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Veröffentlicht am 06.03.2023

Zwei Pioniere der Luftfahrt

Der Sonne so nah
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„...Währenddessen war auf der Wiese von Schloss Girsberg am Bodensee Graf Ferdinand der Verzweiflung nahe. Schon ritt er im vollen Galopp auf das Birkenwäldchen zu, ohne dass der Drache auch nur ansatzweise ...

„...Währenddessen war auf der Wiese von Schloss Girsberg am Bodensee Graf Ferdinand der Verzweiflung nahe. Schon ritt er im vollen Galopp auf das Birkenwäldchen zu, ohne dass der Drache auch nur ansatzweise das tat, was er tun sollte: fliegen...“

Dabei wollte der 9jährige Graf von Zeppelin doch seine Cousine Adelina mit dem Drachenflug beeindrucken.
Der Autor hat einen spannenden und humorvollen historischen Roman geschrieben. Im Gegensatz zu anderen Büchern des Genres zeichnet sich die Geschichte durch eine gewisse Leichtigkeit aus.
Der Schriftstil passt sich den Gegebenheiten an. Dazu gehört auch, dass die Geschichte 1847 beginnt und abwechselnd dem Leben von Ferdinand von Zeppelin und Otto Lilienthal gewidmet ist.
Der Autor mag Aufzählungen. Die dienen dazu, mehrere Fakten gleichzeitig zu vermitteln. Nehmen wir zum Beispiel den ersten Eindruck von Berlin:

„...An der Spree schlug das Herz der Zukunft, hier wirkte die Elite, hier wurden Gesetze gemacht, hier gab es die schärfsten Huren, die schlechteste Luft, das schalste Bier, die lustigsten Lieder. Berlin war nicht nur ein Ort zum Herrschen, Berlin war ein Ort zum Leben und Feiern...“

Ab und an werden historische Fakten auf die gleiche Art zusammengefasst.
Während Otto Lilienthal in ärmlichen Verhältnissen aufwächst, kann Ferdinand aus dem Vollen schöpfen. Ottos Mutter schlägt sich mehr schlecht als recht nach dem Tode ihres Mannes durchs Leben, sorgt aber dafür, dass ihre Kinder eine ordentliche Ausbildung erhalten. Ferdinand hat den Spuren seiner Altvorderen zu folgen. Das heißt, er muss zum Militär und dort möglichst Karriere machen.
Das Leben der beiden Männer wird sehr anschaulich erzählt. Vorhandene Fakten werden mit der Phantasie des Autors ergänzt. Dazu gehört auch, dass er ihnen in der Geschichte mehrmals eine persönliche Begegnung ermöglicht. Ihr Vorhaben aber ist gegensätzlich. Während Lilienthal auf den Vogelflug setzt, träumt von Zeppelin von einem Ballon mit steuerbaren Motor.

„...Und deshalb wird nicht derjenige, der den Ballon hat, den Krieg gewinnen, sondern derjenige, dem es zuerst gelingt, dem Ballon seinen Willen aufzuzwingen...“

Das ist ein Ausschnitt aus einem Gespräch, dass Ferdinand bei einer ersten Ballonfahrt mit einem Professor in Amerika führt. Er sieht den Ballon als Spionagemittel für den Krieg. Auch in dem Punkt gehen die Ansichten von ihm und Otto auseinander.

„...Ich möchte sogar behaupten, dass der Mensch in nicht ferner Zukunft das Luftreich beherrschen wird wie heute die Vögel […] Der Menschenflug wird der Menschheit ewigen Frieden verschaffen!...“

Otto Lilienthal hat nicht mehr erlebt, wie sehr er sich mit seiner letzten Einschätzung geirrt hat.
Detailgenau wird beschrieben, wie beide Männer an der Umsetzung ihre Traums arbeiten. Das Buch endet mit dem Tode von Otto und den ersten Flug des Zeppelins.
Die Rahmenhandlung besteht aus zwei Zeitungsausschnitten zu Beginn und am Ende. Hier zeigt sich, wie sich das Bild von Otto in dieser Zeit gewandelt hat.
Im Nachwort trennt der Autor Realität von Fiktion.
Die Geschichte hat mir sehr gut gefallen.

