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Veröffentlicht am 04.05.2020

Morde auf Norderney

Inselaffäre
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„...Überhaupt: sich Gedanken zu machen über Dinge, von denen ein Ostfriese gar nicht wusste, ob sie überhaupt jemals eintreten würden, das war sein Ding so gar nicht...“

Norderney hat ein turbulentes ...

„...Überhaupt: sich Gedanken zu machen über Dinge, von denen ein Ostfriese gar nicht wusste, ob sie überhaupt jemals eintreten würden, das war sein Ding so gar nicht...“

Norderney hat ein turbulentes Wochenende vor sich. Junge Cosplayer vom Festland treffen sich zu einem Fotoshooting. Dabei ist auch die 16jährige Milli von der Insel. Sie gehört zu den Initiatoren des Festes. Doch momentan hat sie andere Probleme.
Die Polizeipsychologin Ruth ist ebenfalls auf die Insel gekommen. Sie wurde zur Hochzeit von Daniela und Frank eingeladen. Der Hochzeitsplaner ist der Polizist Martin.
Anneliese, Hilmar und Ingrid, die zur älteren Generation gehören, treffen sich zu einem Spieleabend. Allerdings ist die Stimmung hochexplosiv. Am nächsten Tag wird Hilmar tot in einer Regentonne in der Schrebergartensiedlung gefunden. Zur Aufklärung erscheint vom Festland Kommissarin Lichterfeld.
Die Autorin hat einen spannenden und abwechslungsreichen Krimi geschrieben. Die Geschichte hat mich schnell in ihren Bann gezogen.
Der Schriftstil vielschichtig. Sehr gut werden dabei die Befindlichkeiten der Einheimischen wiedergegeben. Einer von ihnen ist Johann. Er fand den Toten, ist aber meist die Ruhe in Person. Das Eingangszitat meint ihn.
Wer sich schnell unbeliebt macht, ist Kommissarin Lichterfeld. Sie behandelt Martin und seine Leute von oben herab, bekommt aber selbst auf der Insel keinen Fuß auf den Boden. Mit einer Fremden wollen die Leute nun mal nicht reden. Und wenn der Ostfriese schweigt, schweigt er.
Deshalb konstatiert Martin:

„...Wenn Sie meinen, dass wir heute noch Erfolg haben, können wir gerne ausharren...“

Auch Danielas Hochzeit steht plötzlich auf Messers Schneide. Daniela stammt eigentlich aus dem Rheinland. Bei ihrem Junggesellenabschied mit ihren Freundinnen trifft sie nach reichlichen Alkoholgenuss an der Theke einen Unbekannten.

„...Er roch nach Bier und Zigaretten. Daniela zog den Duft tief ein. Das roch – wie Karneval. Wie Sehnsucht. Wie Heimat...“

Sonja, die Kunstlehrerin, hatte das Fotoshooting für ihren Kurs organisiert. Trotzdem war es keine Schulveranstaltung. Und das war auch gut so. Die Jugendlichen hatte in den sozialen Netzwerken fleißig Reklame gemacht. So war das nicht geplant. Hier galt es, klare Regeln zu formulieren.
Hilmar wird an dem Wochenende nicht der einzige Tote bleiben. Trotzdem werden am Ende alle Fäden gekonnt zusammengefügt.
Die Geschichte zeichnet sich durch einen hohen Spannungsbogen und sehr viele private Beziehungen aus, die nicht immer einfach zu händeln sind.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Ich mag das Inselflair, das für eine besondere Stimmung sorgt.

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Veröffentlicht am 03.05.2020

Humorvoller Krimi mit viel lokalem Flair

Nur Rudi tanzte schräger
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„…Wenn die Knie des Ehemannes nach so einer Tanztortur hinüber sind, platzt jede ach so glückliche Beziehung wie eine Seifenblase...“

Inge hat Jupp zu einem Tangokurs überredet. Er ist alles andere als ...

„…Wenn die Knie des Ehemannes nach so einer Tanztortur hinüber sind, platzt jede ach so glückliche Beziehung wie eine Seifenblase...“

Inge hat Jupp zu einem Tangokurs überredet. Er ist alles andere als begeistert. Auch Julio, Argentinier und Tanzlehrer, ist genervt. Er ahnt nicht, dass er die kommende Nacht nicht überleben wird.
Der Autor hat erneut einen humorvollen Krimi geschrieben. Die Geschichte lässt sich gut lesen.
Der Schriftstil ist abwechslungsreich, durchsetzt von vielen amüsanten Szenen.
Julio wird am Fuße der Kellertreppe gefunden. Als Leser weiß ich in dem Moment schon, was passiert ist. Der Notarzt spricht von Unfall. Doch Dorfpolizist Jupp mag das nicht glauben und lässt die Leiche zu einem befreundeten Pathologen bringen. Und der stellt Mord fest.
Jupp will den Fall mit Frau und Schwiegermutter selbst aufklären, ohne die vorgesetzte Behörde einzuschalten.
Apropos Schwiegermutter: Käthe ist diejenige, die sich nicht nur mit dem Computer exzellent auskennt, Jupp gern auf die Sprünge hilft und das Leben in vollen Zügen genießt.

„...Das Leben muss weitergehen. Es sind inzwischen etliche Leute um mich herum gestorben, da könnte ich mir ja die Kugel geben, wenn mich das jedes Mal aus der Bahn werfen würde...“

An seiner Verhörtechnik muss Jupp noch arbeiten. Missverständnisse sind die Regel, nicht die Ausnahme. Natürlich stehen zuerst die Teilnehmer des Tanzkurses auf der Liste der Verdächtigen. Dabei bekomme ich als Leser einen guten Einblick in das dörfliche Familienleben mit seinen Eigenarten, das sonst hinter der Haustür bleibt.
Es sind die vielen kleinen Dinge, die dem Buch sein besonderes Flair geben. Dazu gehört der Einblick in die Arbeitsatmosphäre im Rathaus. Doris ist genervt und hofft auf einen neuen Job. Ihre Vorstellung allerdings löste bei mir Kopfschütteln aus.
Als Jupp in der Arztpraxis sitzt, hat die junge Schwester Probleme mit dem Datenschutz. Namen der Patienten dürfen ihrer Meinung nach nicht mehr genannt werden. Der Aufruf klingt dann so:

„...Der ältere Herr mit den Potenzproblemen bitte in Behandlungszimmer 2...“

Natürlich steht niemand auf. Also wird der Patient geholt.
Gut gefällt mir, dass der örtliche Dialekt geschickt in die Handlung integriert wird. Am Ende gelingt Jupp das lange Unwahrscheinliche. Er löst den Fall und überführt den Täter.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen.

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Veröffentlicht am 02.05.2020

Empfehlenswert

Magische Orte in Mitteldeutschland II
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„...Einen Vulkanausbruch verdankt Rochlitz seine weit über die Region hinausreichende Bekanntheit. Als sächsischer Marmor wird der Porphyrtuff des gleichnamigen Berges bezeichnet. Der Sage nach rührt die ...

„...Einen Vulkanausbruch verdankt Rochlitz seine weit über die Region hinausreichende Bekanntheit. Als sächsischer Marmor wird der Porphyrtuff des gleichnamigen Berges bezeichnet. Der Sage nach rührt die Farbe des Steines vom Blut einer getöteten Hexe her...“

Das Buch führt auf fünf Routen durch magischen Orte Sachsens. Das sind Wälder und Seen, Schlösser und Burgen. Nicht vergessenen sind wundersame Felsen und bekannte Parks.
Jede Route beginnt mit einer Karte in angenehmer Größe, auf der die besuchten Orte gekennzeichnet sind.
Danach erfolgt eine Beschreibung mit Angabe der geografischen Koordinaten. Die Beschreibungen sind im erzählenden Schriftstil gehalten. Es gibt Einblicke in die Historie und in die Sagenwelt, wie auch das Eingangszitat zeigt.
Flora und Faun finden ausreichend Erwähnung.

„...Birken wachsen auf Felsspalten, Kiefern und Fichten werfen einige Zapfen auf den Waldboden. In einem besonders geschützten Areal leben ungestört Uhu und Schwarzstorch...“

Das Zitat bezieht sich auf das Zittauer Gebirge. Auch Erzgebirge, Elbsandsteingebirge und die Gegend um Leipzig wurden nicht vergessen.
Viele Fotos veranschaulichen die Sehenswürdigkeiten.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Es gibt viele Hinweise für Besichtigungen, mal bekannt, andere weniger bekannt.

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Veröffentlicht am 02.05.2020

Die Opfer schlagen zurück

Köln 300 °C
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„...Coltan wird zu Niob und Tantal verhüttet. Tantal wiederum ist in der Handyindustrie unverzichtbar. In Umweltschutzkreisen ist Coltan seit Langem ein Thema...“

Markus Kaiser und Judith Mertin werden ...

„...Coltan wird zu Niob und Tantal verhüttet. Tantal wiederum ist in der Handyindustrie unverzichtbar. In Umweltschutzkreisen ist Coltan seit Langem ein Thema...“

Markus Kaiser und Judith Mertin werden zu einem ausgebrannten Autowrack gerufen. Im Auto befindet sich ein Toter. Judith gelingt es, einen Gegenstand aus dem Auto zu holen. Sie ahnt nicht, dass er de Schlüssel für den Fall wird.
Der Autor hat einen fesselnden und brisanten Krimi geschrieben. Die Geschichte hat mich schnell in ihren Bann gezogen.
Die Personen werden gut charakterisiert. Judith stammt eigentlich aus dem Kongo. Ihr Vater ist dort ein deutscher Arzt. Über den Tod ihrer Mutter weiß sie nur wenig. Judith ist exzellent in Selbstverteidígung ausgebildet, hat sich aber in solchen Situationen nicht immer unter Kontrolle.
Markus ist eine guter Stratege. Leider kommt er mit Judith nicht besonders gut zurecht. Eigentlich kommt er momentan mit niemand zurecht. Er verliert schnell die Kontrolle.
Dabei würde der Fall dringend ihre volle Aufmerksamkeit brauchen. Brandanschläge auf Autos sind seit einiger Zeit in Köln gang und gäbe. Einiges ist aber hier anders. Zum einen gab es bisher keinen Toten, zum anderen ist der Brandort ungewöhnlich.
Schwierig wird es auch deshalb, weil keiner weiß, wann er sich auf wen verlassen kann. Judith drückt das so aus:

„...So wie ich das sehe“, begann Mertin und erhob sich, „ist das der traurige Beweis, dass mich am letzten Freitag gleich zwei haben hängen lassen. Mein sogenannter Partner und ihr“...“

Mit ihr ist dabei die Interne gemeint, die Judith über Markus ausfragen will.
Bei der Untersuchung des Brandes kommt Coltan ins Spiel. Plötzlich erhält die Geschichte eine völlig neue Dimension. Was hat die Firma des Toten mit dem Mineral zu tun?
Verschleierung und Vertuschung werden geschickt gespielt. Es wird nur zugegeben, was bewiesen werden kann. Antworten gibt es überhaupt erst, wenn Druck gemacht wird.
Der Krimi ist heftig. Dafür sorgt die Gewaltbereitschaft von allen Seiten. Judith wird mit Jugendlichen aus ihrem Heimatland konfrontiert. Sie sind in einem Lager für unbegleitete Kinder und Jugendliche untergebracht. Dort gab es ebenfalls einen Brand. Die Heimleiterin erklärt:

„...Kofi kommt wie gesagt aus Katanga. Er hat jahrelang in einer Kobaltmine geschuftet. Morgens Schule, nachmittags und abends graben. Mit bloßen Händen. Keine, Helme. Keine Sicherheitskleidung...“

Neben der fesselnden Handlung gibt es eine Menge an spannenden Informationen über den Handeln mit seltenen Erden.

„...Ähnlich wie bei Diamanten spricht man von Blutmineralien. Und in den Handel mit Tantal sind wie bei den Diamanten auch westliche Firmen verstrickt...“

Am Ende werden alle Fäden zusammengeführt. Profitgier und Menschenverachtung schlagen auf die Verursacher zurück. Aus Opfern wurden Täter.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen.

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Veröffentlicht am 30.04.2020

Spannender historischer Roman

Das Erbe der Altendiecks
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„...Wer in einem Uhrmacher – Haus aufwuchs, entwickelte schon früh ein Gespür für die veränderliche Qualität der Zeit...“

Wir schreiben das Jahr 1766. Gesche ist die Enkeltochter des Bremer Uhrmachers ...

„...Wer in einem Uhrmacher – Haus aufwuchs, entwickelte schon früh ein Gespür für die veränderliche Qualität der Zeit...“

Wir schreiben das Jahr 1766. Gesche ist die Enkeltochter des Bremer Uhrmachers Nicolaus Altendieck. Die Standuhr, die ihr Großvater entwickelt und gebaut hat, nennt sie Hora. Sie wird sie ihr Leben lang begleiten. Gesche interessiert sich für das Uhrmacherhandwerk. In ihrem Großvater hat sie einen geduldigen Lehrmeister. Doch was nutzt ihr das? Als Frau darf sie keine Werkstatt führen. Für solche Gedanken aber ist noch Zeit. Erst einmal empfängt ihr Vater hohen Besuch. Der Ratsdiener informiert ihn, dass die Stadt Bremen für das Rathaus eine neue Uhr braucht. Daran ist der Posten des Ratsuhrmachers gebunden. Johann will ablehnen. Nicht nur Friedrich, sein Sohn, ist aber dafür, sich für den Auftrag zu bewerben.
Der Autor hat einen spannenden historischen Roman geschrieben. Ich darf mehrere Generationen der Familie Altendieck auf ihren Weg durch die Geschichte begleiten. Der Autor greift vier Episoden heraus, zwischen denen jeweils eine längere Pause liegt.
Der Schriftstil lässt sich angenehm lesen. Besonders aufgefallen ist mir, dass die Begriffe, die man von den Uhren kennt, auch in andere Beschreibungen einfließen und so das Thema allgegenwärtig sein lassen. Ein Beispiel ist die Charakterisierung von Friedrich durch seinen Vater:

„...Johann erkannte sich in ihm wieder, eine breitschultrige Version seiner selbst – wenn da nicht diese Spannung in Friedrichs Körper wäre, wie eine aufgezogene Spiralfeder, die darauf wartete, ihre Kraft freizusetzen...“

Als Johann den Auftrag bekommt, hat er sich einen mächtigen Feind gemacht. Albert Greven, einer der erfolgreichsten Uhrmacher der Stadt, hatte auf den gut dotierten Posten gehofft.
Sehr detailliert wird beschrieben, wie die neue Uhr entsteht und funktioniert. Der erwartete Triumph aber bleibt aus. Eine geschickt eingefädelte Intrige bringt die Werkstatt an den Rand des Ruins.
Als die Familie sich durch eine wohlüberlegte Entscheidung von Gesche wieder einen festen Stand in der Stadt erarbeitet hat, sorgt die hohe Politik dafür, dass neues Ungemach droht. Die freie Stadt Bremen kommt unter die Hand Napoleons. Es werden Soldaten gebraucht für dessen Feldzug nach Russland. Wird es auch Gesches Söhne treffen?
Eingebunden in das Geschehen wird der Widerstandskampf gegen Napoleon und die Kämpfe in der Umgebung von Bremen. Über das Vor und Wider der Neuerungen gibt es selbst in der Familie unterschiedliche Meinungen. Mette, Gesches Tochter, bringt es auf den Punkt:

„...Jedenfalls ist die Besetzung durch Soldaten eine merkwürdige Art, jemanden die Freiheit zu bringen...“

Inhaltsreiche Diskussionen sind insgesamt eine Bereicherung für die Geschichte. Sie ermöglichen, die gegenseitigen Meinungen kennenzulernen und damit einen zusätzliche Einblick in das Zeit Geschehen zu erhalten. So fand ich die folgende Aussage von Johann gegenüber Agathe, der Frau eines Ratsherrn, sehr treffend.

„...“Ich finde es eher tröstlich, ein Rad in einem großen Getriebe zu sein“, erwiderte Johann. „Denn das Ganze funktioniert nur durch das harmonische Zusammenspiel seiner Teile. Wer Uhren baut, lernt Respekt vor kleinen Rädchen“...“

Gesche darf noch erleben, wie ihr Enkel Ernst neue Wege in der Werkstatt beschreitet. Und sie lernt eine junge Frau kennen, die weiß, was sie will und die die Zeichen der Zeit erkannt hat. Das Jahr 1848 naht sich mit schnellen Schritten.
Auch im hohen Alter hat Gesche nichts von ihrer Neugier verloren, wie das folgende Zitat beweist:

„...Der Mechanismus des Kosmos besaß noch immer zahllose Rädchen, deren Funktion nicht annähernd erforscht war. Und immer, wenn man einen Blick hinter die Abdeckung warf, um die wahren Zusammenhänge zu erkunden, erblickte man dahinter nur noch feinere Konstruktionen...“
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Eine spannende Handlung, ein detaillierter Blick in die Lebensverhältnisse der Zeit und gut charakterisierte Protagonisten mit Ecken und Kanten machten das Lesen zum Vergnügen.
Zwei Dinge durchziehen insbesondere die Geschichte. Im Auf und Ab des Lebens konnte sich die Familie auf jeden Einzelnen verlassen. Sie standen zusammen. Und bei harten Entscheidungen kam erst die Familie, dann die persönlichen Interessen.

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