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Veröffentlicht am 01.07.2021

Ein lesenswertes Buch mit vielen Tipps

Heilsam kochen mit Ayurveda
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„Heilung durch Ernährung“, hinter dieser Aussage steht Professor Grönemeyer mit all seiner Erfahrung. Dazu gehört auch, dass er sich intensiv mit jahrtausendealten Methoden der Heilkunde befasst. In dem ...

„Heilung durch Ernährung“, hinter dieser Aussage steht Professor Grönemeyer mit all seiner Erfahrung. Dazu gehört auch, dass er sich intensiv mit jahrtausendealten Methoden der Heilkunde befasst. In dem Buch „Heilsam kochen mit Ayurveda“ beschreibt er seinen persönlichen Weg dahin und zeigt gemeinsam mit dem Koch und Experten für Ernährung, Volker Mehl, wie Ayurveda den Esstisch bereichern kann.

Es sind über 66 Seiten, die den Einstieg in dieses Buch bilden. Dr. Grönemeyer schreibt hier sehr anschaulich, was gesunde Ernährung für ihn als Arzt und Privatmann bedeutet. Seine Mutter ist mit verantwortlich dafür, dass er bis heute auf Nahrungsprodukte achtet, die nicht in einem Labor sondern im eigenen Kochtopf zubereitet wurden. Es folgen Erläuterungen von Volker Mehl, bei denen er von den Fragen seiner Kursteilnehmer zum Thema Ayurveda und kochen berichtet. Dann gibt es das beste: 84 Rezepte, unterteilt in Frühstück, Mittagsmahl, Abendbrot und Dessert. Alle fangen mit einem Foto an, dann kommt die Zutatenliste und die ausführliche Schritt- für Schritterklärung zur Zubereitung ist phänomenal. Egal, ob Laie oder Profi, das versteht jeder, der schon einmal Eier kochte.

Mir gefiel das Buch sehr gut, da ich die Sprache des Professors erfrischend fand. Er schreibt nicht nur lebendig und bildhaft, auch der Humor kommt nicht zu kurz. Auch wenn ich nicht alle Rezepte für mich ausprobiere. Etliche Tipps und auch einige Zutaten werde ich testen.

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Veröffentlicht am 28.06.2021

51 Stimmen gegen das Vergessen

Die einundfünfzig Leben von Avasinis
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Am 02.05.1945 erschossen SS-Männer 51 Frauen, Männer und Kinder. Sie waren zwischen 2 und 84 Jahre alt. Der Autor Winfried Glück hat ihr Leben und ihren Tod in Kurzform aufs Papier gebracht. Auf diese ...

Am 02.05.1945 erschossen SS-Männer 51 Frauen, Männer und Kinder. Sie waren zwischen 2 und 84 Jahre alt. Der Autor Winfried Glück hat ihr Leben und ihren Tod in Kurzform aufs Papier gebracht. Auf diese Weise wird das Erinnern für uns Menschen einfacher. Zumal wohl kaum jemand von dem Ort Avasinis in Italien und dem dort geschehenen Massaker hörte. Die Einwohner des Dorfes begehen jährlich einen Erinnerungsmarsch für die Getöteten.

Das Cover des Buches #DieeinundfünfzigLebenvonAvasinis zeigt ein Werk des Künstlers
Leonardo da Vinci aus dem „Codex Atlanticus folio 307v“. Es ist bemerkenswert und passt perfekt zum Thema des Buches. In 51 Kurzgeschichten stellt Herr Glück die Ermordeten vor. Was sie kurz vorher machten, welche Pläne sie hatten und was sie dachten als sie das Gepolter der Stiefel hörten. Nach jeder Geschichte folgt der Satz: „Du hast dich schuldig gemacht. Du hast die Partisanen unterstützt. Darauf steht die Todesstrafe. Hier und Jetzt. Los! Hinknien! - Genickschuss!“

Es wird von einem kleinen Mädchen berichtet, welches sich hinknien sollte. Gerade mal 2 Jahre alt wusste sie gar nicht, was die fremden Männer von ihr erwarteten. Oder der Mord an der jungen Mutter von drei Kindern, die einen Brief an ihren Mann zur Post bringt. Der weilt in Rom im Lazarett. Sie ist froh, denn dann muss er nicht mehr an die Front.

Das Geschehen war so niederträchtig, dass ich beim Lesen Tränen in den Augen hatte. Zumal der Krieg vorbei war. Die Kapitulation Deutschlands stand bereits fest. Die Mörder hätten also gar nicht schießen dürfen. Schlimm ist für mich ebenfalls, dass sie trotz vieler Bemühungen nie zur Rechenschaft gezogen wurden. Bei Gericht gaben sie sich gegenseitig Alibis, die sie schuldlos erschienen ließen. Ja, so war das damals.

