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Veröffentlicht am 26.08.2019

Unruhige Zeiten

Die Ärztin: Die Wege der Liebe
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Unruhige Zeiten

„Wenn die Welt verrücktspielt, dürfen wir uns nicht von unserem Weg abbringen lassen. Sonst gehen wir verloren.“ (Ricarda Thomasius)

„Wir leben in Zeiten voller Ungewissheit. Wenn wir ...

Unruhige Zeiten

„Wenn die Welt verrücktspielt, dürfen wir uns nicht von unserem Weg abbringen lassen. Sonst gehen wir verloren.“ (Ricarda Thomasius)

„Wir leben in Zeiten voller Ungewissheit. Wenn wir jetzt die Hoffnung verlieren, verlieren wir, was uns weitermachen lässt.“ (Siegfried Thomasius)


Im Prolog des dritten und letzten Bandes dieser eindrucksvollen Trilogie kehrt die Ärztin Ricarda Thomasius mit ihrem Ehemann Siegfried aus Tsingtau zurück. Die Familie trifft sich in Freystetten, um das Weihnachtsfest des Jahres 1914 gemeinsam zu feiern. Der Niedergang des Kaiserreiches und der Erste Weltkrieg als historischer Hintergrund überschatten das Leben der Menschen, Beschreibungen der schrecklichen Auswirkungen der Kämpfe an der Front und das entbehrungsreiche Leben der Menschen in Berlin durchdringen das Buch. Nicht nur Georg Kögler, sondern auch Franz, Ferdinand und Florian von Freystetten sind im Krieg, und das Leben und Wirken der Ärztin Ricarda muss sich dieser schweren Zeit ebenfalls anpassen. Ricardas Kinder sind flügge geworden. Während ihr ältester Sohn Georg Hochzeitspläne mit seiner Sophie schmiedet, verliert Ricardas Tochter Henny ihr Herz an den attraktiven Regisseur Victor Vandenberg. Nach ihrem erfolgreich absolvierten Medizinstudium kommt es jedoch zu einem schlimmen Zerwürfnis mit Ricarda, das beide Frauen sehr belastet, eine große räumliche Distanz ist die Folge. Antonia lebt als jüngstes Kind noch bei Siegfried und Ricarda, strebt jedoch ebenfalls ein Studium an. Ihr Interesse liegt jedoch in der Veterinärmedizin. Ein Praktikum in einem Zoo verhilft Antonia nicht nur zu völlig neuen und interessanten Erkenntnissen, sie begegnet hierbei auch ihrer ersten großen Liebe. Das Schicksal mischt die Karten neu und es kommen viele Turbulenzen und schwere Zeiten auf die Protagonistin zu. Doch Ricarda ist optimistisch und baut auf den Zusammenhalt und die Liebe ihrer Familie.

Die einzelnen Bände dieser beeindruckenden Trilogie gehen inhaltlich ineinander über. Darüber hinaus erleichtern ein Personenregister und eine detaillierte Karte von Berlin mit den relevanten Schauplätzen die Orientierung, und man findet sehr rasch wieder in die Geschichte. Helene Sommerfeld befasst sich im vorliegenden Roman mit den Jahren 1914 bis 1920 und gibt auch bereits bekannten Figuren aus den Vorgängerbüchern Raum. Vorrangig werden jedoch die Geschicke von Ricarda und ihren drei Kindern thematisiert, wobei die Autorin die Geschicke aller Beteiligten durch einen laufenden Schauplatzwechsel zwischen Berlin, Los Angeles und New York sowie dem Anwesen in Freystetten verfolgt. Die gut recherchierten historischen Hintergründe bilden eine dramatischen Rahmenhandlung – der schreckliche Krieg greift tief in das Leben der Menschen, und natürlich auch in die Geschicke von Ricardas Familie, ein. Dunkle Geheimnisse, Schuld und Vergebung und die über allem stehende Liebe einer Mutter zu ihren Kindern sind die dominierenden Themen dieses Buches. Ein laufender Perspektivenwechsel und viele kleine Cliffhanger sorgen für einen durchgehenden Spannungsbogen. Ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen und brannte förmlich darauf, den Fortgang dieser Geschichte in Erfahrung zu bringen.

Die Charakterzeichnung der handelnden Personen empfand ich als hervorragend, durch die lebendige Darstellung schaffte es die Autorin, mich tief in die Geschichte einzubeziehen. Die Emotionen und die persönliche Entwicklung von Ricarda und ihrem Umfeld sorgten für große Authentizität, die einzelnen Charaktere wuchsen mir mit jeder Seite mehr ans Herz. Ein sehr einnehmender Schreibstil und die hoch interessante und komplexe Handlung machten dieses Buch zu einem regelrechten Pageturner. Ich habe die Lektüre dieser beeindruckenden Saga über das Schicksal einer sehr mutigen und starken Frau sehr genossen und kann sie uneingeschränkt weiterempfehlen. Zum besseren Verständnis würde ich jedoch jedem Interessenten die Einhaltung der Reihenfolge ans Herz legen:

1. Die Ärztin. Das Licht der Welt
2. Die Ärztin. Stürme des Lebens
3. Die Ärztin. Die Wege der Liebe

„Jedes Leben ist letztlich nicht mehr als ein Funke in der Ewigkeit, der rasend schnell verglüht. Man muss ihn liebevoll behandeln, diesen kleinen Funken.“ (Ricarda Thomasius)

„Der Kreis schließt sich. Die Vergangenheit bleibt hinter uns, damit die Zukunft sich entfalten kann.“ (Ricarda Thomasius)




Veröffentlicht am 25.08.2019

In einer Welt, die ein liebender Gott erschaffen hat, geschieht nichts durch Zufall.

Ufer der Erinnerung
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In einer Welt, die ein liebender Gott erschaffen hat, geschieht nichts durch Zufall.

Anna „Anneke“ Nicholson betrachtet nach dem Besuch bei ihrer Großmutter Geesje die Welt, in der sie lebt, mit anderen ...

In einer Welt, die ein liebender Gott erschaffen hat, geschieht nichts durch Zufall.

Anna „Anneke“ Nicholson betrachtet nach dem Besuch bei ihrer Großmutter Geesje die Welt, in der sie lebt, mit anderen Augen. Sie fühlt sich angesichts ihrer gesellschaftlichen Verpflichtungen gefangen und empfindet ihr Dasein als nutzlos. Geesjes einfaches Leben und ihre stete Bereitschaft, alles mit anderen Menschen zu teilen, haben sie tief beeindruckt. Zurück in ihrer Heimatstadt Chicago bringt die mitfühlende junge Frau nur langsam den Mut auf, gegen den Luxus und die Exzesse der wohlhabenden Gesellschaft aufzubegehren. Um den finanziellen Ruin ihrer Familie abzuwenden, willigte sie ein, den aufstrebenden Geschäftsmann William Wilkinson aus einer wichtigen Chicagoer Familie zu heiraten. Der Mann möchte Anna die Welt zu Füßen legen, versteht jedoch weder das Bestreben seiner Verlobten, etwas über ihre leiblichen Eltern herauszufinden, noch ihren leidenschaftlichen Wunsch, Gott zu dienen. Darüber hinaus denkt Anneke oft an Derk Vander Veen, der ihr in Holland ein guter Freund geworden ist. Während Derk offen mit Anna über seine Gedanken und Gefühle sowie über seinen Glauben sprach, lehnt William ihren Wunsch nach tiefgründigen Gesprächen rigoros ab. Anna fühlt sich gefangen und ist nicht glücklich mit der Richtung, die ihr Leben genommen hat.

Geesje de Jonge lebt in der Kleinstadt Holland in Michigan und hat dank des regen Briefwechsels mit ihrer geliebten Enkelin Anneke Anteil an deren Leben. Geesje besitzt einen sehr starken Glauben, tut vielen Menschen Gutes, und zeigt ihnen Gottes Liebe. Ihrem Sohn zuliebe nimmt sie eine junge Einwanderin namens Cornelia Den Herder bei sich auf. Die siebzehnjährige Niederländerin verlor bei einem Brand beinahe ihre gesamte Familie, ihr einziger noch lebender Verwandter ist ihr Großvater Marinus Den Herder. Der große und würdevolle Mann ist ehemaliger Pastor, er verhält sich kalt und unnachgiebig. Sein Stolz und seine Sturheit veranlassen ihn nicht selten zu einem gnadenlosen und unbarmherzigen Verhalten. Cornelia trägt schlimme Erinnerungen und eine drückende Last mit sich herum und macht es Geesje schwer, Zugang zu ihr zu finden.

Im Nachfolgeband des beeindruckenden Romans „Töchter der Küste“ befasst sich Lynn Austin im Jahre 1897 mit Anna „Anneke“ de Jonge, die nach dem tragischen Schiffsunglück und dem Tod ihrer Mutter Christina von der wohlhabenden Chicagoer Familie Nicholson adoptiert wurde. Die beiden Schauplätze der Handlung – Holland (Michigan), und Chicago (Illinois) – stellen zugleich auch die Wohnorte der beiden Protagonistinnen Geesje und Anna dar. Die eindrucksvollen Schilderungen der Autorin vermitteln ein detailliertes Bild der Verpflichtungen und Zwänge der besseren Gesellschaft. Sie offenbaren ein Leben, das Anna seit dem Besuch bei ihrer Großmutter Geesje als sinnlos und leer empfindet. Der Gehorsam und die große Liebe zu ihren Eltern veranlassten die junge Frau dazu, sich den Wünschen und Erwartungen anderer zu fügen. Annas Wunsch, Gott zu dienen und ihr Leben wieder selbst in die Hand zu nehmen, stößt auf Ablehnung und Widerstand.

„Du hast doch nicht die Bibel zitiert, oder? Kein Wunder, dass sie beleidigt waren. Ich dachte, du wüsstest, dass man in höflicher Gesellschaft nicht über Religion oder Politik redet.“

„Mein Leben fühlt sich an wie ein Kreisel, den jemand anders dreht und über den ich keinerlei Kontrolle habe. Aber ich bin fest entschlossen, von jetzt an herauszufinden, wie ich ihn selbst lenken kann. „


Annas hartnäckige Suche nach Hinweisen auf ihre leiblichen Eltern steuert schließlich auf einen Wendepunkt in dieser Geschichte zu und sorgt für einen Eklat in der Gesellschaft.

Mit der tief gläubigen und liebevollen Geesje und ihrer Enkeltochter Anna präsentiert die Autorin zwei wundervolle Protagonistinnen, die mir bereits im Vorgängerband sehr ans Herz gewachsen sind. Doch auch die Nebenfiguren der Handlung wurden hervorragend charakterisiert. Sie ermöglichten es mir, tief ins Geschehen einzutauchen und ihre Gedanken und Emotionen hautnah mitzuerleben. Während ich für die stille, unsichtbar wirkende Cornelia Den Herder sofort Sympathie und später Mitleid empfand, waren Marinus Den Herders altmodische Ansichten, seine herrische und lieblose Art und vor allem sein Umgang mit der wohlmeinenden Geesje nicht nur für Geesje eine regelrechte Herausforderung. Mit Annas Verlobtem William Wilkinson konnte ich mich nach wie vor nicht anfreunden. Der verschlossene und disziplinierte junge Mann weist egoistische Züge auf, er stellt seinen gesellschaftlichen Status und die öffentliche Meinung über seine Beziehung zu Anna. Annekes Rivalin Clarice Beacham würde ich als klassische Antagonistin bezeichnen. Angesichts ihrer Skrupellosigkeit und ihres selbstsüchtigen und bösartigen Vorgehens entwickelte ich eine starke Aversion gegen sie. Derk Vander Veen war bereits im Vorgängerband meine favorisierte handelnde Figur. Seine schlichte, ungekünstelte Art und sein respekt- und liebevoller Umgang mit seinen Mitmenschen machen ihn zum absoluten Sympathieträger. Der angehende Pastor liebt Anneke, möchte ihrem Glück jedoch nicht im Wege stehen. Durch Annas Nachforschungen erfährt man in diesem Band auch vom Schicksal ihrer Mutter Christina, die mit ihrem damaligen Freund Jack Newell durchbrannte und nie wieder nach Holland zurückkehrte.

Obgleich ich Bücher in der Kombination Präsens und Ich-Form grundsätzlich meide, war ich von der ersten Seite an im Bann dieser Geschichte. Lynn Austins Schreibstil kann ich einfach nur als hervorragend bezeichnen. Die Autorin besitzt das Talent, ihre Leserschaft sofort in die Geschichte einzubeziehen. Ihre lebendigen Schilderungen von Örtlichkeiten und Handlungen, aber auch die wundervolle Charakterzeichnung ihrer Figuren, machten die Lektüre dieses Buches zu einem reinen Vergnügen. Der Glaube hat bei Lynn Austins Werken einen sehr hohen Stellenwert. Die Protagonisten verleihen ihren Ängsten und Hoffnungen Ausdruck und bringen diese im Gebet vor Gott. Der enge Zusammenhalt und der wertschätzende und liebevolle Umgang miteinander zeichnen Geesjes Familie und Kirchengemeinde aus.

„Ich weiß, dass er nicht liebenswert erscheint. Aber die nicht liebenswerten Menschen sind es, die unsere Liebe besonders nötig haben.“

FAZIT: Dieser Roman bescherte mir eine ganz besonders beeindruckendes Leseerlebnis und hat mir ausgezeichnet gefallen. In dieser tief vom Glauben geprägten Geschichte darf man an der Seite der beiden starken Frauen miterleben, wie sie aller Widerstände zum Trotz ihren Weg im Leben finden. „Ufer der Erinnerung“ ist ein erstklassiger und tief berührender Roman einer begnadeten christlichen Autorin, den ich uneingeschränkt weiterempfehle. Über eine Fortsetzung und ein Wiedersehen mit den sympathischen Charakteren der beiden Bände würde ich mich über alle Maßen freuen.



Veröffentlicht am 14.08.2019

Auf der Suche nach dem Glück in Ivy Hill

Die Braut von Ivy Green
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Auf der Suche nach dem Glück in Ivy Hill

Der dritte und letzte Teil der Reihe um das idyllische Dorf Ivy Hill im englischen Wiltshire startet im Februar des Jahres 1821 mit der Rückkehr von Mercy Groves ...

Auf der Suche nach dem Glück in Ivy Hill

Der dritte und letzte Teil der Reihe um das idyllische Dorf Ivy Hill im englischen Wiltshire startet im Februar des Jahres 1821 mit der Rückkehr von Mercy Groves Bruder George und seiner frisch angetrauten Ehefrau Helena. Mercy muss ihren Traum begraben, finanziell benachteiligten Kindern Schulbildung zu ermöglichen und ihre Vision einer Wohlfahrtsschule zu verwirklichen. Die kühle und hochmütige neue Hausherrin verleiht ihrer Abneigung gegen die Anwesenheit von Mercy und Tante Matty durch abschätziges Verhalten und gehässige Kommentare Ausdruck. Als der erfolgreiche Geschäftsmann und Besitzer des Fairmont James Drake eine Gouvernante für seine Tochter Alice sucht, erklärt Mercy sich trotz anfänglicher Widerstände ihrer Familie bereit, die Stelle zu übernehmen. Sie möchte nicht nur der angespannten Atmosphäre ihres Elternhauses entfliehen, sondern auch in der Nähe ihrer über alles geliebten kleinen Alice sein. Die liebenswürdige und fürsorgliche Frau nimmt den damit verbundenen gesellschaftlichen Abstieg in Kauf und wagt den Schritt in die Unabhängigkeit. Dass sie als Bewohnerin des Fairmont zugleich auch regelmäßigen Kontakt mit dem attraktiven Bauunternehmer und Zimmermann Joseph Kingsley haben wird, wertet Mercy ebenfalls nicht als Nachteil.

Doch auch Mercys Freundin Jane steht vor einer folgenschweren Entscheidung. Gabriel Locke liebt die Besitzerin des „Bell“ über alles, doch diese zögert, seinen Heiratsantrag anzunehmen. Als überraschend einige Personen in Ivy Hill auftauchen, geraten nicht nur Janes Herz und Emotionen in Aufruhr, es beschert dem kleinen Ort auch eine geheimnisvolle französische Modistin. Eine arrangierte Verbindung und verliebte Paare könnten Anlass für baldige Hochzeiten in Ivy Hill sein, doch vor einem Happy End gibt es noch überraschende Verwicklungen und einige Hürden zu bewältigen.

Als begeisterte Leserin der beiden Vorgängerbücher „Die Herberge von Ivy Hill“ und „Die Frauen von Ivy Cottage“ war ich von der ersten Seite dieses Buches an wieder mitten im Geschehen. Altbekannte und liebgewonnene Gesichter und vertraute Örtlichkeiten machten mir den Einstieg leicht. Zwar liegt der Fokus in erster Linie auf Mercy Grove und Jane Bell, doch auch einige andere Paare und Figuren der Vorgängerbücher spielen im dritten Band eine Rolle. Während mit George Groves neu vermählter Ehefrau Helena eine unsympathische und überhebliche Antagonistin die Bühne betrat, bescherte mir das Wiedersehen aller anderen Personen große Freude. Mercys stilles Erdulden ihrer beinahe unerträglichen Situation findet durch ihren wagemutigen Schritt in einen neuen Lebensabschnitt ein Ende. Doch auch Mercy muss schwerwiegende Entscheidungen treffen. Darüber hinaus scheint ihre Liebe zu Joseph Kingsley unerwidert zu bleiben. Gabriel Locke wünscht sich nichts sehnlicher, als ein zukünftiges Leben in seinem neuen Gestüt mit Jane an seiner Seite. Doch Jane hat nicht nur ihre Bedenken gegen eine Heirat mit Gabriel zu verarbeiten, sie wird völlig unerwartet auch mit ihrer Vergangenheit konfrontiert. James Drake hat sich als Hotelbesitzer ausgezeichnet in Ivy Hill eingelebt und intensiviert seine Beziehung zu seiner Tochter Alice. Hinter seinem charmanten und selbstsicheren Auftreten verbirgt sich eine unerfüllte Sehnsucht nach der Anerkennung seines Vaters, familiären Spannungen zehren an ihm. Die Autorin widmet sich zudem Sir Timothy Brockwell und seiner Ehefrau Rachel, Lady Justina Brockwell und Sir Cyril Awdry sowie Janes Bruder Patrick Bell und seiner Ehefrau Hetty. Auch Thora Talbot und Josephs Schwester Anna Kingsley erhalten eine winzige Rolle im Buch, während mit Madame Victorine eine rätselhafte Unbekannte die Bühne betritt. Mercys Tante Matilda avancierte zu meiner liebsten Nebenfigur. Die liebenswürdige ältere Dame gibt kluge Ratschläge und hat mit ihrem riesengroßen Herzen stets ein offenes Ohr für ihre Nichte.

Ich mag Julie Klassens Schreibstil sehr gerne und durfte ich mich im vorliegenden Band erneut an der gewählten Sprache der Autorin erfreuen. Behutsam werden die Geschicke der handelnden Personen weiterverfolgt und ihre inneren Kämpfe, ihre Hoffnungen und Träume, aber auch ihre Enttäuschungen dargestellt. Die Figuren dieses Buches waren allesamt liebevoll gezeichnet. Der christliche Glaube wurde dezent in die Handlung eingebracht. Julie Klassen versteht es hervorragend, ihre Leser in das Leben im England des Jahres 1821 hineinzuversetzen und tief in die Zeit des Regency einzutauchen.

Auch der dritte und letzte Band dieser Trilogie weist ein wunderschönes und romantisches Coverfoto auf, auf dem eine im Regency/Empire-Modestil gekleidete Braut in einem malerischen Garten vor einer Kirche wandelt. Die zauberhafte Parklandschaft mit grünen Wiesen, blühenden rosafarbenen Blumen und sonnenbeschienenen Bäumen wirkt sehr anziehend.

„Die Braut von Ivy Green“ war ein hervorragender und tief berührender Abschluss einer Trilogie, deren Lektüre ich mit jeder Faser meines Herzens genossen habe. Der großartige Schreibstil Julie Klassens, die einfühlsame und detailverliebte Beschreibung der Handlung und die hervorragend ausgearbeiteten Figuren haben mir allergrößtes Lesevergnügen bereitet. Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen und ich kann es jedem Leser mit einem Faible für historische Romane aus der Zeit Jane Austens ans Herz legen. Aus meiner Sicht ist jedoch eine Kenntnis der beiden Vorgängerbücher „Die Herberge von Ivy Hill“ und „Die Frauen von Ivy Cottage“ unumgänglich.

Veröffentlicht am 13.08.2019

Wie definiert sich Schuld?

Der Schatten eines Sommertags
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Wie definiert sich Schuld?

Tonya Wieland verlor bei einem Überfall ihre erste große Liebe Dennis. Einzig die Fürsorge und der Zusammenhalt ihrer großen Familie gaben ihr die Kraft, um ihr Leben nach diesem ...

Wie definiert sich Schuld?

Tonya Wieland verlor bei einem Überfall ihre erste große Liebe Dennis. Einzig die Fürsorge und der Zusammenhalt ihrer großen Familie gaben ihr die Kraft, um ihr Leben nach diesem schrecklichen Verlust weiter zu führen. Tonya wurde zu einer IT-Spezialistin bei der Bundeskriminalpolizei, die Arbeit bestimmte fortan ihr Dasein. Ihre verletzte Seele verbarg sie hinter der Fassade einer starken und kämpferischen Frau. Ein Einbruch in ihre Wohnung sowie zahlreiche weitere Übergriffe versetzen Tonya jedoch in Alarmbereitschaft. Fieberhaft versuchen ihre Kollegen bei der Polizei, die Identität jenes Verfolgers herauszufinden, der mit tödlichem Hass, großer Hartnäckigkeit und Unberechenbarkeit gegen die zierliche junge Frau vorgeht. Der Ermittler Jake Sturm wird mit der Untersuchung des Einbruchs und dem Schutz seiner eigenwilligen Kollegin beauftragt. Tonya stellt für den Mann mit dem Ruf eines Frauenhelden eine große Herausforderung dar. Hinter Jakes dominantem Auftreten und seinem beeindruckenden Äußeren verbergen sich eine sanfte Seite und ein weiches Herz. Es gelingt ihm, Tonyas Abwehr zu durchbrechen und tief hinter ihre Fassade zu blicken. Und obgleich Tonya feste Prinzipien hat und den traumatischen Überfall auf Dennis noch nicht überwunden hat, fällt es ihr immer schwerer, Jakes Anziehungskraft zu widerstehen. Doch die Angriffe des unbekannten Aggressors werden irrationaler und geraten schließlich vollkommen außer Kontrolle…

Noa C. Walkers aktuelle Neuerscheinung erzählt vom tragischen Ende einer ersten Liebe und einer jungen Frau, die zwar körperlich unversehrt blieb, deren Innerstes jedoch zerbrochen war. Die Autorin beschreibt die seelischen Qualen und Schuldgefühle ihrer Protagonistin und die weitreichenden Auswirkungen der damaligen Ereignisse auf die Familie Wieland. Pastor Markus Wieland und seine Frau Christina lebten ihren Kindern stets Beständigkeit, Treue, Durchhaltevermögen und Vergebung vor. Seit dem Überfall auf das jüngste Familienmitglied Tonya reagieren ihre älteren Brüder mit einem unverhältnismäßig ausgeprägten Beschützerinstinkt und ersticken Tonya förmlich mit ihrer Fürsorge. Die kleinen Kabbeleien zwischen den Geschwistern brachten mich an vielen Stellen zum Schmunzeln, auch die Interaktionen mit Jake sorgte oftmals für eine gewisse Situationskomik. Die Charakterzeichnung der handelnden Figuren hat mir ausgezeichnet gefallen, sowohl die Protagonisten, als auch die Nebenfiguren wurden einfühlsam beschrieben und überzeugend dargestellt. Besonderes Augenmerk wird auf Tonyas Bruder Thomas gelegt, der alles in seiner Macht Stehende tut, um seine kleine Schwester zu beschützen, jedoch geflissentlich die Tatsache ignoriert, dass Tonya seine Anstrengungen als Einschränkung und Bevormundung empfindet.

Der einnehmende Schreibstil der Autorin und der hohe Spannungsfaktor machten dieses Buch zu einem wahren Pageturner. Die Übergriffe von Tonyas Verfolger, dessen Identität erst sehr spät enthüllt wird, sorgten für aufregende Turbulenzen. Der Glaube spielt für die Wielands eine wichtige Rolle im Leben, er wurde dezent in die Geschichte eingebracht. Familiärer Zusammenhalt, Beschützerinstinkt, sowie Schuld und Vergebung sind weitere gewichtige Themen dieses Buches. Die Tatsache, dass die Protagonistin Tonya stets nur mit dem Buchstaben „T“ angesprochen wird, irritierte mich jedoch das gesamte Buch hindurch. Darüber hinaus ging mir das Schicksal von Hoss und Little Joe sehr nahe.

Fazit: Mit „Der Schatten eines Sommertags“ präsentiert Noa C. Walker einen aufregenden Roman, der mit einem ungewöhnlich hohen Spannungsfaktor, facettenreichen Figuren, einer ausgeklügelten Handlung und einer Prise Humor aufwartet. Das Buch hat mir großes Lesevergnügen bereitet und mir ausgezeichnet gefallen. Begeisterte fünf Bewertungspunkte und eine uneingeschränkte Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 11.08.2019

Ein Märchenschloss im Loiretal – das Schloss der süßen Träume

Wo die Hoffnung blüht
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Ein Märchenschloss im Loiretal – das Schloss der süßen Träume

„Ein Foto und eine Brosche. Eine Frau mit einer lavendelfarbenen Strickweste, deren geheimnisvolle Vergangenheit nicht im Dunkel einer Alzheimerkrankheit ...

Ein Märchenschloss im Loiretal – das Schloss der süßen Träume

„Ein Foto und eine Brosche. Eine Frau mit einer lavendelfarbenen Strickweste, deren geheimnisvolle Vergangenheit nicht im Dunkel einer Alzheimerkrankheit versinken sollte.“

Ellison „Ellie“ Carver wuchs nach dem frühen Unfalltod ihrer Eltern bei ihrer über alles geliebten Großmutter „Lady Viola“ auf. Die junge Frau aus Marquette in Nord-Michigan entdeckt bei einem Besuch im Pflegeheim ein Bild, das sie nie zuvor gesehen hatte. Auf einer vergilbten Fotografie, die im Juni 1944 aufgenommen wurde, erkennt man ein verliebtes Paar auf einer alten Steinmauer inmitten eines sonnenbeschienenen Weinbergs – die Erinnerung an einen denkwürdigen Abend und eine unvergesslich große Liebe. Doch der Mann neben der lächelnden jungen Viola ist nicht Ellies Großvater. Ellie bricht kurzerhand nach Frankreich auf, um Violas Geschichte zu erforschen. Obgleich die Gegend um das Ziel ihrer Reise vehement abgeriegelt ist, lässt die hartnäckige junge Frau sich nicht von ihrem Vorhaben abhalten. Dabei kommt ihr ein attraktiver Mann mit irischem Akzent gehörig in die Quere.

Im Jahre 1789 bricht die junge Adelige Aveline Saint-Moreau aus Paris auf, um einen Herzog aus dem Loiretal zu heiraten. Doch am Abend des großen Verlobungsballes wird das Schloss ihres Verlobten im Zuge einer Revolte in Brand gesteckt. Die künftige Herzogin verschwindet während des verheerenden Feuers spurlos.

In der Zeit von 1941 bis 1944 arbeitet die junge Engländerin Viola Hart für die SOE – die Organisation für Spezialoperationen Seiner Majestät. Sie möchte mit allen ihr zur Verfügung stehenden Mitteln dazu beitragen, dass dieser furchtbare Krieg endlich ein Ende findet. Nach einem verheerenden Luftangriff versteckt sie sich in einer Winzerhütte in einem Weinberg im Loiretal, wo sie dem Résistance-Kämpfer Julien begegnet.

Kristy Cambron erzählt in diesem faszinierenden Roman von einem märchenhaften Schloss und den Menschen, für die das Anwesen eine wichtige Bedeutung erlangte. Die Geschichte spielt auf drei Zeitebenen und thematisiert die Ereignisse im Jahr 1789 mit Aveline Saint-Moreau als Protagonistin während der Französischen Revolution, weiters die Geschicke der Viola Hart unter der Herrschaft der Nazis in den Jahren 1941 bis 1944, sowie die Gegenwart mit Violas Enkelin Ellie Carver in der Hauptrolle. Alle drei Handlungsstränge führen im Verlauf des Buches zueinander, die Einzelheiten und Hintergründe werden dem Leser jedoch erst nach und nach offenbart. Ich wünschte mir bei jedem Perspektivenwechsel, noch etwas länger am jeweiligen Schauplatz verweilen zu dürfen und mehr über die handelnden Figuren in Erfahrung zu bringen. Da viele Passagen mit einem Cliffhanger enden, fiel es mir stets schwer, mich davon zu lösen.

Der einnehmende Schreibstil der Autorin, die bildhaften Beschreibungen der wunderschönen Landschaft und die in die Handlung eingebrachten Emotionen trugen dazu bei, dass ich das Buch kaum noch aus der Hand zu legen vermochte. Durch die Neugier auf die Hintergründe dieses Schlosses, das von der Bevölkerung des Loiretales „Das Château des Doux-Rêves“ genannt wurde, wird ein gewisser Spannungsfaktor erzeugt, der bis zuletzt aufrechterhalten wird. Die großen Themen dieses Romans sind Liebe, Vertrauen und der Mut, das Richtige zu tun.

„Auch wenn man nicht dieselbe Sprache spricht – es gibt eine Sprache, die jeder versteht. Wenn es nicht so kitschig klingen würde, könnte man es die Sprache der Liebe nennen.“

„Manchmal müssen wir uns zwischen dem einfacheren Weg und dem, was wir als richtig erkannt haben, entscheiden.“

Den jeweiligen Protagonisten der verschiedenen Handlungsstränge Aveline Saint-Moreau, Viola und Ellie Carver, ist ein starker Charakter und der rückhaltlose Einsatz für ihre Überzeugungen gemein. Alle drei Frauen folgen dem Ruf ihres Herzens, setzen sich über herrschende Konventionen und Widerstände hinweg und stehen mutig für ihre Überzeugungen ein. Die Charakterzeichnung der Figuren ist der Autorin sowohl bei ihren Protagonisten, als auch bei den Nebenfiguren vortrefflich gelungen. Robert, dem Kellermeister des Duc de Vivay sowie Quinns Großvater Titus galt hierbei meine größte Sympathie. Während Robert durch seinen edlen Charakter und das Festhalten an seinen leidenschaftlichen Überzeugungen punktet, beeindruckte mich der beinahe blinde alte Titus durch seine resolute Art und Sturheit, die mich an einigen Stellen zum Schmunzeln brachte.

Fazit: „Wo die Hoffnung blüht“ vereint die Schicksale von drei mutigen Frauen zu einem wunderschönen Roman, der tragische Ereignisse, große Gefühle und Spannung miteinander vereint und mir ein beeindruckendes Leseerlebnis bescherte. Es ist mir äußerst schwergefallen, mich nach der letzten Seite dieser Geschichte von den Figuren der Handlung zu verabschieden… zu gerne hätte ich noch eine Weile in den malerischen Weinbergen des Loiretales verweilt.

„Die Landschaft war so, wie sie es sich erträumt hatte: unzählige Hügel bildeten eine sanft geschwungene Linie am Horizont und boten einen Reichtum an saftigen Grüntönen und leuchtendem Herbstgold. Die Sonne spähte über die höchste Erhebung; sie warf wie ein stummer Beschützer ihre Strahlen über die Landschaft. Und ringsumher waren Weinstöcke, so weit das Auge reichte.“

Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen!