Platzhalter für Profilbild

mabuerele

Lesejury Star
offline

mabuerele ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit mabuerele über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 06.07.2021

Spannende Fortsetzung

Der Bund der Familien
0

„...Irgendwie musste sie ihren Ehemann davon überzeugen, die Wehrmacht wieder zu verlassen und in die väterliche Fabrik und damit in ihr gemeinsames Leben zurückzukehren. Nur wie sie das anstellen sollte, ...

„...Irgendwie musste sie ihren Ehemann davon überzeugen, die Wehrmacht wieder zu verlassen und in die väterliche Fabrik und damit in ihr gemeinsames Leben zurückzukehren. Nur wie sie das anstellen sollte, wusste sie beim besten Willen nicht...“

Diese Gedanken gehen der schwangeren Elisabeth im Jahre 1938 durch den Kopf. Ihr Mann Ferdinand war nur deshalb zur Wehrmacht gegangen, damit sein Vater stolz auf ihn ist. Dass er diesen Entschluss schon nach kurzer Zeit bereuen würde, konnte er nicht ahnen. Elisabeth hat ein weiteres Problem. Seit man den Toten aus dem Fluss geborgen hat, fragt sie sich, ob ihr Schweigen richtig war. Damit schließt die Geschichte zeitnah an Teil 2 an.
Die Autorin hat eine spannende Fortsetzung geschrieben.
Der Schriftstil lässt sich angenehm lesen. Seit Wilhelms Schlaganfall kümmert sich Elsa, sein Frau, aufopferungsvoll um ihn. Noch ahnt sie nicht, dass es ihm wesentlich besser geht, als er zeigt. Nur Paul – Friedrich von Falkenburg weiß davon. Deshalb ist die Familie auch schockiert, als sie nun von Wilhelm erfährt, dass er seine Fabrik an Paul – Friedrich verkauft hat.
Besonders sauer sind Wilhelms Sohn Leopold und Wilhelms Bruder Heinrich. Doch Käthe gelingt es, Heinrich zu beschwichtigen. Leopold muss sich entscheiden, ob er alles verlieren will oder ob er sich endlich in den Griff bekommt.
Gekonnt werden die unterschiedlichen Ansichten zur politischen Situation wiedergegeben. Während Gustav dem Regime kritisch gegenübersteht und das auch äußert, sieht das seine Mutter Dorothea anders:

„...Es ist wirklich an der Zeit, dass der Führer all seine Pläne in die Tat umsetzt und damit dem Land die Stabilität gibt, die es braucht.Dann kehrt endlich wieder mehr Ruhe ein...“

Wilhelmine vermisst eine Nachricht von Martin. Außerdem findet sie es ungerecht, dass sie höchstens Dressur reiten darf, aber keine Chance hat, als Springreiterin an einem Turnier teilzunehmen. Der neue Bereiter aber erkennt Wilhelmines Talent.
Gauleiter Langmüller hat es schon seit einiger Zeit auf Paul – Friedrich von Falkenstein abgesehen. Gern würde er ihm oder den Gebrüdern Lehmann ein Vergehen nachweisen, um sie enteignen zu können und dadurch auf der Karriereleiter steil nach oben zu steigen. Als sich die Situation zuspitzt, muss Paul – Friedrich handeln. Dabei geht er sehr raffiniert vor.
Die innere Spannung des Buches ergibt sich aus den komplexen Beziehungen der Protagonisten und ihren unterschiedlichen politischen Ansichten. Doch trotz aller Meinungsverschiedenheiten halten im Ernstfall die Familien zusammen. Auch bei den Frauen zeigt sich, wie verschieden sie charakterlich sind. Während Clara mit geschickten Winkelzügen klar kommt, neigt Elisabeth schnell zu Gewissensbissen. Sie legt viel Wert auf Ehrlichkeit. Das aber kann in der Zeit gefährlich werden.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Im Gegensatz zu Teil 1 wird hier ein Handlungsstrang vollständig abgeschlossen. Trotzdem bleiben natürlich noch genügend Fragen offen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 04.07.2021

Malu und die Magie der Natur

Malu und das Geheimnis des kleinen Lichts
0

„...Es war ein fantastisches Bild, das sich einem eröffnete. Viele verschiedene Tierarten, auch solche, die normalerweise eine Gefahr füreinander waren, erschienen nun gemeinsam. Diese Begegnung der Tiere ...

