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Veröffentlicht am 04.05.2022

Spannender historischer Roman

Das Vermächtnis der Kurfürstin
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„...Der Bruder hatte sie von Anfang an durchschaut, gleichwohl bestärkte er sie in ihrem Gebrechen, weil er sonst sein eigenes Versagen bei ihrer Erziehung und der des Kindes hätte zugeben müssen. Dieses ...

„...Der Bruder hatte sie von Anfang an durchschaut, gleichwohl bestärkte er sie in ihrem Gebrechen, weil er sonst sein eigenes Versagen bei ihrer Erziehung und der des Kindes hätte zugeben müssen. Dieses musste dienen lernen in der Fremde und durfte keine Freude mehr haben im Leben. Warum sollte es ihm besser gehen als ihr?...“

Diese Zeilen sprechen von der harten Verbitterung der Frau Bergrat Elisabeth Hehl. Spüren soll dies Christiane, die sie nur „das Kind“ nennt.
Die Autorin hat einen tiefgründigen historischen Roman geschrieben. Er ist zu beginn in Stuttgart anno 1823 angesiedelt. Die Geschichte zeugt in jeder Zeile von der exakten Recherche der Autorin.
Der Schriftstil ist ausgefeilt. Er passt sich den historischen Gegebenheiten an.
Christiane ist eine junge Frau, die gern ihren eigenen Weg gehen möchte. Doch die Zeitverhältnisse lassen das nicht zu. Da sie noch nicht volljährig ist, bestimmt Frau Bergrat ihren Aufenthaltsort. Deren Bruder, Hofmedicus von Klein, wollte sich als Christianes Vater ausgeben. Damit hätte sie einen Herkunftsnachweis. Bevor es dazu kommt, stirbt er auf mysteriöse Weise. Nun liegen alle Entscheidungen in der Hand der Frau Bergrat.
Als Leser folge ich Christiane auf Schloss Brandenburg, nach München, Metzingen und Freudenstadt. Ihr Leben ist mal mehr, mal weniger hart. Immer aber wird sie auf ihren Platz verwiesen.

„...Eine Schürze trug sie nicht. Nicht wie ein Dienstbote aus dm Haus gehen, das hatte sie sich vorgenommen. Wie sie sich in Ulm dafür gehasst hatte, dass man daran ihren Stand erkannt hatte...“

Und oft merkt sie erst spät, dass auch am neuen Ort die Frau Bergrat die Fäden gezogen hat.
Christiane hat sich der Gesindeordnung zu fügen. Ohne Herkunftsnachweis ist ihr auch eine Heirat verwehrt. Zwar glaubt sie eine Zeit lang, dass eine Hochzeit die Lösung wäre, doch die Entscheidung liegt nicht bei ihr. Dadurch zerschlägt sich mancher Plan.
Sie hätte sich gern als Kleidermacherin selbständig gemacht. Dazu aber fehlt ihr das Geld. Ob ihr Onkel Ferdinand helfen kann? Sie erinnert sich an seine Worte:

„...Wenn du dir Sorgen machst, passiert etwas. Lerne es, dich in Geduld zu üben...“

Doch Onkel Ferdinand ist beim Herrscher in Ungnade gefallen. Verrat und Intrige hatten ihre Hand im Spiel.
Einige der Regeln der Zeit waren hart. Als Christiane dringend eine Anstellung braucht, bekommt sie eine Stelle für Kost und Logis, da sie minderjährig ist. Kurz nach ihrer Volljährigkeit wird sie entlassen – sonst müsste man sie jetzt bezahlen.
Doch volljährig heißt nicht frei. Dafür hat die Frau Bergrat inzwischen gesorgt. Und immer noch ist Christianes Herkunft im Dunkeln. Zwei Spielkarten und zwölf Servietten sollen helfen. Aber wie? Was bedeutet das Wappen?

„...Alle meinten es immerzu gut und ließen ihr keine Luft zum Atmen...“

Ein Personenregister und ein Nachwort ergänzen die Geschichte.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Eine junge Frau kämpft um ihr Recht auf ein selbstbestimmtes Leben und wird raffiniert ausgebremst. Frau Bergrat scheint mit all ihren Winkelzügen durchzukommen. Dazu gehört auch Mord. Ob die Zukunft eine Besserung bringt? Ich bin gespannt auf die Fortsetzung.

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Veröffentlicht am 03.05.2022

Mord im Zug

Mallorquinische Rache
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„...Spätestens jetzt hatten sie die Aufmerksamkeit des ganzen Waggons. Das pfälzische Ehepaar hatte aufgehört zu diskutieren und sah unverhohlen mit großen Augen zu ihnen. Selbst die Kinder hatte ihr Gekreische ...

„...Spätestens jetzt hatten sie die Aufmerksamkeit des ganzen Waggons. Das pfälzische Ehepaar hatte aufgehört zu diskutieren und sah unverhohlen mit großen Augen zu ihnen. Selbst die Kinder hatte ihr Gekreische eingestellt...“

Im Orangen-Express auf Mallorca belegen sich Pablo Rivera und Ramón Cabot lautstark. Der Rest der Passagier im Zug wird dabei gut unterhalten. Bei der Ankunft in Sóller aber sitzt Cabot erstochen auf seinen Platz.
Die Autorin hat einen fesselnden Krimi geschrieben. Die Geschichte hat mich schnell in ihren Bann gezogen. Das Buch ließ sich nur schwer aus der Hand legen.
Das ist nicht nur durch den hohen Spannungsbogen bedingt, sondern auch durch den ausgefeilten Schriftstil. Die Autorin beherrscht das Spiel mit Worten, Metaphern und Vergleichen. Das zeigt ein Zitat aus Riveras Mund:

„...Ich warne Sie. Das Wissen über die Leichen im Keller anderer Leute ist keine Einbahnstraße. Sie funktioniert in beiden Richtungen...“

Der Fall landet bei Lluc Casasnovas, der eigentlich vorzeitig in den Ruhestand gehen möchte. Ihm zur Seite arbeitet Fina, die sich als seine Nachfolgerin sieht, sich aber sehr schnell unbeliebt macht. Beide arbeiten gekonnt aneinander vorbei statt miteinander.
Die Geschichte ist geschickt aufgebaut. Obwohl alle im Zug saßen und fast jeder jeden gesehen hat, geschah der Mord unauffällig. Llucs Kenntnis von Land und Leuten und sein akribisches Arbeiten sorgen dafür, dass immer neue Verdächtige mit stimmigen Motiv auftauchen – und leider entlastet werden. Natürlich gehe ich als Leser jeden Umweg mit.

„...Lluc fühlte sich wie eine Fliege, gefangen im Sog des abfließenden Wassers eines Waschbeckens, die ihre verbleibenden Möglichkeiten abwog. […] Die am meisten erfolgversprechende Art, dem Strudel zu entkommen, war schnell mit ihm zum Grund hinabzutauchen, wo der geringste Sog herrschte...“

Dabei haben Lluc und Fina völlig unterschiedliche Täter im Fokus. Das Buch lässt Raum für das Privatleben der Protagonisten. Das erklärt, warum sie sich manchmal so verhalten, wie sie sich verhalten.
Kiko, ein alter Mann, ermahnt Lluc:

„...“...Es ist Zeit, alte Wunden zu heilen, mein Freund. Lass sie gehen...“

Sehr viel erfahre ich über die Landschaft in der Gegend, denn ich begebe mich als Leser mit Llluc häufig in die Umgebung des Ortes.
Ab und an blitzt ein feiner Humor auf.

„….Lluc erinnerte sich nur vage daran, eine Account zu besitzen. Selbst der Kirche hatte er im vergangenen Jahr häufiger Besuche abgestattet als den sozialen Medien – genau einmal zur Kommunion seines Neffen...“

Der Krimi hat mir ausgezeichnet gefallen. Er vermittelt sehr viel Lokalkolorit und Zeigt ide Vielfalt der menschlichen Emotionen. Dabei ist die Handlung raffiniert aufgebaut.