Der Autor hat den Ort des Geschehens besucht und dort mit Hinterbliebenen gesprochen. Ein Mahnmal erinnert an jeden Einzelnen der Getöteten und ihre Namen stehen alle auf dem Denkmal. Am Schluss des Buches sind diese Namen aufgelistet und mit Geburtsdatum vermerkt. Ein lesenswertes, wenn auch aufwühlendes Buch.

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Veröffentlicht am 16.06.2021

"Der Hauptzweck ist das Töten von Kanaken"

Das Prachtboot
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Götz Aly schrieb mit #DasPrachtboot ein Sachbuch über die schändliche Vergangenheit der „Kolonialisten“. Sie gingen in der Südsee auf Beutezug und zu ihnen gehörten Ethnologen, Abenteurer und Händler. ...

Götz Aly schrieb mit #DasPrachtboot ein Sachbuch über die schändliche Vergangenheit der „Kolonialisten“. Sie gingen in der Südsee auf Beutezug und zu ihnen gehörten Ethnologen, Abenteurer und Händler. Die Insel Luf war ein begehrtes Ziel und im Jahr 1902 nahmen sich Kaufleute aus Hamburg widerrechtlich ein Prachtboot mit in ihre Heimat. Götz Aly schreibt Fakten über die Zerstörung von Dörfern, das Stehlen von wertvollen Kulturgütern und dem Morden der Einheimischen. Dabei nimmt er kein Blatt vor den Mund und ihn interessiert nicht, welchen Anfeindungen er nach der Veröffentlichung des Buches ausgesetzt ist. Ein ganz wichtiges Buch über das verabscheuungswürdige Verhalten deutscher „Forscher“ und deren Helfer.

Es wurde bei Kennern das „Bismarck-Archipel“ genannt und lockte viele Männer auf Beutezug in die Südsee. Ein Zitat von Alexander Krug lautet: „Der Hauptzweck ist die Tötung von Kanaken.“ Das sagt wohl schon alles und bedarf keiner weiteren Erklärung. Für mich ist allerdings erschreckend, wie die Verantwortlichen gegenwärtig mit den gestohlenen Stücken umgehen. Nein, sie sehen kein Unrecht und stellen ihre Schätze schamlos und ohne Aufklärung über die Herkunft in ihren Museen uns Ausstellungsräumen aus. Einige sprechen von „anonymem Ankauf“, das heißt, dass die Besitzer bestohlen wurden. Die Diebe wurden dann mit Orden dekoriert und auf diese Weise für ihre Verbrechen belohnt.

Auf der Insel Luf wurde 1882/83 sämtliche Hütten der Einwohner zerstört und ihnen gleichzeitig jegliche Lebensgrundlage genommen. Und warum? Weil die „Wilden“ angeblich für ihre „Missetaten“ bestraft werden sollten. Die „Herrenmenschen“ kamen tatsächlich als solche zu den „Kanaken“, die oft weit mehr Intellekt hatten als ihre Unterdrücker. Gehandelt wurde mit „Niggerhead“ (minderwertiger Tabak der sehr schnell abhängig machte). Wer nicht rauchte, der wurde in „Raucherschulen“ gesteckt und so lange bearbeitet, bis er sich daran gewöhnte und den Tabak brauchte.

Ein Buch, welches berührt und mich persönlich sehr aufregte. Warum gibt es bis heute immer noch Diskussionen, ob denn die Übergriffe auch tatsächlich stattfanden? Ist die Ausrottung ganzer Dörfer nicht Beleg genug? Die „Herren“ wollten „kultivieren, profitieren und ausrotten“. Sonst nichts.

Am Schluss des Buches gibt es Kurzbiographien zu den hier genannten Persönlichkeiten nachzulesen. Teilweise sind auch Fotos abgebildet. Danach folgen Erklärungen zu Abkürzungen sowie Verweise auf weiterführende Literatur.

Auch etliche Fotos aus damaliger Zeit sind zu betrachten und dazu ein Abbildungsverzeichnis mit Belegen, woher die Fotos stammen. Das Buch empfehle ich allen, die sich ein Bild über unsere Vorfahren machen möchten. Insbesondere zum Thema Rassenkunde gibt es viel zu überdenken.

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Veröffentlicht am 06.06.2021

Ein Highlight im Lesejahr 2021 mit dem Prädikat: Wertvoll

Weiches Begräbnis
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Nein, es ist kein glückliches Leben, was die Hauptperson des Buches #WeichesBegräbnis bis zum Zeitpunkt ihrer Rettung hinter sich hatte. Sie wird aus einem Fluss geborgen und zum Glück frühzeitig in ein ...

Nein, es ist kein glückliches Leben, was die Hauptperson des Buches #WeichesBegräbnis bis zum Zeitpunkt ihrer Rettung hinter sich hatte. Sie wird aus einem Fluss geborgen und zum Glück frühzeitig in ein Krankenhaus gebracht. Ding Zitao (so heißt die Frau) überlebt dank der Umsicht ihres Retters und Arztes Wu. Diesen Mann wird sie später heiraten und einen Sohn bekommen. Der hat überhaupt keine Ahnung, was seine Eltern in der Vergangenheit erlebten. Irgendwann beginnt er zu forschen und erfährt schlimme Dinge, die alle mit der sogenannten „Bodenreform“ Chinas zu tun haben. Sein Vater Wu führte Tagebuch und eigentlich sollte der Sohn es gar nicht lesen.

