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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 31.03.2023

Zwei gänzlich verschiedene Welten und eine beeindruckende Frau, die sich in beiden zu behaupten weiß

Der Geheimnishüter von Jaipur
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In der Fortsetzung des Romans „Die Hennakünstlerin“ von Alka Joshi schickt Lakshmi ihren einstigen Schützling Malik zurück nach Jaipur, um Einblick zu nehmen in die höchsten Gesellschaftsschichten Indiens ...

In der Fortsetzung des Romans „Die Hennakünstlerin“ von Alka Joshi schickt Lakshmi ihren einstigen Schützling Malik zurück nach Jaipur, um Einblick zu nehmen in die höchsten Gesellschaftsschichten Indiens und an dem Bauprojekt des königlichen Palastes mitzuwirken, ein Kino in gigantischem Ausmaß zu bauen. Doch am Tag der Eröffnung kommt es zu einem folgenschweren Unglück, und Lakshmi muss alles daransetzen, ihre engsten Vertrauten in Jaipur vor dem Schlimmsten zu bewahren. Dabei überschlagen sich doch auch die Ereignisse in Schimla, Lakshmis neuer Heimat, um die junge Nomadin Nimmi, die Maliks Herz erobert hat.
Spannend wie ein Krimi geht es um illegale Machenschaften im Bauwesen und Goldhandel. Dabei taucht der Leser ein in die faszinierende Welt Indiens Ende der 60er Jahre, in denen das ursprüngliche Leben der Nomaden des Himalaya auf das anglo-amerikanisch geprägte Leben in Indiens großen Städten trifft. Ein sehr reizvoller und verblüffender Kontrast, den man nur sehr schwer zeitgleich zusammen vorstellen kann. Sinnlich, farbenprächtig und voller Kulinarik beschreibt die Autorin das Indien dieser Zeit. Ihr Stil ist klar und packend und strahlt zugleich eine solche Ruhe aus, wie er auch von ihrer Heldin Lakshmi ausgeht. Zum einen mag man das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen, weil man von Satz zu Satz und von der Spannung immer weiter gezogen wird. Zum anderen wird der Leser dabei dem eigenen hektischen Alltag so entrissen, dass er zur Ruhe kommt und sich von der Schönheit des Himalaya und der Naturverbundenheit der Nomadenfamilien ganz gefangen nehmen lässt. Die Fokussiertheit, Klarheit, Souveränität und Umsicht, mit der Lakshmi handelt und ihre Lieben zu schützen weiß, erfüllt den Leser nicht nur mit Bewunderung für die Figur, sondern lässt ihn das selbst nachempfinden, was sie schon als Hennakünstlerin im ersten Band zu bewirken vermochte: Menschen heil zu machen. Eine stark beeindruckende und berührende Leseerfahrung!

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Veröffentlicht am 26.03.2023

Der Preis der Macht

Florentia - Im Glanz der Medici
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… ist nicht immer mit Geld zu bezahlen. Lorenzo Medici tritt das schwere Erbe seines Vaters an, das Wohl der Familie Medici und das der Florentiner gegen alle Feinde und ihre Intrigen zu wahren. Dafür ...

… ist nicht immer mit Geld zu bezahlen. Lorenzo Medici tritt das schwere Erbe seines Vaters an, das Wohl der Familie Medici und das der Florentiner gegen alle Feinde und ihre Intrigen zu wahren. Dafür zahlt nicht nur er einen hohen Preis: ein Leben im ständigen Kampf gegen die, die ihm seinen Platz neiden. Wie die Familie Pazzi, die vor nichts zurückschreckt, den Untergang der Medicis heraufzubeschwören. Dafür muss nicht nur eher auf Freiheit, Selbstverwirklichung und Liebe verzichten, sondern auch sein jüngerer Bruder, der ewig zweite. Seine Beziehung zu der jungen Fioretta, die so gerne Malerin in einer der Bodegas würde, wie sie Sandro Botticelli und der junge Leornardo da Vinci besuchen, hat da kaum eine Chance. Alle zahlen einen Preis in dem gefährlichen Ränkespiel der einflussreichsten Familien in Florenz, Rom, Mailand und Pisa um Macht, Einfluss und natürlich den schnöden Mammon.
Noah Martin verwebt in ihrem prachtvollen, illustren Roman „Florentina im Glanz der Medici“ das Geschick der Politik mit dem der schönen Künste. Sie entwirft ein farbenprächtiges Bild des Lebens in Florenz, das der reichen Familien, aber auch das der Handwerker und Künstler, wie Botticelli und Leornardo da Vinci, die der Stadt zu ihrer Pracht und Größe verholfen haben bis heute. Spannend schildert sie das Geflecht der Beziehungen, von Liebe, Freundschaft, Hass und Verrat, ohne dass der Leser sich darin verliert, da sie die Haupthandlungsstränge um zentrale Figuren konzentriert: die Gebrüder Medici, Fioretta und die Künstler da Vinci und Botticelli. Damit macht sie ein Stück spannender Geschichte lebendig und nacherlebbar und verleiht den historisch stilisierten Köpfen so viel Blut und Leben, dass der Leser erst im Nachwort der Autorin sicher sein kann, dass das, was sie schildert, auch sehr viel historische Wahrheit erhält. Ein starkes Porträt einer Zeit und einer einflussreichen Familie, das einen Vergleich mit einem der Gemälde aus dem florentiner Kreis nicht scheuen muss! Ein großes Lesevergnügen mit fulminantem Schluss!

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Veröffentlicht am 22.03.2023

Herrliche Zeit- und Urlaubsreise

Goldene Zeiten im Inselsalon
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führt den Leser von Sylvia Lotts Roman „Goldene Zeiten im Inselsalon“ auf die Insel Norderney und in das Berlin der 20er Jahre. Die Geschichten um den Friseursalon Fisser gehen weiter. Diesmal steht Friedas ...

führt den Leser von Sylvia Lotts Roman „Goldene Zeiten im Inselsalon“ auf die Insel Norderney und in das Berlin der 20er Jahre. Die Geschichten um den Friseursalon Fisser gehen weiter. Diesmal steht Friedas Tochter Lissy im Mittelpunkt, die sich aus der engen Inselwelt in die große Weltstadt Berlin träumt und dann dort tatsächlich eine Anstellung in einem Friseur- und Schönheitssalon findet. Sie stürzt sich in das illustre Treiben der Großstadt und lernt den Bankierssohn Ivo kennen, der sie in die Welt der Reichen und Schönen einführt. Doch, wie die Geschichte zeigt, steht das Sündenbabel Berlin auf tönernen Füßen wie auch das Glück der jungen Lissy.
Mit viel Charme und großer Kenntnis von Insel- und Stadthistorie entwirft die Autorin ein illustres Bild der Insel Norderney und der Großstadt Berlin in den 20er Jahren. Dass der Roman an zwei so unterschiedlichen Schauplätzen spielt, verspricht dem Leser eine Menge Abwechslung. Die Charakterköpfe des Inselvölkchens mit Namen wie Dodo, Bonno oder Sübo und die liebevoll geschilderte friesische Lebensart bezaubern den Leser und versetzen ihn in Urlaubsstimmung. Das schillernde Leben in Berlin auf der anderen Seite ersteht so lebendig vor seinen Augen, dass er sich beim Lesen ganz beschwingt mit hineinziehen lässt in diese Welt vor hundert Jahren. Die sympathischen Hauptfiguren und ihre Schicksale, die immer neue spannende Wendungen nehmen – eine Friseurmeisterschaft, ungeplante Schwangerschaften, alkoholsüchtige Schwiegermütter, hunderte erholungsbedürftige Kinder aus dem besetzten Ruhrgebiet, Inflation und ein konkurrierender Friseursalon, ein durch Eis und Schnee von der Welt abgeschnittenes Norderney – lassen den Leser nicht mehr los und bereiten ein Lesevergnügen bis zur letzten Seite mit der schönen Aussicht, dass ein vierter Band schon angekündigt ist. Wer keine Zeit für Urlaub hat, kann mit diesem Buch für ein paar Stunde auf Zeit- und Urlaubsreise gehen!

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Veröffentlicht am 17.03.2023

Rasant und vielschichtig

Die stille Mörderin
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Kommissar Tom Simon ermittelt im Mordfall des Rechtspopulisten Krambach. Feinde hatte der polarisierende Autor sowohl unter den Linken als auch unter den Rechten. Doch Tom kommt die Ahnung, dass dieser ...

Kommissar Tom Simon ermittelt im Mordfall des Rechtspopulisten Krambach. Feinde hatte der polarisierende Autor sowohl unter den Linken als auch unter den Rechten. Doch Tom kommt die Ahnung, dass dieser Fall etwas mit der Vergewaltigung und Ermordung von Sonny, der Freundin seines Bruders, etliche Jahre zuvor zu tun haben könnte. Sein Zwilling Marco ist als Angehöriger eines bolivianischen Drogenkartells und möglicher Tatverdächtiger der Ermordung eines V-Mannes schon ins Visier der Hamburger Polizei geraten. Könnte er auch der Mörder im Falle Krambach sein?
Simon und seine neue Partnerin ermitteln in der rechten Szene, in der Welt der illegalen bare knuckle Boxkämpfe, aber auch unter der gehobenen Klasse der rechtskonservativen Eliten in Hamburg. Auf eigene Faust macht sich Simon parallel dazu auf die Suche nach seinem Bruder und trifft im Hamburger Nachtleben dabei auf eine Reihe alter Bekannter. Wem davon kann er noch trauen? Mehr als einmal geraten er und seine Partnerin bei der Ermittlung an ihren Grenzen – auch an ihre physischen.
Ein packender, vielschichtiger Krimi, der den Namen Pageturner in vollem Umfang mehr als verdient hat. Die Charaktere sind extrem, das Ermittlerduo in all ihren Schattenseiten umso menschlicher. Die Handlung schlägt immer wieder neue Haken, nimmt stets neue Verläufe. Alles ist möglich. Bis zum Schluss eröffnen sich dem Leser neue Zusammenhänge. Und mit atemloser Spannung folgt er dem Autor, der gekonnt konstruiert und dem es gelingt, noch im letzten Drittel neue Figurenkonstellationen einzuflechten, ohne jemals gekünstelt oder sprunghaft zu wirken. Neben der absolut überzeugenden Konzeption besticht der Autor mit einer bildhaft packenden Sprache, bei der der Leser den Eindruck gewinnt, die Handlung vor dem inneren Auge ablaufen zu sehen. Dabei eröffnet Thorsten Kirves dem Leser so viele spannende wie differenzierte Einblicke in die Ideenwelt rechtskonservativer Politiker- und intellektueller Bürgerkreise, aber auch das Geflecht rechter Polizeigruppen bis hin zu neonationalen Schlägertruppen, die sich am Rande der illegalen Boxkämpfe bewegen, ohne dabei jemals ins Klischee zu verfallen. Die Handlungsmotive der verschiedenen Akteure sind erschreckend nachvollziehbar, wenn auch nicht immer gutzuheißen oder entschuldbar.
Einzige Einschränkung: Wer nicht die Zeit hat, die 560 Seiten gefühlt in einem Rutsch zu verschlingen, könnte ein Problem mit Anschlussterminen bekommen.

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Veröffentlicht am 05.03.2023

Der lange Arm der Gerechtigkeit

Frisch ermittelt: Der Fall Kaltwasser
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…. muss nicht immer die Justiz sein. Das wird deutlich im Fall Kaltwasser. Der Richter wird auf seltsame Art auf einem Friedhof ermordet. Die Verdächtigen stehen Schlange: die Ehefrau, weil er ein langjähriges ...

…. muss nicht immer die Justiz sein. Das wird deutlich im Fall Kaltwasser. Der Richter wird auf seltsame Art auf einem Friedhof ermordet. Die Verdächtigen stehen Schlange: die Ehefrau, weil er ein langjähriges Verhältnisse hatte, die Söhne, weil er ein Despot war, eine seiner weiblichen Angestellten, weil er ein grabschender Chef war, ein ehemaliger Verurteilter, weil er sich rächen will, oder ein Politischer, weil der Richter in der NS-Vergangenheit Dreck am Stecken hatte. Als ein zweiter Mord geschieht mischen sich alle Karten wieder neu, nur die Mordwaffe ist dieselbe und so somit scheint eine Verbindung mehr als logisch.
Die Polizei wird auch in diesem Fall tatkräftig unterstützt von Martha Frisch, Inhaberin der Heißmangel, in der alle Informationsfäden des Dorfes zusammenlaufen. Martha ist eine sympathische, aufmerksame, mutige Figur, die sich manchmal ein wenig zu weit aus dem Fenster lehnt. Aber zum Glück ist ihr Neffe bei der Polizei und kann ihr aus der Patsche helfen, wenn es brenzlig wird. Und das wird es am Ende der Ermittlungen in einem fulminanten Finale!
Neben der spannenden Story und den interessanten Dorffiguren, von denen jeder jeden kennt, besticht der Krimi zum einen durch seine historischen Bezüge, die die Handlung noch spannender machen, und zum anderen durch das Lokalkolorit, das die Autorin wunderbar einfließen lässt, sodass der Leser sich sehr heimisch fühlt in dem kleinen Friesenstädtchen.
Sehr sympahtisch gelesen, ein unterhaltsames und abwechslungsreiches Hörvergnügen!

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