„...Es war ein fantastisches Bild, das sich einem eröffnete. Viele verschiedene Tierarten, auch solche, die normalerweise eine Gefahr füreinander waren, erschienen nun gemeinsam. Diese Begegnung der Tiere hatte etwas Magisches...“

Malu, die kleine Fledermaus, hatte zur Versammlung gerufen, weil der Lebensraum der Tiere bedroht war. Die Versammlung endet mit einem Aufruf an uns Menschen. Er ist zu lang, um ihn hier zu zitieren. Auf einen kurzen Nenner gebracht, würde ich sagen: Wir sollen die Natur achten und ihre Schätze für uns entdecken. Sie kann uns Ruhe und Kraft schenken.
Die Autorin hat ein tiefsinniges Buch geschrieben. Die obigen Zeilen beziehen sich auf die Einleitung. Dort lerne ich als Leser Malu und ihre Welt kennen.
Dann folgen 23 kleine Geschichte, in denen Malu und ihre Freunde verschiedene Punkte ansprechen. Es geht um das gedeihliche Zusammenleben, aber auch um gesellschaftliche Themen.
Opa Georg erzählt seiner Enkelin aus seinen Leben. Der Krieg hat gesundheitliche Spuren hinterlassen. Dann fasst er seine Erkenntnis so zusammen:

„...Wenn du alle schönen Momente deines Lebens zusammen auf einen Berg legst und die nicht so schlechten daneben, wirst du feststellen, dass der Berg mit den schönen Erinnerungen viel größer ist...“

Humorvoll finde ich die Geschichte mit dem gefundenen Spielzeugroboter. Mir gefällt, dass es kein Schwarz – Weiß - Denken in Malus Welt gibt, sondern positive und negative Seiten betrachtet und gegeneinander abgewogen werden.
Immer wieder wird von den Tieren darauf hingewiesen, dass es auf jeden einzelnen ankommt, wenn es um den Schutz der Natur geht. Und als Leser kann man eine Menge dazulernen. So wird zum Beispiel erklärt, für wie viele Tiere totes Holz ein wichtiger Lebensraum ist.
In anderen Geschichten geht es um Hilfsbereitschaft und Akzeptanz.

„...Es kommt nicht darauf an, was einer kann und was nicht. Wichtig ist erst einmal, dass man ihn so akzeptiert, wie er ist, mit all seinen Höhen und Tiefen...“

Inhaltlich erstrecken sich die Erzählungen über einen Jahreslauf. Deshalb kommt nach den 23 Geschichten auch ein Punkt, in dem sich die Tiere an all das erinnern, was sie in diesem Jahr erlebt und gelernt haben.
Die danach folgende Erzählung hat einen etwas anderen Grundton. Hier steht der Spaß und die Freude an Wortspielen im Vordergrund.
Der Schriftstil lässt sich angenehm lesen. Er ist abwechslungsreich, mal sachlich, mal ernst, mal humorvoll. Wichtige Sätze oder Gedanken werden fett hervorgehoben. Die Autorin legt Wert auf gut ausgearbeitete Gespräche. Natürlich gibt es unter den unterschiedlichen Tierarten auch ab und an Sticheleien. Doch am Ende findet man immer einen Kontext.
In einigen der Erzählungen spielen Kinder eine Rolle. Das macht Deutlich, dass Malu ihre Erkenntnis gern an Kinder weitergeben möchte.
Besonders hervorheben möchte ich die wunderschönen kreisrunden Naturfotos. Jedes ist noch mit einer Aussage verknüpft. Eines lautet:

„...Wertvoll ist nicht die Masse, sondern die Einzigartigkeit...“

Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Es ist eher ein leises Buch, von seinen Aussagen her aber sehr wichtig.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 03.07.2021

Fesselnder Krimi

Das Watt und der Tod
0

„...Eine Leiche in einem Krabbenkutter. Das schmeckt für mich schon jetzt komisch...“

Das sind die ersten Gedanken, die Kommissar Olofsen in Cuxhaven kommen, als ihn die Nachricht erreicht. Eigentlich ...

„...Eine Leiche in einem Krabbenkutter. Das schmeckt für mich schon jetzt komisch...“

Das sind die ersten Gedanken, die Kommissar Olofsen in Cuxhaven kommen, als ihn die Nachricht erreicht. Eigentlich ist er nur erschienen, um die Bergung des vor zwei Tagen gesunkenen Kutters zu beobachten, dessen Wrack unter Wasser die Liegeplätze blockiert.
Doch es gibt eine zweite Leiche. Bei Ports – of – Cux wurde in der Nacht ein Wachmann samt Hund erschossen.
Der Autor hat einen fesselnden Krimi geschrieben. Die Geschichte zieht schnell weite Kreise.
Der Schriftstil ist abwechslungsreich. Das zeigt sich besonders dann, wenn die örtlichen Kriminalisten mit Krause und Krüger vom BKA aufeinander treffen. Letztere strotzen vor Überheblichkeit. Krüger äußert sich so:

„...Für einen Dorfbullen hinterm Deich haben Sie eine mächtig große Klappe...“

Doch Olofsens Vorgesetzter hat rechtzeitig zum Telefon gegriffen und einen alten Bekannten angerufen. Er zwingt das BKA zur Zusammenarbeit und kontert geschickt:

„...Ich habe umgehend Vorkehrungen getroffen. Auch die Dorfbullen hinterm Deich haben ihre Kontakte...“

Der Fall erweist sich als schwierig. Bald wird klar, dass beide Tote mit derselben Waffe erschossen wurden. Der Täter gehört zu einer internationalen Vereinigung, die das BKA schon lange auf dem Schirm hat. Der Tote im Kutter war dort illegal eingeschleust worden. Dann meldet sich auch noch der MI5 aus London. Bei den Ermittlungen stellt sich heraus, dass die Ortskenntnis von Olofsen und seinen Team von großem Vorteil ist.
Mir gefällt, dass ab und an lokale Redewendungen in die Geschichte eingeflochten werden.

„...Und jetzt Butter bei die Fische aus dem Laden, sonst greifen sich die Dörfler ihre Mistgabeln und jagen euch fort...“

Die Zusammenarbeit zwischen der örtlichen Polizei und dem BKA funktioniert lange Zeit weniger gut. Irgendjemand sabotiert die Ermittlungen. Der Täter ist den Kriminalisten immer einen Schritt voraus. Und die Zahl der Toten wächst. Jemand räumt gründlich hinter sich auf.
Sehr detailliert und allgemeinverständlich werden wissenschaftliche Hintergründe dargestellt. Auch wenn das kurzzeitig den hohen Spannungsbogen abbremst, sorgt es für mehr Verständnis, warum es eigentlich geht. Ein Wissenschaftler informiert sie unter anderen, was effektive Forschung bedeutet:

„...Um achtzig Prozent Erfolg abzuliefern, sind zwanzig Prozent der Zeit erforderlich. Für die fehlenden zwanzig Prozent Erfolg benötigen Sie dagegen achtzig Prozent der Zeit...“

Anhand dessen erklärt er dann auch den Unterschied in der Arbeitsweise zweier Wissenschaftler, für die sich die Polizei interessiert. Noch ahnen sie nicht, dass beide auch aus völlig unterschiedlichen Motiven handeln und Geldgier über Menschlichkeit siegen wird.
Den Ermittlern läuft die Zeit weg. Als ein Toter unter hohen Sicherheitsvorkehrungen weggefahren wird, explodieren in die sozialen Medien die Horrormeldungen.
Trotzdem bleibt Zeit für das Privatleben der Kriminalisten.
Der Krimi hat mir ausgezeichnet gefallen. Ich mag insbesondere den trockenen Humor der Ermittler.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 01.07.2021

Durch Dunkel zum Neuanfang

Im Taumel des Glücks
0

„...Während er den unbekannten Mann anstarrte, der Shayna anlächelte, dachte er: Er tanzt besser als ich, aber ich würde gern einmal sehen, wie er eine Leiche seziert. Ihm wurde klar, wie lächerlich sein ...

