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Veröffentlicht am 16.04.2018

„Gott kann viel mehr tun, als wir jemals von ihm erbitten oder uns auch nur vorstellen können…“

Operation Hugo
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„Gott kann viel mehr tun, als wir jemals von ihm erbitten oder uns auch nur vorstellen können…“

Dieser Leitsatz der quirligen und resoluten alten Nonne Mutter Griolet ist einer der vielen Weisheiten, ...

„Gott kann viel mehr tun, als wir jemals von ihm erbitten oder uns auch nur vorstellen können…“

Dieser Leitsatz der quirligen und resoluten alten Nonne Mutter Griolet ist einer der vielen Weisheiten, die Gabrielle Madison von der Leiterin des Waisenhauses in Castelnau, Südfrankreich, zu hören bekommt. Gabby oder Bribri, wie die junge Studentin genannt wird, arbeitet im Waisenhaus mit und wartet sehnsüchtig auf die Rückkehr von David Hoffmann, dem 25jährigen Amerikaner, der in einer dringlichen Mission in Algerien unterwegs ist.

In ihrer Fortsetzung des Vorgängerbuches „Das Hugenottenkreuz“ wird die Geschichte der Protagonisten weiter erzählt, und der gespannte Leser wird einerseits mit den Vorgängen im Waisenhaus in Südfrankreich konfrontiert, andererseits mitten ins Krisenland Algerien katapultiert, wo Krieg herrscht und die Harkis, die Angehörigen der algerischen Hilfstruppen der französischen Armee, brutal verfolgt und ermordet werden. Die Autorin berichtet von brutalen Auftragsmorden, Machtspielen und Intrigen, Verrat und grausamer Feindschaft zwischen Menschen verschiedener Herkunft und verschiedenen Glaubens. In eindringlichen Worten zeigt sie die Welt der Vertriebenen auf, die Ängste, aber auch die Hoffnungen der Flüchtlinge, die in Frankreich Sicherheit und einen Neuanfang suchen. Elizabeth Musser zeichnet ein erschreckendes Szenario, das gerade in diesen Tagen in Europa zur dramatischen Aktualität geworden ist. Auf mehr als vierhundert Buchseiten erfährt man, wie der Kampf ums Überleben ausgeht, den David Hoffmann mit seinen Freunden Moustafa Dramchini, Rémi und Eliane Cebrian und deren Familien ausfechten. Die Autorin erzählt von schmerzlichen Verlusten, lässt dabei aber ihre Protagonisten immer wieder die Güte und Gnade Gottes spüren, die ihre Geschicke lenkt und wunde Seelen zu heilen vermag.

Die meisten der handelnden Figuren dieses Buches sind, wie bereits erwähnt, aus dem Vorgängerbuch „Das Hugenottenkreuz“ bekannt. Hierbei wird das größte Augenmerk auf Gabriella Madison und David Hoffmann gelegt. Den Nebenfiguren Moustafa Dramchini und Anne-Marie Duchemin sowie dem Ehepaar Cebrian wird jedoch ebenfalls viel Aufmerksamkeit zuteil. Mit dem Nachfahren französischer Hugenotten, dem Pastor Henri Krugler aus der Schweiz, sowie dem vierzehnjährigen Hussein aus Algier bringt die Autorin zwei höchst interessante und vielschichtige Persönlichkeiten ins Spiel, wobei besonders Hussein eine große Entwicklung im Verlauf der Geschichte durchmacht. Mit David Hoffmanns respekteinflößendem Vater Roger wird auf die Themen Vergangenheitsbewältigung und Vergebung eingegangen, der „Böse“ im Buch wird durch Ali Boudani personifiziert.

Meine persönliche Favoritin war definitiv Mutter Griolet, die 72 Jahre alte Nonne voller Glauben und Tatkraft, die sich entschlossen und voller Leidenschaft für die Waisenkinder und die Kinder der Flüchtlinge einsetzt. So meint sie beispielsweise: „Oft erweisen sich die Dinge, die wir für die schlimmsten Fehler in unserem Leben halten, als Schritte zu etwas, das viel besser ist. Etwas, das Gott die Ehre gibt. Das weit über das hinausreicht, was wir erbitten oder uns vorstellen können.“

„Mutter Griolet hat nicht nur einfach über den Glauben gesprochen. Sie hat ihn gelebt. Trotz aller Fragen und Verletzungen, die das Leben mit sich brachte. Sie bezeichnete das Leben als Webteppich, von dem wir oft nur die Rückseite sehen, voller Knoten und verwirrender Fäden. Aber Gott webt diesen Teppich, jedes einzelne Menschenleben, jede Situation und er macht etwas Schönes zu seiner Ehre daraus. Es gab auch Fehler, aber erinnern Sie sich, was sie immer gesagt hat? Gott kann Tragödien in Triumph verwandeln.“


Ich hatte Mühe, mir vorzustellen, dass „Das Hugenottenkreuz“ von dessen Nachfolgerband noch übertroffen werden könnte. Mit „Operation Hugo“ hat die Autorin bewiesen, dass dies durchaus möglich ist. Ich kann für dieses beeindruckende Buch eine uneingeschränkte Leseempfehlung geben, möchte jedoch darauf hinweisen, dass die Lektüre des Vorgängerbuches zwar nicht unabdingbar ist, jedoch sehr viel zum Verständnis beiträgt.

Ein wundervolles Buch, in ausgezeichnetem Schreibstil dargebracht, mit sehr vielen Emotionen und Weisheiten, in dem auch der Glaube eine tragende Rolle spielt.

EXZELLENT!

Veröffentlicht am 16.04.2018

Leben aus der Fülle

Immer mehr von Dir
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Leben aus der Fülle

Shauna Niequist hat mit ihrer kleinen Sammlung von Geschichten, die ihre Leserinnen durch jeden Tag des Jahres in Form von Andachten begleiten sollen, ein ganz bestimmtes Ziel ins ...

Leben aus der Fülle

Shauna Niequist hat mit ihrer kleinen Sammlung von Geschichten, die ihre Leserinnen durch jeden Tag des Jahres in Form von Andachten begleiten sollen, ein ganz bestimmtes Ziel ins Auge gefasst: sie möchte dazu verhelfen, aufmerksamer und stiller zu werden, alles Schöne um sich herum wieder wahrzunehmen, Zukunftsängste oder Kontrollzwänge hinter sich zu lassen, und Frieden und Anmut genießen. In der Einleitung beschreibt sie sehr treffend, was wohl die meisten von uns täglich erleben – wir lassen uns von der Hektik des Alltags verführen, vergessen dabei allzu leicht, die Stille und das Gebet zu suchen, innezuhalten und sich die Schönheit der Welt bewusst zu machen.

In ihren 365 Andachten beginnt sie stets mit dem jeweiligen Datum im Fettdruck und einem Titel für ihre Geschichte, gefolgt von einem kursiv gedruckten Bibelvers. Im Anschluss an den Text präsentiert die Autorin jeweils in roten Lettern gedruckt eine Frage bzw. Anregung zum Gelesenen, die beide jeweils dazu anregen, das Gelesene zu vertiefen bzw. darüber nachzusinnen.

Die Geschichten sind nicht lang, eine halbe bis ganze Buchseite umfassend, und allesamt aus ihrem eigenen Leben gegriffen. Sie weisen jedoch eine Tiefe und Lebensweisheit auf, bei der ich das Gefühl hatte, die Autorin würde uns jede einzelne Andacht als Geschenk zum Tagesbeginn überreichen. Liebe, Trauer, Freude, Freundschaft, Hoffnung, Dankbarkeit, Tapferkeit, Warten, Eile und Hektik, …. das sind nur einige wenige Beispiele aus der prallen Themenvielfalt, die Shauna Niequist uns in ihrem Buch präsentiert. Sie schreibt so lebendig und voller Emotionen, dass ich mich beinahe direkt angesprochen und oftmals tief berührt fühlte. An manchen Stellen musste ich beinahe schmunzeln, an denen sie Dinge thematisierte, mit denen ich mich selber bereits unzählige Male beschäftigt hatte, ich musste zugeben, dass sie den „Nagel auf den Kopf getroffen hat“. Leider ein wenig zu spät zur Hand genommen habe ich nun die ersten beiden Monate des Jahres „nach-gelesen“, und freue mich darauf, mir zukünftig jeden Tag die entsprechende Andacht aus diesem Buch zu Gemüte zu führen.

Für meinen Geschmack stellt „Immer mehr von Dir“ einen idealen Begleiter für berufstätige Frauen oder aber für Mütter dar, die Kinder und Haushalt unter einen Hut bringen müssen und tagsüber kaum oder gar keine Lesezeit zur Verfügung haben. Ich kann bereits jetzt, nach knapp 60 Andachten, behaupten, dass „Immer mehr von Dir“ das beste und berührendste Andachtsbuch war, das ich bislang in Händen hielt.

Einzig die Idee, in diesem Andachtsbuch zwischendurch knapp über zwanzig Kochrezepte zu veröffentlichen, empfand ich für mich persönlich als absolut entbehrlich.

Nichtsdestotrotz kann ich ruhigen Gewissens bereits jetzt eine Höchstwertung und eine uneingeschränkte Leseempfehlung für dieses wundervolle Buch vergeben und spiele mich mit dem Gedanken, einige Exemplare davon zum nächsten Weihnachtsfest zu verschenken.

Die optische Aufmachung dieses Buches ist wunderschön. Ein harmonisch gestaltetes Buchcover, der übersichtliche Aufbau eines Kapitels, das einem Tag im Kalenderjahr entspricht, sowie eine angenehme Schriftgröße und ein passender Zeilenabstand werden durch ein weißes Lesebändchen ergänzt, das für den täglichen Griff zum Buch für meine Person einfach unentbehrlich ist.

Veröffentlicht am 16.04.2018

Ein sehr berührendes, wunderschönes Buch!

Die Stimme meines Herzens
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Ein sehr berührendes, wunderschönes Buch!

„Es gibt verschiedene Wege, die Anerkennung der Gesellschaft zu erlangen. Oft ist Charakterstärke der beste Weg. Vergiss nicht, wessen Zustimmung am meisten zählt, ...

Ein sehr berührendes, wunderschönes Buch!

„Es gibt verschiedene Wege, die Anerkennung der Gesellschaft zu erlangen. Oft ist Charakterstärke der beste Weg. Vergiss nicht, wessen Zustimmung am meisten zählt, und frage dich, ob du die Anerkennung von Menschen oder von Gott suchen solltest.“

In Braintree, Massachusetts, stellt die neunzehnjährige Susanna Smith fest, dass ihre hübsche, blonde Schwester Mary als fröhlicher Sonnenschein der Familie wieder einmal im Mittelpunkt steht, während sie sich mit ihren ebenholzfarbenen Haaren und dem dunklen Teint eher als „stiller Mond“ im Hintergrund sieht. Nichtsdestotrotz freut Susanna sich mit ihrer Schwester Mary, als diese den attraktiven Engländer Richard Cranch kennen- und lieben lernt. Richards Freund Benjamin Ross, ein intelligenter und redegewandter junger Anwalt, weckt hingegen gemischte Gefühle in Susanna. Sie kannte den mittellosen Sohn eines Schusters bereits vor dessen Harvard-Studium, und die Erinnerung an eine peinliche Szene aus der Kindheit lässt die junge Frau heute noch vor Scham erröten. Dennoch kann sie sich der Faszination für den ehrgeizigen und hilfsbereiten Mann nicht entziehen. Als sie Bens Auftritt im Gerichtssaal bei der Verteidigung eines alten Fischers miterlebt, offenbart sich ihr eine vollkommen neue Facette seiner Persönlichkeit. Ben setzt sich für die Armen und Hilflosen ein und sein ausgeprägter Gerechtigkeitssinn erlaubt ihm aus diesem Grund auch nicht, Susanna abzuweisen, als diese ihn ebenfalls um Unterstützung bittet. Susanna begibt sich auf gefährliches Terrain, als sie sich entgegen ihrer Prinzipien für eine Frau auf der Flucht einsetzt und dabei nicht nur sich selbst, sondern auch ihr gesamtes Umfeld in allergrößte Gefahr bringt…

Jody Hedlund hat in der einleitenden Szene mit dem Mordprozess um den alten „Einsiedlerkrebs-Joe“ einen gelungenen Einstieg gewählt. Sie gibt Einblick in das Leben in den Britischen Kolonien im Jahr 1763 und erzählt die Geschichte zweier junger Menschen, die sich stark zu einander hingezogen fühlen, die jedoch aufgrund ihrer unterschiedlichen gesellschaftlichen Stellung keine Möglichkeit für eine gemeinsame Zukunft sehen. Die emotionalen Verwicklungen bilden die romantische Rahmenhandlung, während der Einsatz für Hilflose und Unterdrückte, die Einstellung zur Sklaverei, der Glaube und der moralische Zwiespalt der Protagonisten gewichtige Themen darstellen. Die handelnden Personen werden liebevoll charakterisiert, wobei abgesehen von den Hauptpersonen auch einige Nebenfiguren, speziell Bens Vater, Susannas Großmutter Eve sowie der mutige junge Sergeant Frazel, meine Sympathie gewonnen haben. Lieutenant Wolfe, der als Soldat des Königs damit beauftragt ist, die Schmuggelaktivitäten der Kolonisten zu bekämpfen, bringt als Bösewicht dieses Buches einen nicht unerheblichen Spannungsfaktor ein.

Jody Hedlunds Schreibstil hat mir ausnehmend gut gefallen, ihre Figuren wirkten glaubwürdig und sie brachte deren Handlungsmotive und Emotionen sehr gut zum Ausdruck. Das Buch punktet zudem mit einem wunderschönen Coverfoto, das die Protagonistin Susanna Smith darstellt, wobei ihr durch die harmonische Farbgestaltung und den versonnenen Gesichtsausdruck geheimnisvolle Intensität verliehen wird.

Wie schade, dass ich erst im Nachwort der Autorin erfahren durfte, dass John Adams, der zweite amerikanischer Präsident der Vereinigten Staaten und seine Ehefrau Abigail die Vorbilder für die beiden Protagonisten dieses Romans waren. Die Autorin stellt ihre Geschichte als Versuch dar, die ersten Anfänge der Beziehung zwischen John und Abigail Adams nachzuempfinden. Ein Versuch, der ihr über alle Maßen gelungen ist und mir ein Lesevergnügen der ganz besonderen Art bereitet hat.

„Die Stimme meines Herzens“ ist ein Roman, den ich uneingeschränkt und sehr gerne weiterempfehle!

Veröffentlicht am 16.04.2018

Die Geschichte von Nehemia

Fundament der Hoffnung
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Die Geschichte von Nehemia

„Wie willst du eine so riesige Aufgabe bewältigen?“ - - „Ein Stein nach dem anderen.“

Lynn Austin erzählt in ihrem neuen Roman „Fundament der Hoffnung“ die Geschichte des Juden ...

Die Geschichte von Nehemia

„Wie willst du eine so riesige Aufgabe bewältigen?“ - - „Ein Stein nach dem anderen.“

Lynn Austin erzählt in ihrem neuen Roman „Fundament der Hoffnung“ die Geschichte des Juden Nehemia ben Hachalja, der als Mundschenk und Sicherheitsbeauftragter das uneingeschränkte Vertrauen des persischen Königs Artaxerxes genießt. Sowohl er, als auch seine Brüder, wurden nach dem Mord an ihren Eltern von Königin Esthers Cousin Mordechai aufgezogen. Zwar verbrachte Nehemia sein gesamtes Leben in Susa, fühlte sich nach einem Besuch eines seiner beiden Brüder verpflichtet, die zerstörten Stadtmauern von Jerusalem wieder aufzubauen. Mit König Artaxerxes Unterstützung reist er nach Juda und beeindruckt als neuer Statthalter die Einwohner Jerusalems durch seinen leidenschaftlichen und ansteckenden Einsatz für den Wiederaufbau. Der redegewandte und charismatische Mann bringt die Massen dazu, alle Meinungsverschiedenheiten zu vergessen und gemeinsam an dieser für ihre Sicherheit so wichtigen Mauer zu arbeiten. Dabei erhält er große Unterstützung von Esra, dem früheren Statthalter von Juda, und von seinen Brüdern Hanani und Ephraim. Umgeben von den Feinden Jerusalems muss der engagierte junge Mann sich gegen Angriffe der Samaritaner, Edomiter, Ammoniter und Araber wappnen, erhält jedoch Hilfe von völlig unerwarteter Seite…

Die Geschichte Nehemias zu lesen bedeutete für mich, tief in die Welt der Einwohner Jerusalems im Jahre 445 vor Christus einzutauchen. Bibelgeschichte wurde lebendig, und ich verfolgte in atemloser Spannung die Umsetzung von Nehemias großem Plan. Die hervorragend charakterisierten handelnden Personen bereicherten dieses Buch, wobei der Protagonist Nehemia starke Nebenfiguren zur Seite gestellt bekam. Die außergewöhnlichste Figur stellte für mich der reiche und mächtige Malkija ben Rechab dar, doch auch die Geschichten von Chana und Nava sorgten für allergrößtes Lesevergnügen. Die thematisierten jüdischen Bräuche und Ausdrücke werden durch ein Glossar am Ende erläutert. Auch die optische Gestaltung des Buchcovers ist erwähnenswert – es ist wie schon bei den beiden Vorgängerbüchern ein regelrechter Blickfang.

Ich möchte darauf hinweisen, dass dieses Buch den letzten Band einer Trilogie darstellt, eine Lektüre, die ich jedem ans Herz legen kann, der in die Welt Nehemias eintauchen und auf diese Weise einen kleinen Teil der Bibelgeschichte erleben möchte.

In „Fundament der Hoffnung“ waren sämtliche Komponenten vereint, das ein Lese-Highlight für mich beinhalten sollte: es sind dies ein ausgezeichneter Schreibstil, ausgeprägt charakterisierte und einnehmende handelnde Personen, eine mit gewissem Spannungsfaktor behaftete Geschichte, und nicht zuletzt der Glaube und christliche Werte als tragende Elemente.

Ein wunderschönes Buch, eine uneingeschränkte Leseempfehlung, und auf alle Fälle eine Höchstwertung!

Veröffentlicht am 16.04.2018

Wer um Liebe ringt

Wer um Liebe ringt
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„Manchmal kommt es im Leben vor, dass das, was wir uns am meisten wünschen, außer unserer Reichweite ist und es so scheint, als würde plötzlich der Boden unter uns nachgeben. Dann müssen wir uns an den ...

„Manchmal kommt es im Leben vor, dass das, was wir uns am meisten wünschen, außer unserer Reichweite ist und es so scheint, als würde plötzlich der Boden unter uns nachgeben. Dann müssen wir uns an den nächstbesten Ast klammern, den wir finden… und dürfen ihn nicht mehr loslassen.“

Gilbert Linden, Züchter von Vollblutpferden und Besitzer von Linden Downs, steht kurz vor dem finanziellen Ruin und sowohl sein Anwesen, als auch die dazu gehörenden 160 Hektar Land, sollen in Kürze zwangsversteigert werden. Als Gilbert auf den sympathischen irischen Einwanderer Cullen Michael Mc Grath trifft, lehnt er dessen Kaufangebot zwar ab, bietet ihm aber einen seiner Ansicht nach weit besseren Handel an. Wenn der attraktive Ire sich bereit erklärt, Gilberts Steuerschulden zu begleichen und seine Tochter Margaret zu heiraten, sollen Linden Downs und das ganze Land ihm gehören. Aufgrund der feindseligen Ablehnung, die der Großteil der Einwohner der Südstaaten den Iren entgegenbringt, stellt dieses Angebot für Cullen die einzige Möglichkeit dar, sich als Grundbesitzer in Nashville niederzulassen. Maggie hegt als passionierte Reiterin den Traum, an einem Pferderennen teilzunehmen und dieses auch zu gewinnen, erkennt jedoch den Ernst der Lage. Sie willigt in die von ihrem Vater vorgeschlagene Vernunftehe ein. Aus einem anfänglichen Widerstreben wird über kurz oder lang Respekt und vorsichtiges Vertrauen, und das junge Paar muss zu einander halten, als ihm einige Steine in den Weg gelegt werden und das Schicksal sich gegen die beiden zu wenden scheint…

Tamera Alexander hat ein weiteres Mal die beeindruckende Belle-Meade-Plantage in Nashville zu einem Schauplatz eines ihrer Bücher gemacht. In diesem Fall handelt es sich zwar nicht um das Zentrum des Geschehens, der einschüchternde Inhaber von Belle Meade General Harding spielt dennoch eine nicht unbedeutende Rolle in diesem Roman.

Die beiden Protagonisten Maggie und Cullen haben sehr rasch meine Sympathie gewonnen, sie werden liebevoll beschrieben, ihrer Gedanken- und Gefühlswelt wird überzeugend Ausdruck verliehen. Besonders zugetan war ich der Person des Gilbert Linden, der in seiner ruhigen, besonnen Art einen besänftigenden Einfluss auf seine rebellische Tochter ausübt. Der Mann mit dem feinsinnigen Humor und seinem wertschätzenden Umgang mit anderen Menschen stellte meine liebste Nebenfigur dieses Buches dar. Mit Stephen Drake, dem boshaften und geschniegelten Leiter des Grundsteueramtes, präsentierte die Autorin den perfekten Bösewicht, der durch sein anmaßendes Auftreten und seine Grausamkeit für einigen Aufruhr sorgte.

Das zentrale Thema in diesem Buch lässt sich bereits anhand des Coverfotos und des Klappentextes erahnen. Tamera Alexander erzählt von der Passion ihrer Protagonistin, Vollblutpferde zu züchten und an Pferderennen teilzunehmen. Man erfährt viel über das Leben in den Südstaaten kurz nach Abschaffung der Sklaverei, und liest von den furchtbaren Anschlägen des rassistischen Geheimbunds des Ku-Klux-Klan, der sich in diesem Fall nicht nur gegen Schwarze, sondern auch gegen die irischen Einwanderer richtet. Auch die durch die Kartoffelfäule ausgelöste große Hungersnot und die damit verbundene Auswanderungswelle in Irland werden anhand der Geschichte der Familie Mc Grath angesprochen. Der christliche Glaube kommt in diesem Buch nicht zu kurz, und der von Schicksalsschlägen verfolgte und zutiefst enttäuschte Cullen findet nicht zuletzt durch den positiven Einfluss von Maggies Vater Gilbert seinen inneren Frieden.

Mit ihrem neuesten Buch „Wer um Liebe ringt“ ist Tamera wieder eine wunderschöne, romantische Liebesgeschichte gelungen, die durch eine kleine Prise Spannung und nachdenklich machender Thematik ein nachhaltiges Leseerlebnis liefert. Die Autorin verstand es besonders gut, den Emotionen ihrer handelnden Figuren Ausdruck zu verleihen, und ich möchte dieses Buch jedem Fan historischer Liebesromane ans Herz legen.