„Weiches Begräbnis“ ist ein aufwühlendes Buch und es verlangt dem Leser (nein ich gendere nicht) viel ab. Wer denkt, dass er die Seiten nur so überfliegen kann, der sollte gar nicht erst mit dem Lesen beginnen. Chinesische Literatur hat ihren ganz eigenen Stil. Die für mich recht schwierigen Namen sorgten ebenfalls am Anfang für Verwirrung, die ich aber danke Spickzetteln gut in den Griff bekam. Und dann die Geschichte. Oh man, welch ein Schicksal. Kaum vorstellbar, was dort im China der Vergangenheit geschah und dass Frau Ding Zitao überhaupt noch leben wollte. Dass sie später dann in ein Wachkoma fiel, das kann ich nachvollziehen.

Als „Weiches Begräbnis“ im Jahr 2016 in China veröffentlicht wurde, bekam die Autorin Fang Fang sehr viel Lob. Bis, ja bis die „Oberen“ sich mit dem Buch beschäftigten und erkannten, dass es kein schönes Licht auf das „Land des Lächelns“ wirft. Daraufhin verschwindet es kommentarlos aus den Regalen und Frau Fang Fang wird angefeindet und sogar mit dem Tode bedroht. Wie gut, dass es dann im Jahr 2020 übersetzt und in Deutschland veröffentlicht wurde. So konnte ich es auch lesen und lernte dabei viel über China und seine Bürger. Das verdanke ich besonders dem Übersetzer Michael Kahn-Ackermann, der im Anhang ausführlich über die Bodenreform und ihre grausamen Folgen schreibt. Ein sehr gutes Buch, das es wert ist, von vielen Menschen gelesen zu werden. Ja, jetzt verstehe ich die Chinesen tatsächlich ein wenig besser.

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Veröffentlicht am 04.06.2021

Besser kann ein Reisetagebuch nicht sein

Die erste Reise um die Welt
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Als im Jahr 1519 der berühmte Seefahrer Ferdinand Magellan im Auftrag der spanischen Krone in See stach, begleitete ihn unter anderem der Adelige Antonio Pigafetta. Für den war es ein großes Abenteuer ...

Als im Jahr 1519 der berühmte Seefahrer Ferdinand Magellan im Auftrag der spanischen Krone in See stach, begleitete ihn unter anderem der Adelige Antonio Pigafetta. Für den war es ein großes Abenteuer und seine Eindrücke hielt er in seinem Tagebuch fest. Dieses Tagebuch liegt nun in einer vollständigen Übersetzung vor. Es ist ein beeindruckendes Zeugnis von Wagemut und Forschungsdrang. Und das in einer Sprache, die lebendiger und plastischer nicht sein kann.

Es ist die erste Umseglung der Welt und gilt als Meilenstein in der Geschichte der Seefahrt. Sie war gefährlich und nur wenige Matrosen überlebten die Reise. Jedoch konnten sie stolz darauf sein, dass sie als erste Menschen den Kontinent Asien vom Osten her erreichten. In dem Buch „Die erste Reise um die Welt – An Bord mit Magellan“ gibt es nicht nur Lesbares. Etliche Zeichnungen, genau 30 farbige Abbildungen, sind hier gedruckt und die lockern zusätzlich das Reisetagebuch auf. Wer wissen möchte, welche Vokabeln auf den verschiedenen Inseln benutzt wurden, der kann auch das hier nachlesen.

Nicht nur als Entdecker waren Magellan und seine Mitreisenden unterwegs. Immer wieder versuchten sie, die „wilden Heiden“ zu missionieren. Das gelang ihnen sogar mitunter. Sie überredeten die Eingeborenen, dass sie sich taufen lassen und ihre Götzenbilder verbrannten. Ja und den Schwertkampf, der durch Herrn Trump so bekannt wurde, den gab es damals auch schon. Dass es keine Spazierfahrt war, das zeigen die Berichte über Menschenfresser und den Skorbut. An der Krankheit starben etliche Matrosen, obwohl sie von den Bewohnern der Inseln zuweilen reichhaltig verköstigt wurden.

Mir gefiel das Buch sehr gut. Gleich am Anfang schreibt der Autor ausführlich, wie es zu der Reise kam, welchem Zweck sie diente und welche Bedeutung sie bis in die Gegenwart behält. Es liest sich wie ein Abenteuerroman aber mir war auch klar, dass es erschreckend realistisch das beschreibt, was die Männer damals erleiden mussten. Auch das Cover kann sich sehen lassen und zeigt eindrucksvoll, wie außergewöhnlich dieses Buch ist.

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