So wird Geschichte lebendig
Captain Nelson – Unter der Flagge des Königs„...Captain mit zwanzig Jahren, diese unscheinbare, nahezu weißhaarige Gestalt? Respekt, gestand sich der Admiral ein. Das hatte nicht einmal er geschafft...“
Es ist Horatio Nelson, der vor Lord High ...
„...Captain mit zwanzig Jahren, diese unscheinbare, nahezu weißhaarige Gestalt? Respekt, gestand sich der Admiral ein. Das hatte nicht einmal er geschafft...“
Es ist Horatio Nelson, der vor Lord High Admiral Richard Howe steht. Der Admiral hat eine Menge Vorurteile trotz der bisherigen Erfolge von Nelson, als er ihm die HMS Boreas anvertraut und ihn in die Karibik schickt. Er soll dort das Handelsverbot zwischen den englischen Kolonien und Amerika überwachen.
Der Autor hat einen fesselnden historischen Roman geschrieben. Der Schriftstil ist fein ausgearbeitet und sorgt für den hohen Spannungsbogen. Das Buch zeugt von der exakten und umfassenden Recherche des Autors. In die Handlung sind eine Unmenge an Fakten eingestreut, sei es die Ausrüstung der Schiffe oder landschaftliche Besonderheiten, um nur zwei Beispiele zu nenen, ohne dass dies der vorhandenen Spannung einen Abbruch tut.
„...Fregatten, so sah es zumindest Nelson, waren die Augen der Flotte, und er konnte gut verstehen, dass man die HMS Boreas in diese Gewässer beordert hatte, damit man von Bord aus beobachten konnte, was in den französischen Häfen südlich des Kanals vor sich ging...“
Nelson ist seiner Zeit weit voraus. Er setzt an Bord nicht auf Strafe, sondern auf Motivation und den Ehrgeiz seiner Leute. Außerdem bezieht er die Offiziere in seine Gedanken und Entscheidungen mit ein.
„… Die Peitsche, das lassen Sie sich gesagt sein, hat noch nie aus einem schlechten Mann einen guten, aus einem guten aber schon sehr oft einen schlechten Mann gemacht...“
In der Karibik allerdings erwartet ihn eine herbe Überraschung. Die dortigen Gouverneure haben sich mit den Plantagenbesitzern der Inseln arrangiert und sehen großzügig über den Schmuggel weg. Dadurch können sie ihre Ruhe genießen und Reichtum anhäufen. Das ist mit Nelson nicht zu machen. Für ihn zählen die Befehle aus England.
Als die Flotte verkleinert wird, trifft es auch Nelson. Er wird mit Halbsold pensioniert. Er hat sich zwar als ausgezeichneter Seemann mit strategischen Geschick erwiesen, aber auch als miserabler Diplomat. Letzteres wird ihn nun zum Verhängnis.
„...Und wen, bitte sehr, interessiert denn schon die Wahrheit, wenn es um handfeste Interessen, also letztlich um Geld geht? Die Admiralität, die Beamten, die Hofschranzen mit Sicherheit nicht!...“
Mittlerweile hat er geheiratet und zieht nun mit seiner Frau zu seinem Vater. Dann aber dreht sich der Wind. Die Revolution in Frankreich lässt auch den Krieg zu England wieder aufflammen. Nelson wird erneut zur Marine gerufen.
Der Autor versteht es, die Schlachten lebendig zu schildern, ohne sich bei Kleinigkeiten oder Grausamkeiten aufzuhalten. Nelson hat einen Blick dafür, was nützlich und möglich ist. Nicht immer sind seine Vorgesetzten davon begeistert. Doch der Erfolg gibt ihn recht. Vor Toulon hört Nelson das erste Mal von eine französischen Artillerieoffizier namens Napoleon Bonaparte. Beide werden sich noch öfters über den Weg laufen.
Nelson und die Frauen – das ist ein Kapitel für sich. Dazu spare ich mir hier alle Worte.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Hier wird Geschichte lebendig. Ich freue mich schon auf die Fortsetzung.