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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 16.01.2020

Aufschlussreich und spannend

Der Attentäter
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Franz Ferdinand, seines Zeichens Thronfolger Österreich-Ungarns, reist mit seiner Frau Sophie nach Sarajevo, um unter anderem einem Militärmanöver beizuwohnen. Zudem ist eine Rundfahrt durch Sarajevo geplant, ...

Franz Ferdinand, seines Zeichens Thronfolger Österreich-Ungarns, reist mit seiner Frau Sophie nach Sarajevo, um unter anderem einem Militärmanöver beizuwohnen. Zudem ist eine Rundfahrt durch Sarajevo geplant, bei der Franz Ferdinand mit seiner Frau die Nähe zur Bevölkerung suchen soll. Dem Geheimdienst sind jedoch Gerüchte über einen Anschlag zu Ohren gekommen, bei dem der Thronfolger bei einer Stadtrundfahr aus dem Weg geräumt werden soll. Die Gerüchte verdichten sich immer mehr, doch weder der Thronfolger selber noch die öffentlichen Stellen wollen aufgrund fehlender stichhaltiger Beweise was davon hören. Leider beweisen die Geschichtsbücher, dass dieses Attentat die Geschiche maßgeblich beeinflusst hat, und zwar auf unschöne Weise.

Ulf Schiewe hat in seinem historischen Thriller „Der Attentäter“ seine Idee der damaligen Ereignisse geschildert, wie es möglicherweise abgelaufen sein könnte. Nachweisliche Fakten gepaart mit künstlerischer Freiheit ergeben ein sehr erschütterndes Bild. Der ausgeführte Anschlag auf das wirklich sympathische Paar erscheint absurd. Trotz ihrer Weltanschauung, sich von Österreich zu lösen, und Widerstand zu trotzen, werden die Attentäter von Zweifeln geplagt, auch beeinflusst von ihrer schwerwiegenden Krankheit. Doch die Hintermänner der Schwarzen Hand machen Druck: Wer den Anschlag nich ausführen will, fliegt aus der Truppe.

Auch wenn der Ausgang des Attentats bereits bekannt ist, und man viel bereits vorab im Internet recherschieren kann, behält dieses Buch an Spannung. Schiewe versteht es, eine sehr starke Bindung zu seinen Charakteren aufzubauen. Man fiebert mit Schrecken dem Ende entgegen, leidet gleichermaßen mit den Attentätern und Opfern bzw. Deren Familien mit. Die politischen Spannungen, die damals geherrscht haben, sind deutlich zu spüren. Dem gegenüber steht der österreichische Lebensflair (Kaffeehäuser und Sprache). Besonders das Sprachliche hat mich zum Schmunzeln gebracht (ich sag nur Franzl).

Trotz des bekannten Endes hat Schiewe ein Bild des Ereignisses geschaffen, das die Fakten ergänzt. Die Dinge, die Schiewe aufgrund des Leseflusses und mangels Fakten hinzugefügt hat, haben ein hervorragendes Gesamtbild ergeben. Sicherlich sind manche Dinge nicht so abgelaufen, aber wer das nicht möchte, mag sich bitte vertrauensvoll an ein reines Geschichtsbuch wenden. Im Geschichtsunterricht wurde dieses Thema garantiert behandelt, doch geblieben ist ein weißer Fleck. Vielen Dank an Ulf Schiewe, der diesen weißen Fleck gelöscht hat, und meine Neugier für dieses weittragende Ereignis geweckt hat.

Übrigens, wer mal nach dem Attentat von Sarajevo sucht, wird u. a. auch die Uniform von Franz-Ferdinand finden. Wer diese Bilder mit dem Buchcover vergleicht, wird erkennen, dass die Uniform des Covers sich verdammt deckt mit dem Original.

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  • Geschichte
  • Erzählstil
  • Thema
Veröffentlicht am 16.01.2020

Makaber, schrecklich, genial!

Kommissar Kalkbrenner / Märchenwald
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Im Märchenwald wird alles gut. Das ist jedenfalls das, was eine Mutter ihren zwei Kindern Max und Ellie mitgibt, als sie die beiden in einer kleinen Kammer versteckt und flieht. Als die Ruhe in der Wohnung ...

Im Märchenwald wird alles gut. Das ist jedenfalls das, was eine Mutter ihren zwei Kindern Max und Ellie mitgibt, als sie die beiden in einer kleinen Kammer versteckt und flieht. Als die Ruhe in der Wohnung zu erdrückend ist, fliehen die beiden allein zu ihrem Großvater, um Schutz zu suchen.

Gleichzeitig erwacht mitten in Berlin eine junge Frau ohne Gedächtnis. Wie bei Hänsel und Gretel folgt sie Schritt für Schritt den Brotkrumen, um herauszufinden, wer sie wirklich ist. Die Erinnerungen, die sie einholen, sind schockierend und grausam gleichermaßen, sie öffnen ein Tor in die elende Hölle.

Und dann ist da noch Paul Kalkbrenner, der einen Überfall auf einen Friseursalon aufklären soll. Bei diesem Überfall wurde einer der Täter auf frischer Tat ertappt und durch eine zerstörte Glasfront getötet. Nun muss Kalkbrenner herausfinden, warum der Friseursalon Ziel eines Überfalls wurde.

Skurillerweise finden sich diese drei Erzählstränge, um eine entsetzliche Lösung bereit zu halten.

Eigentlich sollte dieses Buch in sechs Abschnitten gelesen werden. Jedoch hatte ich das Buch innerhalb weniger Stunden gelesen. Lange habe ich wieder nach so einem Pageturner gesucht, der mir ja fast schon eine schlaflose Nacht beschert hat.

Märchen sind nicht immer schön, nicht immer bekommt die Prinzessin ihren Prinzen, und nicht immer gibt es ein Happy End. Manchmal ist das Böse doch gut, und manchmal entpuppt sich das Gute als böse. Doch Krist lässt lange die Katze im Sack, und für meinen Teil kann ich sagen, dass ich nicht wusste, wer gut und böse ist. Im Verdacht hatte ich den ein oder anderen, und erst kurz vor Schluss war mir klar, wer diesen Horror angezettelt hat.

Viele sensible Themen wurden hier verarbeitet, und die Erzählung geht Schlag auf Schlag weiter. In manchen Momenten habe ich mich gefragt, wie der Autor seinen Level halten will, meiner einer hatte teilweise Bedenken, dass während des Lesens vielleicht die Luft ausgehen mag. Doch ich habe mich getäuscht. Die Spannung bleibt bis zum Schluss garantiert. Die Charaktere sind ebenso glaubwürdig umgesetzt.

Aufgrund der vorhandenen Themen ist das Buch nichts für schwache Nerven. Da kann sich manch Thrillerautor eine dicke Scheibe abschneiden!

Ich würde sagen, mein erstes Jahreshighlight ist gefunden!

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Veröffentlicht am 03.01.2020

Eine Geschichte auf den Punkt genial

Die Chronik der Dämonenfürsten
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Wer von Monika Grasl schon mal etwas gelesen hat, weiß, dass sie etwas düster veranlagt ist, was ihre Geschichten anbelangt. Ich finde, da ist sie ganz wundervoll im Shadodex Verlag aufgehoben.

Evy Munro ...

Wer von Monika Grasl schon mal etwas gelesen hat, weiß, dass sie etwas düster veranlagt ist, was ihre Geschichten anbelangt. Ich finde, da ist sie ganz wundervoll im Shadodex Verlag aufgehoben.

Evy Munro ist eine lebensfreudige Studentin, die so schnell nichts aus der Bahn werfen kann. Als sie die Diagnose Lungenkrebs erhält, mag sie nicht wirklich an die kurze verbleibende Lebenszeit glauben. Im Gegenteil: das wäre doch gelacht, wenn sie den Krebs trotz der niederschmetternden Diagnose nicht besiegen würde. Doch da hat sie die Rechnung ohne ihren gruseligen Nachbarn Vincent gemacht. Der offenbart sich Evy als ihr Todesengel. Wie Evy aber so ist: Todesengel sind Märchen. Als sie die Geschichte ihrer besten Freundin Naomi erzählt, wird diese zum besseren Gewissen von Evy erkoren. Denn Naomi stellt sich der Wahrheit, der sich Evy noch lange verschließen wird. Vincent soll Evy den Abschied vom Leben erleichtern, und sie bis zum Schluss begleiten, ob sie will oder nicht.

Als schließlich noch Dantalion die Bühne betritt, wird Vincent und Naomi klar, dass sie erst recht Evy vom Sterben überzeugen müssen. Dantalion will Krieg, und das einzige, was ihn von der Durchführung seiner Pläne abhalten kann, ist die Opferung einer Seele: keiner geringeren als Evys.

Kann Vincent den Kampf mit Naomi um Evys Seele gewinnen?

Was mir an Monikas Büchern gefällt, dass sie einen realen Hintergrund haben. Ihr Buch „Die Reise der Weisen“ handelt um die heiligen Drei Könige. Das Buch „Die Engel des Todes“ geht um Abschied, aber auch um die Todesengel, deren Mythen sich nicht nur in religiösen Schriften wiederfinden, sondern auch in der Literatur eingehend verwendet werden.

Evys Geschichte wirkt persönlich, ohne unnötige Schnörkel, und doch sehr tiefgründig. Ich hoffe auf einen weiteren Teil!

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Veröffentlicht am 29.12.2019

Eine Meerjungfrau geht an Land

Nestis und die verschwundene Seepocke
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Die kleine Meerjungfrau Nestis ist keine unbekannte für mich. Denn ich durfte bereits aus dem Monika Fuchs Verlag bereits die Weihnachtsabenteuer „Nestis und der Weihnachtssand“ von Petra Hartmann lesen. ...

Die kleine Meerjungfrau Nestis ist keine unbekannte für mich. Denn ich durfte bereits aus dem Monika Fuchs Verlag bereits die Weihnachtsabenteuer „Nestis und der Weihnachtssand“ von Petra Hartmann lesen. Nestis ist sehr mutig und tapfer, aber stolpert auch immer wieder durch ihre sehr offene Art in Abenteuer, deren Ausgang sie erstmal wieder in die richtige Richtung lenken muss.

Diesmal ist Nestis mit ihrer kleinen Schwester Undine unterwegs, auf die Nestis aufpassen soll. Doch darauf hat die große Schwester so gar keine Lust, denn die kleine Seepocke, so wird Undine genannt, ist ganz schön anstrengend. Denn Undine will wissen, was es mit den Seeungeheuern und Seemonstern auf einem gefundenen Flyer auf sich hat. Nestis ist aber lieber mit ihren Freunden unterwegs, denn es gilt einen versunkenen Schiffsrumpf zu erkunden, für den die kleine Seepocke viel zu jung ist. Denn in dem Schiffsrumpf wohnt ein kleines mehrarmiges Ungeheuer. Als Nestis abends zuhause ankommt, ist Undine spurlos verschwunden, und eine große Suchaktion beginnt. Schnell wird klar: die Seepocke ist dem Ruf der Seemonster an Land gefolgt, und an Land können sich ja die Meeresbewohner schlecht fortbewegen. Nestis wäre aber nicht Nestis, wenn sie mit ihren neuen Freunden das nicht bewältigen können. Und unerwarteter Weise bekommt sie sogar menschliche Hilfe.

Die Geschichten um Nestis gefallen mir gut. Sie spielen am Meer, was ich als Wasserratte doch sehr schätze. Nestis Abenteuer sind kindgerecht aufgearbeitet, ohne die Spannung zu verlieren. Alltägliche Probleme werden angesprochen, die Kinder durchaus beschäftigen können: Umweltschutz, aber auch Freundschaften, die entstehen, obwohl man den anderen erstmal doof findet. Und auf Geschwister aufpassen kann durchaus auch eine Herausforderung sein, vor allem, wenn man eigentlich was ganz anderes machen will.

Die Protagonisten sind so liebevoll gestaltet: ich mag ja am liebsten Otto und Kurzschluss, die einerseits recht schüchtern sind, aber sich dank ihrer neuen Freunde weiterentwickeln und über ihren Schatten springen können. Die Illustrationen von Olena Otto-Fradina spielen hier natürlich mit rein. So könnte ich allein wegen der Illustration von Otto schon diesen süßen Kraken knuddeln (Bei Kurzschluss, dem Aal, wäre ich jetzt dezent vorsichtiger ;)).

Auch wenn Meerjungfrauen sicherlich eher von Mädchen angesprochen werden, finde ich, kann auch ein Junge getrost dieses Buch lesen. Denn schließlich kommt die Spannung nicht zu kurz, und Freundschaft, Umweltschutz und Seemonster sprechen alle an.

Klare Leseempfehlung für Kinder!! (und jung gebliebene Erwachsene)

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Veröffentlicht am 28.12.2019

Humorvoll und schonungslos offen

Der Tastenficker
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Manch einer wird sich jetzt fragen: Wer zur Hölle ist Flake? Und manche werden sagen: ist doch klar, das ist der Keyboarder von Rammstein. Da ich Rammstein recht gerne mag, vor allem wegen ihrer Pyroshow, ...

Manch einer wird sich jetzt fragen: Wer zur Hölle ist Flake? Und manche werden sagen: ist doch klar, das ist der Keyboarder von Rammstein. Da ich Rammstein recht gerne mag, vor allem wegen ihrer Pyroshow, wurde ich neugierig, was da Flake so zu erzählen hat.

Und so nimmt uns Flake mit auf seine Reise: was er als Kind und Jugendlicher so erlebt hat bis ins junge Erwachsenenalter. Flake öffnet sich auf eine sehr eigene Art und Weise, die einen schon sehr oft schmunzeln lässt. Offen und ehrlich berichtet er über seine Schul- und Ausbildungszeit und wie er zur Musik kam, was schlussendlich auch sein Leben in ganz andere Bahnen lenken sollte als ursprünglich geplant.

Das Buch „Der Tastenficker – an was ich mich noch so erinnern kann“ ist ein sehr persönliches Buch, gleichermaßen aber auch eine Zeitreise durch Ostberlin. Es ist ein sehr ausgewogenes Buch: Der Autor hinterlässt seine persönliche Note durch Fotos und Anekdoten aus seiner Zeit, erklärt aber vieles durch den nun mal vorhandenen geschichtlichen Kontext der DDR-Zeit. Es ist eine Geschichte, die auch einem anderen hätte passieren können.

Besonders gut hat mir gefallen, dass der Fokus erstmal auf der Zeit vor Rammstein lag, so dass man Flake selber mit seinen Marotten genauer kennen und vielleicht sogar auch lieben lernen konnte. Das Buch hinterlässt einen sehr positiven Eindruck.