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m_curie

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 24.08.2021

Spannend und atmosphärisch

Goldstein
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Die Leseprobe hat nicht zu viel versprochen, wie bei den ersten beiden Fällen von Gereon Rath, gelingt es Volker Kutscher auch dieses Mal wieder, einen sehr spannenden und atmosphärischen Krimi zu schreiben. ...

Die Leseprobe hat nicht zu viel versprochen, wie bei den ersten beiden Fällen von Gereon Rath, gelingt es Volker Kutscher auch dieses Mal wieder, einen sehr spannenden und atmosphärischen Krimi zu schreiben. Ich wurde sofort ins Berlin der 30er Jahre eingesogen und sah förmlich die Leute entsprechend der damaligen Mode gekleidet vor mir, genauso wie die Häuserfasaden und Automobile. Ich hatte sogar den Eindruck, die Gerüche und Geräusche wahrzunehmen. Das Buch hat mich vom ersten Wort an gefesselt.

Die Handlung besteht aus zwei Strängen. Gereon Rath wird auf Goldstein, einen amerikanischen Gangster, der in Berlin zu Besuch ist, angesetzt, um ihm die Möglichkeit zu nehmen, ein Verbrechen zu verüben. Alexandra ist an einem Einbruch ins KaDeWe beteiligt, bei dem ihr Komplize Benny stirbt. Beim Versuch das Diebesgut zu verkaufen, nimmt das Geschehen seinen Lauf. Kutscher gelingt es vortrefflich, diese beiden Handlungen spannend aufzubauen und natürlich Letztenendes zu einer fesselnden Geschichte zu verweben. Dabei kommen auch Einblicke in das Privatleben von Gereon Rath nicht zu kurz. Den Rahmen des Ganzen bildet die sehr gut recherchierte Darstellung der Zu- und Umstände der Nazizeit in Deutschland, in die der Fall gekonnt eingebettet ist.

Ich kann das Buch nur empfehlen und warte schon gespannt auf den vierten Fall!

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Veröffentlicht am 24.08.2021

Fortschrittliche Schule in einer sich verdunkelnden Zeit

Die Schule am Meer
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1925 gründeten Paul und Anni Reiner zusammen mit weiteren Lehrern eine reformpädagogische Schule auf der Nordseeinsel Juist. Sie wird zur Heimat für viele Jungen und Mädchen und die Lehrer und Mitschüler ...

1925 gründeten Paul und Anni Reiner zusammen mit weiteren Lehrern eine reformpädagogische Schule auf der Nordseeinsel Juist. Sie wird zur Heimat für viele Jungen und Mädchen und die Lehrer und Mitschüler zu ihrer Familie.

Dass einige Lehrer, aber auch Schüler Juden sind, macht die Schule immer wieder zur Zielscheibe, denn leider wirft die kommende Zeit bereits ihre Schatten voraus. Viele der Einheimischen stehen ihr aber auch aufgrund ihres, für die damalige Zeit sehr fortschrittlichen und umstrittenen, Konzepts ablehnend gegenüber.

Die Autorin, selbst Juisterin, hat historisch Belegtes – die Schule am Meer, viele geschilderte Begebenheiten und erwähnte Personen gab es wirklich – mit von ihr Ersonnenem zu einer stimmigen Geschichte ausgeschmückt. Als Leser kann man sich gut vorstellen, dass sich alles genau so zugetragen haben könnte. Einerseits wünscht man sich fast, dort zur Schule gegangen zu sein und ist aber andererseits auch froh, dass einem genau das und überhaupt die ganze Vorkriegszeit erspart geblieben ist.

Der packende Schreibstil und die Handlung erzeugen eine starke Sogwirkung und lassen einen das Buch kaum mehr aus der Hand legen. Viel zu schnell ist man trotz der gut 570 Seiten am Ende angelangt.
Eine Roman, der Unterhaltung und ein Stück deutsche Geschichte hervorragend vereint.

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Veröffentlicht am 24.08.2021

Auf der Suche nach sich selbst

Als wir uns die Welt versprachen
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Edna wurde als Kind von ihren Eltern, in großer Armut lebende Südtiroler Bergbauern, nach Ravensburg verkauft, wo sie und weitere "Schwabenkindern" auf einem Bauernhof wie Leibeigene ausgebeutet wurden. ...

Edna wurde als Kind von ihren Eltern, in großer Armut lebende Südtiroler Bergbauern, nach Ravensburg verkauft, wo sie und weitere "Schwabenkindern" auf einem Bauernhof wie Leibeigene ausgebeutet wurden. Zusammen mit Jacob flüchtet sie, wird aber von ihm getrennt. Nur der Papagei Emil ist ihr Gefährte. Viele, viele Jahre später entdeckt sie durch Zufall ein Bild von Jacob in einer Zeitschrift. Er liegt schwer verletzt in Ravensburg im Krankenhaus. Sie beschließt, zu ihm zu reisen und macht sich - wieder mit Emil als ihrem einzigen Begleiter - auf der gleichen Route, die sie schon vor fast 80 Jahren genommen hatte, auf den Weg. Dabei lässt sie uns an ihren Gedanken und ihrer Erinnerung an früher, an die Zeit als Schwabenkind und an Jacob teilhaben.

Die Autorin beschreibt die fast neunzigjährige Edna als willensstarke, wunderliche und fast schon etwas einfältige Frau mit kindlichem Gemüt, die ihr Ziel verfolgt, egal was passiert. Selbst als sie ihren Umhang und ihre sich darin befindliche Geldbörse verliert, macht sie sich keine großen Sorgen wie es weitergehen soll, sondern setzt ihre zusehends beschwerlicher werdende Reise unbeirrt fort. Dabei trifft sie auf Menschen, die - ähnlich wie sie - nicht den üblichen Normen entsprechen und ihr unvoreingenommen begegnen und helfen.

Edna ist nicht nur auf dem Weg zu Jakob, sondern auch auf der Suche nach sich selbst. Ich wurde sofort zu Ednas begeisterter Reisebegleiterin, habe mich auf dem Weg aber immer mehr von ihr entfernt und musste mich fast schon dazu zwingen, ihn bis zum Ende mitzugehen, da diese Reise sehr langatmig erzählt ist. Schade, ich hatte mir mehr versprochen.

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Veröffentlicht am 24.08.2021

Lesevergnügen

Enriettas Vermächtnis
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Der Zürcher Notar Andreas Leuthard wurde von der sehr erfolgreichen Schriftstellerin Enrietta da Silva zu ihrem Testamentsvollstrecker ernannt. Zunächst scheint die Situation klar zu sein, die Schauspielerin ...

Der Zürcher Notar Andreas Leuthard wurde von der sehr erfolgreichen Schriftstellerin Enrietta da Silva zu ihrem Testamentsvollstrecker ernannt. Zunächst scheint die Situation klar zu sein, die Schauspielerin Jana und der Schönheitschirurg Emilio sollen zu gleichen Teilen erben. Dann taucht Enriettas unehelicher Sohn Armando auf und die Lage stellt sich nun völlig verändert dar. Laut Schweizer Recht stehen ihm Dreiviertel des Erbes als Pflichtteil zu.

Der Autorin gelingt es, eine bis zum Schluss fesselnde Geschichte zu erzählen, die immer wieder überraschende Wendungen bringt.

Die Sprache und die Beschreibung der Charaktere, Orte und Begebenheiten sind nüchtern und klar. Trotzdem oder gerade deswegen habe ich sehr schnell eine Vorstellung und Bilder vor Augen. Der Erzählstil passt sehr gut zur Handlung, die an manchen Stellen fast etwas unglaubwürdig erscheint. Dies tut dem Lesespaß aber keinen Abbruch. Es fiel mir schwer, das spannende Buch zur Seite zu legen, dementsprechend habe ich es in zwei Tagen gelesen und kann eine klare Leseempfehlung aussprechen!

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Veröffentlicht am 24.08.2021

Eine beeindruckende Persönlichkeit

Hauskonzert
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Igor Levit war mir bisher nicht bekannt, aufgrund des Klappentextes und der Leseprobe war ich aber total gespannt darauf, Einblick in sein Leben zu bekommen. Es beeindruckt mich sehr, wenn Menschen mit ...

Igor Levit war mir bisher nicht bekannt, aufgrund des Klappentextes und der Leseprobe war ich aber total gespannt darauf, Einblick in sein Leben zu bekommen. Es beeindruckt mich sehr, wenn Menschen mit großer Begabung - wofür auch immer - etwas daraus machen. Levit wird als "Jahrhundertpianist" gehandelt, nutzt seine Berühmtheit aber auch für sein politisches Engagement.

Der rasante Erzählstil macht mich schon beim Lesen fast atemlos. Wie muss es erst Levit gehen, der dieses Leben auf der Überholspur führt? Eins ist klar, er macht nichts halbherzig. Seien es die Hauskonzerte, die er pandemiebedingt nicht im Konzertsaal vor Publikum spielen kann oder sein politischer Einsatz. Nichts überlässt er dem Zufall, bei allem ist Perfektionismus im Spiel.

Als gebürtiger Russe mit jüdischen Wurzeln erlebt er Rassismus und Antisemitismus. Er lässt sich aber davon nicht ruhigstellen. Vielmehr hat er es sich zur Aufgabe gemacht, keiner Auseinandersetzung aus dem Weg zu gehen, sondern aktiv für eine bessere Welt zu kämpfen. Igor Levit ist eine beeindruckende Persönlichkeit!

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