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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 24.05.2018

Der bisher beste Teil

Der freie Vogel fliegt, Band 3
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„...Xiaolu wusste das nicht, aber sie begriff auf der Stelle, dass man sich manchmal stark stellen muss,ein Lächeln präsentieren muss, damit alles langsam wieder gut werden kann...“

Auch der dritte Teil ...

„...Xiaolu wusste das nicht, aber sie begriff auf der Stelle, dass man sich manchmal stark stellen muss,ein Lächeln präsentieren muss, damit alles langsam wieder gut werden kann...“

Auch der dritte Teil der Novell Graphic schließt zeitnah an den Vorgängerband an. Einige Probleme der jungen Leute in China werden hier sehr zugespitzt behandelt.
Anfangs geht es um Liebe und Eifersucht. Dabei fällt auch das Eingangszitat, denn Xiaolu gelingt es, Xuerui von ihrem Kummer abzulenken.
Han Che und Xiaolus Cousine Ruirui absolvieren ihre Schulabgangsprüfungen. Die Aufnahme des Klassenfotos und die Gespräche über die Zukunft könnten so auch in Deutschland stattgefunden haben. Doch schnell zeigt sich, unter welchem immensen Druck die Jugendlichen in China stehen. Es genügt nicht, bestanden zu haben. Nur das Beste ist gut genug. Ruiruis Aussage bringt das schmerzlich auf den Punkt:

„...Der Leistungsdruck, dem sie schon so lange ausgesetzt war, nagte so sehr an ihr, dass er ein schwarzes Loch in ihr Herz gefressen hatte...“

Xiaolu sieht Han Che weiter nur aus der Ferne. Dann aber erlebt sie, dass die Liebe zwischen Xu und seiner Freundin nicht gehalten hat. Das weckt Erinnerungen an die Zeit der Trennung der Eltern.
Mit Beginn der Abschlussklasse wird ein weiteres Problem akut. -Diese Mal steht Siyao vor einer schwierigen Entscheidung.
Wie schon in den ersten Bänden wird die Handlung durch detailgenau ausgearbeitete Zeichnungen veranschaulicht. Durch die Farbwahl der Bilder wird gekonnt der Gefühlszustand der Protagonisten ausgedrückt. Auch die Unterschiede der drei Freundinnen werden sowohl in Wort als auch im Bild wiedergegeben.
In einem kurzen Nachwort erzählen Autorin und Illustratorin von der Entstehung des Buches. Danach folgt die gesamte Geschichte nochmals auf Chinesisch.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Ich bin schon gespannt auf die folgenden Bände.

Veröffentlicht am 23.05.2018

Hugo auf heißer Spur

Ein Fall für die Schwarze Pfote: Hugo auf heißer Spur
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„...Merlin blieb die Luft weg. Hatte er richtig gehört? Hatte seine Mutter Hugo wirklich als neues Familienmitglied vorgestellt?...“

Als Charlotte ihren Freund Merlin vom Judotraining abholt, hören sie ...

„...Merlin blieb die Luft weg. Hatte er richtig gehört? Hatte seine Mutter Hugo wirklich als neues Familienmitglied vorgestellt?...“

Als Charlotte ihren Freund Merlin vom Judotraining abholt, hören sie auf dem Nachhauseweg eine Fiepen. In einer Mülltonne finden sie einen Hundewelpen. Kurzerhand drückt Charlotte Merlin den Hund in die Hand, damit er ihn mit nach Hause nimmt. Das wird schwierig, denn sein Vater will keine Haustiere. Gerade als Tante Friede Feldmann mit ihrem neuen Freund erscheint, lässt sich Hugo, der Welpe, blicken. Die Tante ist begeistert und die Mutter reagiert blitzschnell, denn die begüterte Tante darf nicht verärgert werden. Wie, zeigt das Eingangszitat.
Der Autor hat einen spannenden und humorvollen Kinderkrimi geschrieben.
Die Protagonisten werden sympathisch dargestellt. Im Freundestrio Merlin, Fips und Charlotte hat eindeutig Charlotte das Sagen. Sie bringt die beiden Jungen nötigenfalls in die Spur.
Schon die ersten Tage mit Hugo verlangen Merlin alles ab. Einen Hund zu verbergen ist gar nicht so einfach, wenn man eine neugierige kleine Schwester hat. Dann aber erweist sich der Welpe als perfekter Spürhund.
Der Schriftstil lässt sich angenehm lesen. Die Geschichte könnte so fast überall im Heute und hier spielen. Es gibt einige amüsante Szenen. Außerdem spüre ich als Leser, dass den Kindern ihre Freundschaft wichtig ist. Jeder bringt sich mit seinem Fähigkeiten ein.
Zu Beginn des Buches werden die Kinder und der Hund mit Bild und Name vorgestellt.
Einige Schwarz-Weiß-Zeichnungen veranschaulichen die Handlung. Jedes Kapitel zeigt neben der Überschrift eine anderes Bild von Hugo.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Dazu hat der verfressene tierische Protagonist nicht unwesentlich beigetragen.

Veröffentlicht am 22.05.2018

Fesselnder Krimi im Musikermilieu

Niemand kennt dich, wenn du am Boden liegst
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„...Die Chemie auf der Bühne wirkte so aufgeladen, sie wartete förmlich darauf, dass etwas passierte...“

John hat als Gitarrist ein Engagement bei den Distant Stars. Ines trifft ihn zum Konzert am Dresdner ...

„...Die Chemie auf der Bühne wirkte so aufgeladen, sie wartete förmlich darauf, dass etwas passierte...“

John hat als Gitarrist ein Engagement bei den Distant Stars. Ines trifft ihn zum Konzert am Dresdner Elbufer. Die Spannung in der Band ist mit den Händen greifbar, wie obiger Eindruck von Ines zeigt. Tim, der Sänger, ist auf Heroin. Trotzdem feiern ihn seine Anhänger. Am nächsten Tag will die Band weiter nach Dortmund. Dort sind sie für das Vorprogramm von Eric Clapton eingeplant. Doch noch in Dresden wird Tim verhaftet. Ihn seinem Bühnenraum wurde ein Kilogramm Heroin gefunden. Damit fangen seine Probleme aber erst an.
Die Autorin hat einen fesselnden Krimi geschrieben, der in der Musikszene spielt und deren besondere Situation thematisiert.
Tim darf nach Dortmund reisen, wird dort aber wegen Mordverdacht verhaftet. Das Vorprogramm fällt für ihn aus. Die Band versucht trotzdem das Beste daraus zu machen.
Dann reist der Manager mit den Distant Stars weiter. Nur John und Ines bleiben. Sie wollen Tim unter die Arme greifen und versuchen, den Mord an dem Drogendealer im Alleingang aufzuklären.
Der Schriftstil des Buches lässt sich angenehm lesen. Die Autorin gewährt mir nicht nur einen Einblick in das Leben der Musiker, sie versteht es ebenfalls die psychischen Tiefen ihrer Protagonisten auszuloten.
Im Mittelpunkt steht der 27jährige Tim. Das folgende Zitat gibt wieder, welche Frage sich Ines stellt.

„...Was war das für ein Teufelszeug, für das intelligente Menschen, denen die Welt offenstand, alles aufs Spiel setzten?...“

Auch ihr Freund John war heroinabhängig, hat seine Sucht aber in den Griff bekommen. Tim scheint noch nicht weit genug unten zu sein, um sich helfen zu lassen. Das wird sich im Laufe der Handlung aber ändern. Tims Stimmungsschwankungen sind für seine Umgebung schwer zu ertragen. Als Sohn aus reichem Haus ist ihm eine gewisse Überheblichkeit eigen. Ohne John und Ines stände er allerdings trotzdem völlig allein da. Er belohnt die beiden lange Zeit aber nicht mit Dankbarkeit, sondern nutzt jede Gelegenheit, sie zu beleidigen.
Da werden auch die Reaktion seiner Mutter und seines besten Freundes Russ verständlich. Sie wissen, was auf John und Ines zukommen könnte. Während sowohl die Eltern als auch Russ Tim vom Rauschgift wegbringen wollten, nimmt der Manager der Band die Sucht billigend in Kauf. Dafür habe ich zum Beispiel keinerlei Verständnis.
Vor allem Ines gelingt es zeitweise, zu Tim durchzudringen. Bei einen Gespräch in Glasgow gibt sie ihm folgenden Rat:

„...Mach`s wieder gut, aber mach dich nicht fertig. Versuch irgendwie den Schaden, den du angerichtet hast, auszugleichen...“

Bei den Ermittlungen zum Thema Heroinbesitz und Mord stoßen John und Ines auf Ungereimtheiten. Sie informieren eine Kommissarin der Dortmunder Kripo und arbeiten mit Tims Rechtsanwalt zusammen.
Dass ein Entzug kein Zuckerschlecken ist, arbeitet die Autorin sehr gut heraus. Es ist aber für Tim die einzige Chance. Obwohl John und Ines zu ihm stehen, ist die Situation für ihre eigene Beziehung nicht einfach. Kurze Anflüge von Eifersucht lassen sich vor allem bei John nicht vermeiden. Mehrmals versuchen sie den Rückzug von Tim, bringen es aber letztendlich nicht über sich, ihn in Stich und sich selbst zu überlassen.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Es zeigt, was Drogen aus einem begabten Menschen machen können.

Veröffentlicht am 22.05.2018

Eine Klasse in Ausnahmesituation

Was wir dachten, was wir taten
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„...Es ist ein schwerwiegendes Sicherheitsproblem aufgetreten. Bitte bewahren Sie Ruhe. Begeben Sie sich sofort in einen geschlossenen Fachraum und warten Sie auf weitere Anweisungen...“

Die Klasse schreibt ...

„...Es ist ein schwerwiegendes Sicherheitsproblem aufgetreten. Bitte bewahren Sie Ruhe. Begeben Sie sich sofort in einen geschlossenen Fachraum und warten Sie auf weitere Anweisungen...“

Die Klasse schreibt gerade eine Mathematikklausur. Da kommt über den Lautsprecher die oben zitierte Anweisung. Der Lehrer lässt die Tür des Zimmers schließen. Plötzlich fleht vor der Tür eine Kinderstimme um Einlass. Doch ins Zimmer tritt nicht nur ein kleines Mädchen, sondern ebenfalls eine vermummte Person mit Pistole.
Die Autorin hat eine ganze Schulklassen in eine Ausnahmesituation gestellt. Das Buch lässt sich flott lesen. Es bewegt und regt zum Nachdenken an.
Die Geschichte wird abwechselnd von drei Personen erzählt. Da ist Mark, der mit dem Lernen nicht viel am Hut hat. Er musste schon eine Klasse wiederholen. Fiona gehört zu den Spitzenschülern. Doch sie verfügt über ein mangelndes Selbstvertrauen. Ihr Vorbild ist ihre große Schwester. Und dann erzählt Herr Filler, der Mathematiklehrer. Er muss erleben, wie es ist, wenn die Angst über den Mut siegt, wenn man die Situation nicht mehr selbst in der Hand hat, wenn man fremdbestimmt reagiert.
Der Schriftstil ist der jugendlichen Zielgruppe angemessen. Wortwahl und Satzgestaltung geben die bizarre Lage der Klasse treffend wieder. Bei Mark habe ich anfangs den Eindruck, einen stillen Beobachter vor mir zu haben. Trotzdem ist er derjenige, der unbewusst ab und an richtig reagiert. So verbirgt er das kleine Mädchen unter einen Tisch, bevor er dem Unbekannten verbal kontert. Mark lässt mich auch an seinen Gedanken teilhaben, die häufig in die Vergangenheit zu seinem gewalttätigen Vater wandern.
Herr Filler wird immer mehr zu einer Person, die reagiert, anstatt zu agieren. Er ist von der Situation überfordert.
Doch der Unbekannte verhält sich nicht wie ein normaler Amokläufer. Er hat 10 Forderungen aufgestellt und will sie erfüllt sehen. Er scheint Dinge über die Schüler zu wissen, die sie bisher gut versteckt hatten. Plötzlich wird mancher in der Klasse mit seinen eigenen Ängsten und Unzulänglichkeiten konfrontiert. Die Fassaden zerbrechen. Was bisher verborgen war, wird gnadenlos ans Licht gezerrt. Keiner wird den Raum so verlassen, wie er ihn betreten hat.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Es zeigt gekonnt, wie ein Mensch zum Außenseiter wird, der am Leben verzweifelt. Gleichzeitig werden die komplexen und schwierig durchschaubaren Beziehungen in einer Klasse thematisiert. Wer fragt schon im Alltag immer danach, warum wer was tut? Oft gibt man sich mit dem äußeren Schein zufrieden. Und ein Lehrer ist auch nur ein Mensch, kein Held. DAS musste Filler schmerzlich begreifen.

Veröffentlicht am 21.05.2018

Die Welt der Schmetterlinge

Mein Schmetterlingsjahr
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„...Schmetterlingen nachzustellen ist, als jage man flüchtigen Geistern hinterher, kurz aufleuchtenden und rasch wieder verschwindenden Erscheinungen, deren inneres Wesen uns trotz aller Bemühungen verborgen ...

„...Schmetterlingen nachzustellen ist, als jage man flüchtigen Geistern hinterher, kurz aufleuchtenden und rasch wieder verschwindenden Erscheinungen, deren inneres Wesen uns trotz aller Bemühungen verborgen bleibt...“

Sieben Jahre war Peter Henning, als er das erste Mal das kleine akustische Wunder hörte, wenn ein Schmetterling seine Flügel bewegt. Die Welt der Falter sollte ihn nicht mehr loslassen. Deshalb hat er sich ein Schmetterlingsjahr gegönnt und darüber dieses Buch geschrieben.
Auf der Reise zu den Schmetterlingen darf ich als Leser den Autor begleiten. Sie beginnt in der Ägäis, führt in das italienische Städtchen Volterra, weiter nach Kroatien, nach Patsch in Österreich und in den Kanton Graubünden, bevor es zurück nach Deutschland geht.
Der Reisebericht zeichnet sich durch seinen ausgefeilten Schriftstil und die Vielfalt an Informationen aus. Sehr exakt beschreibt der Autor all die Schmetterlinge, die er bei seinen Wanderungen sucht. Gleichzeitig erfahre ich eine Menge über das Leben der Falter. Der Autor erklärt genau, was zu tun ist, um bestimmte Schmetterlinge überhaupt beobachten zu können. Jede Art hat ihre ganz eigene Lebensweise. Einige der Falter lassen mit sich Spielen, so der Apollofalter. Andere kann man nur abends mit starkem Licht anlocken.
Auch über die Aufzucht von Raupen und ihre unterschiedliche Tarnung erfahre ich eine Menge. Die Vielfalt ihrer Lebensmöglichkeiten wirkt beeindruckend.
Auch genaue Beschreibung von Land und Leuten gehören zum Inhalt des Buches, wie das folgende Zitat zeigt:

„...Seine Heimat ist der kleinasiatischen Küste vorgelagert, ein Eiland mit zahllosen, oft in Buchten gelegenen Stränden und terrassenförmig ansteigenden Hügeln, die sich wie Schutzwälle gegen das ruhelos heranstürmende Meer erheben...“

Häufig geht der Autor in Gedanken zurück in seine Kindheit. Verschiedene Orte der Reise erinnern an das Sammeln von Schmetterlingen zusammen mit Viktor, dem Lebensgefährten seiner Großmutter. Über diesen Erinnerungen liegt einerseits die Freude über das Erlebte, andererseits eine gewisse Melancholie.
Doch auch Zitate bekannter Persönlichkeiten, die sich mit Faltern befasst haben, sind in die Geschichte eingebunden. Dazu gehören der Autor Nabokov und der Philosoph Nietzsche.
All diese Informationen werden nicht etwa trocken vermittelt, sondern in einem lockeren Plauderstil. Ab und an schimmert eine Spur Romantik durch. In jeder Zeile aber ist spürbar, wie der Autor die leichten Geschöpfe der Luft bewundert und bestaunt.
Auf vielen Seiten sind Bilder von Schmetterlingen zu sehen. Zwar sind sie leider nur in Schwarz-Weiß, enthalten aber trotzdem die wesentlichen Zeichnungen auf den Flügeln.
Im Anhang werden nochmals wichtige Informationen über das Leben der Falter komprimiert zusammengestellt.
Ein Verzeichnis der erwähnten Schmetterlinge und eine umfassende Liste von Literaturempfehlungen ergänzen das Buch.
Nicht unerwähnt bleiben sollen der feine Leineneinband mit dem Schmetterlings auf den Cover und das Lesebändchen, das das Buch ziert.