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Veröffentlicht am 03.11.2020

Der größte Kapitän aller Zeiten

Der größte Kapitän aller Zeiten
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Der eine Kapitän geht von Bord und in seinen Ruhestand, der nächste Kapitän kommt. Leider hat er Neue von nichts eine Ahnung, dafür aber schwört er, alles besser machen zu wollen als sein Vorgänger. Mit ...

Der eine Kapitän geht von Bord und in seinen Ruhestand, der nächste Kapitän kommt. Leider hat er Neue von nichts eine Ahnung, dafür aber schwört er, alles besser machen zu wollen als sein Vorgänger. Mit seinen Vertrauten, den Upskirt Boys, bringt er Mannschaft und Passagiere mächtig durcheinander und wehe, man ist nicht seiner Meinung, dann wird es für denjenigen nass, sehr nass. So läuft das bis eines Tages ein Pirat an Bord kommt.
Gewisse Ähnlichkeiten sind absolut beabsichtigt. Das Buch ist sehr unterhaltsam und liest sich flott weg. Man amüsiert sich prächtig und doch ist da etwas, dass einem Magenprobleme bereitet.
Der Kapitän hat keine Ahnung von Navigation, weiß nichts über Seerecht und auch sonst nicht viel. Doch er ist von sich überzeugt. Ist er nicht stattlich und hat er nicht geniale Visionen? Sein Selbstbewusstsein ist unermesslich und die gelbe Feder schmückt ihn obendrein ganz ungemein. Regeln gelten für ihn nicht, er lügt wie gedruckt und wer nicht seiner Meinung ist, landet unversehens im Meer.
Treffsicher beschreibt Dave Eggers nicht nur den „größten Kapitän aller Zeiten“, sondern auch alle anderen an Bord.
Der „Helle“ bringt dann eine ungeahnte Wendung, die folgenschwere Auswirkungen haben.
Mir hat dieser satirische Kurzroman gut gefallen. Er unterhält und stimmt einen nachdenklich zugleich.

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Veröffentlicht am 02.11.2020

Die Zeiten ändern sich

Die Krankenschwester von St. Pauli – Wandel der Zeiten
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Hamburg 1892: Svantje Claassen hat es geschafft. Sie ist glücklich geworden mit dem Tuchhändler Friedrich und auch beruflich hat sie es zu etwas gebracht. Als die Cholera in Hamburg wütete, konnte sie ...

Hamburg 1892: Svantje Claassen hat es geschafft. Sie ist glücklich geworden mit dem Tuchhändler Friedrich und auch beruflich hat sie es zu etwas gebracht. Als die Cholera in Hamburg wütete, konnte sie zeigen, dass sie eine gute Krankenschwester ist. Sie möchte wieder als Krankenschwester arbeiten, nachdem sie ihre Kinder bekommen hat. Doch die Gesellschaft hat kein Verständnis dafür, dass sie als Mutter berufstätig ist. Svantje muss sich entscheiden.
Ich habe schon eine Reihe von Büchern der Autorin Rebecca Maly gelesen und mag ihre Art zu schreiben. Erzählt wird die Geschichte aus verschiedenen Perspektiven, so das ich mir ein umfassendes Bild machen konnte. Die Autorin schildert die Atmosphäre und die Lebensbedingungen zu jener Zeit in Hamburg sehr gut und authentisch. Besonders die Verhältnisse im Gefängnis waren wirklich furchtbar.
Die Charaktere sind sehr gut und lebendig beschrieben. Svantje ist eine sympathische Frau, die ihren Beruf liebt. Sie möchte daher auch als Mutter trotzdem weiter den Kranken und Pflegebedürftigen helfen. Während ihr Partner Friedrich das akzeptiert, machen es ihr die Konventionen der Hamburger Gesellschaft nicht leicht, denn dazu passt eine berufstätige Mutter ganz und gar nicht.
Die Geschichte steuert auf eine schlimme Zeit zu, denn sie endet mit dem Beginn des 1. Weltkrieges.
Obwohl mir dieses unterhaltsame Buch auch wieder gefallen hat, muss ich doch sagen, dass der erste Band packender war. Nun bin ich gespannt, wie es weitergeht.

