Ein wichtiges und schockierendes Buch
Die große FamilieDieses Buch hat mich sprachlos zurückgelassen. Die Lektüre geht unter die Haut, man kann sich dem Sog nicht entziehen. Meiner Meinung nach wäre eine Trigger-Warnung angebracht gewesen, wobei der Klappentext ...
Dieses Buch hat mich sprachlos zurückgelassen. Die Lektüre geht unter die Haut, man kann sich dem Sog nicht entziehen. Meiner Meinung nach wäre eine Trigger-Warnung angebracht gewesen, wobei der Klappentext schon offen legt um welches Thema es geht.
Camille Kouchner beschreibt ihre Kindheit in „der großen Familie“. Es beginnt mit unzusammenhängenden Erinnerungsfetzen, einzelne Situationen vor allem in der Sommerresidenz der Familie und geht über zu genaueren Beschreibungen der Beziehungen der Familienmitglieder untereinander. Bis das unaussprechliche passiert und sich Camilles Leben um 180 Grad verändert. Sie leidet 30 Jahre lang unter Schuldgefühlen, aufgrund ihres Schweigens.
Eine Bewertung fällt mir wirklich schwer und bei einigen Punkten bin ich zwiegespalten.
Der Schreibstil ist teilweise anstrengen aber andererseits passt er auch gut zu dem Buch. Viele Sätze sind sehr besonders und aussagekräftig. Die Erzählung ist nicht stringent, sondern meist durcheinander, dadurch wird das Gefühl beim Leser hervorgerufen, dass wild hervorbrechende Erinnerungen dargestellt werden. Der Schreibstil wirkt authentisch und bringt dem Leser die Erinnerungen sehr nah. Der Nachteil ist, dass es mir persönlich anfangs sehr schwer fiel in das Buch hinein zu finden, mir waren die vielen Namen und die zeitlich versetzten Handlungen zu viel und ich konnte das Dargestellte nicht einordnen. Ab der Hälfte wurde es aber deutlich einfacher dem Geschehen zu folgen, das liegt vermutlich auch daran, dass Erinnerungen mit dem Alter in denen sie entstanden sind immer klarer werden.
Es gelingt der Autorin sehr gut die Atmosphäre und Gefühle rüberzubringen. Mein Herz war beim lesen oft sehr schwer und ich habe mich bedrückt gefühlt.
Das Thema ist sehr wichtig und auch sehr unangenehm. Aber das Hinschauen ist notwendig und wichtig.
„Die große Familie“ ist keine leichte Lektüre, das Buch hat mich persönlich gefordert, aber auch weiter gebracht. Man sollte allerdings wissen worauf man sich einlässt.