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Veröffentlicht am 21.07.2023

Ein hartes Leben

Blumental - Leeres Land
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„...Ich sehe mich in meiner Heimat Blumental, Die Einwohner der Siedlung sind deutsche Umsiedler aus dm europäischen Teil Russlands, vor allem von der Wolga. Das Dorf, das meine Heimat und die meiner Kinder ...

„...Ich sehe mich in meiner Heimat Blumental, Die Einwohner der Siedlung sind deutsche Umsiedler aus dm europäischen Teil Russlands, vor allem von der Wolga. Das Dorf, das meine Heimat und die meiner Kinder wurde, liegt hier im flachen, leeren Land der Altai – Region...“

Diese Gedanken gehen der 90jährigen Olga an ihrem Geburtstag durch den Kopf. Zwar leidet die alte Dame an Demenz, doch die Vergangenheit wird vor ihren Augen lebendig.
Die Autorin hat einen bewegenden historischen Roman geschrieben. Die Ereignisse basieren auf wahren Begebenheiten in ihrer eigenen Familie.
Der Schriftstil lässt sich gut lesen. Er ist stellenweise sehr poetisch, vor allem dann, wenn die Schönheit der Landschaft beschrieben wird. Ab und an verwendet die Autorin lokale Ausdrücke, die im Glossar erklärt werden, sich häufig aber auch aus dem Textzusammenhang ableiten lassen.
Olgas Geschichte beginnt im Sommer 1924. Das Leben auf dem Bauernhof ist hart. Der Tag beginnt früh. Die Kinder haben alle ihre Aufgaben, die zu erfüllen sind. Olga möchte gern die Schule besuchen, doch das wird ihr verwehrt. Sie wird als Arbeitskraft gebraucht. Das Gespräch mit dem Lehrer, ebenfalls ein Russlanddeutscher, zeigt die unterschiedlichen Einstellungen.

„...Und doch ist das Weib die erste Bildnerin der Nachwelt, die Regentin, die Gefährtin des Mannes auf den oft dornigen Pfaden des Lebens. Sie soll ungebildet bleiben?...“

Die Familie kann es sich allerdings auch leisten, einige Russen als zusätzliche Kräfte einzustellen.
Obwohl das Leben momentan noch ruhig verläuft, gibt es ab und an Gespräche über Auswanderer. Onkel Iwan warnt davor. Er zeigt die Stärken seiner Landsleute auf.

„...Einzig unsere Traditionen, unser Fleiß und das Können, uns jede Wendung des Schicksals zu fügen, sichern unser Überleben. Süße Brötchen auf der Kühe Hörner gibt es in keinem Land dieser Erde...“

Zwei Jahre später kommt der erste Schock. Egoraschka, der älteste Sohn, wid zum Kriegskommissariat bestellt. Ist es ein Abschied auf immer?
1938 ändert sich die Situation grundlegend. Nun ist Stalin an der Macht. Die Abgaben der Bauern werden kontinuierlich erhöht. Weigerungen werden nicht akzeptiert. Anstatt einzelner Bauernhofe wird auf Kolchosen gesetzt. Da die Arbeitskräfte gebraucht werden, wird allen eine Ausreise verweigert. Der Staat bestimmt, wer wo arbeitet. Probleme in der Familie werden unter den Tisch gekehrt.

„...Wir dürfen nicht zulassen, dass das ganze Dorf negativ über unsere Familie spricht. Das darf niemals geschehen! Man wäscht seine schmutzige Wäsche nicht in der Öffentlichkeit...“

Man kann es auch anders formulieren: Man leidet klaglos. Gerade in dieser Zeit sorgen zusätzlich Wetterkapriolen dafür, dass es zu einer Hungernot im großen Stil kommt. Alles, was essbar ist, wird gesammelt, selbst wenn es mit Lebensgefahr verbunden ist.
Olga wird zur Feldarbeit in einer entfernten Region herangezogen. Dort lernt sie einen jungen Mann kennen, der als Traktorist arbeitet. Haben die beiden eine Chance und eine Zukunft?
Das Buch hat mir sehr gut gefallen.

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Veröffentlicht am 20.07.2023

Das Auf und Ab des Lebens

Weil der Mut die Angst besiegt (Hardcover-Ausgabe)
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„...Ich war nicht eingeplant, bin sozusagen ein Verkehrsunfall. Aber zu der Zeit war es nicht üblich, eine ungewollte Schwangerschaft abzubrechen. Mein Glück. Ebenso wenig trennt man sich, wenn die Ehe ...

„...Ich war nicht eingeplant, bin sozusagen ein Verkehrsunfall. Aber zu der Zeit war es nicht üblich, eine ungewollte Schwangerschaft abzubrechen. Mein Glück. Ebenso wenig trennt man sich, wenn die Ehe nicht mehr harmonisch verläuft...“

Diese Zeilen stehen im ernsten Kapitel und deuten schon an, dass die Kindheit nicht so ganz einfach war.
Die Autorin hat ihre Biografie geschrieben: ehrlich, schonungslos, manchmal mit Augenzwinkern und Humor, obwohl es oft nicht viel zu lachen gab. Der Schriftstil lässt sich flott lesen.
Das Buch beginnt und endet jeweils mit einem selbstgeschriebenen Gedicht. Beide geben die innere Befindlichkeit sehr gut wieder.
Die Kindheit ist geprägt vom Erziehungsstil der damaligen Zeit. Das Kind hat zu gehorchen. Wenn nicht, folgt die Strafe auf den Fuß. Anfangs ließ sich mit Sabine Staat machen. Sie war ihrem Alter weit voraus. Doch schnell zeigte sich, dass sie auch ihren eigenen Kopf hatte.
Das Besondere des Buches ist es, dass regelmäßig ein Resümee in kursiver Schrift gezogen wird. Dadurch lässt mich die Autorin an ihren Gedanken teilnehmen. Ich weiß also nicht nur, was passiert ist, sondern auch, was sie darüber denkt.
Als ihr der Vater endlich mehr zutraut, liest sich das kursiv so:

„...Wieder ein Sieg, wenn auch ein mühsamer. Es ist schon manchmal erstaunlich, wie langsam Erwachsene lernen...“

Sabine ist hochbegabt. Es sollte noch viele Jahre dauern, bis das jemand erkennt. Daraus resultieren auch die schwierigen Beziehungen zu den Eltern.
Sabine weiß, was sie will und setzt das auf die ihr eigene Art durch. Sobald sie volljährig ist, heiratet sie ihre große Liebe. Ihr Mann ist etliche Jahre älter als sie. Gemeinsam gehen die beiden durch Dick und Dünn. Sabine bringt immer wieder zum Ausdruck, dass sie sich durch ihren Glauben getragen fühlt. Es gibt viele Situationen, wo sie Bewahrung gespürt hat.
Das Leben hält trotzdem manche Schicksalsschläge bereit. Doch sie steht immer wieder auf und macht weiter. Durch ihre freundliche Art findet sie sich in neuen Situationen gut zurecht. Das zeigt sich insbesondere, als sie mit der Schafzucht nach der Wende nach Mecklenburg wechseln.

„...Von der Ladeninhaberin lerne ich viel über das frühere Leben in der ehemaligen DDR. Meist halten wir einen ausgiebigen Plausch während des Einkaufs...“

Das Buch endet mit der ausführlichen Beschreibung ihrer Wanderung nach Santiago de Compostela nach ihrem fünfzigsten Geburtstag. Sie hatte ihr Leben nochmals komplett umgekrempelt und brauchte eine Pause.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Die Geschichte wird spannend erzählt und immer mit einer Prise Optimismus gewürzt, wie tief es gerade auch nach unten geht.

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Veröffentlicht am 20.07.2023

Spannender historischer Roman

Der Verrat der Kaufmannswitwe
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„...Der Vogt war heute unten im Dorf. Ich habe mit ihm abgemacht, dass du von morgen an auf der Burg arbeitest. Die Grafen wollen in den nächsten Jahren dort häufiger residieren und sie suchen händeringend ...

„...Der Vogt war heute unten im Dorf. Ich habe mit ihm abgemacht, dass du von morgen an auf der Burg arbeitest. Die Grafen wollen in den nächsten Jahren dort häufiger residieren und sie suchen händeringend nach Dienstleuten...“

Anfangs ist Beleke, Tochter eines Bauern, davon nicht begeistert. Doch sie lebt sich schnell ein und besucht ihre Familie nur noch n den Wochenenden.
Die Autorin hat einen fesselnden historischen Roman geschrieben. Der Schriftstil ist gut ausgearbeitet und gibt die Zeitverhältnisse sehr real wieder. Das betrifft sowohl das Leben auf der Burg als auch die Geschehnisse in Dortmund.
Wir schreiben das Jahr 1376. In Dortmund lebt die Kaufmannsfamilie Sudermann. Hildebrand Sudermann ist Fernhändler. Eine Nachricht aber wird das Leben seiner Frau Neyse grundlegend ändern. Ihr Sohn Arndt formuliert sie so:

„...Es geht um Vater. In der Nacht zu St. Martin hat ihn der Schlag getroffen. Er war auf der Stelle tot...“

Arnold, Neyses Schwager, will nun das Geschäft allein führen. Er unterbricht auch die Ausbildung seines Neffen Arndt.
Währenddessen lässt sich Beleke auf der Burg von dem Ritter Rotger verführen. Als der ohne ein Wort mit seinem Dienstherrn weiterreist, erkennt Beleke, dass sie schwanger ist. Sie folgt ihm ud schließt sich unterwegs dem Spielmann Tide und seinem Sohn Lambert an. In Dortmund müssen sie die Reise unterbrechen. Neyse nimmt Beleke als Magd bei sich auf und beschafft Lambert eine Stelle beim Fleischhauer.
Die weiteren Geschehnisse in Dortmund beruhen auf historischen Tatsachen. Dortmund war eine reichsfreie Stadt. Das war den Grafen ein Dorn im Auge. Deshalb versuchten sie sich an einer Belagerung. Doch die Stadt hatte vorgesorgt. Dicke Mauern waren kaum zu überwinden. Die Lager waren mit Lebensmitteln voll. Dietrich von Dinslaken plant eine List, um die Start zu überwältigen. Wird es gelingen?
Deutlich wird auch, dass das Leben der Ritter, die sich bei Kriegsherren verdingen mussten, keinesfalls leicht war. Kamen sie zu Schaden, sei es an der Rüstung oder mit dem Pferd, konnten sie kaum auf Ersatz rechnen.
Mit Beleke hatte ich anfangs meine Probleme. Die junge Frau wirkt reichlich naiv und realitätsfremd. Doch das Leben lehrt sie, dass Träume nicht immer in Erfüllung gehen und sich trotzdem gangbare Wege finden.
Eine Karte, ein Personenregister und ein inhaltsreiches Nachwort schließen das Buch ab.
Die Geschichte hat mir sehr gut gefallen. Sie zeugt von ausführlicher Recherche der Autorin, ist spannend und abwechslungsreich.

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Veröffentlicht am 19.07.2023

Humorvolles Kinderbuch

Grimm und Möhrchen machen Pause von zu Hause
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„..Eines Tages erwachte Möhrchen vom Regen, der auf das Dachfenster prasselte, und hatte auf der Stelle schlechte Laune….“

So beginnt das dritte Buch, das die Erlebnisse des Buchhändlers mit Möhrchen, ...

„..Eines Tages erwachte Möhrchen vom Regen, der auf das Dachfenster prasselte, und hatte auf der Stelle schlechte Laune….“

So beginnt das dritte Buch, das die Erlebnisse des Buchhändlers mit Möhrchen, einem Zesel schildert. Obwohl ich die ersten beiden Bände nicht kenne, war ich schnell in der Geschichte drin.
Die Autorin hat eine humorvolle Erzählung mit vielen ungewöhnlichen Ideen geschrieben. Der Schriftstil ist kindgerecht und eignet sich gut zum Vorlesen.
Grimm und Zesel entscheiden sich, auf eine Reise zu gehen. Ihr Ziel ist das Meer. Unterwegs machen sie in einer Stadt halt. In der Menschenmenge verlieren sich Grimm und Zesel. Dabei entdeckt Zesel einen Buchladen.

„...Ein Buchladen, pflegt Grimm zu sagen, hilft gegen Langeweile, Bauchschmerzen und Liebeskummer...“

Ob er dort Grimm wiederfindet? Ob die beiden noch am Meer landen?
Sehr gut gefällt mir das wiederholt in Text auftauchende Gedicht. Es ist einprägsam und humorvoll.
Das Buch ist sehr schön farbenfroh illustriert. Die Zeichnungen passen zum Text und eignen sich auch zum Beschreiben.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen.

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Veröffentlicht am 18.07.2023

Erstens kommt es anders ...

Highland Happiness - Das Herrenhaus von Kirkby
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„...Ainslee lächelte und schaute sich in ihrem Atelier um. Sie lebte nun seit gut drei Monaten in Kirkby. Manchmal kam es ihr viel länger vor, weil sie sich in so kurzer Zeit schon so gut eingelebt und ...

„...Ainslee lächelte und schaute sich in ihrem Atelier um. Sie lebte nun seit gut drei Monaten in Kirkby. Manchmal kam es ihr viel länger vor, weil sie sich in so kurzer Zeit schon so gut eingelebt und viele neue Freunde gefunden hat...“

So langsam ist Ainslee auf den Weg, zu sich zu finden. Sie geht in ihrem Beruf auf. Dann aber prallt sie mit Paul zusammen, als sie ihrem Pudel hinterher rennt.
Die Autorin hat erneut eine spannende und abwechslungsreiche Geschichte in den schottischen Highlands geschrieben.
Ausgangspunkt ist ein ungewöhnlicher Fund. Jon findet bei Umbauarbeiten eine Kassette mit alten Dokumenten. Plötzlich steht die Frage im Raum, ob die Besitzer des Herrenhauses das rechtmäßig sind.
Deshalb wendet sich Marlin an seinen Sohn Paul. Der ist Historiker und beschäftigt sich mit den schottischen Clans. Er soll die historische Spur der Dokumente verfolgen. Natürlich wird ihm untergejubelt, wie das Ergebnis auszufallen habe. Das aber geht bei Paul gar nicht. Eine Forschungen sind neutral.
Natürlich weiß der Dorfklatsch schon mehr. Im Pub wird heftig diskutiert.

„...Aber im Ernst, Betty, du wärst eine formidable Schlossherrin. Doch die Konkurrenz schläft nicht. Angeblich haben auch Prinzessin Kate und Daniel Craig beste Chancen...“

Paul und Ainslee werden ebenfalls gut beobachtet. Anfangs sträubt sich Ainslee gegen eine Beziehung. Sie hat zu viele schlechte Erfahrungen hinter sich. Doch Hailey kontert:

„...Aus nagelneuer Erfahrung kann ich dir jedoch sagen, dass auch gebrannte Kinder einen Feuerlöscher finden, wenn sie offen dafür sind...“

Wie schon in den vorhergehenden Bänden werden gekonnt schottische Feste, Feiern und Traditionen in das Geschehen integriert. Gleichzeitig werden historische Entwicklungen kurz angerissen.
Nicht vergessen werden dürfen die Tiere im Ort. Dieses Mal stehen die Pudel von Ainslee und Paul im Mittelpunkt. Welpen sind allerdings nicht vorgesehen. Doch ob sich das Leben danach richtet?
Es werden auch aktuelle Themen angesprochen. Das aber möge der zukünftige Leser selbst herausfinden.
Ein Personenregistern, einige Rezepte und Informationen über Herrenhäuser ergänzen das Buch.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Es transportiert Lebensfreude und Einsatzbereitschaft und ist für manche Überraschung gut.

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