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Veröffentlicht am 16.04.2018

Unter dem Flammenbaum

Unter dem Flammenbaum
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„Wie alle Kinder, die das Glück haben, in Wohlstand aufzuwachsen, nahmen wir es als selbstverständlich hin, dass wir reich, die anderen arm waren. Nie kamen wir auf den Gedanken, dass es eventuell andersrum ...

„Wie alle Kinder, die das Glück haben, in Wohlstand aufzuwachsen, nahmen wir es als selbstverständlich hin, dass wir reich, die anderen arm waren. Nie kamen wir auf den Gedanken, dass es eventuell andersrum hätte sein können. Wenn man auf der Sonnenseite des Lebens lebt, bringen einen die Zufälle des Schicksals, die dem einen Kind eine gesicherte Existenz gönnen, dem anderen nichts als Armut und Elend, nicht zum Nachdenken. Erst später im Leben fingen wir an, diese Ungerechtigkeiten des Lebens als immense Belastung zu empfinden“.

Die Kleinstadt Bukuru in Nordnigeria, im südlichen Ausläufer der Sahara, ist das kleine Stück Paradies auf Erden, in dem die Geschwister Tanya, Nicola und Andrea unter der zärtlichen Fürsorge ihrer Eltern aufwachsen durften. Als der Engländer Roy Sperry die bildhübsche Krankenschwester Hella aus Deutschland kennen und lieben lernte, ergriff er aufgrund ihrer beider Sehnsucht nach der Ferne die Gelegenheit beim Schopf und nahm ein Stellenangebot im Ausland an. Das große Afrikaabenteuer der Familie Sperry begann kurz nach der Hochzeit des jungen Paares im Jahre 1960 in der Vom-Road-Siedlung, wo ein malerischer Palasabaum, der aufgrund seiner prachtvollen, feurig-roten Blüten „Flamme des Waldes“ genannt wurde, zum Schauplatz der kindlichen Aktivitäten der Geschwister wurde. Besagter Flammenbaum ist es auch, der das Cover dieser Autobiografie von Nicola Vollkommer ziert und dem Buch seinen Namen verlieh.

Afrika, der Kontinent, auf dem man lernte, aus dem Nichts etwas zu machen, war die ideale Umgebung für das Heranwachsen der drei Kinder, die von ihren Eltern Bildung, praktisches Wissen über das Leben in der Wildnis, sowie christliche Haltung und tief empfundenen Glauben vermittelt bekamen. Doch nicht nur für die Kinder, sondern auch für ihre Mutter, Hella Sperry, waren laut ihren Worten die glücklichsten und prägendsten Jahre ihres Lebens jene, die sie in Afrika verbringen durfte. Zwar waren weder Roy, noch Hella, das Klima und die Lebensumstände ihrer neuen Heimat gewohnt, schufen aber in unermüdlicher Arbeit und mit viel Liebe ein Heim für sich und ihre Töchter.

Die Autorin vermag es mit einem außergewöhnlich lebhaften und begeisternden Schreibstil, vor allem aber auch mit ihrer Liebe zum Detail, dem Leser das geliebte Land ihrer Kindheit bildhaft vor Augen zu führen. Sie schreibt von politischen Verwicklungen und den Schrecken des Bürgerkrieges, von den verschiedenen Stammesgruppen, vom ungezwungenen Umgang und den Freundschaften mit deren Mitgliedern, von den langen, harten Trockenzeiten und der wundervollen Begeisterung, wenn nach langer Zeit die Regenfälle dem ausgedörrten Boden wieder Leben brachte. Nicola Vollkommer veranschaulicht ihren Leser für europäische Begriffe beinahe unfassbaren Sitten und Bräuchen der afrikanischen Stämme und Dorfbewohner, sie berichtet beispielsweise auch von Details über das Schicksal der Frauen, die zum Geji-Stamm am nordöstlichen Rand der Jos-Ebene gehörten, den so genannten „Duckbill“ oder „Entenschnabel-Frauen“. Kurze, bildhafte Eindrücke aus Medienberichten erfahren in dieser Autobiografie durch die Autorin tiefere Bedeutung, sorgen für Verständnis und Verstehen. Und sie tragen dazu bei, dass eine tiefe Hochachtung und Bewunderung für Menschen aufkommt, die in einen der entlegensten Flecken Afrikas Außergewöhnliches leisten, und die dabei in bescheidensten Verhältnissen ein glückliches und erfülltes Leben mit ihren Familien führen.

Besonders angetan hat es mir auch die Aufteilung dieses Buches, das vom Leben der drei Geschwister erzählt, begonnen mit der Kindheit in Afrika, über deren Einschulung in Mrs. Prescotts Academy, die hochwertige Ausbildung in der Hillerest School in Jos, bis schließlich zum Internatsalltag in Birtfield, wo für die drei Schwestern geprägt von starkem Heimweh der Ernst des Lebens beginnt. Die einzelnen Kapitel, in denen der Lebensweg der Familie Sperry erzählt wird, sind immer wieder durch Tagebucheintragungen unterbrochen, in denen die Autorin ihrem tiefen Glauben, dessen Grundstein bereits in ihrer frühesten Kindheit gelegt wurde und der im Verlauf ihrer schulischen Ausbildung durch ihre Eltern gefördert wurde, Ausdruck verleiht. Zusätzlich zu diesen Tagebucheinträgen gibt es auch immer wieder Rückblicke, von der Zeit nach dem Tod ihrer Mutter Hella. In ihnen bringt Nicola Vollkommer dem Leser die Liebe zu ihrer Mutter in liebevollen kleinen Details nahe.

Obgleich es sich hierbei um eine Autobiografie handelt, in der auch politische Aspekte und Krieg ein Thema sind, wird sie zu keiner Zeit ausschweifend oder gar langweilig wiedergegeben. Ganz im Gegenteil. Die mit vielen Emotionen erzählte Geschichte zog mich bereits nach kürzester Zeit dermaßen in den Bann, dass ich das Buch kaum noch aus der Hand legen mochte. Ich kann „Unter dem Flammenbaum“ jedem ans Herz legen, der die interessante Geschichte des Lebens von Nicola Vollkommer in ihrem afrikanischen Paradies erfahren möchte, die mit einer deutlichen Liebe zum Land und ihrer Familie erzählt wird. Hervorragende Unterhaltung mit sehr viel Tiefgang und jeder Menge Emotionen, für die ich eine unbedingte Bewertung von fünf Sternen vergebe! Ein erstklassiger Afrikaroman, der seinesgleichen sucht!

Veröffentlicht am 16.04.2018

Die stillen Wasser von Amberley

Die stillen Wasser von Amberley
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Bereits nach dem ersten Blick auf das Cover des Buches „Die stillen Wasser von Amberley“ war ich verzaubert, der Klappentext verstärkte meinen positiven Ersteindruck noch um ein Vielfaches. Das verträumte, ...

Bereits nach dem ersten Blick auf das Cover des Buches „Die stillen Wasser von Amberley“ war ich verzaubert, der Klappentext verstärkte meinen positiven Ersteindruck noch um ein Vielfaches. Das verträumte, strohgedeckte Cottage mitten in einer malerischen Landschaft, einer Idylle, die die Aufmerksamkeit sofort auf sich zu lenken vermag, lässt dem Betrachter sofort die Ruhe dieser Umgebung verspüren. Das wunderschöne Haus direkt am Ufer des Sees lädt dazu ein, sich dort behaglich niederzulassen, und dieses kleine Stück Paradies auf Erden nie mehr zu verlassen. Doch bereits im Prolog dieses Buches ist von einem Toten die Rede, ein unbekannter Täter lauert im Hintergrund, der Böses im Schilde zu führen scheint. Ist dieses Idyll nur Schein, handelt es sich etwa um den Schauplatz einer schrecklichen Gewalttat? Meine Neugier war definitiv geweckt. Und so tauchte ich ein ins Buch, um mich bereits nach kurzer Zeit tief in seinem Sog gefangen zu finden, die sehr gut konstruierte Kriminalgeschichte genießend und mich gedanklich auf den Alltag in der Gemeinschaft der Bruderhöfe einzulassen.

