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Veröffentlicht am 08.09.2022

Die Kunstschätzerin Seichter historischer Liebesroman verknüpft mit Kunst

Die Kunstschätzerin
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Vordergründig ist „Die Kunstschätzerin“ von Sandra Byrd ein historischer Liebesroman, der im viktorianischen England des 19. Jahrhunderts spielt. Aus der Ich-Perspektive von Eleanor geschrieben, folgt ...

Vordergründig ist „Die Kunstschätzerin“ von Sandra Byrd ein historischer Liebesroman, der im viktorianischen England des 19. Jahrhunderts spielt. Aus der Ich-Perspektive von Eleanor geschrieben, folgt man ihr, wie sie nach dem Tod ihres Vaters das Familienunternehmen übernimmt und selbst für das Geschäft im Bereich des Kunsthandels verantwortlich ist, was als Frau in der damaligen Zeit gar nicht so einfach war. Neben den geschäftlichen Problemen kommt bald noch ein weiteres auf einer persönlicheren und emotionaleren Ebene hinzu. Eleanor soll nämlich die Kunstsammlung des Vaters ihrer ehemaligen Jugendliebe Baron Harry Lydney schätzen und entscheiden, ob Harry die Sammlung behalten darf oder ob sie einem Museum übergeben wird. Baron Harry Lydney sieht sich nicht nur einer Prüfung seines Kunsterbes ausgesetzt sondern auch der seiner Gefühle zu Eleanor, nachdem er auf mysteriöse Weise verschwand um dann mit einer italienischen Adligen zurückzukehren, obwohl er Eleanor doch einen Ring als Zeichen seiner Liebe gegeben hat.

Der Anfang gefiel mir noch gut, der Roman ist kurzweilig und eingängig geschrieben. Doch mit der Zeit konnte die Geschichte mich leider immer weniger begeistern. Zwar macht das Thema Kunstfälschungen verknüpft wird mit der Liebesgeschichte um Eleanor und Harry zunächst Lust auf einen fesselnden Mix aus historischem Roman, gepaart mit Liebe, Intrigen und Betrug, aber leider driftet die Handlung im Verlauf des Buches oft ins Oberflächliche und Vorhersehbare, sodass die Geschichte insgesamt nicht über eine seichte Liebesgeschichte mit starker Frau im Mittelpunkt hinauskommt, bekannte Klischees inbegriffen. Auch blieben einige Charaktere ziemlich blass und blieben einem so fremd, was die Lust am Lesen auch nicht zusätzlich steigerte.
Einzig der Aspekt der Bewertung von Kunstsammlungen und deren Inventar sowie das Erkennen von Fälschungen fand ich interessant.

Wer auf der Suche nach einer leichten Liebesgeschichte im historischen Gewand ist, wird von „Der Kunstschätzerin“ bestimmt angetan sein. Meinen Geschmack hat das Buch jedoch nicht getroffen, ich hatte mir etwas mehr erhofft.

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Veröffentlicht am 21.07.2022

Gute Zutaten, schlechtes Ergebnis

Die versteckte Apotheke
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Eine vergessene Geschichte. Ein geheimes Netzwerk von Frauen. Ein Vermächtnis aus Gift und Rache. Willkommen in „Die versteckte Apotheke“.

"Die versteckte Apotheke" von Sarah Penner erzählt die Geschichte ...

Eine vergessene Geschichte. Ein geheimes Netzwerk von Frauen. Ein Vermächtnis aus Gift und Rache. Willkommen in „Die versteckte Apotheke“.

"Die versteckte Apotheke" von Sarah Penner erzählt die Geschichte zwischen drei verschiedenen Frauen (Nella, Eliza und Caroline) in der Vergangenheit und der Gegenwart und über welches Geheimnis sie miteinander verbunden sind. Ende des 18. Jahrhunderts begegnet man Nella, einer Frau, die eine Apotheke führte und nebenbei Giftmischungen für Frauen in Not herstellt und Eliza, eine junge Kundin von ihr. 200 Jahre später folgt man Caroline, die während eines Aufenthalts in London ebenjene Giftmischung entdeckt und daraufhin beginnt, Nachforschungen zu betreiben, was es mit dem Fläschchen auf sich hat. Nach und nach wird so das Geheimnis um die versteckte Apotheke aufgedeckt.

Klingt geheimnisvoll, mysteriös und spannend. War es für mich aber leider nicht.

Von den zwei Zeitebenen gefiel mir die im 18. Jahrhundert um Nella und Eliza besser als die in der Gegenwart mit Caroline. Caroline empfand ich als nervig und sie trug auch nicht wirklich was zum Mysterium um die versteckte Apotheke bei. Die Idee einer versteckten Apotheke, die nur Frauen bedient, fand ich vielversprechend, aber letztendlich gab es in diesem Buch zu viele Dinge, die sich für mich unglaubwürdig oder abwegig anfühlten. Gründe hierfür sind zum einen, dass die Hauptcharaktere unentwickelte Hintergrundgeschichten und Charaktermotivationen aufweisen, sie werden nur angerissen, obwohl Potenzial für mehr Tiefe vorhanden gewesen wäre und dass zum anderen die Handlung an sich zu konstruiert wirkte. Auch der Spannungsbogen litt deutlich darunter, so wurden gefährlichere Situationen schnell aufgelöst und vieles hat sich einfach zu nahtlos zusammengefügt.

Leider war das Buch nicht mein Fall und eine Enttäuschung für mich.

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Veröffentlicht am 06.07.2022

Ereignis- und bedeutungslos

Freizeit
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Laut Klappentext handelt es sich bei "Freizeit" um einen Roman mit feinem Humor, der von Franziska handelt, die nach einer gescheiterten Beziehung und nach zwei Jahren in Paris wieder zurück in Deutschland ...

Laut Klappentext handelt es sich bei "Freizeit" um einen Roman mit feinem Humor, der von Franziska handelt, die nach einer gescheiterten Beziehung und nach zwei Jahren in Paris wieder zurück in Deutschland ist und dabei ist, ihr Leben neu zu ordnen. Dabei beobachtet sie ihre Mitmenschen und das Leben und die Gesellschaft um ihr herum und beschreibt sie. Leider erfüllte das Buch jedoch nicht meine Erwartungen.

Das grundlegende Problem des Romans ist für mich, dass es sich nie so anfühlt, als würde er sich auf etwas Bestimmtes zubewegen. Es passieren einfach "Dinge", es folgt Szene auf Szene, ohne das je ein Höhepunkt in der Handlung erreicht wird, noch das eine tiefer gehende Betrachtung der Geschichte und deren Charaktere erfolgt. Besonders die Charaktere wirken auf mich zu oberflächlich, sie sind eigenschaftslos und blass, nichts hat bei mir einen bleibenden Eindruck hinterlassen können. Auch sprachlich konnte der Roman mich nicht überzeugen, der Schreibstil ist klar und schnörkellos, aber mir an manchen Stellen zu einfach und anfängermäßig.

Fazit: "Freizeit" von Carla Kaspari konnte mich weder durch seinen Inhalt noch durch seinen Schreibstil richtig überzeugen. Für mich ist es auch nicht wirklich das Porträt einer jungen Generation noch eine Milieu- oder Charakterstudie. Kurz, mir fallen keine überzeugenden Gründe ein, den Roman weiterzuempfehlen oder warum man ihn lesen sollte.

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Veröffentlicht am 21.12.2022

Eine bewegende Lebensgeschichte, deren literarische Umsetzung enttäuscht

Das letzte Versprechen
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Basierend auf Tagebucheinträgen von Anna Eckhardt wird das tragische Schicksal der Banatdeutschen aus Sicht von Anna erzählt. Man folgt Anna "Anni", wie sich ihr Leben nach Weihnachten 1944 auf das Schrecklichste ...

Basierend auf Tagebucheinträgen von Anna Eckhardt wird das tragische Schicksal der Banatdeutschen aus Sicht von Anna erzählt. Man folgt Anna "Anni", wie sich ihr Leben nach Weihnachten 1944 auf das Schrecklichste ändert. Jugoslawische Partisanen trennen sie von ihrer Mutter, die nach Sibirien in ein Arbeitslager geschickt wird. Anni kommt in ein Kinderheim und wird mit Hunger und Grausamkeiten konfrontiert. In dieser Zeit steht ihre Großmutter ihr bei. Als sie später nach Deutschland kommt, werden die Folgen des seelischen Traumas deutlich, auch folgen weitere Schicksalsschläge.

