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Veröffentlicht am 29.05.2021

Die NSDAP hält Einzug im Palais

Palais Heiligendamm - Stürmische Zeiten
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Nahtlos schließt sich dieses Buch dem ersten Band an. Das Palais wurde nach den Vorstellungen Elisabeths renoviert und die kleine Tochter lebt bei ihrem Vater Julius. Bereits im Jahr 1922 stehen aber die ...

Nahtlos schließt sich dieses Buch dem ersten Band an. Das Palais wurde nach den Vorstellungen Elisabeths renoviert und die kleine Tochter lebt bei ihrem Vater Julius. Bereits im Jahr 1922 stehen aber die Zeichen auf Sturm. Eine heftige Währungskrise beutelt nicht nur das Hotel. Deutschland leidet unter den Reparationszahlungen aus dem Ersten Weltkrieg und Parteien der Rechten sind auf dem Vormarsch. Leider kann auch Bruder Paul sich nicht dagegen wehren.

In „Palais Heiligendamm – Stürmische Zeiten“ schreibt die Autorin, wie es den Menschen mit den Wunden des Ersten Weltkriegs ging. Die waren entweder körperlich, also für jedermann sichtbar, oder psychisch. Die seelischen Schäden wurden damals noch nicht als Krankheit gesehen. Die Versorgung mit Therapien gab es nicht in dem Maße, wie heute. Viele Menschen waren arbeitslos und der Verfall der Währung konnte nicht aufgehalten werden. Ist es da verwunderlich, dass es geradezu ein vorbereiteter Boden für die Ansichten der Nationalsozialisten war?

Deutlich wird in diesem Buch auch, dass der Kampf gegen Juden und Kommunisten von vielen mitgetragen wurde. Die Angst vor dem Konzentrationslager oder schmerzenden Repressalien verleitete dann auch zur Denunziation von Nachbarn oder sogar Freunden. In diesem zweiten Band werden auch die Ereignisse des ersten Buches immer wieder erwähnt. Und zwar immer dann, wenn es für den weiteren Verlauf des Geschehens wichtig ist. Aber ich empfehle trotzdem, dass Sie das erste Buch über das Palais Heiligendamm vorher lesen sollten. Es lohnt sich auf jeden Fall. Die Sprache ist lebendig und die Recherche umfangreich. Ich empfand es als sehr angenehm, dass die Autorin ihre eigene Meinung nicht äußerste. So konnte ich mir als Leser ohne Beeinflussung ein Bild der Jahre rund um die „Weimarer Republik“ und das Erstarken Hitlers machen.

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Veröffentlicht am 18.05.2021

Tolle Soko mit sympathischen Ermittlern

Nordwestzorn
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Kommissarin Anna Wagner hat es geschafft. Wie gut, dass Hendrik sich einschaltete und sie in St. Peter-Ording bleiben darf. Jetzt heißt es für sie, einen mehr als schwierigen Fall zu lösen. Es geht nämlich ...

Kommissarin Anna Wagner hat es geschafft. Wie gut, dass Hendrik sich einschaltete und sie in St. Peter-Ording bleiben darf. Jetzt heißt es für sie, einen mehr als schwierigen Fall zu lösen. Es geht nämlich um das Verschwinden eines Kindes und dem Verdacht, dass es missbraucht und getötet wurde. Kein Ermittler wird davon nicht emotional an seine Grenzen gebracht. Vor 15 Jahren verschwand ein Junge aus der Jugendherberge und sowohl Journalisten als auch Einwohner des Ortes waren mit ihrem Urteil schnell bei der Hand. Dass sie dadurch Existenzen zerstörten, das interessierte sie nicht.

Schon das erste Buch über Hendrik und Anna gefiel mir gut und auch „Nordwestzorn“ ist sehr gut gelungen. Die Wechsel zwischen Gegenwart und Vergangenheit sind stimmig und niemals langweilig. Direkt nach den ersten Seiten beginnt die Spannung. Nein, es gibt keine Schießereien oder zerstückelte Leichen. Hier geht es gemächlich und absolut realistisch zu. Auch dass die Autorin immer mal wieder das Privatleben der Ermittler einfließen lässt, störte mich nicht.

Die Charaktere sind hier im zweiten Band gewachsen. Sie entwickelten sich nachvollziehbar. Der Vater Hendrik wird nicht als Übermensch gezeigt und die Kinder so, wie Jungen in dem Alter halt sind. Auch die Tatsache, dass Anna und Hendrik nicht sofort in der Kiste landen, lässt auch in der Beziehung die Spannung wach. Ja, die Bücher von Svea Jensen sind so geschrieben, dass jeder sich in die Umgebung von St. Peter-Ording „beamen“ kann.

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Veröffentlicht am 15.05.2021

Erschreckend, was unsere Eltern durchleiden mussten

Sieben Heringe
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Erst als seine Mutter die Diagnose bekam, ein bösartiger Tumor in der Bauchspeicheldrüse würde ihr Leben beenden, begann der Autor mit dem Schreiben des Buches SiebenHeringe. Zunächst auf einer „Kladde“, ...

Erst als seine Mutter die Diagnose bekam, ein bösartiger Tumor in der Bauchspeicheldrüse würde ihr Leben beenden, begann der Autor mit dem Schreiben des Buches

SiebenHeringe. Zunächst auf einer „Kladde“, die er bei Besuchen am Krankenbett seiner Mutter mit sich führte, notierte er deren Erlebnisse stichpunktartig. Das war ihm wichtig, weil auch sie eine der letzten Zeitzeuginnen war, die über die Zeit des Nationalsozialismus berichten konnte. Vor dem Tod seines Vaters war es anders. Auch der wollte reden aber Jürgen Wiebicke schrieb die Berichte nicht auf. Er schreibt in seinem Buch darüber aus dem Gedächtnis.

SiebenHeringe ist ein sehr privates Buch und trotzdem steht es exemplarisch für viele, die als Jugendliche den Zweiten Weltkrieg erlebten. Sie mussten mitansehen, wie ihre Elternhäuser verbrannt oder von „Feinden“ in Besitz genommen wurden. Dass sie nach dem Ende des Krieges nur noch schweigen konnten, ist logisch. Niemand überlebte dieses Inferno ohne gesundheitliche Beeinträchtigung. Und wir jammern, weil wir ein ganzes Jahr nicht in den Urlaub fahren konnten. (Corona) So ändern sich die Menschen und deren Bedürfnisse.

Die Sprache des Autors gefiel mir sehr gut. Sie hebt sich wohltuend von vielen Büchern des sogenannten „Mainstreams“ ab. Obwohl es in

SiebenHeringe um Leid und Verlust geht verstand es der Autor, die niederdrückenden Erlebnisse durch leisen Humor erträglich darzustellen. Sehr beeindruckend und realistisch empfand ich die Darstellung von Hospizen. Diese Einrichtungen sind wahrlich eine der besten Alternativen zum Sterben im Seniorenheim. Seine persönliche Meinung zu Ansichten einiger Parteigrößen des Bundestages kann ich nur unterstreichen. „Holocaust ein Fliegenschiss“ ist nur ein Beispiel dafür.

NetGalleyDE

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Veröffentlicht am 14.05.2021

Ein außergewöhnlich gutes Sachbuch

Hegels Welt
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Georg Friedrich Wilhelm Hegel lebte und arbeitete während eine Zeit im Umbruch. Nein, er war nicht mit allen Neuerungen zufrieden und besonders das Vorgehen während der Französischen Revolution störte ...

Georg Friedrich Wilhelm Hegel lebte und arbeitete während eine Zeit im Umbruch. Nein, er war nicht mit allen Neuerungen zufrieden und besonders das Vorgehen während der Französischen Revolution störte ihn sehr. Aber auch zu anderen bahnbrechenden Ereignissen bekundete er ohne Scheu seine Meinung. Zu seinen guten Bekannten zählten unter anderem Goethe und Schiller. Aber auch mit Philosophen unterhielt er sich gerne. Seine Schwester unterstützte ihn wo sie konnte. Leider wird das in anderen Biographien nicht erwähnt.

Ich las bereits einige Biographien Hegels und zuletzt auch eines über seine Schwester. Dieses hier hebt sich aber von weiteren Büchern zum Thema Hegel ab. Der Autor schreibt ausführlich über das private Leben das Mannes. Das macht er so unterhaltsam, dass es mir zuweilen vorkam, als läse ich einen gut recherchierten Historischen Roman. Die Werke Hegels kamen ebenfalls nicht zu kurz. Seine Zeit in Stuttgart und Jena waren mir beim Lesen so präsent, als säße ich mit ihm in seiner Stube. Kein Wunder, dass „Hegels Welt“ für den #DSP21 nominiert wurde.

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Veröffentlicht am 11.05.2021

Ein sehr guter historischer Roman

Paracelsus - Die Fragen der Toten
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Theophrastus Bombast von Hohenheim, kurz Theo, war und ist noch immer ein berühmter Arzt und Namensgeber von Schulen und Instituten. Bekannt ist er als Paracelsus. In dem Buch wird von seiner Flucht vor ...

Theophrastus Bombast von Hohenheim, kurz Theo, war und ist noch immer ein berühmter Arzt und Namensgeber von Schulen und Instituten. Bekannt ist er als Paracelsus. In dem Buch wird von seiner Flucht vor den Häschern, die ihn der Ketzerei beschuldigen, berichtet. Wie gut, dass sein Freund Simon ihn begleitet. Caspar kämpft in der Heimat Basel gegen die Pest und der Reisende Paracelsus wird von vielen Menschen als Heilsbringer gefeiert. „Paracelsus Die Fragen der Toten“ zeigt eindrücklich, wie schwer es Mediziner hatten, die gleichzeitig forschten und dabei nicht mit den „Oberen“ der Kirche einer Meinung waren.

Erfrischend humorvoll und ausgeschmückt mit vielen Beschreibungen von Menschen und Landschaft, gefiel mir der Stil sehr gut. Welche Maßnahmen Paracelsus ergriff, um seinen Patienten zu helfen, war ebenfalls klar beschrieben und wird zuweilen noch heute durchgeführt. Interessant fand ich die Begegnung mit Lucrezia Borgia und einigen weiteren Personen, die tatsächlich zu der Zeit lebten.

Mit Sicherheit war der Zeitaufwand der Autorin sehr hoch, wenn es um die Recherchen geht. Das macht das Buch einmal mehr lesenswert und sehr wertvoll. Ja, und spannend ist es noch dazu. Es ist der zweite Band einer Dilogie und ich rate dazu, das erste Buch vorher zu lesen. Eine Empfehlung gebe ich auf jeden Fall.

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