Dorothée Heck verbindet mit diesem ausgeklügelten Kriminalfall eine regelrechte Fülle von Informationen über das Leben einer Gemeinschaft, in der dreihundert Menschen ihren Besitz teilen und Gewalt strikt ablehnen, wo jedes einzelne Mitglied Teil eines größeren Ganzen ist, sich unterordnet, und einander dient. Keiner ist Mittelpunkt, sondern jeder Mensch ein Stück des kleinen Getriebes, das diese so genannten Bruderhöfe der Neuhutterer zum Funktionieren bringt. Eine heile Welt, in der den Kindern bereits von Geburt an Werte vermittelt werden, wo christliche Nächstenliebe hoch gehalten, und dem Glauben an Gott höchster Stellenwert eingeräumt wird. Als die Journalistin Julia Maybach von ihrem Vorgesetzten in der Heidelberger Redaktion den Auftrag erhält, Recherchen über die Glaubensgemeinschaft von Amberley, in East Sussex, Südengland, anzustellen, freut sie sich auf ein interessantes Experiment. Was jedoch tatsächlich in Amberley auf sie zukommt, und wie stark der Einfluss ihres zweiwöchigen Aufenthalts auf sie und ihre Familie sein wird, davon ahnt die gestresste junge Frau zu diesem Zeitpunkt noch nichts. Julias Ehe steckt in einer ernsthaften Krise, und spätestens als plötzlich ihr Ehemann, Kriminalhauptkommisar Paul Freyhoff von der Kripo Speyer, in Amberley auftaucht, wird ihr klar, dass es hier um mehr als nur einen ungeklärten Todesfall geht. Die intensive Zusammenarbeit der deutschen Kriminalpolizei mit den englischen Behörden in Portsmouth und den Kollegen der Isle of Wight in Newport führt die ermittelnden Beamten unweigerlich zum Bruderhof der Neuhutterer, wo scheinbar alle Spuren zusammenführen. Als Julia mit ihren Kindern Ben und Lilly nach zwei Wochen den Bruderhof wieder verlässt, ist das Geheimnis um den Mordfall gelöst, und im Privatleben der Protagonisten nichts mehr so, wie es zuvor war…

Ich kann dieses Buch, das mit einem äußerst geschickt konstruierten Mordfall und mit sympathischen, einnehmenden Personen aufwartet, jedem ans Herz legen, der ein wenig über die Gemeinschaft der Hutterer und deren Alltag erfahren möchte. Ich habe buchstäblich jede einzelne Seite dieser Lektüre genossen und möchte mich für dieses bereichernde Leseerlebnis ganz herzlich beim Verlag und der Organisatorin der Lovelybooks-Leserunde bedanken. Ich vergebe nur allzu gerne uneingeschränkte fünf Bewertungssterne für einen Roman, der mir das aktuelle Wochenende mit spannungsgeladenen Elementen und höchst interessanten Details diese Religionsgemeinschaft betreffend verschönt hat.

(Rezension zum Printexemplar)

Veröffentlicht am 16.04.2018

Die Weisheit des Barkeepers

Die Weisheit des Barkeepers
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„Ein Theologiestudent, der von theologischen Gedankengängen spricht, jedoch nicht mehr genau weiß, ob er an Gott glaubt. Ein Mann, der in seinen Kneipenbekanntschaften Seelsorger findet, die Anteil nehmen ...

„Ein Theologiestudent, der von theologischen Gedankengängen spricht, jedoch nicht mehr genau weiß, ob er an Gott glaubt. Ein Mann, der in seinen Kneipenbekanntschaften Seelsorger findet, die Anteil nehmen und ihrerseits von ihren Geschichten, ihren Verletzungen und ihrem eigenen Unglauben erzählen. Menschen, durch die er seinen Glauben wiederfindet. Einen Glauben, der kompromisslos christlich, in der Bibel und in der Gemeinde verwurzelt ist. All dies ereignet sich in einer rauchgeschwängerten Kneipe durch Menschen, die sich ihrer Funktion selber gar nicht bewusst sind...“

Kapitel 1 – Albanien. Ein geografisch, politisch und durch seine muslimischen Wurzeln historisch isoliertes Land in einem vergessenen Winkel Europas wirkt Geheimnisse und Entdeckungen verheißend auf den jungen, kahlköpfigen Theologiestudenten Anfang Dreißig, und er macht sich auf, um sich als christlicher Missionar auf feindliches Terrain zu begeben, sich allein mit Nächstenliebe seinem religiösen Feind, dem Islam, zu stellen. Seine Vermieter in Albanien werden sehr rasch zu Freunden, die albanische Großmutter Fidnet zu seiner liebsten Gefährtin, und durch zwei raue Burschen aus einer abgelegenen kleinen Stadt lernt er die Bedeutung der Berührung kennen. Berührung, die lebenslanger Isolation und Ablehnung ein Ende macht. Berührung, die wertschätzt, die Liebe ausdrückt. Heilende und erlösende Berührung, die uns verloren gegangen ist: ein tröstender Klaps auf die Schulter, ein Anteil nehmender Händedruck, eine Mut machende Umarmung. In Albanien lernt Tony Kriz auch einen stolzen muslimischen Mann namens Lulezim kennen, der etwas über die Bibel wissen wollte und der bald zu Tonys treuem Freund und Lehrer wurde. Und er lernt einen Vater kennen, der ein hervorragendes Beispiel für innere Stärke ist, der für die Schwachen und Schutzlosen auftritt und ihm vor Augen führt, was Persönlichkeit ausmacht. Gott öffnet Tony Kriz durch Muslime die Augen für seine Wahrheit.


Kapitel 2 – Über Budapest nach Portland
Der Autor kommt in einem türkischen Bad in Budapest zur Ruhe und setzt seinen Weg schließlich in Oregon fort, wo er sich in Portland niederlässt und in einem Pub namens „Horse Brass“ auf Pope trifft, der ihn lehrt, dass Glaube keine Sache des Kopfes, sondern des Herzens ist und der ihm empfiehlt, sich angesichts seiner Zweifel von Gott führen zu lassen. Das „Horse Brass“ übt eine große Anziehungskraft auf Tony aus, er erfährt dort Heilung, findet Menschen, die ihm die Zeit schenken, die er zur Heilung nötig hat. Eine lebhafte jüdische Akademikerin spricht ihn auf seine religiöse Programmierung an und verändert Tonys Blickwinkel auf seinen Glauben, hilft ihm, Heilung von seiner Vergangenheit zu finden. In einem Obdachlosenheim lernt er einen tiefgründigen Mann „mit einem dicken Fell und einem großen Herzen“ kennen, der aus den Südstaaten stammt.

Kapitel 3 – Im Reed College
Am Reed College, dem heidnischsten Ort Portlands, kümmert Tony Kriz sich um den Physikstudenten Mitch, scheinbar der einzige Christ auf dem Campus. Ein Abend im Kaul Auditorium, wo er dem Vortrag Dr. Perkins lauscht, dessen Worte die Studenten zu stehenden Ovationen seine Botschaft und sein Leben betreffend veranlassen, wird zu einem unvergesslichen Erlebnis, das sein Leben veränderte. Tony lernt im College auch seinen Freund Jared kennen und die tiefgründige Erfahrung, dass Atheisten, Buddhisten, Juden, Heiden und Christen jeder Couleur sich ganz offen über den Geist und über Gott austauschen, prägt fortan seine Art zu glauben.

Kapitel 4 – Nach Hause kommen
Im letzten Kapitel erzählt der Autor über den Weg zu geistlichem Wachstum und führt Gleichnisse aus dem Leben von Jesus an, zieht dabei Parallelen zur Gemeinschaft in seinem Viertel, dem Zentrum von Nord-Portland. Durch seine Begegnung mit Robbie, dem „barmherzigen Samariter“, der ihm und seiner Familie seine Zeit, seine Fähigkeiten, sein Geld, seinen Ruf und seine Zukunftspläne opfert, lernt er eine Menge über Großzügigkeit und Nächstenliebe. In der Geschichte vom „Verlorenen Kind“ veranschaulicht er anhand des Beispiels eines Schnäppchen-Kaufes die Hintergründe für die Ausbeutung von siebenundzwanzig Millionen Sklaven auf der Welt, verlorene Kinder, deren Leben durch unsere Schnäppchenjagd zu einer Horrorshow wird.

Die vielen Stationen seines Lebens werden vom Autor in eindrucksvoller Sprache und anhand vieler detaillierter Situationsbeschreibungen erzählt. Seine Offenheit auch Nichtchristen gegenüber ist faszinierend, seine Erfahrungen und Erkenntnisse regen zum Nachdenken an. Seine Bereitschaft, zuzuhören eröffnet ihm vollkommen neue Welten, bereichert ihn und lässt ihn vorgefasste Meinungen hinterfragen. Das in flüssigem Schreibstil und in vier Kapiteln verfasste Buch ist eine überaus interessante Lektüre, die eingefahrene Denk- und Verhaltensweisen möglicherweise zum Einsturz bringen könnte… lesen!

Veröffentlicht am 16.04.2018

Der Soundtrack deines Lebens

Der Soundtrack deines Lebens
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„Du und ich sind auch nur zwei Suchende. Zwei Blinde, die sich gegenseitig führen. Aber ich will daran glauben, vielleicht an Liebe, vielleicht an Größe, vielleicht auch an die Ewigkeit“ Wenn ich an Cab ...

„Du und ich sind auch nur zwei Suchende. Zwei Blinde, die sich gegenseitig führen. Aber ich will daran glauben, vielleicht an Liebe, vielleicht an Größe, vielleicht auch an die Ewigkeit“ Wenn ich an Cab dachte, musste ich lächeln – das war schon immer so gewesen. Ich spürte die Wärme des bloßen Wissens, dass es ihn gab und dass er mein Freund war, und ich war froh, ihn zu kennen. Wenn mich etwas beschäftigte, ging ich damit zu Cab, und wenn ich einen Rat brauchte, fragte ich ihn. Wenn ich wütend oder traurig war, munterte er mich auf und mit seiner Musik berührte er mein Herz immer wieder aufs Neue“.

Lily, die stets in schwarze Klamotten gekleidete sechzehnjährige Schülerin mit dem langen, dunklen Haar erzählt von ihrer tiefen Freundschaft zur elfenhaften blonden Leonie und ihren beiden achtzehnjährigen besten Freunden Alex und Christian, „Cab“ genannt. Nach einem gemeinsamen Nachsitzen erwächst aus diesem zufälligen Zusammentreffen eine eingeschworene Gemeinschaft, deren Leidenschaft der Musik gehört. Besonders Cab, der alle mit seiner Leichtfertigkeit und Begeisterung anzustecken vermag und stets mit den verrücktesten Ideen ankommt, widmet sich mit großer Hingabe dem Spiel auf seiner Akkustikgitarre und dem Schreiben von Liedtexten, die er zusammen mit Alex in der von ihm gegründeten Rockband namens „Suneclipse“ darbietet. Sowohl Cab, als auch Alex, brechen gerne mal die Regeln und freuen sich auf den Abschluss ihrer Schulzeit nach dem Abitur im kommenden Schuljahr, auf eine verheißungsvolle Zukunft, die Cab mit einem langen Auslandsaufenthalt einleiten möchte. Lily hingegen sieht dem Ende ihrer gemeinsamen Schulzeit bereits mit einer gewissen Wehmut entgegen, sie fürchtet eine Zeit, wo die Wege der eingeschworenen Freunde sich zwangsläufig trennen werden. Doch im Grunde halten sich Alex, Cab, Leonie und Lily für unsterblich und unbesiegbar, sie denken, ihre Freundschaft würde nie enden, die Band alles überdauern und all ihre Pläne und Träume wahr werden. Sie meinen, noch alle Zeit der Welt zu haben. Als aus der langen gegenseitigen heimlichen Verliebtheit zwischen Leonie und Alex mehr wird, und auch Cab und Lily nicht mehr nur die „allerbesten Freunde“ sein möchten, als ihre Welt voller Verheißungen für eine glückliche Zukunft scheint, bringt eine schreckliche Diagnose ihre heile Welt abrupt zum Einsturz.

Dieses Buch, das wie eine beiläufige Erzählung über vier beste Freunde beginnt, entpuppte sich sehr rasch als Geschichte, die so emotional und tiefgründig wurde, dass sie mich mehrfach zu überwältigen drohte. Die Autorin lässt ihre Leser die Ängste und Sorgen, die Hoffnung und Verzweiflung und manchmal auch die Hilflosigkeit und Resignation ihrer Protagonisten miterleben. Sie begleitet die drei Freunde ans Krankenbett von Cab und gibt eindrucksvolle Gespräche wieder, in denen sie sich gegenseitig Kraft und Stütze geben. Doch im Grunde ist und bleibt Cab die schillernde Hauptfigur dieses beeindruckenden Buches. Cabs Krankheit schafft es nicht, sein besonderes Lächeln, das eine Mischung aus Lebensfreude und Gleichgültigkeit war, zum Verschwinden zu bringen. Er blüht auch während der kräfteraubenden Chemotherapien auf, wenn er Musik macht, egal, wie elend er sich auch fühlt. Er vermag es, die anderen zu begeistern, ist dankbar für schöne Momente, trotz seiner Angst vor dem, was kommen mag, trotz seiner in manchen Situationen überwältigenden Sehnsucht nach Normalität. Im Krankenhaus trifft er auf Fiona, eine tiefgläubige junge Patientin, die ihm Verständnis und Trost vermittelt. Mit Fiona lernt er wieder zu beten, die Hoffnung nicht aufzugeben. Er glaubt fest an einen Plan Gottes hinter all dem Leiden, auch wenn er und seine Freunde den Sinn hinter allem im Moment nicht verstehen können. Seine Hoffnung strahlt regelrecht nach außen, sie scheint unerschütterlich und er vertraut auf Gott, egal, was geschieht. Er vertraut ihm sogar, obgleich er nicht weiß, ob es zu seinem Plan gehört, ihn zu heilen. Im Grunde ist Cab selber das Wunder, um das er gebetet hat.

„Und wir hielten uns für unsterblich, für unauslöschlich und mussten feststellen, dass wir zerbrechlich sind. Und wir hielten uns für unvergänglich, für unbesiegbar und mussten feststellen, dass wir nur Menschen sind. Sein Plan ist perfekt. Die Kämpfe dieses Lebens, sie waren – verkleidet und versteckt – nur Zeichen seines Segens.“

Dieses Buch, das mich dermaßen berührte, kann ich nur als „Perle“ bezeichnen, als außergewöhnliches Leseerlebnis, das mir von dieser Autorin „direkt ins Herz geschrieben“ wurde. Dringende Leseempfehlung und eindeutige Höchstbewertung!

Veröffentlicht am 16.04.2018

Lebe dein Leben, sonst lebt dein Leben dich. Gott hat jedem von uns viel gegeben – machen wir etwas draus!

Frauengeflüster
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„Lebe dein Leben, sonst lebt dein Leben dich. Gott hat jedem von uns viel gegeben – machen wir etwas draus!“

Tamara Hinz wählt eine kleine Selbstbetrachtung als Einstieg zum vorliegenden Buch „Frauengeflüster“. ...