"Das letzte Versprechen" von Hera Lind ist ein historischer Roman über das erlittene Leid der Banatdeutschen, der aus der Perspektive der fünfjährigen Anni erzählt wird. Das Einzige, das für den Roman spricht, ist, dass er auf ebenjenes Leid aufmerksam macht. Die literarische Umsetzung des wichtigen und interessanten Themas kann jedoch weder stilistisch noch inhaltlich überzeugen.

Von Beginn an hat der extrem einfach gehaltene Schreibstil es mir schwer gemacht, eine emotionale Nähe zu den Charakteren, allen voran Anni, aufzubauen, was bezüglich der Fülle an Leid und erlittener Qualen schon erstaunt. Wenn aber versucht wird, ein fünfjähriges Mädchen nur durch einen kindlichen Schreibstil darzustellen, sie dann aber von den einen zum anderen Moment sehr erwachsen und reif agiert, um dann wieder als naives, unschuldiges Kind beschrieben zu werden, wirkt das Endprodukt nur kitschig, oberflächlich und wenig authentisch.
Durch zeitliche Sprünge in der Handlung und Kapitel aus Sicht von Annis Mutter zu Beginn des Buches wird darüber hinaus nicht wirklich eine zusammenhängende Geschichte erzählt. Es liest sich anfangs eher als eine Aneinanderreihung von grausamen Ereignissen und dann später weiteren Schicksalsschlägen, die Anni zu erleiden hat. Einen roten Faden sucht man vergeblich.

Der Roman arbeitet zudem gern mit extremer Emotionalisierung und Dramatisierung der Ereignisse, um Betroffenheit und Empathie bei den Leser:innen hervorzurufen. Dadurch lassen sich die vor allem am Anfang beschriebenen zahlreichen Grausamkeiten und die späteren Schicksalsschläge Annis erklären. Natürlich bewegt das Geschriebene einen, aber wenn auf Dauer immer die gleichen einfachen Bilder bzw. stilistischen Mittel verwendet werden, fragt man sich, ob die Autorin nicht die Leser:innen unterschätzt, da sie denkt, nur so eine emotionale Geschichte erzählen zu können. Eine gute und berührende Geschichte braucht mehr als nur eine Aneinanderreihung von Leid und Drama, der Roman hat jedoch diesbezüglich nicht mehr zu bieten.

Der Geschichte fehlt es eindeutig auch an Komplexität im Bezug auf die Darstellung des Erlebten. Am Anfang herrscht eine schwarz-weiß Malerei bezüglich Partisanen und Banatdeutschen vor und später wird immer wieder darauf hingewiesen, was Anni alles für Leid erfahren musste, wodurch sie in eine Art Opferrolle gedrängt wird. Doch wird das Bild Anni gerecht? Ich habe da meine Zweifel. Der Glaubwürdigkeit der Geschichte wird so ebenfalls kein Gefallen getan.
Bedenkt man die Fülle an Tatsachenromanen, die Hera Lind bis jetzt veröffentlicht hat, wundert es zudem auch nicht, dass es mit der Faktizität nicht weit her ist und dass sich Frau Lind eher eine tragische Lebensgeschichte einer Frau nutzt, um den Markt für emotionale Bücher mit bewegenden Frauenschicksalen zu bedienen. Authentizität und eine kritische Einordnung in den zeitgeschichtlichen Gesamtkontext spielt da eine untergeordnete Rolle. Dazu ins Bild passt ebenso die Eigenwerbung von Hera Lind am Ende, wo bei einem historischen Roman, der auf einer wahren Geschichte beruht, meist weitere Recherchequellen erwähnt werden. Nimmt man sich eines historischen Themas an und hat zudem noch ein Tagebuch voller Erinnerungen zur Verfügung, sollte man doch etwas mehr an weiterer Recherchearbeit und Quellenforschung erwarten, bevor man mit der Bezeichnung Tatsachenroman wirbt.

Insgesamt ist "Das letzte Versprechen",
ein fragwürdiger, kitschiger und stilistisch wenig ansprechender Roman, der seine Chance auf das Schicksal der Banatdeutschen aufmerksam zu machen, nicht annähernd nutzt.

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