche Schicksale, die vom Krieg bestimmt werden. Diese Geschichte geht wahrlich unter die Haut, denn sie ist so berührend und persönlich geschrieben. Die Kinder und ihre Familien sind so sympathisch, so nah, sie könnten Nachbarn von dir und mir sein. Und doch entwickeln sich die Schicksale der Kinder extrem anders, dennoch, sind die Schicksale eng miteinander verwoben. Selbst am Ende sind sie auf traurige Weise vereint..

Das Hörbuch hat mich gleichermaßen begeistert und doch schockiert. Die Sprecher Julian Greis, Fritzi Haberlandt, Walter Kreye und Friedhelm Ptok hauchen dieser wahren Geschichte so viel Leben ein. Man fühlt mit, man ist mitten drin. Diese Geschichte geht so dermaßen unter die Haut, vor allem, wenn man im Abspann erfährt, dass der Großvater der Autorin Liz Kessler diese Erinnerung seiner Enkelin erzählt hat.

Auch wenn ich oft genug Tränen in den Augen hatte, gefällt mir dieses Hörbuch sehr. Es hat mich bewegt, und gerade im Zuge der aktuellen politischen Situation ist es mehr als erschreckend, und sollte mehr als eine Warnung sein, dass sich die Geschichte nicht wiederholt.

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Veröffentlicht am 24.03.2022

Eine tolle Fortsetzung

Ein Präsident verschwindet
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Philipp Gerber hat sich mit seinem ersten Fall einen Namen gemacht. Deswegen wird er auch auf den Fall des verschwundenen Verwaltungspräsidenten Otto John angesetzt. Äußerst pikant: seine Freundin Eva ...

Philipp Gerber hat sich mit seinem ersten Fall einen Namen gemacht. Deswegen wird er auch auf den Fall des verschwundenen Verwaltungspräsidenten Otto John angesetzt. Äußerst pikant: seine Freundin Eva Herden soll John geholfen haben, in den Osten zu kommen. Sind John und Herden ostdeutsche Spione? Der Fall beschäftigt nicht nur die Polizei, sondern schlägt auch hohe Wellen in der Politik. Gerbers Fähigkeit, auch um die Ecke zu denken, ist gefragt.

Die Affäre Otto John hat damals tatsächlich einige Wellen geschlagen und gab es so wirklich. Auch wenn Herden und Gerber wieder fiktive Charaktere wie im ersten Teil „Die Akte Adenauer“ sind, fügen sie sich gekonnt in das damalige West- und Ostdeutschland ein. Immer noch sind die Beziehungen der Alliierten angespannt, die Trennung der Besatzungszonen ist deutlich spürbar. Teils im Geheimen, teils mit viel Feingefühl muss Gerber herausfinden, welche Rolle John spielt, und warum gerade er in den Osten geht.

Auch der zweite Teil konnte mich komplett überzeugen. Es ist hilfreich, den ersten Teil zu lesen, um Gerbers persönliche Geschichte, aber auch die zwischenmenschlichen Beziehungen zu hochrangigen Politikern und seiner Freundin Herden zu kennen. Die Stimmung Deutschlands während dem kalten Krieges ist greifbar. Langroth schafft es, die Welt so plastisch zu beschreiben, dass man sich mittendrin fühlt. Autos, Zigaretten, Kleidung, Straßenzüge: alles ist gut recherchiert, und wirkt glaubhaft. Manch Protagonist geht einem richtig auf den Keks, und manch Protagonisten hätte man gerne mal wirklich die Hand geschüttelt. Ich mag es, wenn Protagonisten gewisse Gefühle hervorrufen.

Spannend bis zum Schluss beschreibt Langroth die damalige Situation im Nachkriegsdeutschland. Der Fall Otto John wird greifbar, und man kann sich wirklich vorstellen, wie diese Affäre in den entsprechenden Rängen wie Geheimdienste und Regierung entsprechende Wellen geschlagen hat. Ich hoffe auf einen weiteren Fall, da mir die Protagonisten und das Setting sehr gefällt. Langroth schreibt so fesselnd, dass seine Gerber-Bücher nicht lange gehalten haben. Auch dieser Teil erhält eine klare Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 24.03.2022

super Reihenauftakt

Die Akte Adenauer
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Deutschland in der Nachkriegszeit: Das Land ist im Umbruch. Viele Städte bauen noch ihre Ruinen auf, die Alliierten sind mitten im Kalten Krieg. Auch in öffentlichen Behörden und staatlichen Stellen ist ...

Deutschland in der Nachkriegszeit: Das Land ist im Umbruch. Viele Städte bauen noch ihre Ruinen auf, die Alliierten sind mitten im Kalten Krieg. Auch in öffentlichen Behörden und staatlichen Stellen ist noch viel Handlungsbedarf: viele Positionen sind von Nazigrößen besetzt, und auch im geheimen agieren noch braune Geheimbünde wie die Wölfe Deutschlands.