„...Während er den unbekannten Mann anstarrte, der Shayna anlächelte, dachte er: Er tanzt besser als ich, aber ich würde gern einmal sehen, wie er eine Leiche seziert. Ihm wurde klar, wie lächerlich sein Vergleich war, und er lachte über sich selbst….“

Der 25jährige Trevor Wakefield, um den es im Eingangszitat geht, kennt seine Cousine Shayna Wakefield seit der Kindheit. Er liebt sie, ist aber zu schüchtern, um ihr das zu sagen. Momentan studiert er in Schottland Medizin.
Shaynas Vater Honor hat für seine 17jährige Tochter Shayna einen Ball ausgerichtet. Dort lernt sie Cathan Morgan kennen. Der schneidige junge Mann in Armeeuniform beeindruckt sie.
Der Autor hat erneut einen spannenden historischen Roman geschrieben. Dabei wird im Anschluss an den Vorgängerband eine Generation übersprungen. Es ist in dieser Zeit nicht viel passiert und alles Notwendige wird kurz erwähnt.
Wir schreiben das Jahr 1800. Der Krieg Englands gegen Napoleon ist im vollen Gange. Honor Wakefield nimmt als Kapitän zur See ab und an daran teil.
Der Schriftstil lässt sich angenehm lesen. Die Personen werden gut charakterisiert. Trevor weiß zumindest in beruflicher Sicht, was er will. Er ist sehr zielstrebig.
Shayna hat in jungen Jahren ihre Mutter verloren. Honor hat sie allein aufgezogen und ziemlich verwöhnt. Ihr fehlt ein realistischer Blick auf das Leben. Das kommt Cathan gerade recht. Er nutzt ihre Naivität und Verliebtheit in der Hoffnung, dass ihnen ihr Vater das Leben finanziert. Bisher hat Cathan nicht viel auf die Reihe bekommen. Er ist das schwarze Schaf seiner Familie. Das bedrückt nicht nur seine Vater Ivor, sondern auch seinen Großvater Gareth, der ein bekannter Prediger ist.
Als Honor die Hochzeit ablehnt und verlangt, dass Cathan sich erst in einem Beruf bewährt, kommt es zu einer Kurzschlussreaktion, die keinen unbeschadet zurück lässt.
Der Autor versteht es, die Emotionen und Verletzlichkeiten der Protagonisten deutlich zu machen. Shayna hat ihre Unbeschwertheit verloren. Trevor hofft erneut, Shaynas Liebe zu erringen und Cathan hat genug damit zu tun, am Leben zu bleiben.
Sehr schön wird erzählt, wie sich Cathans Wandlung vollzieht. Er lernt Praise God Barebones kennen, einen Seemann, der ihm zum Freund wird und dabei unermüdlich über die Liebe Jesu und die Möglichkeit eines Neuanfangs spricht. Bei ihm spüre ich als Leser, wie er selbst in fast ausweglosen Situationen fest im Glauben und Vertrauen steht.

„...“Dieses Mal hat er mich erwischt – der Tod.“ „So etwas darfst du nicht denken. Gott ist noch nicht fertig mit dir, Junge“, erwiderte Praise leise...“

Nach der Seeschlacht ist vor der Seeschlacht. Zwei Mal ist Honor mit seinem Schiff gefordert. Während die Männer alles geben, hinterfragt Shayna, die ihren Vater an Bord begleitet hat, ihr Leben. Sie wird als eine anderen in diesem Kampf mit sich selbst hervorgehen.
Zu den inhaltsreichsten Gesprächen gehört der Dialog zwischen Honor und Madeline. Es geht um Glauben, Vertrauen und Liebe.

„...Ich denke, wahre Liebe möchte das Beste für den Menschen, den man liebt, auch wenn das bedeutet, das Schlimmste für sich selbst in Kauf zu nehmen…“

Die Geschichte verfügt über einen hohen Spannungsbogen. Die Dialoge zeugen von Tiefe und ermöglichen einen Einblick in die Gedankenwelt der Protagonisten. Vergebung spielt häufig eine Rolle.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 30.06.2021

wer hat hier die Finger drin?

Lautlos nach unten
0

„...Willkommen in der Großstadtidylle, kleiner Sigi. Dein neues Zuhause. Du bist angekommen. Ganz unten...“

Sigi ist acht Jahre alt, als sein Vater arbeitslos wird. Das Bankensystem wurde umstrukturiert, ...