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Veröffentlicht am 02.05.2022

Blackhack wird entlarvt

#Datendetektive. Band 4. Jagd nach Blackhack
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„...Ein schwarzer Punkt am Himmel näherte sich ihnen. Jetzt staunten alle – eine Drohne flog auf den Tennisplatz zu:...“

Eigentlich sollte jetzt zu Beginn des neuen Schuljahres nur die Tennisballmaschine ...

„...Ein schwarzer Punkt am Himmel näherte sich ihnen. Jetzt staunten alle – eine Drohne flog auf den Tennisplatz zu:...“

Eigentlich sollte jetzt zu Beginn des neuen Schuljahres nur die Tennisballmaschine in der Schule eingeweiht werden. Doch die Drohne sorgt für Unruhe. Wieder spielt Blackhack sein Spiel.
Der Autor hat erneut einen spannenden Kinderkrimi geschrieben. Er bleibt seiner Linie treu. Während sich die Datendetektive auf die Suche nach Blackhack begeben, veröffentlicht Vicki in ihrem Blog fachliche Details über Informatik und Technik mit weißer Schrift auf blauen Grund..Die Aussagen sind kindgerecht und allgemeinverständlich.

„...Ein Tricopter ist ein kleines ferngesteuertes Flugobjekt. Eine Drohne nennt man generell jedes unbemannte Luftfahrzeug...“

Die Datendetektive mit den sprechenden Roboter Brabbelbot an ihrer Seite haben einen Verdacht, wer hinter der Steuerung der Drohne stecken könnte.
Der Schriftstil ist an vielen Stellen amüsant. Dafür sorgt vor allem der Roboter. Ab und an hat er eine ganz eigene Logik.

„...“Ich tue nie etwas Unerlaubtes“, sagte Brabbelbot. „Bevor ich etwas tue, erlaube ich es mir immer“...“

Wie immer arbeiten die Kids gut zusammen. Die Schwächen des einen werden durch die Stärken eines anderen ausgeglichen. Und es gelingt ihnen, Blackhack zu entlarven. Da ich als Leser an den Gedanken der Protagonisten teilnehmen konnte, hatte ich die Möglichkeit, mit zu raten und mit zu denken.
Gut finde ich, dass an passenden Stellen auf Recht und Gesetz hingewiesen wird.
Viele Zeichnungen illustrieren das Geschehen.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Es führt Kinder auf fast spielerische Art in die Welt der künstlichen Intelligenz ein.

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Veröffentlicht am 30.04.2022

Sehr schönes Kinderbuch

Jolima und der Auftrag des Königs
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„...Das ist Jolima. Kennst du sie schon? Sie ist ein mutiges Mädchen. Sie hat auf den Ruf des guten Königs von Immergrün geantwortet und ihre alte Heimat Immergrau verlassen….“

Mit diesen Sätzen beginnt ...

„...Das ist Jolima. Kennst du sie schon? Sie ist ein mutiges Mädchen. Sie hat auf den Ruf des guten Königs von Immergrün geantwortet und ihre alte Heimat Immergrau verlassen….“

Mit diesen Sätzen beginnt ein Kinderbuch, dass in einer märchenhaften Erzählung Werte wie Mut und Vertrauen vermittelt.
Jolima und und ihr Freund Tiro sind in Immergrün glücklich. Dann aber erhalten sie vom König einen wichtigen Auftrag. Sie sollen Menschen in Immergrau überzeugen, mit ihnen nach Immergrün zu ziehen.
Dafür erhalten sie ein besonderes Buch, einen Helm, einen Schild und ein Schwert. Den Weg weist ihnen eine Taube.
Spannend wird erzählt, welche Abenteuer die beiden erleben, bis sie endlich Immergrau erreicht haben. In jeder Situation hilft ihnen eine der vier Gaben des Königs. Wie aber sollen sie die Menschen überzeugen, ihnen zu folgen?
Der Schriftstil ist kindgerecht und leicht verständlich. Die Absätze sind klar gegliedert.
Ganzseitige farbige Zeichnungen veranschaulichen die Handlung. Manchmal ist der Text auch ins Bild integriert.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen.

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Veröffentlicht am 30.04.2022

Fesselnder Krimi

Greifswalder Gespenster
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„...Unter der Maske klang die Stimme des Mannes dumpf und irgendwie verwaschen. Eine Hand, von der er nicht wusste, zu wem sie gehörte, presste seinen Kopf auf den Boden...“

Dieser Satz, der viel verspricht ...

„...Unter der Maske klang die Stimme des Mannes dumpf und irgendwie verwaschen. Eine Hand, von der er nicht wusste, zu wem sie gehörte, presste seinen Kopf auf den Boden...“

Dieser Satz, der viel verspricht und viel offen lässt, steht ziemlich zu Beginn des Prologs.
Dann wechselt die Geschichte in den Greifswalder Bodden. Dort hat Tom mit seinem Schiff angelegt. Tanja wendet sich an den Privatermittler, denn Malte, ihr Freund, ist verschwunden. Die Polizei fühlt sich nicht zuständig.
Der Autor hat einen fesselnden Krimi geschrieben, der auch aktuelle Themen beinhaltet. Der Schriftstil passt sich den Gegebenheiten an. Dazu gehört eine gute Ortsbeschreibung und Raum für die emotionalen Befindlichkeiten der Protagonisten. Auch die Personen werden gut charakterisiert. Über Malte sagt Tanja:

„...Malte ist von der breiten Straße der Kompromisse auf den Pfad abgebogen, der seiner inneren Wahrheit entspricht. Er hat sich von einigen Lebenslügen getrennt...“

Dabei hat sich Malte nicht nur Freunde gemacht, denn eine Windparkfirma will sein Grundstück und er ist konsequent dagegen.
Während Tom auf der Suche nach Malte ist, hat die Polizistin Sylke mehr als ein Problem am Hals. Es gilt, denjenigen zu finden, der für den Tod von Dr. Krohnhorst verantwortlich ist. Gleichzeitig soll sie zwei junge Kriminalisten auf ihre künftigen Aufgaben vorbereiten. Die Zusammenarbeit erweist sich als schwierig. Lisa hat private Probleme, und Philipp leidet an übersteigerten Selbstbewusstsein. Er geht innerlich und auch offen auf Konfrontation zu Sylke.
Spannend finde ich die Gespräche über den Zusammenhang zwischen Naturschutz und Klimawandel.

„...In einem intakten Moor lagern sich Pflanzenteile ab, deshalb wird dort Kohlenstoff gespeichert. Wenn man es aber entwässert, wie das in Deutschland jahrhundertelang fast über all passiert ist, dann entwichen Kohlendioxid und Methan...“

Tom und Sylke kennen sich von alten Fällen. Da aber beide unterschiedliche Ziele haben, muss man sich auf einen Kompromiss einigen.
Die Ermittlungen um Dr. Krohnhorst gestalten sich schwierig. Sein Bild in der Öffentlichkeit soll nicht beschädigt werden. Einer, der ihn kennt, wird allerdings deutlich:

„...Er hat auf der Klaviatur der Menschenmanipulation perfekt gespielt, er hat den Ostleuten sicher einiges beigebracht, was die Anpassung an die westliche Logik vom Fressen und Gefressenwerden angeht...“

Zu den inhaltlich und sprachlich besonderen Stellen gehören für mich die Szenen, bei denen Tom mit sich selbst ins Gericht geht. Sein Schuldgefühl lässt ihn über sein Tun nachdenken. Die innere Zerrissenheit ist mit den Händen greifbar. Er begreift, dass jede Handlung Konsequenzen hat. Dabei war er sich sicher, das Richtige zu tun.

„...Er wusste noch nicht, wie dieser Morgen sein weiteres Leben beeinflussen würde, aber es war vollkommen klar, dass er einen Einschnitt bildete, eine Kerbe schlug in den Gleichlauf der Zeit, eine Kerbe mit scharfen Kanten, an denen man sich verletzen konnte….“

Am Ende werden die Täter überführt. Dann zeigt es sich, dass die Geschichte weitaus komplexer war, als ich als Leser am Anfang geahnt habe.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen.

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