Profilbild von lizlemon

lizlemon

Lesejury Star
offline

lizlemon ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit lizlemon über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.07.2018

Sprachlich herausragend

Eine von uns
0

Wie gut kennen wir unsere Nachbarn wirklich? In dem kleinen englischen Dorf Heathcote ist nichts wie es scheint: Hinter der alltäglichen, normalen Fassade verbirgt jeder Bewohner seine eigenen kleinen ...

Wie gut kennen wir unsere Nachbarn wirklich? In dem kleinen englischen Dorf Heathcote ist nichts wie es scheint: Hinter der alltäglichen, normalen Fassade verbirgt jeder Bewohner seine eigenen kleinen oder großen Geheimnisse. Als ein Unbekannter, den die Bewohner den Fox nennen, in die Häuser eindringt, ohne jedoch etwas zu stehlen, betrachten sich die Nachbarn plötzlich argwöhnisch. Dann verschwindet ausgerechnet die unscheinbare und nette Anna. Wurde sie vom Fox entführt?

Der Roman spielt im Sommer 1984 und beruht auf einer wahren Geschichte. Die fiktive Version verläuft jedoch komplett anders als die reale und die Autorin gibt ihrer Handlung eine traurige und überraschende Wendung.

"Eine von uns" besteht aus vier Teilen, wobei die Handlung jeweils aus der Sicht einer anderen Person erzählt wird. Diese Erzählweise gefällt mir sehr gut, da der Leser dabei nicht nur die Handlung nachvollziehen kann, sondern gleichzeitig einen Blick hinter die Fassade der Bewohner werfen kann. So entstehen komplizierte und interessante Charaktere. Da ist zum Beispiel die junge Hausfrau Deloris, die den attraktiven und erfolgreichen Harvey geheiratet hat. Nach außen führen sie die perfekte Ehe, doch Deloris ist unglücklich und fühlt sich von ihrem Mann unverstanden und alleingelassen. Jim, der Dorfgeistliche, gibt vielen Bewohnern Halt, wird jedoch von einem Geheimnis aus seiner Vergangenheit belastet.

Neben den vielschichtigen Charakteren beeindruckt mich bei diesem Roman der Schreibstil der Autorin Harriet Cummings am meisten. Sie lässt mühelos starke Bilder vorm inneren Auge entstehen, da sie aktiv, lebendig und anschaulich schreibt. So macht die Lektüre sehr viel Spaß.

Veröffentlicht am 15.07.2018

Schöner Roman für Bücherliebhaber

Ich treffe dich zwischen den Zeilen
0

Als introvertierte Einzelgängerin liebt die Protagonistin Loveday Bücher mehr als Menschen. Da ich mich mit ihr sehr identifizieren konnte, fand ich schnell in die Geschichte hinein. Überhaupt ist der ...

Als introvertierte Einzelgängerin liebt die Protagonistin Loveday Bücher mehr als Menschen. Da ich mich mit ihr sehr identifizieren konnte, fand ich schnell in die Geschichte hinein. Überhaupt ist der Roman für Bücherliebhaber hervorragend geeignet, da Lovedays Liebe zu Büchern ständig präsent ist und auf kreative Weise in die Geschichte einfließt.

Loveday hat ihre Eltern früh verloren und wuchs bei einer Pflegemutter auf. Über die traumatischen Ereignisse ihrer Kindheit spricht sie mit niemandem und ist den meisten Menschen gegenüber generell abweisend. Doch dann lernt sie durch einen Buch-bezogenen Zufall Nathan kennen, der ihre Welt auf den Kopf stellt. Gleichzeitig tauchen an ihrem Arbeitsplatz, einem Antiquariat, gespendete Bücherkisten auf, die Bücher aus dem Besitz von Lovedays Eltern enthalten. Die Ereignisse zwingen die junge Frau sich mit ihrer Vergangenheit und Zukunft auseinanderzusetzen.

Lovedays Geschichte bietet verschiedene Konfliktpunkte und die Erlebnisse ihrer Kindheit enthüllt die Autorin erst nach und nach. Manchmal hatte ich allerdings das Gefühl, dass die Protagonistin sich im Kreis dreht und sich die Geschichte etwas zu schleppend vorwärtsbewegt. Dafür gelingt der Autorin ein fulminantes und wirklich bewegendes Finale. Insgesamt ist „Ich treffe dich zwischen den Zeilen“ eine kurzweilige und angenehme Lektüre, die mir gut gefallen hat.

Veröffentlicht am 15.07.2018

Rasante und brutale Verfolgungsjagd

Die Rache der Polly McClusky
0

Dieser Roman ist nichts für Zartbesaitete. Unter White Supremacists im Drogen-Milieu geht es hart und erbarmungslos zur Sache, daran lässt Autor Jordan Harper in seinem Roman-Debut keine Zweifel.

Kurz ...

Dieser Roman ist nichts für Zartbesaitete. Unter White Supremacists im Drogen-Milieu geht es hart und erbarmungslos zur Sache, daran lässt Autor Jordan Harper in seinem Roman-Debut keine Zweifel.

Kurz bevor Nate McClusky vorzeitig aus dem Gefängnis entlassen wird, bringt er ein Mitglied der Gang Aryan Steel um, das ihn rekrutieren will. Zur Strafe ruft die Gang zum Mord an Nate, seiner elfjährigen Tochter Polly sowie Nates Ex-Frau und Pollys Mutter auf. Für die Mutter kommt jede Hilfe zu spät, doch Nate kann mit Polly fliehen. Doch nicht nur die Gang ist beiden dicht auf den Spuren, auch die Polizei sucht Nate wegen Kindesentführung. Bald werden die Verfolgten selbst zu Verfolgern: Nate versucht, Gangmitglieder einzuschüchtern, damit Aryan Steel ihn und Polly in Ruhe lässt.

Harper hat einen starken, bildlichen Schreibstil, der sofort Bilder im Kopf entstehen lässt. Dadurch fühlt sich die Geschichte unglaublich lebendig an – allerdings wurde sie mir bei den vielen Gewaltszenen dann streckenweise zu heftig. Wenn nicht gerade Blut spritzt, baut sich jedoch enorm viel Spannung auf. Dazu tragen auch die extrem knappen Kapitel bei.

Veröffentlicht am 15.07.2018

Martha tanzt durch brisante Zeiten

Wenn Martha tanzt
0

Tom Saller gelingt die Kunst, wichtige historische Ereignisse mit den Einzelschicksalen seiner Protagonisten zu verknüpfen und daraus einen lehrreichen und mitreißenden Roman zu schaffen.

Die Rahmenhandlung ...

Tom Saller gelingt die Kunst, wichtige historische Ereignisse mit den Einzelschicksalen seiner Protagonisten zu verknüpfen und daraus einen lehrreichen und mitreißenden Roman zu schaffen.

Die Rahmenhandlung spielt im Jahr 2001, wo Thomas das Notizbuch seiner Uroma Martha zu einem Millionenpreis versteigert. Martha hielt darin ihre Erlebnisse an der Kunstschule Bauhaus in Weimar sowie nach Kriegsbeginn in ihrer Heimat Pommern fest. Berühmte Bauhaus-Künstler wie Paul Klee und Wassily Kandinsky verewigten sich ebenfalls in dem Büchlein. Die Höchstbietende bleibt zunächst anonym, lädt Thomas dann jedoch zu einem Abendessen voll überraschender Wendungen ein.

In der zweiten Erzählebene begleitet der Leser die junge Martha durch ihr wechselhaftes Leben vor und während des Zweiten Weltkriegs. In Pommern aufgewachsen, geht sie als Schülerin ans Bauhaus, wo sie sich zu einer Pionierin im Ausdruckstanz entwickelt. Kurz vor Kriegsbeginn kehrt Martha jedoch mit ihrer Tochter Hedi in ihre Heimat zurück und erlebt dort Tragisches, bevor sie schließlich fliehen muss.

Die Geschichte bietet eine Menge emotionale, erschreckende und bewegende Momente und lässt sich flüssig lesen. Besonders zu Beginn hat mich die bildreiche Sprache begeistert, die das Geschehen auf ungewöhnliche Weise lebendig werden ließ. Leider hatte ich das Gefühl, dass der Stil mit dem Fortschreiten des Buches etwas nüchterner und weniger inspirierend wurde. Trotzdem halte ich „Wenn Martha tanzt“ für ein empfehlenswertes Buch, das in einigen Passagen besonders aktuell erscheint.

Veröffentlicht am 15.07.2018

Dichter Thriller mit überraschenden Wendungen

Der Kreidemann
0

Mit einem unerwarteten Brief wird ein 30 Jahre zurückliegender Mordfall plötzlich wieder aktuell. Im Sommer 1986 entdeckten der 12-jährige Eddie und seine vier Freunde eine zerstückelte Leiche. Weitere ...

Mit einem unerwarteten Brief wird ein 30 Jahre zurückliegender Mordfall plötzlich wieder aktuell. Im Sommer 1986 entdeckten der 12-jährige Eddie und seine vier Freunde eine zerstückelte Leiche. Weitere Unfälle und Tragödien erschüttern die englische Kleinstadt in dieser Zeit. Erst im Jahr 2016 erfahren Eddie und Co, was damals wirklich passiert ist. Bis zum dramatischen Finale enthüllt die Autorin geschickt nach und nach die Ereignisse. Die Kapitel erzählen abwechselnd die Ereignisse von 1986 und 2016, wobei viele Kapitel mit einem Cliffhanger enden. Dadurch lässt sich das Buch streckenweise kaum aus der Hand legen. In der Mitte verliert der Thriller allerdings etwas an Tempo, weshalb sich das gewisse Kribbeln erst später wieder einstellt. Trotzdem ist „Der Kreidemann“ insgesamt ein gelungenes Debüt mit einer clever konstruierten Geschichte, deren Ausgang nicht vorhersehbar ist.