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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 17.11.2023

Besser, als erwartet

Die Zuckerbäckerin von Cold Creek Valley
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Cover und Titel des Romans von Mona Jones sind eindeutig überzuckert. Gelesen hätte ich das Buch, davon ausgehend, wahrscheinlich nicht. Aber da ich es versehentlich zugeschickt bekommen habe und gerade ...

Cover und Titel des Romans von Mona Jones sind eindeutig überzuckert. Gelesen hätte ich das Buch, davon ausgehend, wahrscheinlich nicht. Aber da ich es versehentlich zugeschickt bekommen habe und gerade krank danieder lag und etwas Leichtes zur Ablenkung gerade recht kam, habe ich mir gedacht, ich versuche es einmal. Und siehe da: Es war doch ganz unterhaltsam, hatte sympathische Figuren und vor allem eine bezaubernde Landschaft, die einen Großteil der Unterhaltung ausmacht. Auch wenn die Story recht schlicht ist und die Liebesverwirrungen, die eigentlich gar keine Sinn und etwas zu sehr aufgebauscht werden, im letzten Teil ein wenig langatmig erscheinen, spricht nichts gegen ein paar Stunden Unterhaltung oder Ablenkung bei schlechtem Wetter oder schlechter Laune mit einer Tasse Tee, einer Wolldecke und diesem Buch auf dem Sofa.

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Veröffentlicht am 15.10.2023

Mit Längen

Die Glücksfrauen - Der Geschmack von Freiheit
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Ich hatte an das Buch andere Erwartungen. Ich dachte, etwas von den verschiedenen Schicksalswegen der drei Freundinnen Luise, Maria und Annie zu lesen. Im Mittelpunkt steht Luise, die als politische Widerständlerin ...

Ich hatte an das Buch andere Erwartungen. Ich dachte, etwas von den verschiedenen Schicksalswegen der drei Freundinnen Luise, Maria und Annie zu lesen. Im Mittelpunkt steht Luise, die als politische Widerständlerin bereits vor 1939 in die USA immigriert mit dem Ziel, dort ein Café für sich und ihre Freundinnen zu eröffnen, wenn diese ihr ins Exil folgen werden. Doch verliert sie über die Kriegswirren jede Spur von ihnen.
Auf der zweiten Zeitschiene, dem Jahr 2023, reist Luises Enkelin nach New York, um das Erbe ihrer Großmutter anzutreten. Damit verbunden ist allerdings die Aufgabe, die beiden Freundinnen oder ihre Nachkommen aufzuspüren, damit auch sie Anteil an ihrem Erbe nehmen können.
Achtung Spoiler: Leider braucht es das ganze Buch, um am Ende der Suche nichts herausgefunden zu haben, weswegen sich noch zwei Fortsetzungsbände anschließen.
Sicherlich bietet das Leben von Luise als Immigrantin in New York einige interessante Einsichten. Auch am Ende, als Luise noch einmal unmittelbar nach Kriegsende nach Deutschland zurückkehrt, nimmt das Buch an Fahrt und Spannung auf. Dazwischen aber längt es sich doch ziemlich in den Liebeswirren, die sowohl Großmutter als auch Enkelin in ihren Zeiten jeweils durchleben. Ich denke, das Buch hätte besser auf die Fortsetzungen verzichtet und durch die Auflösung der Frage nach den verschwundenen Freundinnen an Spannung gewonnen.

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  • Atmosphäre
Veröffentlicht am 18.09.2023

Eher keine Romabiographie

Fräulein Schopenhauer und die Magie der Worte
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Adele lebt nach dem Tod des Vaters mit ihrer Mutter ein recht unkonventionelles Leben in den Kreisen der Intellektuellen von Weimar zur Zeit Goethes. Immer wieder geplagt von Geldnöten und Krankheiten ...

Adele lebt nach dem Tod des Vaters mit ihrer Mutter ein recht unkonventionelles Leben in den Kreisen der Intellektuellen von Weimar zur Zeit Goethes. Immer wieder geplagt von Geldnöten und Krankheiten muss sie sich dem Leben stellen: Obwohl sehr musisch und feingeistig, hat Adele auch eine zupackende Seite, mit der sie versucht, das sehr verschwenderische Leben der Mutter in geregelte Bahnen zu lenken und in den Konflikten mit dem schwierigen Bruder zu vermitteln. Dabei fällt es schwer, sich ein eigenes Leben aufzubauen. Dass Adele eher dem weiblichen Geschlecht zugetan ist, macht es für sie nicht leichter.
Der Autorin gelingt es gut, die damalige Zeit und die Lebensumstände verschiedener Frauen in ihr, sei es ledig, verheiratet, verwitwet, sei es konventionell oder eher freigeistig, lebendig vor Augen erstehen zu lassen. Auch ihre Figuren sind voller Leben und der Leser folgt gespannt ihren Wegen.
Mir persönlich hätte manchmal noch mehr Einblick in das kulturelle und geistige Leben der Zeit gefallen. Auch vergisst man immer wieder, dass der Bruder Adeles jener berühmte Arthur Schopenhauer ist, der die Philosophiegeschichte bedeutend mitprägte. Lediglich die unsympathisch, misanthropische Art lässt an ihn denken. Hier wäre etwas mehr Tiefgang schon schön gewesen. Dafür hätte ich gerne auf das ganze Gefühlshin- und her in Adeles Leben verzichtet, das bisweilen ein wenig sprunghaft und wenig motiviert wirkt. Und letztlich dann doch die Frage aufwirft, inwieweit die Figur eine starke, unabhängige Frauengestalt darstellt. Für mich ist sie dafür viel zu sehr den Ansprüchen von Bruder und Mutter und der Unsicherheit in ihrer Gefühlswelt ausgeliefert.
Auch fehlt mir die im Titel angekündigte „Magie der Worte“.
Ich war stärker von einer Romanbiographie und weniger von einer historisch angehauchten „Frauengeschichte“ ausgegangen.

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Veröffentlicht am 06.09.2023

Bleibt hinter den Erwartungen zurück

Wie ein Stern in mondloser Nacht
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Ein spannendes Thema hat Marie Sand für ihren zweiten Roman gewählt: eine Hebamme, die für ungewollt Schwangere und ihre Kinder kämpft, in einer Zeit, in der Abtreibung illegal und ungewollte oder uneheliche ...

Ein spannendes Thema hat Marie Sand für ihren zweiten Roman gewählt: eine Hebamme, die für ungewollt Schwangere und ihre Kinder kämpft, in einer Zeit, in der Abtreibung illegal und ungewollte oder uneheliche Kinder ein Tabuthema sind, denn alles steht auf Wiederaufbau, Wirtschaftswunder und Erfolg. Da finden manche Themen keinen Platz. Die Hebamme Henni ist, wie so manche der ihr begegnenden Figuren, eine starke und interessante Figur. Ihre Widersacherin, die Mutter ihres Geliebten, dagegen bleibt zu klischeehaft, ihr Geliebter zu unsympathisch und viele der Frauen, die bei Henni Rat und Tat suchen, zu gesichtslos. Die Handlung hat so manche logische Schwäche und Ungereimtheit. Die Handlung tritt immer mehr hinter der Schilderung von Gefühlslagen zurück und das spannende Thema ist leider nicht so ansprechend umgesetzt, wie erwartet.

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Veröffentlicht am 30.08.2023

Ist das Leben wirklich so schwer?

Schönwald
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Harald und Ruth Schönwald haben drei Kinder, die eigentlich alles haben könnten, wessen es bedürfte, um das Leben zu meistern. Der älteste Sohn war ein Shootin-Star der US-amerikanischen Literaturprofessorenszene, ...

Harald und Ruth Schönwald haben drei Kinder, die eigentlich alles haben könnten, wessen es bedürfte, um das Leben zu meistern. Der älteste Sohn war ein Shootin-Star der US-amerikanischen Literaturprofessorenszene, bis er über einen Skandal stolperte, was aber noch keiner „zu Hause“ weiß. Sein jüngerer Bruder ist ein genialer Mathematiker, der kurz dafür ist, ein mathematisches Problem zu lösen und dafür eine Unsumme Geld zu bekommen, die er eigentlich nicht braucht, weil seine Frau reich ist. Er möchte aber nicht auf ihre Kosten, sie nicht auf Kosten ihres Vaters. Ihre Beziehung ist von Spannungen und verbalen Ausfällen gekennzeichnet. Die Schwester eröffnet einen queeren Buchladen in Berlin, was die Familie wieder zusammenbringt – zumindest räumlich. Queer ist der Buchladen wohl auch, weil sie queer ist, es aber nicht weiß oder nicht gewusst haben will. Die Mutter, die ihr Leben zugunsten ihrer Familie geopfert hat, kann trotzdem keinen Zugang zu ihren Kindern oder ihrem Mann finden. Und ihr Mann ist einer nicht ganz ernstzunehmende Gestalt des Ritters von der traurigen Figur.
Auch wenn der Grundton des Erzählers ein ironischer ist, ist die Darstellung all dieser menschlichen Lebensunfähigkeit, die schon damit beginnt, das man mehr damit beschäftigt ist, Bilder vom eigenen Leben zu inszenieren als ein Leben zu leben und aufrichtig miteinander zu sein, doch sehr mühselig zu lesen. Auch wenn der Autor durchaus viele bisweilen befremdliche Tendenzen in der heutigen Gesellschaft, nicht nur in Deutschland, sondern auch in Amerika aufs Korn nimmt, hat man bei aller satirischen Überzeichnung doch das Gefühl zu sehr im Klischee zu verharren. Die Figuren sind eher Typen als Charaktere und die Darstellung eher plakativ als subtil.
Das Thema der vererbbaren Schuld aus der NS-Zeit ist ein durchaus spannendes, wird für mich hier aber nur zur Projektionsfläche für die Darstellung von Figuren, die so sehr zur Karikatur ihrer selbst verkommen, das man kaum Empathie für sie entwickeln kann.

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