In diese Umgebung wird der Amerikaner Philipp Gerber gesetzt. Da ein Kriminalkommissar ermordet wird, wird Gerber auf dessen Stelle gesetzt und soll für die BRD und den amerikanischen Geheimdienst CiC ermitteln, wer diese Tat verübt hat. Gerber steht zwischen den Fronten: beide Länder haben Interesse am Täter, und so muss sich Gerber feinfühlig in die Ermittlungsarbeiten einfuchsen. Schnell trifft er auf die Journalistin Eva Herden, die für eine linkslastige Zeitung schreibt. Beide geraten in die Schusslinie ihrer Feinde. Können Sie den Fall gemeinsam lösen? Und wie beeinflusst diese Situation den Wahlkamp in dieser jungen Republik?

Ralf Langroth hat mit dem Auftakt „Die Akte Adenauer“ auf den Punkt abgeliefert. Dieser Krimi ist glaubwürdig, und so gar nicht das gewesen, was ich erwartet habe. Im Gegenteil hat mich diese Geschichte sehr positiv überrascht. Deutschland ist im Umbruch, die Spuren des 2. Weltkrieges sind noch nicht beseitigt, in den öffentlichen Stellen sind Positionen mit Menschen besetzt, die dort eigentlich nichts zu suchen haben. Gerade das historische Setting ist so überzeugend beschrieben, so detailreich, dass man sich direkt aufgehoben fühlt. Autos, Zigaretten, Kleidung, ja Landstriche werden so beschrieben, dass bei mir ein innerer Film ablief. Der Autor beschreibt die Welt zwar detailreich, ohne langweilig zu wirken. Die Protagonisten sind glaubwürdig, und irgendwie ist mir dieser Adenauer im Buch sehr sympathisch, auch wenn ich nicht bestätigen kann, wieviel er mit dem wahren Präsidenten zu tun hat.

Gerade Gerber ist mir mit Adenauer der sympathischste gewesen. Die Protagonistin Herden kann ich nicht so recht einschätzen, sie hinterließ bei mir eine Spur Zweifel bzgl. ihrer Loyalität. Aber gerade diese Empfindung gegenüber den Protagonisten, die Stimmung im Buch und die Thematik hat mir so gut gefallen, dass ich für mich sagen kann: auch wenn wir erst März haben, ist das eins der besonderen Bücher in diesem Jahr, das ich gelesen habe. Klare Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 24.03.2022

Seelenbuch

Wo auch immer ihr seid
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Bereits letztes Jahr hatte ich das Vergnügen, Khuê Pham auf einer Lesung in Berlin zu treffen. Sie hat an diesem Abend ihr Buch „Wo auch immer ihr seid“ vorgestellt, ein Buch, das mich nicht mehr losgelassen ...

Bereits letztes Jahr hatte ich das Vergnügen, Khuê Pham auf einer Lesung in Berlin zu treffen. Sie hat an diesem Abend ihr Buch „Wo auch immer ihr seid“ vorgestellt, ein Buch, das mich nicht mehr losgelassen hat.

Kièu lebt mit ihrer Familie in Berlin. Angepasst, eingegliedert, kaum Kontakt zu ihrer vietnamesischen Familie lebt Kièu ein recht deutsches Leben. Erst als ihr Onkel aus Amerika versucht, mit ihr Kontakt aufzunehmen, weil die Oma im Sterben liegt, öffnet sich unerwartet eine verschlossene Tür, die Kièu so nicht erwartet hat.

Dieses Buch hat mich aus so vielen Gründen bewegt. Nicht nur, was Herkunft ist. Das kann so vieles sein. Herkunft und Heimat: viele Menschen sind aus ihren Ländern ausgewandert, haben sich in den neuen Heimatländern integriert, haben Traditionen aus alten und neuen Heimatländern vermischt, und damit ganz neue Traditionen geschaffen. Es handelt aber auch von dem Bewusstsein, was mit der 68er Revolution bzgl. Vietnamkrieg ausgelöst wurde. Aber auch, was Familie bedeutet. Denn das ist das, was dieses Buch auch mit vorantreibt. Die Definition von Heimat, von Familie, von Werten, die man mitbekommt, hat mich sehr nachdenklich gestimmt. Was ist Heimat? Welche Traditionen und Werte gibt man selber weiter, unabhängig davon, woher man kommt. Und besonders die Frage, woher man kommt, die gerade auf ethnische Herkünfte abzielt, empfinde ich heute als kritisch. Viele Menschen sind so integriert, dass diese Frage fast peinlich wirkt. Denn Herkunft definiert sich nicht nur auf eine räumliche Herkunft, sondern auch auf eine ethnische Herkunft und welchen Weg man menschlich gegangen ist.

Ich hätte nicht gedacht, dass man mit 300 Seiten Buch so viele Themen ansprechen kann, und doch ist kein Wort zu viel, alles auf den Punkt gebracht. Es ist weder langweilig, noch zäh, sondern so bewegend und allumfassend. Oft habe ich ein paar Seiten gelesen, nur um das Geschriebene sacken zu lassen, oder zu gewissen Themen weiter zu recherchieren. Es ist eins meiner Jahreshighlights in 2021, ein Herzens- und Seelenbuch.

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