„Lebe dein Leben, sonst lebt dein Leben dich. Gott hat jedem von uns viel gegeben – machen wir etwas draus!“

Tamara Hinz wählt eine kleine Selbstbetrachtung als Einstieg zum vorliegenden Buch „Frauengeflüster“. Im Passus „Ich bin ich“ stellt die Autorin anhand der Temperamentenlehre des griechischen Arztes Hippokrates die darin erwähnten vier unterschiedlichen Typen kurz vor: den Sanguiniker, den Melancholiker, den Choleriker und schließlich den Phlegmatiker. Sie pflückt die verschiedenen Bereiche des eigenen „Ich“ auseinander, in dem sie die Persönlichkeitsstruktur, die Begabungen und die Biografie durchleuchtet. Zudem weist sie auf die besonderen Fähigkeiten hin, die dem Menschen bereits durch seine Gene mitgegeben wurden und regt an, seine eigenen individuellen Begabungen zu erkennen, zu entfalten und weiterzuentwickeln. Hierbei werden wichtige Impulse weitergegeben, um mit sich selbst „rund“ zu werden, sich mit sich selbst zu beschäftigen, und einen guten Umgang mit der eigenen Person zu pflegen. Nett und angepasst sein, das ewige Dilemma des Alterns, der Umgang mit Neid und Eifersucht, die Balance zwischen Selbstbewusstsein und Treue, das Erleben und Überwinden von Krisen, der Umgang mit Menschen, die einem das Leben schwer machen und die Gestaltung von Veränderungsprozessen im Leben sind die Hauptthemen dieses Buches, denen Tamara Hinz sich auf beinahe zweihundert Seiten lang ausführlich widmet. Ihr flüssiger, sehr sympathischer Schreibstil und der interessante Inhalt machten es mir als Leser schwer, das Buch überhaupt wieder aus der Hand zu legen. Anhand vieler Beispiele konnte ich Parallelen zu persönlichen Erfahrungen ziehen, die Autorin driftet niemals ins trocken-sachliche ab, sie bleibt bei ihren Ausführungen stets praxisbezogen. Bei den einzelnen Themenbereichen zeigt sie Probleme auf, geht darauf ein, und liefert dem Leser zugleich Lösungsansätze, die zwar eine Reflektion und Veränderung des eigenen Verhaltens sowie eine Portion Mut und eine gewisse Konsequenz erfordern, in ihrer Schlichtheit und Geradlinigkeit jedoch absolut durchführbar sind. Was dieses Buch für mich zu einer ganz besonderen Lektüre machte ist die Tatsache, dass Tamara Hinz nicht nur Andeutungen und Empfehlungen liefert, sondern sich intensiv mit der gesamten Situation beschäftigt. Sie veranschaulicht den Ursprung, die Entstehung bestimmter Probleme, schlägt einen Weg aus der Sackgasse vor, geht bei der Umsetzung auf eigene Widerstände und Ängste ein, zeigt Konsequenzen auf und verschweigt dem Leser dabei auch nicht die möglichen Reaktionen der Umwelt auf die herbeigeführten Veränderungen. Alte Muster und Opferrollen abzulegen ist nicht leicht, die Autorin macht jedoch mit ihren Ausführungen Mut, es zu versuchen, sich selbst neu kennenzulernen, sich langsam vorwärts zu tasten, sich Zeit zu lassen, neue Wege zu gehen. Das Thema „Veränderungen“ nimmt viel Raum in diesem Buch ein, wo es darum geht, ungute Reaktionsweisen aufzuspüren und durch lebensförderliche Denk- und Verhaltensmuster zu ersetzen. Und allzu oft streben wir Veränderungen erst dann ernsthaft an, wenn wir ganz unten, am Ende unserer Kraft, angelangt sind, wenn der Leidensdruck höher als unsere Bequemlichkeit und unsere Angst vor Neuem ist. Auch der Glaube an Gott spielt in diesem Buch eine wichtige Rolle. Tamara Hinz sieht ihn als Ursprung aller Lebendigkeit und verdeutlicht, dass Gott jeden Menschen wertvoll und einzigartig geschaffen hat und es ihm wichtig ist, dass diese Einzigartigkeit gelebt und die Begabungen und Fähigkeiten eingesetzt werden. Gott möchte, dass wir frei seiner Bestimmung gemäß, und nicht von anderen Menschen fremdbestimmt, leben. Ich kann dieses ermutigende Buch uneingeschränkt weiter empfehlen und möchte es jeder Frau ans Herz legen, die den ersten Schritt zu Veränderungen wagen möchte. Fünf Bewertungssterne für dieses inspirierende, Mut machende Buch!