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Veröffentlicht am 05.04.2019

Dubiose Forscher, freche Diebe und tapfere Kämpferinnen auf einem Haufen!

Pakt der Diebe
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Es gibt so viele Bücher, die mit ihrem Titel schon eine gewisse Erwartungshaltung auf ein Abenteuer daher kommen. Leider schafft es nicht jedes Buch, diese Erwartungshaltung zu erfüllen. Noch schwieriger ...

Es gibt so viele Bücher, die mit ihrem Titel schon eine gewisse Erwartungshaltung auf ein Abenteuer daher kommen. Leider schafft es nicht jedes Buch, diese Erwartungshaltung zu erfüllen. Noch schwieriger wird es, wenn das Abenteuer vertont wird, denn nicht jeder Sprecher kann einer Geschichte Leben einhauchen. So habe mich mit Matthias Lühn auf die Reise gemacht, um Red und Hope beim Kampf gegen die Biomanten zu unterstützen, und um herauszufinden, ob der Titel meinen Erwartungen gerecht wird.

Jon Skovron hat mit Pakt der Diebe einen sehr beeindruckenden ersten Teil der „Empire of Storms“ Reihe erschaffen. Skovron führt den Leser in die Welt eines Imperators ein, dessen Handlanger, die sogenannten Biomanten, mit mysteriösen Tests teilweise ganze Dörfer auslöschen. Das erste Opfer so eines Tests ist das Mädchen Bleak Hope, dessen gleichnamiges Dorf von den Biomanten ausgelöscht wird. Bleak flüchtet sich in die vermeintliche Sicherheit eines religösen Ordens. Doch dort hat sie ausser dem Ordensvorsteher keine Freunde. Während dieser Hope heimlich zu einer Kämpferin ausbildet, wird sie von den Ordensbrüdern drangsaliert.

Ein ebenso trauriges Schicksal wiederfährt Red, der als Rixidenteron geboren wird. Seine Mutter ist eine purpursüchtige Künstlerin, die an ihrer Drogensucht zugrunde geht; sein Vater ist eine Hure. Als beide Elternteile tod sind, flüchtet sich Red nach New Laven. Dort findet er in Viller und Sadie wichtige Freunde und Verbündete, um als Dieb das eigene Überleben und das der Freunde zu sichern.

Als Red endlich auf Hope trifft, ist diese ganz und gar mit der Rache an dem Biomanten, der ihr Dorf vernichtet hat, beschäftigt. Beide schließen einen Pakt, dem Imperator mit seinen Biomanten den Garaus zu machen. Beide können auf den Rückhalt ihrer Freunde zählen, und bekommen auch aus unerwarteten Reihen Unterstützung, die so nicht zu erwarten war.

Wie zu Beginn bereits gesagt: eine Hörbuchgeschichte steht oder fällt mit der Stimme eines Hörbuchsprechers. Matthias Lühns stimmliche Präsenz und sprachliche Qualität ist absolut bombastisch. Er schafft es immer wieder, den bereits tollen Geschichten die extra Prise Leben einzuhauchen. Die verschiedenen Charaktere kann Lühn exakt ausarbeiten, und so weiß man auch schnell ohne namentliche Nennung, wer gerade an der Reihe ist. Ich kann mir im Moment nicht vorstellen, die Geschichte selber zu lesen, ich hätte vermutlich eh nur Matthias‘ Stimme im Kopf.

Zur Geschichte selber sei gesagt: es ist ein sehr interessantes Gedankenmodell, in eine Welt, in der Piraten und Diebe ebenso ihre Daseinsberechtigung haben wie die Biomanten. Diese sind Forscher mit fragwürdigem Hintergrund, denn ihre Taten haben nicht nur gute Ergebnisse.

Es ist eine Geschichte voller Tiefgang, voll Gefühl, Humor, aber auch sehr viel Spannung.

Die Geschichte hat meine Erwartung voll erfüllt! Bitte geht mit Matthias Lühn auf die Reise

Veröffentlicht am 14.03.2019

Schonungslos, hart, aber verdammt gut.

Sein blutiges Projekt
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Familiengeschichten haben mich schon immer fasziniert. und so musste auch dieses Buch aus der Bibliothek mit. Das Cover ist düster gehalten, es birgt eine gewisse Unwetterstimmung mit sich.

Schottland, ...

Familiengeschichten haben mich schon immer fasziniert. und so musste auch dieses Buch aus der Bibliothek mit. Das Cover ist düster gehalten, es birgt eine gewisse Unwetterstimmung mit sich.

Schottland, in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts lebt Roderick Maccrae mit seinem Vater – einem armen Bauern – und seiner Schwester in einem kleinen Dorf, und bewirtschaftet einen Bauernhof. Doch das mehr schlecht als Recht. Das merkt auch der Constable, und tyrannisiert die Familie, und unterdrückt diese. Roderick ist frustriert. Der Dorflehrer bietet ihm eine Ausbildung auf einer weiterführenden Schule an, doch Roderick weiß genau, dass dies nicht möglich ist, weil er seinem Vater auf dem Hof helfen muss. Der Constable übt immer mehr Druck auf die Familie aus, der Vater fühlt sich ungerecht behandelt und versucht mit Roddys Hilfe gegen den Constable aufzugebehren. Doch dies verschlimmert die Situation nur noch. Zudem hat seine Schwester eine körperliche Beziehung. Roderick kommt der Gedanke, dass er den Constable töten könnte, und so greift er zur Waffe, und tötet im Affekt den Constable und zwei seiner Familienmitglieder. Das Dorf ist geschockt, und die Justizangestellten und Ärzte versuchen nachzuvollziehen, was einen für damalige Zeiten intelligen jungen Mann dazu bewogen hat, diese Tat zu begehen.

Bei diesem Thriller/Krimi steht nicht die Ermittlung des Täters im Vordergrund, denn dieser ist bereits bekannt. Hier wird eher nach dem warum gefragt. Ein junger Mann, dem dank seines Lehrers eigentlich die Welt ausserhalb seines Dorfes offen gestanden haben, entscheidet sich dafür, seinen Vater zu unterstützen. Er hat sogar einen Schwarm im Dorf, und überlegt sich, ein eigenes Leben aufzubauen. Doch Roderick haftet das seltsame an. In seinen eigenen Gedanken gefangen, nach außen hin schüchtern und still, begeht er eine Tat, die ihm erst keiner zugetraut hätte, und doch halten ihn alle für seltsam genug, es doch zu tun.

Psychologen und andere Ärzte, Justizbeamte und Polizeibeamte versuchen mit den damaligen Mitteln herauszufinden, warum ein junger Mensch so handeln kann. Diese Ermittlungen werden ergänzt durch die Aufzeichnungen Rodericks, ermutigt vom Anwalt schrieb der Angeklagte seine Version und Handlungsmotive nieder.

Diese Geschichte ist sehr düster und bewegt sich in menschlichen Abgründen, die Graeme Macrae Burnet auf den Punkt zusammen fasst. Kein unnötiges Ausschweifen, kein Breittreten unwichtiger Details. Die Stimmung ist düster, und doch bleibt Raum für Empathie. Der Angeklagte möchte seinem Vater die Last des Constables abnehmen, und hofft auf ein besseres Leben. Schonungslos, hart, aber verdammt gut.

Veröffentlicht am 15.02.2019

Viel fürs Herz

Mein Herz, dein Kopf und ein Universum dazwischen
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Sebastian hat sein Coming Out als Schwuler. Während er und seine Familie damit recht locker umgeht, hat Kiro so seine Schwierigkeiten damit. Kiro tritt in einer Schwulenbar in Sebs Leben. Die beiden verlieben ...

Sebastian hat sein Coming Out als Schwuler. Während er und seine Familie damit recht locker umgeht, hat Kiro so seine Schwierigkeiten damit. Kiro tritt in einer Schwulenbar in Sebs Leben. Die beiden verlieben sich recht schnell ineinander, aber Kiro blockt in gewissen Momenten immer wieder ab. Seb zweifelt an sich, und fragt sich, warum Kiro ihn in gewissen Momenten einfach abserviert. Und was haben die Briefe in seiner Schublade damit zu tun?

Ich finde diesen Titel wirklich klasse, denn er sagt soviel aus. Liebe ist nicht immer nur Herz, es ist auch manchmal ein großer Batzen Vernunft, und manchmal liegen Universen dazwischen. Ein gelungener Titel. Auch das Cover ist sooo schön gestaltet.

Ja, in diesem Buch geht es um Liebe. Und ja, ich habe auf dieses Ende spekuliert. Aber zwischen Anfang und Ende liegt eine wundervolle Zeit, bei der ich sagen muss: sie hätte nebenan passieren können. Ich bin nun nicht der große Romantiker, und deswegen immer etwas kritisch bei Liebesromanen, aber ich muss sagen: nein, das Buch hat nicht vor Schnulz getrieft. Diese Geschichte hätte nebenan passieren können, sie ist real, und sie ist perfekt. Must read in 2019!

Well done, Katharina! Weiter so.

Veröffentlicht am 13.02.2019

Ein sagenhaftes Epos

Red Rising
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Darrow ist ein Minenarbeiter auf dem Mars, der mit anderen Roten den Mars bewohnbar machen soll. Doch als Darrows Frau Eo erhängt wird, muss Darrow feststellen, dass nichts so ist wie es scheint. Der Mars ...

Darrow ist ein Minenarbeiter auf dem Mars, der mit anderen Roten den Mars bewohnbar machen soll. Doch als Darrows Frau Eo erhängt wird, muss Darrow feststellen, dass nichts so ist wie es scheint. Der Mars ist längst besiedelt, die Oberschicht schwelgt im Luxus. Als sich Darrow zum Goldenen umwandeln lässt, nimmt er an einem Wettkampf teil, der von einem geheimnisvollen Institut veranstaltet wird. Doch dort werden Intrigen gesponnen. Die Proktoren wollen natürlich, dass ihr Schützling gewinnt. Und so muss Darrow herausfinden, wer ihm zur Seite steht, und wer gegen ihn ist, bis er zum Schluss gegen die Götter antritt. Kann er sich behaupten?

Pierce Brown hat hier ein Epos geschaffen, das nicht zu verachten ist. Sicherlich ist es am Anfang etwas ausführlicher erzählt, da Brown erst einmal die Zusammenhänge der Protagonisten und der Häuser erzählen muss. Aber ich finde, dass dies gut umgesetzt wurde, und ich habe mich recht gut zurecht gefunden.

Darrow ist ein sehr spannender Charakter. Seine Liebe zu seiner verstorbenen Frau Eo treibt ihn weiter voran, um Gerechtigkeit zu üben. Auch wenn er in seinem neuen Haus „Gold“ noch viel zu lernen hat, schlägt er sich wacker. Auch die Welt als solches ist phantastisch gestaltet. Die Erde als Planet ist zu klein geworden, der Mond dient als Sprungschanze für die Reise zu den anderen Planeten. So ist der Mars besiedelt, und die Reise zu den anderen Planeten wirkt wie ein Katzensprung.

Mir gefällt hier die Mischung sehr. Einerseits hat diese Geschichte Raumfahrerqualitäten, weil sie über die Erde hinausgeht. Aber sie hat auch geschichtliche Aspekte: Es werden alte Götter wie Jupiter oder Venus wieder erweckt. Aber auch Nero wird seinen Platz finden. Und gesellschaftlich tobt sich Pierce Brown auch aus. Er hat die Welt in farbige Häuser eingeteilt. Darrow als Roter Minenarbeiter schmuggelt sich in das erfolgreiche goldene Haus. So hat jede Farbe ihre eigenen Eigenschaften.

Ein sehr interessantes und spannendes Epos, das man gehört oder gelesen haben sollte.

Veröffentlicht am 12.02.2019

Ein spannender Krimi

Finsternis im Herzen
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Als das reiche Industriellenpärchen zwei Kinder aus dem Kongo adoptiert, ahnen sie nicht, dass dies für alle weitreichende Folgen haben wird. Denn der Adoptivsohn wird ermordet. Dies wird zum ersten Fall ...

Als das reiche Industriellenpärchen zwei Kinder aus dem Kongo adoptiert, ahnen sie nicht, dass dies für alle weitreichende Folgen haben wird. Denn der Adoptivsohn wird ermordet. Dies wird zum ersten Fall für Eva Langenberg bei der Mordkommision. Dort muss sie sich behaupten, denn noch ist sie der Neuling in der Abteilung, und muss erst ihren Platz unter den alten Hasen finden. Doch während ihren Ermittlungen öffnet sich das Tor zur Hölle: der Industrielle selber ist in nicht ganz legalen Geschäfte verwickelt, während seine Frau versucht, über Hilfsorganisationen im kongolesischen Krieg die Zivilbevölkerung zu unterstützen. Über diese Hilfsorganisation kommen die Kinder nach Deutschland, doch der Junge scheint auf einmal doch nicht das zu sein, was man ursprünglich angegeben hat. Langenberg muss sich in ihrem ersten Fall Korruption, Krieg und Verrat stellen, und droht daran zu scheitern.

Als ich das Buch entdeckt hatte, hatte mich erstmal das Cover angesprochen. Die Mischung zwischen der Person mit dem Messer, aber auch mit dem Baum finde ich sehr gelungen, und spiegelt die Verbindung zwischen dem Kongo und dem Fall in Deutschland sehr gut wieder.

Auch die Hauptprotagonistin hat mir recht gut gefallen. Sie hat einerseits ihr Ziel erreicht, eine Stelle bei der KriPo zu ergattern. Doch während ihres ersten Falls bekommt sie bereits Zweifel, ob sie dem ganzen gewachsen ist. Ich denke, solche Zweifel sind menschlich, es werden viele Menschen bei einem Stellenwechsel sich fragen, ob die Entscheidung die richtige gewesen ist. Auch dass Eva Langenberg Fehler macht, macht die Protagonistin sympathisch. Die erfahrenen Kollegen testen sie, und versuchen ihr auf die eigene Art und Weise zu helfen.

Gleichzeitig schafft die Autorin Julia Neumann, die Spannung durchweg zu erhalten. Man wird sicherlich seine Schlüsse ziehen können, aber das Buch wird nicht langweilig, und ich habe bis zum Schluss gerätselt, wie der Fall gelöst wird.

Dieser Krimi mit dem politisch brisanten und grenzübergreifenden Thema fand ich gelungen und gab dem Krimi seine eigene – wenn auch erschreckende Tragik.

Lesenswert!