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Veröffentlicht am 15.12.2020

"Diese Körnchen können der Deutlichkeit halber Zellenkeimchen genannt werden"

Darwins Notizbuch
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„Darwins Notizbuch“ Sein Leben, seine Reisen, seine Entdeckung

Es ist ein besonderes Buch, welches uns von Jonathan Clements präsentiert wird. Die Übersetzung erledigte Birgit Lamertz-Beckschäfer. Hier ...

„Darwins Notizbuch“ Sein Leben, seine Reisen, seine Entdeckung

Es ist ein besonderes Buch, welches uns von Jonathan Clements präsentiert wird. Die Übersetzung erledigte Birgit Lamertz-Beckschäfer. Hier offenbart sich sein Leben in Form seines Notizbuches. Viele seiner Zitate sowie Zeichnungen wurden integriert und besonders spannend sind die Erfahrungen, die er auf seiner Forschungsreise machte. Die Rede ist von der Fahrt auf der HMS Beagle. Ohne die wäre wohl kein so außergewöhnlicher Wissenschaftler aus ihm geworden.

Nein, Charles Darwin ist nicht unumstritten. Dennoch gilt er bis heute als der wichtigste Naturforscher des 19. Jahrhunderts. Das Buch schildert, dass der Junge als Schwarzes Schaf der Familie galt. Ein Schlendrian aus gutem Haus, der nur seine Vergnügungen im Kopf hatte. Das änderte sich durch eine Reise, die sein Interesses für Forschung und Natur weckte.

Das Buch ist in neuen Kapiteln unterteilt und beginnt mit seiner Kindheit und Jugend. Dann folgen seine Triumphe aber auch Fehlschläge und Anfeindungen werden erwähnt. So auch die Gedanken zum Ursprung der Arten, die mit den Zeichnungen Darwins versehen sind. Spannend fand ich die Ausführungen über den Urvogel oder aber die Entwicklung des Menschen aus seiner Sicht.

„Darwins Notizbuch“ ist außergewöhnlich. Der dunkelgrüne Einband und die dunklen Seiten lassen die Vorstellung entstehen, dass es sich tatsächlich um ein älteres Werk handelt. Mir gefielen auch die Fotografien sowie die Notizen, welche die Gedanken Darwins wiedergeben. Ich fühlte mich als unterhielte ich mich mit diesem einzigartigen Menschen. Viele Erkenntnisse der heutigen Zeit beruhen auf den Forschungen Darwins, so auch die Entschlüsselung der DNA. Das feine Notizbuch lässt sich gut lesen und ist auch ein Buch für junge Menschen, die sich für die Natur und ihr Werden interessieren.

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Veröffentlicht am 08.12.2020

Ein Buch, welches ein wenig bekanntes Schicksal aufgreift

Wir sind für die Ewigkeit
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„Wir sind für die Ewigkeit“ ist ein Roman, der vom spanischen Bürgerkrieg handelt. Der Faschist Franco schaffte es, dass Landsleute gegeneinander kämpfen und sich ohne Rücksicht auf Verluste bekämpften. ...

„Wir sind für die Ewigkeit“ ist ein Roman, der vom spanischen Bürgerkrieg handelt. Der Faschist Franco schaffte es, dass Landsleute gegeneinander kämpfen und sich ohne Rücksicht auf Verluste bekämpften. Mercedes ist ein Mädchen von 16 Jahren, die innerhalb weniger Stunden ihre ganze Familie verliert. Der Vater wird verhaftet, die Mutter ermordet und der Bruder Alex verschwindet auf der Flucht. Mercedes gelingt die Flucht über die Grenze nach Frankreich. Dort kommt sie mit vielen anderen Geflüchteten in ein Lager. Die Verhältnisse dort sind kaum zu ertragen. Jedoch lernt sie Agusti, einen jungen Mann kennen und lieben. Das macht die Leidenszeit für beide erträglich.

Mir gefiel das Buch sehr gut. Weil die Autorin ein historisches Ereignis aufgriff, welches vielen jüngeren Menschen unbekannt ist. Der Bürgerkrieg in Spanien war grausam. Man stelle sich vor, dass der Ehemann oder Vater plötzlich von Polizisten abgeholt wird und nie wieder zurückkehrt. Oder dass Häuser zerbombt werden von Menschen, die vorher Freunde oder zumindest gute Bekannte waren. Ja und dann die Situation im Lager. Auch das beschreibt die Autorin intensiv und ich litt mit den Betroffenen mit. Das Lager gab es tatsächlich und auch die Zustände dort waren exakt so, wie in dem Buch beschrieben. Und das ist für mich Grund genug, einen historischen Roman mit fünf Sternen zu bewerten. Bisher kannte ich zum Thema nur die Bücher von Hemingway und Gellhorn.

Der Weg von Mercedes und ihren Lieben ist aber noch nicht beendet. Die abwechslungsreiche Geschichte geht weiter und ich freue mich schon jetzt auf die Fortsetzung der Spanien-Saga.

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Veröffentlicht am 07.12.2020

Über das völlig zerstörte Heimatland

Zorn und Stille
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Zitat aus dem Buch „Zorn und Stille“:
„Alles, was wir machen, absolut alles, tun wir nur, um glücklicher zu werden. Selbst derjenige, der sich umbringt, tut das, weil er glaubt, im Tod glücklicher zu ...

Zitat aus dem Buch „Zorn und Stille“:
„Alles, was wir machen, absolut alles, tun wir nur, um glücklicher zu werden. Selbst derjenige, der sich umbringt, tut das, weil er glaubt, im Tod glücklicher zu sein.“

Als die Fotografin Billy Bana zur Beisetzung ihres Vaters fliegt, muss sie eine Weile am Flughafen warten. Dabei kehrt sie zurück in die Vergangenheit, denkt an Kindheit und Jugend sowie die Zeit, welche sie von den Eltern getrennt war. Sie denkt an ihren Bruder, von dem es bereits seit Jahren kein Lebenszeichen mehr gab.

„Zorn und Stille“ ist in vier Kapitel unterteilt. Zwei gehören der Tochter Biljanen, die sich den Künstlernamen Billy gab und die als Ich-Erzählerin agiert. Die beiden anderen sind jeweils der Mutter und dem Vater vorbehalten und wurden in dritter Person geschrieben. Das komplette Buch ist tatsächlich zeitweise zornig und dann wieder still. Beeindruckend für mich waren die Schilderungen über das untergegangene Jugoslawien. Hier lebten die Eltern Billys bis zu ihrer Ausreise nach Wien. Auch die Kleine war hier zuhause. Jedoch kann sie sich nicht mehr daran erinnern und weiß mit dem Begriff „Heimat“ nichts anzufangen. Sie denkt an den Strom der Flüchtlinge im Jahr 2015 und einem Satz Orbans: „Es gibt kein Grundrecht auf ein besseres Leben.“

Wie mag es den Menschen damals ergangen sein als der Krieg in Jugoslawien tobte? Ihre Städte und Dörfer zerbombt wurden und sie die Verheerung in den Nachrichten anschauten? Der Hass, oft von außen geschürt, zwischen Serben und Kroaten. Die Völkermorde und der Selbstmord vor laufender Kamera in Den Haag sind ebenfalls Ereignisse, die in dem Buch „Zorn und Stille“ thematisiert wurden. In Wien gingen die Menschen zum Protestieren auf die Straße und auch der Herr Haider lebte noch.

Sprachlich gefiel mir das Buch sehr gut und das Thema ließ mich nachdenklich zurück. Es gibt so viele Menschen, die aus einem anderen Land kamen. Wie geht es ihnen damit und welche Ängste und Sorgen schleppen sie mit sich herum? Haben sie Kriegstraumen, die sie nicht artikulieren können und wie kommen sie mit der Sprache und der Kultur des Einreiselandes zurecht? Ich gebe gute fünf Sterne und eine Leseempfehlung. Ja, und ganz besonders denen, die sich immer wieder über die „Flüchtlingsströme“ aufregen.

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Veröffentlicht am 04.12.2020

Das Leid der Ketzerin

Die Kathedrale der Ketzerin
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Im Jahr 1219 gab es in der Stadt Marmande ein Massaker, welches an Brutalität kaum zu überbieten war. Und das im Auftrag des damals amtierenden „Stellvertreter Gottes“ auf Erden. Dem Papst Honorius III ...

Im Jahr 1219 gab es in der Stadt Marmande ein Massaker, welches an Brutalität kaum zu überbieten war. Und das im Auftrag des damals amtierenden „Stellvertreter Gottes“ auf Erden. Dem Papst Honorius III gab dazu den Auftrag, da er die „ketzerischen Anhänger“ der Katharer ausgemerzt haben wollte. Ausführendes Organ war der Regent Frankreichs. Blanka, die Königin des Landes und Gemahlin Ludwigs VIII, unterstützte ihren Mann in seinem Handeln. Sie widersetzte sich damit dem Wunsch ihrer engen Freundin Clara, der Hauptperson des Buches „Das Leid der Ketzerin“. Im Laufe der Handlung müssen beide lebensgefährliche Prüfungen durchstehen.

Obwohl ich sehr viele Historische Bücher lesen, dieses kannte ich noch nicht. Auch die Autorin Martina Kempff war mir unbekannt. „Das Leid der Ketzerin“ erschien bereits im Jahr 2009 unter dem Titel „Die Kathedrale der Ketzerin“. Wie gut, dass der Aufbau Verlag für eine erneute Herausgabe sorgt.

Der Roman gefiel mir sehr gut. Das liegt an der lebendigen Sprache, die mich völlig in das Geschehen eintauchen ließen. Von Natur aus neugierig schaute ich ebenfalls, welche Ereignisse denn nun tatsächlich von Historikern belegt sind. Und, siehe da, die Autorin hat sehr gründlich recherchiert und ich konnte meinen Horizont im Bezug auf Französische Geschichte perfekt erweitern. Sei es der Bau der Kirche „Notre Dame“, die Krönung Ludwigs VIII oder die Verfolgung der Katharer. Diese drei Fakten sowie etliche mehr, sind im Buch eingebunden. Die meisten Personen ebenfalls und die Autorin schreibt im Anhang sehr genau, welche Situationen eine Zugabe aus ihrer Fantasie sind.

Es lohnt sich also unbedingt, dieses Buch zu genießen. Ich bewerte es mit fünf Sternen und freue mich auf weitere Werke der Autorin.

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Veröffentlicht am 30.11.2020

Ein Buch der leisen Töne

Marigolds Töchter
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Marigold ist mit ihren 66 Jahren kerngesund. Sie hat stets ein offenes Ohr für ihre Familie und auch die Dorfbewohner verlassen sich auf sie. Die jüngste Tochter lebt noch zuhause und die ältere verlässt ...

Marigold ist mit ihren 66 Jahren kerngesund. Sie hat stets ein offenes Ohr für ihre Familie und auch die Dorfbewohner verlassen sich auf sie. Die jüngste Tochter lebt noch zuhause und die ältere verlässt ihren langjährigen Freund, um wieder die Vorzüge der „Villa Mama“ zu genießen. Und auch die Mutter Marigolds wohnt hier, lässt sich ebenfalls sehr gerne von ihrer Tochter bedienen. Das macht diese auch gerne. Sie ist es gewohnt, dass sie nicht nur ihre Lieben verwöhnt. Sie arbeitet in ihrem Laden und trifft sich regelmäßig mit Gleichgesinnten, die das Vereinsleben des Dorfes lebendig halten möchten. Wie das Leben aber so spielt, ist auch Marigold nicht vor Krankheit geschützt. Das Unheil nimmt seinen Lauf als das Wort „Demenz“ geäußert wird.

Das Buch fesselte mich und dementsprechend war mein Lesepensum. Woran das lag? Ich weiß es nicht. Keine Frage, die Autorin recherchierte gründlich und bemühte sich, die Situation von Betroffenen authentisch darzustellen. Es gibt mit Sicherheit etliche Leser, die zu Tränen gerührt und emotional gefangen wurden. Aber das war bei mir nicht der Fall. Die Tränendrüse wurde zu häufig und für mich nicht immer nachvollziehbar gedrückt. Es gibt wohl nur sehr wenige Männer, die es schaffen, ihre demente Frau über Monate zu pflegen. Das ist auch kein Makel und dass Töchter versuchen, ihr eigenes Leben in den Griff zu bekommen, ebenfalls nicht. Nein, weder langjähriger Ehepartner noch Kinder oder Eltern müssen sich Vorwürfe machen, wenn sie mit der Pflege ihrer Lieben überfordert sind. Es gibt gute Heime und geschultes Personal, das sich mit dem Krankheitsbild bestens auskennt.

Neben der Demenz ihrer Mutter, Ehefrau und Tochter, gibt es weitere und durchaus beachtenswerte Situationen, die von der Autorin beschrieben wurden. Dabei handelt es sich unter anderem um den Zusammenhalt eines Dorfes, in dem die Hauptpersonen seit Jahrzehnten leben. Oder die bedingungslose Liebe des Ehemanns, der seit vielen Jahren von der Selbstlosigkeit seiner „Goldie“ profitierte. Wie gut, dass er das weiß und ihr das zurückgab, was er empfing. Fünf Sterne gebe ich sehr gerne und das auch, weil das Cover so einmalig ist. Es passt perfekt zum Inhalt des Romans.

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