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Veröffentlicht am 01.11.2020

Kulinarische Japan-Reise

Kochen wie in Japan
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Ich liebe es, in fremde Länder zu reisen und mich inspirieren zu lassen. Manchmal reicht es aber auch, die kulinarische Seite eines Landes zu betrachten. Daher gefallen mit die Themen-Kochbücher aus dieser ...

Ich liebe es, in fremde Länder zu reisen und mich inspirieren zu lassen. Manchmal reicht es aber auch, die kulinarische Seite eines Landes zu betrachten. Daher gefallen mit die Themen-Kochbücher aus dieser Reihe „Kochen wie in …“ besonders gut.
Der Aufbau dieses Buches, den ich auch schon aus den anderen Büchern der Reihe kenne, gefällt mir gut. Es geht los mit einer Japan-Bucket-List, die Lust darauf macht, die Punkte der Reihe nach abzuarbeiten. Solch eine Entdeckungsreise ist aber auch zu verlockend. Dann erfährt man noch einiges über das Land bevor es mit den Rezepten weitergeht. Aber auch dort sind immer wieder kleine Geschichte eingefügt. Besonders gefallen haben mir die Beschreibungen der japanischen Tischkultur.
Natürlich hapert es bei den Rezepten, wie bei vielen aus anderen Ländern, an den passenden Zutaten. Bei uns auf dem Land ist gar nicht daran zu denken, diese zu bekommen. Aber auch in der nächsten Stadt ist das nicht ganz einfach. Doch die Autorin hat immer wieder Tipps für entsprechende Alternativen. Die Schritt-für-Schritt-Anleitung zu den Rezepten erklärt genau, wie man am besten vorgeht. Allerdings hatte ich eigentlich erwartet, dass die japanische Küche weniger fleisch-lastig ist.
Die Fotos – sowohl die von den Gerichten, als auch die aus dem Land – können mich immer wieder begeistern.
Insgesamt gefällt mir das Kochbuch gut. Es regt dazu an, sich auch mal auf ungewohnte Pfade zu begeben und etwas Neues auszuprobieren. Die japanische Küche bietet dazu Gelegenheit.

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Veröffentlicht am 31.10.2020

Eine tragische Familiengeschichte

Das letzte Licht des Tages
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Liv hat gerade die Scheidung von ihrem untreuen Ehemann hinter sich, als sie von ihrer exzentrischen Großmutter zu einer Reise nach Frankreich abgeholt wird. Auf dem Weingut Chauveau spürt Liv, dass ihre ...

Liv hat gerade die Scheidung von ihrem untreuen Ehemann hinter sich, als sie von ihrer exzentrischen Großmutter zu einer Reise nach Frankreich abgeholt wird. Auf dem Weingut Chauveau spürt Liv, dass ihre Großmutter ihr etwas mitteilen will, das aber doch nicht über ihre Lippen kommt. Mithilfe des Anwalts Julien Cohn beginnt Liv die Geschichte des Weinguts zu erforschen. Dabei stößt sie auf eine erschütternde Geschichte aus der dunklen Zeit des 2. Weltkrieges. Inés begeht einen Fehler und verändert dadurch das Leben aller Menschen auf dem Weingut.
Ich mag es sehr gerne, wenn Romane auf zwei Zeitebenen spielen. Während die Champagnerherstellung einen relativ großen Raum einnimmt, kamen für mich die historischen Aspekte rund um die Résistance ein wenig zu kurz. Es ist schrecklich gewesen, wie die Menschen unter den Besatzern gelitten haben.
Die Charaktere sind gut und glaubhaft dargestellt. Ich hatte nicht den Eindruck, dass Liv und ihre Großmutter Edith ein besonders liebevolles Verhältnis haben, was vielleicht an der Art von Edith liegt. Trotzdem spürt Liv, dass da irgendetwas ist, was ans Tageslicht will. Der Anwalt Julien Cohn ist sympathisch und er unterstützt Livs Bemühungen, mehr über die Familie und ihre Geschichte zu erfahren.
Inés lebt mit ihrem Mann Michel und dem Kellermeister Theó samt seiner Ehefrau Celine auf dem Weingut. Es herrscht eine merkwürdige Stimmung unter den Personen. Michel ist viel zu sehr beschäftigt und Inés fühlt sich nicht genug beachtet. Daher trifft sie eine folgenschwere Entscheidung.
Recht früh ahnte ich schon, was für ein Geheimnis in Verbindung mit dem Weingut und der Familie sich da lüften wird. Trotzdem hat mich diese tragische Familiengeschichte gut unterhalten.

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Veröffentlicht am 30.10.2020

Die Folgen des Verdrängens

Ada
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An „Der Apfelbaum“ bin ich mit einiger Skepsis herangegangen, denn ich dachte „schon wieder ein Prominenter, der sich als Schriftsteller versuchen will“. Doch Christian Berkel hat mich als Autor überzeugt ...

An „Der Apfelbaum“ bin ich mit einiger Skepsis herangegangen, denn ich dachte „schon wieder ein Prominenter, der sich als Schriftsteller versuchen will“. Doch Christian Berkel hat mich als Autor überzeugt und daher kam ich auch an „Ada“ nicht vorbei.
In diesem Buch geht es um Ada, eine Frau in den Vierzigern, die auf der Suche nach sich selbst ist. Ada wird 1945 als Tochter einer Jüdin in Leipzig geboren. Sie verbringt daher ihre ersten Jahre in Argentinien und kehrt mit ihrer Mutter als neunjähriges Mädchen nach Deutschland zurück. Sie kommt in ein ihr fremdes Land und muss erst einmal die Sprache lernen. Dann tritt Otto in ihr Leben, der als ihr Vater gilt. Sie leben in Berlin als Familie zusammen und dann bekommt sie noch einen Bruder. Aber ist Otto wirklich ihr Vater? Ihre Fragen bleiben unbeantwortet. Niemand will die vielen Fragen, die sie hat, beantworten, denn niemand will an die Vergangenheit erinnert werden. Erst mit Mitte 40 versucht Ada mit Hilfe eines Psychotherapeuten ihre wahre Identität zu finden und in ihrem Leben anzukommen.
Christian Berkel erzählt diese Geschichte aus der Perspektive von Ada, so dass ich als Leser mich gut in ihre Gefühlswelt hineinversetzen kann. Der Schreibstil ist schön flüssig zu lesen und wirklich packend. Die Atmosphäre der Nachkriegszeit kommt realistisch rüber. Man will nicht an die Vergangenheit denken, sondern setzt seine ganze Hoffnung auf die Zukunft, die verheißungsvoll aussieht.
Ada ist eine sympathische junge Frau, auch wenn sie als Jugendliche sehr rebellisch ist. Doch wer kann es ihr verdenken, denn sie fühlt sich nirgendwo geborgen und zuhause. Sie hat viele Fragen, bekommt aber keine Antworten, was dazu führt, dass sie irgendwie entwurzelt ist. Es braucht seine Zeit und einige Umwege, bis sie sich auf die Suche nach sich selbst macht und dabei die Hilfe eines Therapeuten in Anspruch nimmt.
Das Ende ist ziemlich offen, so dass jeder sich seine Version vom Fortgang der Geschichte machen kann. Das passt, stellt mich aber nicht so ganz zufrieden.
Eine interessante, aber auch bedrückende Geschichte.

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