Profilbild von liesmal

liesmal

Lesejury Star
offline

liesmal ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit liesmal über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 19.05.2024

Ganz schön schräg!

Hummer to go
0

Humorvolle Romane sind nicht gerade mein Lieblingsgenre, obwohl ich gern lache. Auch nach dem Cover zu urteilen, hätte ich in der Buchhandlung nicht nach dem Buch gegriffen. Aber oben drüber steht ja der ...

Humorvolle Romane sind nicht gerade mein Lieblingsgenre, obwohl ich gern lache. Auch nach dem Cover zu urteilen, hätte ich in der Buchhandlung nicht nach dem Buch gegriffen. Aber oben drüber steht ja der Autorenname Rüdiger Bertram, den ich aus einigen seiner lustigen Kinderbücher kenne. Für mich Grund genug, mich doch auf die Geschichte einzulassen, auf Bertrams ersten Roman für Erwachsene.
Um den Hauptprotagonisten, den Mittvierziger Frank, mit einem Wort zu beschreiben, ist mir spontan der Begriff „Unikum“ eingefallen, laut Duden „merkwürdiger, ein wenig kauziger Mensch, der auf andere belustigend wirkt“. Ich finde, das passt. Nicht nur seine Geschäftsidee, sich gegen Bezahlung die Urlaubsbilder einsamer Menschen anzuschauen, finde ich genial. Dass er dabei das Foto einer Frau entdeckt, in das er sich spontan verliebt und ebenso spontan in die Bretagne reist, um sie zu treffen, weil sie dort immer ihren Urlaub verbringt, ist schon merkwürdig. Aber es passt zu Frank. Und schon bald wundert mich gar nichts mehr! Es entstehen unglaubliche Bilder in meinem Kopf, zum Beispiel, wenn ich mir vorstelle, wie er mit seinem „Haustier“ an der Leine am Strand spazieren geht.
Bleibt nur zu hoffen, dass er bei all seinen Bemühungen seine große Liebe findet.
Mir hat die Geschichte richtig gut gefallen, weil ich herzlich lachen und in mich hineingickern konnte. Sehr gern mehr davon! Es gibt meine volle Leseempfehlung für alle, die den besonderen Humor lieben.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 19.05.2024

Wirklich erstaunlich und ganz wunderbar

Die erstaunliche Welt der Graugänse
0

Ich schaue gerne hin und beobachte ein wenig, wenn ich Gänse sehe – aber das war’s dann auch. Doch als ich dann „Die erstaunliche Welt der Graugänse“ entdeckte, machte mich vor allem der Untertitel neugierig: ...

Ich schaue gerne hin und beobachte ein wenig, wenn ich Gänse sehe – aber das war’s dann auch. Doch als ich dann „Die erstaunliche Welt der Graugänse“ entdeckte, machte mich vor allem der Untertitel neugierig: „Wie sie leben, kommunizieren und füreinander sorgen“. Fast 200 Seiten, die „nur“ den Graugänsen gewidmet sind – ob das wohl langweilig wird? Schnell wurde ich eines Besseren belehrt und kam aus dem Staunen nicht heraus.
Sonia Kleindorfer ist Verhaltensbiologin und Ornithologin und für ihre Forschungsarbeit weltweit unterwegs, bevor sie 2018 „auf die Gans“ kam, wie sie es selber nennt. Damals hat sie die Forschungsstelle im oberösterreichischen Almtal auf dem Auingerhof in Grünau für sich entdeckt und lieben gelernt. Das mit der Liebe, das spürt man, wenn man ihre Geschichten über ihre Arbeit und das Leben mit Graugänsen liest.
Ich lerne den Auingerhof als ein wunderschönes Fleckchen Erde kennen. Den Hof gab es bereits seit 200 Jahren, als Konrad Lorenz, Nobelpreisträger und einer der Gründerväter der Verhaltensforschung, sich auf dem Hof niederließ und sich mit Studien der Graugänse befasste.
Es ist eine wunderbare Lesereise, auf die mich Sonia Kleindorfer mitnimmt. Nach einem kurzen Einblick in ihr bisheriges Leben dreht sich alles um die Gans. Ich lerne „die bemerkenswerten Fähigkeiten der Graugänse“ ebenso kennen wie „die soziale Komplexität ihres Lebens“ und auch, wie die Gänse die Welt um sich herum wahrnehmen. Viele Fotos bereichern die Erzählungen, die oft in den Privatbereich einzelner Gänse führen. Gestaunt habe ich darüber, dass schon äußerlich keine Gans der anderen gleicht, alle einen Namen haben und auch ihre oft ganz speziellen Eigenheiten.
Besonders freue ich mich darüber, dass schon Schulkinder der ersten Klassen einbezogen werden und selbst zu kleinen Forscher*innen werden können.
Ich gebe gern meine Empfehlung für dieses Buch, das nicht nur ein lehrreiches Sachbuch ist, sondern auch durch viele kleine persönliche Erzählungen aufgelockert wird.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 18.05.2024

Lust auf Slowenien geweckt

Reisehandbuch Slowenien
0

Ich habe mich bereits 2019 ein wenig in Slowenien verliebt. Damals haben slowenische Frauen den Gottesdienst des jährlich stattfindenden Weltgebetstags vorbereitet und dabei auch Land und Leute präsentiert. ...

Ich habe mich bereits 2019 ein wenig in Slowenien verliebt. Damals haben slowenische Frauen den Gottesdienst des jährlich stattfindenden Weltgebetstags vorbereitet und dabei auch Land und Leute präsentiert. Eine unglaubliche Vielfalt an Landschaftsbildern hat mich fasziniert.

Darum war ich jetzt sehr interessiert an dem Reisehandbuch Slowenien. Durch die Art, mit der Magda Lehnert das Land in all seiner Schönheit vorstellt, konnte meine Begeisterung noch gesteigert werden. Allein die Vorstellung des Landes auf zweieinhalb Buchseiten unter dem Titel „Ein kleiner Überblick“ ist umfassend und sehr gut gelungen. Was die Slowen*innen lieben, was ihnen wichtig ist und worauf sie weniger Wert legen, wird ebenfalls kurz erklärt unter der Überschrift „Typisch slowenisch“.

„Slowenisch für Anfänger“, „Roadtrips“, „GPS-Download“ sind nur einige von vielen Themen, die wissenswert sind schon vor Reiseantritt.

Wie man einige Tage in Ljubljana, in Celje oder in Maribor verbringen kann, liest sich in Bild und Wort wie eine Stadtführung.

Die Vorstellung der wunderschönen Landschaften macht Magda Lehnert mit Herz und Verstand. Toll, dass sie immer wieder auch kleine Legenden und Geschichten mit in ihre Beschreibungen einfließen lässt. Die vielen Fotos, Landkarten und auch Bilder aus der Küche sorgen für Abwechslung und gutes Verständnis. Und mit den Hinweisen auf Restaurants, Übernachtungs- und Einkaufsmöglichkeiten und vielen weiteren Informationen ist man auf eine Reise nach Slowenien gut vorbereitet.

Ein Buch aus dem Verlag Reisedepeschen hat mich bisher noch nie enttäuscht. Das Layout ist wieder einmal gut gelungen. Gern teile ich meine Begeisterung mit einer Empfehlung für dieses Reisehandbuch.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 16.05.2024

Der eine Sommer in Cape Cod

Treibgut
0

Erzählt wird eine undurchsichtige Familiengeschichte, in der jedes Familienmitglied seine ganz speziellen Geheimnisse in sich trägt.
Adam Gardner steht kurz vor seinem 70. Geburtstag und damit ...

