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Veröffentlicht am 01.01.2021

Klasse Hundebuch

Phoebe - Eine Straßenhündin checkt ein
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„...Traurig sitze ich auf dem kalten Betonboden in der hintersten Ecke des Hundezwingers. Ich schaue auf die Erde und versuche das wilde Bellen um mich herum zu ignorieren...“

Noch ahnt die Hündin Phoebe ...

„...Traurig sitze ich auf dem kalten Betonboden in der hintersten Ecke des Hundezwingers. Ich schaue auf die Erde und versuche das wilde Bellen um mich herum zu ignorieren...“

Noch ahnt die Hündin Phoebe nicht, dass der heutige Tag den Wendepunkt in ihrem Leben bringen wird. Dann aber erscheinen Uwe und Oliver und wollen sie um jeden Preis mitnehmen. Die geschäftstüchtige Besitzerin der Tierpension hätte ihnen ja lieber einen Schäferhund angedreht.
Der Autor hat ein abwechslungsreiches und amüsantes Hundebuch geschrieben. Phoebe selbst erzählt von ihrem ersten Jahr als Hotelhund in Bodenmais.
Der Schriftstil lässt sich angenehm lesen.
Phoebe weiß, was sie will und versucht das durchzusetzen. Trotz der harten Schule in der Hundepension ist sie ein Hund mit Charakter geblieben. Das zeigt sich schon am ersten Abend. Oliver formuliert das so:

„...Ein Hund hat im Bett nichts zu suchen … soso! Ich denke, wir werden noch Viel Freude mit dem kleinen Teufel haben...“

Wenige Tage später lernt Phoebe Anna, eine Freundin ihrer Herrchen, und deren Mops Hector kennen. Während Anna das wandelnde Tageblatt der Gemeinde ist, hat Hector eine Menge Unsinn im Kopf. Im Gegensatz zu Anna setzt Uwe allerdings seinem Hund, ziemlich unauffällig und doch sehr wirksam, klare Grenzen. Anna redet ohne Punkt und Komma. Der Wahrheitsgehalt ihrer Aussagen stellt sich schon einmal so dar:

„...Nun. Ihr kennt ja die Vroni, die bei Rewe an der Kasse sitzt. Die hat es von einer Freundin gehört, deren Bruder einen Bekannten hat, dessen Vater der Nachbar einer Tante von der Huber Angelika ist, und aus der Ecke hat sie es dann gehört...“

Im Hotel lernt Phoebe die verschiedensten Gäste kennen. Beim ersten Zusammenkommen mit Olivers Eltern gibt es insbesondere bei der Schwiegermutter noch Optimierungsbedarf. Auch die Gästewanderungen lesen sich amüsant. Für Uwe waren sie sicher eher stressig, denn es gibt nicht nur unerzogene Hunde.
Eingebettet in das Geschehen sind die Lebensberichte mehrerer Hunde. Auch Phoebe hört auf diesem Weg, wie sie eigentlich im Tierheim gelandet ist.
Gekonnt räumt er Autor mit Vorurteilen auf. Wer im Spitzenrestaurant mit seinem unkonventionellen Auftreten auffällt, kann trotzdem ein großes Herz haben.
Es sind die vielen kleinen Erlebnisse, die das Lesen zum Vergnügen machen. Auch Abschied und Trauer fehlen nicht.
Einige Fotos zeigen die tierischen und menschlichen Protagonisten.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen.

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Veröffentlicht am 30.12.2020

Bewegende Geschichte

Das Weihnachtsglas
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„...Für den, der mein kleines Mädchen findet
Sie gehört nun Ihnen. Ich vermisse sie schon jetzt, doch liebe ich sie zu sehr, als dass ich ihr einen gewalttätigen Vater zumute, der sie ohnehin nicht wollte…“

Diese„ ...


„...Für den, der mein kleines Mädchen findet
Sie gehört nun Ihnen. Ich vermisse sie schon jetzt, doch liebe ich sie zu sehr, als dass ich ihr einen gewalttätigen Vater zumute, der sie ohnehin nicht wollte…“

Diese„ Zeilen liegen bei dem neugeborenen Baby, das Louise Jensen in einer Gaststätte findet. Sie nimmt das Mädchen bei sich auf und schenkt ihm eine liebevolle Kindheit Sie gibt dem Mädchen den Namen Hope.
Jahre sind vergangen. Hope bekommt eine Stelle in einer Redaktion und hofft, dass es ein Artikel von ihr auf die Titelseite der Zeitung schafft. Kurz vor Weihnachten stirbt ihre Mutter an Krebs. Sie hatte Hope rechtzeitig über ihre Vergangenheit informiert. Noch ahnt Hope nicht, dass das erste Weihnachtsfest ohne Louise einen Wendepunkt in ihrem Leben bedeuten würde.
Der Autor hat eine Berührende Weihnachtsgeschichte geschrieben. Es geht um Hoffnung, Neuanfang und Barmherzigkeit.
Der Schriftstil lässt sich angenehm lesen. Als Louise wenige Tage vor Weihnachten in ihre Wohnung zurückkommt, trifft sie ein Schock. Bei ihr wurde eingebrochen. Dann aber findet se in all dem Durcheinander ein Glas voller Geld, beschriftet als Weihnachtsglas. Sie beginnt zu recherchieren und den Faden, der hinter diesem Brauch steht, aufzurollen. Als sie auf Ablehnung stößt, lässt se sich eine Story einfallen, um die Leute zum Reden zu bringen.Wohl fühlt sie sich dabei nicht. Wie weit ist sie bereit, für ihren Ehrgeiz zu gehen?
Der Anfang des Brauches liest sich so:

„...“Was war denn das?“ fragte er dann, ohne mit einer Antwort zu rechnen. „Haben wir gerade wirklich unser Weihnachten verschenkt?“ „Ja, Schatz“, sagte Lauren. „wir haben es verschenkt.“...“

Tiefgründige Dialoge und ehrliche Gefühle zeichnen die Geschichte aus. Freude und Trauer halten sich die Waage.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Es zeigt, welch große Wirkung eine kleine Geste haben kann.

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Veröffentlicht am 28.12.2020

Besinnliche Geschichte

Unter dem Sternenhimmel
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„...Einfache Charaktere haben nur die Menschen, die wir nicht näher kennen. Wir tragen alle unsere ganz speziellen Macken mit uns herum...“

Diese Sätze stammen aus dem Gespräch zwischen Noa und Jonas. ...

„...Einfache Charaktere haben nur die Menschen, die wir nicht näher kennen. Wir tragen alle unsere ganz speziellen Macken mit uns herum...“

Diese Sätze stammen aus dem Gespräch zwischen Noa und Jonas. Dem war eine Menge vorausgegangen.
Noa hatte wegen eines Kredits bei der Bank nachgefragt. Sie wollte sich mit einem Café und einem Blumenladen selbstständig machen. Ihre Chancen standen schlecht, Sie hatte keinerlei Sicherheiten.
Chiara, die Bankberaterin, macht ihr ein persönliches Angebot. Noa darf ihren Traum in deren leerstehenden Haus verwirklichen. Die Finanzierung übernehmen Chiara und deren Partner. Der Tischler Jonas kümmert sich um die Inneneinrichtung.
Die Autorin hat eine berührende Weihnachtsgeschichte geschrieben. Es geht um Verlustängste, Vertrauen und Vergebung.
Der Schriftstil lässt sich angenehm lesen. Die Autorin versteht es, die Gefühle der Protagonisten in passende Worte zu passen. Noa wirkt auf Jonas sehr widersprüchlich. Einerseits scheint sie zu wissen, was sie will, andererseits ist sie in manchen Punkten sehr naiv und unbedarft. Jonas hat Chiara viel zu verdanken. Deshalb möchte er nicht, dass ihr weh getan wird. Er befürchtet, dass -Noa Chiara ausnutzt und sie eines Tages mit allen Schulden sitzen lässt.
Erst nach und nach gewährt mir die Autorin einen Blick in die schwierige Kindheit von Noa. Die folgenden Worte klingen bitter.

„...Im Gegenzug heißt das jedoch, dass ich ihm nicht wichtig genug war. Mich konnte er opfern….“

Der Tod ihrer Pflegemutter, deren Liebe sie nach harten Jahren aufgefangen hatte, war erst der Anfang der Wehen. Noch ahnt Noa nicht, dass sie ihre Vergangenheit in ihr neues Leben verfolgen wird. Ein Wort ihrer Pflegemutter aber bekommt sie nicht mehr aus dem Kopf.

„...Sieh auf das Kreuz...“

Sehr behutsam wird erzählt, wie Noa das Vertrauen von Menschen gewinnt, die ihr in entscheidenden Situationen zur Seite stehen. Zwischen Noa und Jonas beginnt es zu kribbeln. Noch aber fehlt das Quäntchen Vertrauen.
Die Geschichte hat mir ausgezeichnet gefallen. Mit einem Zitat möchte ich meine Rezension beenden.

„...In der Bibel heißt es, dass jeder seinen nächsten Lieben sollte wie sich selbst. […] Womöglich mussten aber viele Menschen erst lernen, sich selbst zu lieben...“

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Veröffentlicht am 28.12.2020

Macht nachdenklich

Charles Dickens Eine Weihnachtsgeschichte
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„...Da Sie mich nach meinen Wünschen gefragt habe, Gentlemen, haben Sie damit meine Antwort. Ich bereite mir selber keine fröhlichen Weihnachten, und ich kann es mir nicht leisten, Faulpelzen zur Fröhlichkeit ...

„...Da Sie mich nach meinen Wünschen gefragt habe, Gentlemen, haben Sie damit meine Antwort. Ich bereite mir selber keine fröhlichen Weihnachten, und ich kann es mir nicht leisten, Faulpelzen zur Fröhlichkeit zu verhelfen...“

Mister Scrogge gilt als geiziger alter Mann und als harter Arbeitgeber. Wie das obige Zitat zeigt, hat er für Mitgefühl keine Ader. Weihnachten ist für ihn ein Tag wie jeder andere.
Die klassische Weihnachtserzählung führt mich tief hinein in die Seele der Protagonisten. Es sind nur wenige Stunden, die das Leben des Mister Scrogge grundlegend verändern.
Zuerst erscheint ihm der Geist seines einstigen Geschäftspartners Mister Marley. Seine Worte klingen bitter.

„...Ich habe nicht gewusst, dass keine Reue so groß und tief genug sein kann, um alles wieder gutzumachen, was man in seinem Leben versäumt hat...“

Mister Marley kündigt seinem ehemaligen Freund drei weitere Geister an. Der erste ist der Geist der vergangenen Weihnachten. Ich darf einen Blick auf die Kindheit und die Lehrjahre des Protagonisten kennenlernen. Es sind bewegende Szenen voller Freude, aber auch voller Trauer und Verlust. In Blick auf seinen ehemaligen Lehrherrn und dessen fröhliche Weihnachtsfeiern erkennt er:

„...Er hatte die Macht, uns glücklich oder unglücklich zu machen; unsern Dienst leicht oder beschwerlich; ein Vergnügen oder eine Plackerei...“

Der zweite Geist ist der Geist der gegenwärtigen Wahrheit. Mister Scrogge sieht, wie unter andren sein Neffe und sein Buchhalter Weihnachten feiern. Sie haben wenig, und doch strahlen ihre Feste eine unbändige Freude aus. Dann aber werden ihm zwei Kinder gezeigt.

„...Dieser Knabe heißt Unwissenheit. Dieses Mädchen heißt Not. Hüte dich vor beiden und ihrer Brut, doch am meisten nimm dich vor dem Knaben in Acht, denn auf seiner Stirn sehe ich geschrieben, was Untergang und Tod bedeutet, wenn die Schrift nicht ausgelöscht wird...“

Der dritte Geist ist der Geist der zukünftigen Weihnacht. Vor Mister Scrogges Augen entsteht das Bild dessen, was von ihm bleibt, wenn er diese Welt verlassen muss.
Die Geschichte hat mir sehr gut gefallen. Sie lässt mich als Leser nachdenklich zurück.

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Veröffentlicht am 23.12.2020

Spannend und überraschend anders

Immer der Fremdling
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„...Jetzt Expertenlevel spielen? Blinkte darunter. Endlich. Es gab also eine Fortgeschrittenenversion. Sobald ich darauf klickte, begann der Bildschirm zu pulsieren und sich scheinbar auszubreiten...“

Der ...

„...Jetzt Expertenlevel spielen? Blinkte darunter. Endlich. Es gab also eine Fortgeschrittenenversion. Sobald ich darauf klickte, begann der Bildschirm zu pulsieren und sich scheinbar auszubreiten...“

Der 15jährige Max hat von seinem Freund Jimmy ein Computerspiel erhalten, das von dessen Vater programmiert wurde, noch nicht im Handel ist und angeblich einen Programmfehler enthält. Das kann Max aber nicht davon abhalten, das Spiel gleich im höchsten Level auszuprobieren.
Doch was ist nach dem Start passiert? Warum fühlt sich die Welt, in der er sich plötzlich befinden, so real an? Und wieso wird vor seinen Augen ein Mann verstümmelt und mitgenommen?
Die Autorin hat einen spannenden historischen Roman geschrieben. Für den Beginn der Zeitreise hat sie mit dem Computerspiel einen ungewöhnlichen Einsteig gewählt.
Der Schriftstil lässt sich angenehm lesen. Gut gefallen hat mir insbesondere, dass sehr schnell klar wird, dass Max` Sprache und die des Mittelalters nicht die gleichen sind.
Bero, ein Bauernsohn, der im Wald die Säue hütet, nimmt Max mit in seine Hütte. Noch immer ist Max nicht klar, was passiert ist.

„...Alle Spiele hatten Ziele wie Punkte sammeln oder Missionen durchführen, Dämonen erschießen oder Gold sammeln. Aber jedes Spiel hatte auch eine Pausentaste […] Was in aller Welt sollte ich hier mitten im Wald erreichen?...“

Detailliert werden die Zustände im Mittelalter beschrieben. In Beros Hütte ist Hygiene kein Thema. Wasser zum Waschen ist Luxus. Essen und Getränke drehen Max anfangs den Magen um.
Es dauert eine Weile, bis Max erfährt, in welchem Jahr er sich befindet. An ihm nagt das Heimweh. Noch hat er keinen blassen Schimmer, wie er das Spiel beenden kann. Plötzlich sieht er seine Eltern und sein bisheriges Leben in einem völlig neuen Licht.
Trotzdem macht Max keine schlechte Figur. Er begibt sich auf die Burg zu Werner von Hanstein und wird dort als Fremdling akzeptiert. Nur bei der Frage nach seiner Herkunft lenkt er gekonnt ab.
Durch Max darf ich an den Auseinandersetzungen der Zeit teilnehmen. Bero, der Bauernjunge, träumt davon, Knappe werden zu dürfen. Die Chancen stehen nicht gut.
Juliana macht Max die Rechtlosigkeit des Dienstpersonals klar. Der Dienstherr darf sich alles nehmen. Es gibt keine Grenzen. Auch die medizinische Versorgung spottet jeder Beschreibung. Glücklicherweise besitzt Max gewisse Grundkenntnisse und kann helfen. Wieder gehen seine Gedanken zurück:

„...Wut brodelte in mir hoch. Computerspiele sollten Spaß machen. Jimmys Spiel war ein Alptraum, weder unterhaltsam noch erfreulich...“

Dabei ahnt Max mit keiner Phase seines Herzens, dass die wirklichen Alpträume für ihn erst noch beginnen, denn er macht sich mächtige Feinde und gerät zwischen die Fronten.
Ab und an schwingt ein feiner Humor mit:

„...Zornige Mädchen waren wie ein aufgescheuchtes Hornissennest, am besten rannte man so schnell und so weit weg wie möglich, oder man würde es bereuen...“

Eines allerdings kommt Max zugute. Er kann strategisch denken und findet in den meisten kritischen Situationen einen Ausweg. Schwierig wird es, wenn sein Gegenüber nicht versteht, was er meint. Das geht schon bei einer so harmlosen Formulierung los wie „...fünf Minuten...“ Doch Max ist lernfähig und passt sich sprachlich an.
Und was tut man in einer kritischen Situation? man ruft Polizei oder Bundeswehr – aber nicht im Mittelalter.
Wird er die Rückkehr in seiner Zeit finden? Welche Spuren hinterlässt das Erlebte? All die Fragen werden beantwortet.
Ein ausführliches Nachwort und ein Ausblick auf den nächsten Teil ergänzen das Buch.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Ein Zitat aus den Munde von Max möge meine Rezension beenden.

„...Leben im mittelalterlichen Deutschland war ätzend...“

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