„...Willkommen in der Großstadtidylle, kleiner Sigi. Dein neues Zuhause. Du bist angekommen. Ganz unten...“

Sigi ist acht Jahre alt, als sein Vater arbeitslos wird. Das Bankensystem wurde umstrukturiert, er aussortiert. Nun beginnt ein konstanter gesellschaftlicher Abstieg. Was Sigi bleibt, ist seine Mutter, die trotz allem versucht, ihm Liebe und Wärme zu schenken.
Dann ändert sich die Szenerie. Dr. Kleinmann, der Vorstandsvorsitzende einer Privatbank, wird vermisst. Am nächsten Tag gerät die Bank in einem Schockzustand. Kleinmanns Konten wurden abgeräumt. Das Geld wurde in Chargen zu etwa 5000 Euro aufgeteilt und an verschiedene wohltätige Organisationen gespendet.
Der Autor hat einen spannenden Thriller geschrieben. Die Geschichte hat mich schnell in ihren Bann gezogen.
Der Schriftstil passt sich der Thematik an. Das bedeutet, dass es auch sachliche Abschnitte gibt, denn die Welt des Finanzwesens wird dabei allgemeinverständlich erklärt.
Der Fall Kleinmann zieht Kreise bis in die Politik. Kommissar Stein soll sich darum kümmern. Ich mag seinen Sarkasmus:

„...“Und das ruft den Herrn Minister auf den Plan?“ „Die beiden sind alte Duzfreunde. Sie waren Kommilitonen.“ „Ah! Alte Seilschaften.“...“

In Hamburg will von Andorff gerade die Gewinne seiner Hedgefonds einsacken, als sein Computer sich selbstständig macht. Nach Ablauf der Finanzaktionen steckt von Andorff tief in den Schulden. Seine hochfliegenden Pläne haben sich gerade in Luft aufgelöst. Dafür freuen sich Tausende Rentner und sozial Benachteiligte über einen höheren Geldbetrag auf ihren Konto.
In Bremen wird Professor Schwarz als Informatiker in die Ermittlungen eingeschalten. Er soll herausfinden, welche Schadsoftware hier wie agiert hat. Im computergesteuerten Handel läuten alle Alarmglocken. Eines sit nämlich schon klar. Die Buchungen lassen sich nicht mehr rückgängig machen. Doch Schwarz und seine Fachleute stoßen auf Eigenartigkeiten.

„...Vielleicht hat sich der Virus tatsächlich nach getaner Arbeit in irgendeiner Form eingeschmolzen. Wie dies geschehen sein könnte und ob sich dieser Einschmelzungsprozess rückgängig machen lässt, ich weiß es wirklich nicht...“

Die unterschiedlichen Formen von Schadsoftware werden selbst für Laien nachvollziehbar im Laufe des Geschehens erläutert.
Während die Crème de la Crème um ihr Geld fürchtet, werden persönliche Schicksale von Menschen, die mit jeden Cent rechnen müssen, kurz wiedergegeben. Das sind zum Beispiel eine alleinerziehende Mutter, die als Altenpflegerin arbeitet, oder ein Rentner, bei dem das Geld hinten und vorne nicht reicht. Sabrina die Altenpflegerin, stellt sich folgende Frage:

„...Wie schaffen es die Reichen, noch mehr und schwerer zu arbeiten als ich? Besitzen sie übermenschliche Kräfte?...“

Als in einer Sitzung der Investmentbanker ihre Konten vor aller Öffentlichkeit abgeräumt werden, schaltet sich die Politik ein:

„...Das Bundeskabinett hat in der heutigen Dringlichkeitssitzung ein ganzes Maßnahmebündel auf den Weg gebracht...“

Klingt das bekannt? Sehr geschickt wird vermittelt, wie gewisse politische Kreise die öffentliche Meinung manipulieren.
Weil nicht sein kann, was nicht sein darf, ist der Schuldige schnell ausgemacht. Man gründet eine Antiterrorgruppe und quartiert sie im Luxushotel ein. Im Gegensatz zur Politik sind die Fachkräfte allerdings äußert skeptisch.

„...Waren Terroristen zu allem fähig? Nein, sie waren zu allem bereit, aber nicht zu allem fähig...“

Das Erstaunliche ist, dass ein großer Teil der Bevölkerung völlig anders reagiert, als man erwartet hat.
Das Buch hat mir sehr gtu gefallen. Die Hintergründe der Geschichte, die zu den Ereignissen führte, sind die eine Seite. Für Kenner moderner Entwicklungen in der Informatik sind sie ein famoses Gedankenexperiment. Andererseits gelingt es dem Autor, gekonnt auf gesellschaftliche Fehlentwicklungen aufmerksam zu machen. Manch Schlagwort aus den letzten Jahren findet sich in der Geschichte wieder. Gleichzeitig wird der Spannungsbogen extrem hoch gehalten. Insgesamt aber spitzt sich die gesamte Handlung auf eine Frage zu: Was ist gerecht und wo endet Gleichheit?

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere