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Veröffentlicht am 26.09.2020

Gute Charakterisierung der Erziehung nach dem Zweiten Weltkrieg

Inniger Schiffbruch
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Nach dem Tod der Eltern sichtet der Autor deren Nachlass und ihm kommen viele Erinnerungen an die Kindheit. Aber auch Träume bringen ihn zum Nachdenken und in einem spielte ein Nashorn eine große Rolle. ...

Nach dem Tod der Eltern sichtet der Autor deren Nachlass und ihm kommen viele Erinnerungen an die Kindheit. Aber auch Träume bringen ihn zum Nachdenken und in einem spielte ein Nashorn eine große Rolle. Daher auch das Cover. Er denkt an viele Verbote, die er wegen „Verfehlungen“ hinnehmen musste. Aber auch Erinnerungen an die Kittelschürze der Mutter, die Kirchgänge am Sonntag und immer gleiche Rituale, wie das Bad am Samstag, erinnert er. Fotoalben und Dias gibt es ebenfalls noch und im Album sind keineswegs Schnappschüsse zu sehen. Die wurden ausgesondert. Es musste alles perfekt sein. „Unser Kind“ zum Vorzeigen und verewigt in einem hellblauen Album.

Viele Parallelen zu meiner Kindheit las ich und denke, dass es den meisten Nachkriegskindern so geht. Man war wieder wer und wollte nur noch in die Zukunft schauen. Sich etwas leisten und die Gräuel des Krieges schlicht und einfach vergessen. Die Kittelschürze meiner Mutter gehörte zu ihrem Outfit wie die Dauerwelle und der Kirchenbesuch am Sonntag. Ausdrücke wie : „vom anderen Ufer“ oder „der Jud“, hörte ich ebenfalls. Ist es ein Wunder, dass viele Kinder auch mit der emotionslosen und teilweise sogar kalten Kindheit nicht zurecht kamen und bis heute darunter leiden. Auch der Autor erlebt seit 30 Jahren Selbstzweifel und beschreibt seine Besuche bei der Therapeutin.

Zu den erwähnten Filmen in „Inniger Schiffbruch“ „dbp20“ kann ich nichts sagen, wir hatten kein Fernsehen. Interessant, dass dieses Gerät bei den Wenzels in einen Raum unters Dach verbannt wurde. Ja, und dann die Erziehungsbücher der „uneinsichtigen Nazitante“ Johanna Haarer. Sie starb 1988 und ihre schriftlichen Ausschweifungen gibt es zum Glück nicht mehr. Von wegen, das Baby muss schreien, da es sonst Macht über die Mutter bekommt. Ja, es gab etliche Eltern, die sich daran hielten. Wie gut, dass das Erziehungsprogramm heute keine Anwendung mehr findet. Das Buch wurde nicht ohne Grund für die Longlist des „dbp20“ ausgewählt. Mir war aber das Hin und Her bei den kurzen Stippvisiten in Kindheit und Jugend des Autor zu wenig. Ich empfehle es aber trotzdem und ich denke, dass drei Sterne immer noch für ein gutes Buch stehen.

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Veröffentlicht am 23.09.2020

Nicht mein Geschmack

Der letzte Satz
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Robert Seethaler schreibt über die Erinnerungen und Gedanken des Komponisten, Dirigenten und Musikdirektors Gustav Mahler. Zu dem Zweck platziert ihn auf ein Schiff und zwar oben am Deck. Der Blick aufs ...

Robert Seethaler schreibt über die Erinnerungen und Gedanken des Komponisten, Dirigenten und Musikdirektors Gustav Mahler. Zu dem Zweck platziert ihn auf ein Schiff und zwar oben am Deck. Der Blick aufs Meer gibt ihm Ruhe, so meint er. Umsorgt wird er von einem Jungen, der immer dann erscheint, wenn Mahler einen Wunsch hat. Unten sitzt seine Frau Anna mit Tochter Alma. Die zweite Tochter starb.

Nein, das war kein Buch für mich. Es stand ja auf der Longlist zum „Deutschen Buchpreis 2020“ und der Autor wird immer wieder sehr gelobt. Es war das erste Werk von ihm, welches ich las. Es soll ja ein Roman sein, jedoch ist es eine Aneinanderreihung von teil zusammenhanglosen Sätzen. Immer wieder schweifen die Gedanken des Musikers ab. Die Fäden werden nicht zu einem Zopf zusammengefügt. Dann wiederum gibt es ausführliche Dialoge zwischen Mahler und seiner Frau, die aber nichts vom Ende und den Auswirkungen der Diskussion verraten. Herr Seethaler ist ein guter Schauspieler, sein Schreibstil lässt aber zu Wünschen übrig. Drei Sterne gebe ich dafür und er hat mit Sicherheit viele Fans, die seine Bücher gerne lesen.

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Veröffentlicht am 13.09.2020

Kein Buch für mich

Malé
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„Malé“ steht auf der Longlist zum Deutschen Buchpreis 2020. Roman Ehrlich, der Autor, beschreibt einen Inselstaat, der dem Untergang geweiht ist. Der Meeresspiegel steigt unaufhörlich und viele Bewohner ...

„Malé“ steht auf der Longlist zum Deutschen Buchpreis 2020. Roman Ehrlich, der Autor, beschreibt einen Inselstaat, der dem Untergang geweiht ist. Der Meeresspiegel steigt unaufhörlich und viele Bewohner fliehen. Nur noch „Aussteiger“ sind in „Malé“ zu finden und die fallen durch ihre Eigenarten besonders auf.

Ich bin froh, dass ich es schaffte, das Buch bis zum Schluss zu lesen. Jedes Buch hat eine Chance verdient und wird auch begeisterte Leser finden. Meine Euphorie hielt sich in Grenzen. Herr Ehrlich schuf Charaktere, die sehr oberflächlich dargestellt werden. Hin und wieder nutzte er zwar einen außergewöhnlichen Namen, meist verwendete er allerdings Allgemeinplätze, wie etwa „der Vater der Toten Schauspielerin oder die tote Schauspielerin.“ Sehr lange und verschachtelte Sätze machten das Lesen schwierig und nicht unterhaltsam. Die angeblich in Nutella versteckte Droge sorgt ebenfalls nicht für Spannung. „Malé“ ist eine Herausforderung und mag bestimmt einigen Lesern bestens gefallen. Ich gehöre nicht dazu.

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Veröffentlicht am 10.08.2020

Sie war selbstlos und half vielen jungen Künstlern

Miss Guggenheim
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„Lebe so, wie du es für richtig hältst, und höre nicht auf das, was andere über dich reden.“ Das sagte Peggy zu ihrer Tochter. Es ist ein Zitat aus dem Buch Miss Guggenheim.


Wenn die Créme de la Créme ...

„Lebe so, wie du es für richtig hältst, und höre nicht auf das, was andere über dich reden.“ Das sagte Peggy zu ihrer Tochter. Es ist ein Zitat aus dem Buch Miss Guggenheim.


Wenn die Créme de la Créme in die teuersten Modegeschäfte New Yorks spazierten und dort ihre neuen Kleider kauften, ging Peggy Guggenheim zum Secondhandshop. Sie legte keinen großen Wert auf teure Schuhe und andere „Klamotten“. Sie kaufte viel lieber Kunst in Form von Gemälden oder Plastiken. Als der Zweite Weltkrieg tobte, musste sie und etlicher ihrer Freunde und Bekannten aus Deutschland flüchten. Viele zog es nach USA und auch Peggy war dabei. In Max Ernst war sie heftig verliebt und unterstützte ihn bei seinem Wunsch zur Ausreise. Wie sie später immer wieder betonte, war in New York ihre schönste Zeit. Später ging sie wieder von dort weg und zurück nach Europa.

Die Serie „Frauen zwischen Kunst und Liebe“ verfolge ich bereits lange und habe fast jedes Buch gelesen. Peggy Guggenheim kannte ich bis dahin noch nicht. Daher war es für mich interessant, Miss Guggenheim zu lesen. Eine umtriebige Persönlichkeit, die ihr Geld sorgsam und mit Bedacht anlegte. Bis heute ist ihre Sammlung an Kunstwerken, also Plastiken und Gemälden, in ihrem ehemaligen Haus zu bestaunen. Sie war bekannt für ihre Großzügigkeit und erst durch sie konnten sich auch amerikanische Künstler einen Namen machen.

Die Autorin hat viel recherchiert und es war zu merken, dass sie die Stadt New York kennt. Dennoch, es fehlte mir persönlich die Tiefe und es gab für meinen Geschmack zu viele ausführliche Darstellungen der Künstler und ihrer Werke . Daher denke ich, dass das Buch für Anhänger alter Meister wohl interessanter ist als für Kunstbanausen, wie ich es bin. Ich gebe drei Sterne und eine Empfehlung für alle, die sich der Kunst verschrieben haben.

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Veröffentlicht am 16.07.2020

Stadtkind trifft Landei

Nur noch ein bisschen Glück
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Nur noch ein bisschen Glück war das, was Stella sich wünschte. Sie ist die Hauptperson in dem Roman und hat einige Tiefschläge hinter sich. Ihr Freund ging mit einer ihrer Kolleginnen fremd und sie verlor ...

Nur noch ein bisschen Glück war das, was Stella sich wünschte. Sie ist die Hauptperson in dem Roman und hat einige Tiefschläge hinter sich. Ihr Freund ging mit einer ihrer Kolleginnen fremd und sie verlor zudem auch noch ihre Arbeit. Vor lauter Frust flieht sie in die „Einöde“. Dort will sie Abstand gewinnen und für eine Weile in dem Haus ihrer Großeltern leben. Das ist nicht so einfach, wie sie sich das vorstellt. Ohne Wasser, Strom und WLAN fühlt sie sich dann doch ein wenig verloren. Wie gut, dass ihr der nette Nachbar hilft. Mit der Zeit gewöhnt sie sich sogar an die Einsamkeit, hat aber ihr Ziel noch immer klar vor Augen: den Umzug nach New York, der Stadt ihrer Träume.

Meine Meinung über das Buch ist gespalten. Zum einen gefiel mir die leichte Sprache und die Beschreibung des ländlichen Lebens. Stella ist ein Kind der Stadt und ihr fällt es zunächst schwer hier zurechtzukommen. Auch das ist glaubhaft dargestellt. Es gibt noch weitere Situationen, die hier aufgegriffen werden. Dabei fehlt mir allerdings die Tiefe und das Ende kam dann doch zu schnell. Die Autorin hätte in den ausführlichen Beschreibungen der gegenseitigen sexuellen Befriedigung Seiten sparen können. Das denke ich. Ein wenig Sex verkauft sich wohl recht gut, aber hier fand ich es dann doch übertrieben.

Es geht nicht nur um körperliche Gier sondern auch um die Probleme von Kindern, die ohne Mutter aufwachsen. Oder Teenager, die sich in ihrem Körper nicht wohl fühlen sowie Jungen, die sich zu Ihresgleichen hingezogen fühlen. Diese und andere Themen hätte ich mir so gewünscht, dass sie ausführlicher zur Sprache gekommen wären. Daher kann ich nur drei Sterne geben. Wer gerne „Erotik“ liest, dem wird das Buch mit Sicherheit bestens gefallen.

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