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Veröffentlicht am 05.03.2023

Abenteuer im Schrebergarten

Die Wilden Rüben 1: Das Geheimnis von Garten Nr. 8
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„...Am liebsten bin ich den ganzen Tag draußen. Dann veranstalten meine Freunde und ich Schubkarrenrennen oder wir beobachten Tiere oder wir übernachten im Laubenwagen...“

Dazu trifft sich Paula mit mit ...

„...Am liebsten bin ich den ganzen Tag draußen. Dann veranstalten meine Freunde und ich Schubkarrenrennen oder wir beobachten Tiere oder wir übernachten im Laubenwagen...“

Dazu trifft sich Paula mit mit Jonas, Bruno und Jette im Schrebergarten von Onkel Hajo. Heute hat er die Kinder zu sich bestellt. Er muss beruflich ins Ausland. Deshalb will er den Garten aufgeben.
Die Autorin hat ein humorvolles und inhaltsreiches Kinderbuch geschrieben. Dazu passt die Schriftgröße. Die Geschichte wird kindgerecht erzählt.
Die Kinder überreden Hajo, den Garten zu behalten. Sie wollen sich um alles kümmern. Er hinterlässt ihnen eine Nachricht.

„...Jetzt kann nichts mehr schiefgehen. Aber ihr müsst mir versprechen, unser Abmachung geheim zu halten - sollten die anderen davon erfahren,werden sie dafür sorgen, dass ich den Garten verkaufen muss...“

Das wird nicht einfach. Wenn jemand nach Hajo fragt, brauchen sie eine gute Ausrede. Erst einmal stürzen sie sich mit Eifer in die Arbeit.
Eines Abends beobachten sie die Wanderung der Frösche. Dabei fallen ihnen die vielen toten Frösche auf. Sie wollen wissen, wer dafür verantwortlich ist. Eine Idee haben sie schon. Akribisch und selbstbewusst stürzen sie sich auf die Spuren. Außerdem sorgen sie dafür, dass die Wege der Frösche ab sofort geschützt sind.
Gut gefällt mir, wie die verschiedenen Gartennachbarn charakterisiert werden. Die Kinder kommen bei ihren Ermittlungen mit ihnen ins Gespräch. Natürlich gibt es auch amüsante Szenen. Nicht alles geht glatt.
Sehr phantasiereich sind die Überschriften der einzelnen Kapitel gewählt.
Das Buch ist wunderschön illustriert. Dazu passt auch, dass die Kapitelüberschriften auf einem hellbraunen karierten Blatt stehen und in der Regel von zwei Zeichnungen eingerahmt werden.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Es kombiniert Humor mit Sachwissen und einer Prise Krimi.

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Veröffentlicht am 03.03.2023

Spannender Thriller

Sturm
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„...Die kühle Nachtluft traf ihn wie eine Schlag ins Gesicht, aber er hatte schon vor langer Zeit gelernt, die Elemente auszuhalten. Der Einsatz dieser Nacht war nichts im Vergleich zu den Dreck, durch ...

„...Die kühle Nachtluft traf ihn wie eine Schlag ins Gesicht, aber er hatte schon vor langer Zeit gelernt, die Elemente auszuhalten. Der Einsatz dieser Nacht war nichts im Vergleich zu den Dreck, durch den er gerobbt war. Ihr Zeil war klar; seine Opfer ahnten nichts...“

Die Autorin versteht es, schon mit den ersten Sätzen Spannung aufzubauen. Sie hat erneut einen fesselnden Thriller geschrieben.
Am Stützpunkt der Küstenwache ist für die Absolventen eine Abschlussfeier geplant. Kaum aber wird die erste junge Frau nach vorn gerufen, fallen Schüsse. Die Notfallärztin Brooke kümmert sich um die Verletzten. Dazu gehört auch einer der Attentäter. Bevor in den OP – Saal kommt, nennt er Brooke einen Begriff. Noch ahnt Brooke nicht, dass sie dadurch in die Schusslinie der Täter gerät.
Schnell wird klar, dass hinter dem Attentat eine sorgfältig geplanter Anschlag steckt. Noah, der Chef der Küstenwache, ist selbst angeschossen worden. Er leitet vom Bett aus die Ermittlungen.
Ab und an lässt mich die Autorin einen Blick in die Psyche der Täter werfen. Dabei ist für mich als Leser allerdings offensichtlich, dass es sich nur um die mittlere Ebene handelt. Der Kopf des Unternehmens und seine eigentliche Ziele bleiben im Dunkeln.
Die Ermittlungen erweist sich als kompliziert. Eine Spur führt in die Vergangenheit zu einem alten Fall.

„...Dieser Fall hat so viele Facetten, dass es eine Weile dauern wird, bis wir ihn aufgeklärt haben – und jede Menge Kollegen von anderen Behörden arbeiten mit uns zusammen...“

Gekonnt werden christliche Aspekte in die Handlung eingeflochten.

„...Brookes Innerstes war in Aufruhr, aber sie vertraute darauf, dass Jesus den Sturm, der in ihr tobte, stillen würde, so wie er es auf dem See getan hatte...“

Die Geschichte lässt Raum für das Privatleben der Protagonisten. Dadurch kommt ein bisschen Romantik in das Geschehen. Die sorgt für kurze Ruhepunkte.
Die Täter handeln schnell und konsequent. Wer in den Fokus der Ermittlungen gerät, hat maximal noch Stunden zu leben. Das setzt auch die Ermittler unter Druck. Gut gefällt mir, dass ich als Leser immer auf den aktuellen Stand bin. Das fördert das Mitdenken.
Die Atmosphäre im Team der Küstenwache ist durch gegenseitige Achtung und konzentriertes Arbeiten geprägt. Jeder kann sich auf den anderen verlassen. Das sorgt für vernünftiger Arbeitsteilung und führt letztendlich zum Erfolg.
Der Thriller hat mich ausgezeichnet unterhalten. Er verbindet einen hohen Spannungsbogen mit christlichen Werten.

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Veröffentlicht am 02.03.2023

Ein Ereignis verändert alles

Falsche Küsse schmecken besser
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„...Willst du ihm gefallen oder ihm Nachhilfeunterricht geben?...“

Interessante Frage, die Becky ihrer Freundin Lauren stellt. Natürlich will Lauren Ben gefallen. Es soll ja ein besonderer Tag für beide ...

„...Willst du ihm gefallen oder ihm Nachhilfeunterricht geben?...“

Interessante Frage, die Becky ihrer Freundin Lauren stellt. Natürlich will Lauren Ben gefallen. Es soll ja ein besonderer Tag für beide werden. Deshalb nimmt Becky die Kleiderfrage in die Hand und verpasst Lauren ein cooles Outfit.
Die Autorin hat einen abwechslungsreichen Jugendroman geschrieben. Die Geschichte lässt sich flott lesen. Der Schriftstil ist leicht und locker und bringt dennoch die Probleme gekonnt auf den Punkt.
Lauren ist schon eine Weile mit Ben zusammen. Ihre Beschreibung des Jungen lässt allerdings bei mir als Leser ein ungutes Gefühl aufkommen.

„...Ja, er mochte hartnäckig sein, was die weiteren Schritte ihrer Beziehung betraf, aber das bedeutete nur, dass er nicht genug von mir kriegen konnte...“

Ben hatte Lauren zu sich eingeladen. Leider aber waren seine Eltern früher von einer Reise zurückgekehrt. Deshalb machen sich beide auf zu der Party eines Bekannten.
Sehr anschaulich wird beschrieben, was dort so abgeht. Ben lässt Lauren erst einmal warten, um ein freies Zimmer zu finden. Er scheint nur eines im Kopf zu haben. Währenddessen wird Lauren von Noel angesprochen, der sich aber zurück zieht, als Ben erscheint.
Das Buch verfügt über einen hohen inneren Spannungsbogen. Der wird zum einen durch die unterschiedlichen Charaktere von Ben und Noel befeuert, zum anderen aber auch durch die komplexen Beziehungen der Protagonisten, die sich aus den Geschehnissen auf der Party ergeben.
Während sich Ben als Egoist entpuppt, der kompromisslos reagiert, wenn es nicht nach seinem Willen geht, zeigt Noel viel Empathie. Ben blockt ab. Noel nimmt sich Zeit für Lauren, auch wenn er weiß, dass sie noch um Benn kämpft, und sorgt für schöne Erlebnisse.
Die Autorin versteht es gut, die Gefühle der jugendlichen Protagonisten wiederzugeben. Gleichzeitig werden zum Teil ihre Familien mit in die Handlung einbezogen. Für Lauren hat das den Vorteil, dass sie sich der Unterstützung ihre Mutter auch in kritischen Situationen sicher sein kann. Sie ist für ihr Kind da, trotz der Tatsache, dass es in ihrem Leben nicht nur Sonnenschein gab.
Die Geschichte hat mir sehr gut unterhalten.

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Veröffentlicht am 01.03.2023

Fesselnd bis zur letzten Zeile

Ein letztes Opfer: Thriller
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„...Ich habe die perfekte Stelle ausgesucht. Unter mir fällt der Hang steil ab, im Felsen klaffen tiefe Spalten und es geht gut hundert Meter in den Abgrund. Ein schneller Tod...“

Die Sätze stammen aus ...

„...Ich habe die perfekte Stelle ausgesucht. Unter mir fällt der Hang steil ab, im Felsen klaffen tiefe Spalten und es geht gut hundert Meter in den Abgrund. Ein schneller Tod...“

Die Sätze stammen aus dem Prolog des Buches. Sie hinterlassen eine Menge an Fragen und setzen das Kopfkino in Gang.
Die Autorin hat einen fesselnden Thriller geschrieben, der mich anfangs nach Graz, später nach Südtirol führt.
Der Schriftstil sorgt für den hohen Spannungsbogen. Vieles wird angedeutet, doch Antworten gibt es erst einmal kaum. Hinzu kommt, dass einige wenige Kapitel dem Täter vorbehalten sind. Die wirken fast so geheimnisvoll wie der Prolog. Außerdem gibt es in gewissen Abständen Rückblenden. Auch hier bleiben Fragen offen.
Vera ist Redakteurin der Zeitschrift „Wochenblatt“ in Graz. Neuerdings bietet die Zeitung ihren Leser an, Texte von ihnen zu veröffentlichen. Besonders berührt wird Vera von den Gedichten eines Wilhelm Schneider. Sie sind düster. Es geht um Schuld und Versagen.
Vera möchte von dem Autor in Porträt veröffentlichen. Der gibt ihr zu verstehen, dass das nur geht, wenn sie bei ihm erscheint. Er lebt auf einem Einödhof in Rabenstein in Südtirol und hat keine modernen Kommunikationsmittel. Veras Chef lehnt ab. Kurzerhand plant Vera zusammen mit Anna eine Wellnessurlaub in dem Ort.
Sehr gut wird die Düsternis des Ortes wiedergegeben. Seit drei Jahren stirbt stets zu Michaelis eine Frau. Die Ermittlungen gehen von Unfall aus. Die Dorfbewohner halten Schneider für den Mörder.

„…Genauso funktionieren Gerüchte. Einer zischt hinter vorgehaltener Hand irgendeine böse Fantasie, der Nächste verkauft sie als Wahrheit und schon glauben die Leute daran...“

Wenn Vera davon spricht, dass sie Schneider interviewen will, trifft sie auf eine Mauer des Schweigens. Was bleibt, ist die Warnung, die Finger davon zu lassen.

„...Es wäre besser, Sie würden Herrn Schneider zu sich ins Tal bestellen...“

Eingeflochten in die Handlung wird auch Veras Privatleben. Das Schicksal ihres Vaters ist ausschlaggebend dafür, dass sie so handelt, wie sie handelt.
Die Spannung steigt von Seite zu Seite. Erst wenn man das Buch zu Ende gelesen hat und keine Frage mehr offen ist, weiß man, wie raffiniert die Geschichte gestrickt wurde.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Der Thriller kommt ohne blutige Szenen aus, erlaubt dafür einen Einblick in die manchmal dunkle Psyche der Menschen.

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