Erzählt wird eine undurchsichtige Familiengeschichte, in der jedes Familienmitglied seine ganz speziellen Geheimnisse in sich trägt.
Adam Gardner steht kurz vor seinem 70. Geburtstag und damit auch vor dem Eintritt ins Rentnerleben. Seine Kinder Abby und Ken hat er allein großgezogen, nachdem seine Ehefrau kurz nach Abbys Geburt vor fast vierzig Jahren gestorben war. Besonders behütet sind die Kinder nicht aufgewachsen. Adam war sein Beruf als Meeresbiologe und hier besonders das Leben und Erforschen von Buckelwalen immer wichtiger als die Familie.
Ken ist drei Jahre älter als Abby und hat den frühen Tod seiner Mutter nie richtig verarbeiten können. Aber er ist ehrgeizig, strebt nach Macht und Geld, was ihm als Immobilienunternehmer auch gelingt.
Abby ist Künstlerin, die sich am liebsten in der Natur, am Strand und in der Landschaft von Cape Cod aufhält und viele Fundstücke mit nach Hause in ihr Atelier bringt.
Früher waren Abby und Ken unzertrennlich, aber das liegt in weiter Vergangenheit. Heute haben sich die beiden kaum noch etwas zu sagen. Sie wirken manchmal fast wie Feinde.
Und dann gibt es noch die große Unbekannte, die kurz vor dem Geburtstag von Adam auf der Bildfläche erscheint.
Adrienne Brodeur erzählt die Geschichte der geheimnisumwobenen Familie aus Sicht der einzelnen Protagonisten. Die Kapitel haben eine übersichtliche Länge und durch die Verschiedenheit der Familienmitglieder entsteht eine durchaus fesselnde Geschichte, die mir tolle Lesestunden geschenkt hat.
Besonders interessant finde ich die Gestaltung des Covers, das sich aus Ausschnitten von Bildern zweier verschiedener Künstler zusammensetzt.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 16.05.2024

Bauernhofgeschichten mit persönlichen Erinnerungen verknüpft

Mühlensommer
0

Einiges hat die Autorin Martina Bogdahn mit der Protagonistin Maria aus ihrem Roman „Mühlensommer“ gemeinsam. Auch sie ist aufgewachsen auf einem Bauernhof mit einer einsam gelegenen Mühle und hat sich ...

Einiges hat die Autorin Martina Bogdahn mit der Protagonistin Maria aus ihrem Roman „Mühlensommer“ gemeinsam. Auch sie ist aufgewachsen auf einem Bauernhof mit einer einsam gelegenen Mühle und hat sich als junge Erwachsene für ein Leben in der Stadt entschieden.
In der Geschichte ist Maria mit ihren beiden Töchtern für ein paar Tage unterwegs um abzuschalten und das Stadtleben mal hinter sich zu lassen, als sie um Hilfe auf den elterlichen Bauernhof gerufen wird, weil der Vater im Krankenhaus liegt. So findet sie sich mit ihren Mädchen bald auf dem Hof ihrer Kindheit wieder, um nicht nur die Tiere zu versorgen, sondern sich auch um die demente Großmutter zu kümmern. Natürlich kommen viele Erinnerungen hoch, die wie kleine Geschichten immer wieder auftauchen.
Martina Bogdahn hält die Balance zwischen Gegenwart und Vergangenheit sehr gut. Sie macht deutlich, wie schwer die Arbeit auf einem Bauernhof ist, worauf auch verzichtet werden muss, um allen Aufgaben gerecht werden zu können. Das ist natürlich eine große Herausforderung für Maria und ihre Töchter, die sich aber nicht unterkriegen lassen wollen und auch viel Schönes erleben.
Besonders gut haben mir die Rückblicke in Marias Kindheit gefallen. Die kleinen Geschichten haben mich so an das Buch gefesselt, dass ich es kaum beiseitelegen mochte. Liebe und Herzblut der Autorin sind in ihren Erzählungen, die zum Teil auch ihre eigenen Erinnerungen sind, deutlich spürbar.
„Warmherzig und humorvoll“, dieser Beschreibung zum Roman kann ich mich anschließen, auch wenn die Autorin nicht Halt gemacht hat in der Beschreibung von Dingen, die vielleicht brutal klingen, aber zur Realität gehören. Das Buch hat mich sehr gut unterhalten und ich fühlte mich bei vielen der kleinen Erzählungen in die Ferienzeit meiner Kindheit zurückversetzt, die ich bei meinen Großeltern auf dem Land verbracht habe.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere