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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 21.07.2020

Was einen Brief besonders macht

Die fast vergessene Kunst des Briefeschreibens
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„...Allein schon dadurch, dass wir beschließen, eine Sache im Brief zu berichten, geben wir ihr Würde und Bedeutung...“

Das Buch ist eine gekonnte Kombination aus Sachbuch und literarischen Einspielungen. ...

„...Allein schon dadurch, dass wir beschließen, eine Sache im Brief zu berichten, geben wir ihr Würde und Bedeutung...“

Das Buch ist eine gekonnte Kombination aus Sachbuch und literarischen Einspielungen. In der Einführung beschreibt der Autor Titus Müller, wie das Briefeschreiben sein Leben beeinflusst hat. Er arbeitet die Unterschiede zwischen dem Schreiben eines Briefes und den Möglichkeiten der modernen Kommunikation heraus.
Daraufhin folgt die Liebesgeschichte zwischen Clara Wieck und Robert Schumann mit Ausschnitten aus ihren Briefen. Diese Briefe geben einen tiefen Einblick in die Gefühlswelt der Liebenden. Später wird der Briefverkehr zwischen Franz Kafka und Felice Bauer zum Thema.

„...Ein Brief zeigt Abgründe und Schönheiten. Er zeigt das Leben...“

Das Buch wurde von zwei Autoren geschrieben. Gaby Trombello – Wirkus ist für die praktische Seite verantwortlich. Sie informiert über das Handwerkszeug, lehrt Methoden zur Verbesserung des Schriftbildes und befähigt zum Komponieren eines Briefes.
Enthalten im Buch ist ihr Brief an Titus Müller, den sie nach dem ersten Kennenlernen und der Absprache für das Buch geschrieben hat. Er erzählt auf unnachahmliche Weise ihren Werdegang.
Die Teile, die von ihr sind, stehen zumeist in weißer Schrift auf blauen Grund.

„...Gerade im Zeitalter der schier unerschöpflichen Geschwätzigkeit im Netz ist die stilvolle Kommunikation wohltuend...“

Und nun zählt der Autor unterschiedliche Arten von Briefen auf und belegt sie mit Beispielen, seien es Briefe aus dem Krieg, offene Briefe oder Briefe mit versteckter Botschaft. Letzterer hat vermutlich Carl von Ossietzky während der Naziherrschaft das Leben gerettet.
Die Geschichte des Schreibens und der Papierherstellung ist im Buch integriert.
Der Schriftstil lässt sich gut lesen. Kerngedanken werden farbig hervorgehoben. Auch die Ausschnitte aus den Briefen werden blau gedruckt und setzen sich damit vom übrigen Text ab.
Die historischen Briefe lassen den Schreiber in einem völlig neuen Licht erscheinen. Das betrifft sowohl die wenigen Zeilen von Beethoven, als auch die gefühlvollen Briefe einer Rosa Luxemburg.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Die praktischen Tipps werde ich sicher ausprobieren.

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  • Handlung
Veröffentlicht am 16.06.2020

Schöne Vorgeschichte

Der Schmetterlingsgarten – Rückkehr nach Capri
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„...Für immer würde Neapel für sie das sein: größtes Glück und schlimmster Schmerz...“

Lucia verlässt Neapel. Sie ist unterwegs in ihre Heimat Capri.
Die kurze Geschichte führt in den eigentlichen Roman ...

„...Für immer würde Neapel für sie das sein: größtes Glück und schlimmster Schmerz...“

Lucia verlässt Neapel. Sie ist unterwegs in ihre Heimat Capri.
Die kurze Geschichte führt in den eigentlichen Roman ein. Der reife Schriftstil, gefüllt mit passenden Metapher, macht Lust auf mehr.
Lucia hat sich von ihrem Mann Alessandro getrennt. Was genau passiert ist, wird durch Lucias Erinnerungen nur angedeutet.

„...Er hat mich für seine Zwecke benutzt und weggeworfen...“

Gleichzeitig gewährt mir Lucia einen Blick auf die Stadt Neapel.
Liebevoll wird sie von der Familie auf Capri empfangen. Nur eine weiß, was wirklich in der Vergangenheit geschehen ist – und sie schweigt.
Die Rückkehr bedeutet für Lucia auch einen Neuanfang. Schnell bekommt sie eine Stele als Zimmermädchen. Doch dann öffnet sich ihr eine andere berufliche Perspektive.
Anschaulich wird die Landschaft der Insel beschrieben. Vor allem der Garten des Palazzos entsteht sofort als farbiges Bild im Kopf.
Die kurze Geschichte hat mir sehr gut gefallen. Nun bin ich gespannt, ob Lucia ihre Vergangenheit einholen wird und wie sich ihr weiteres Leben gestaltet.

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  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 30.05.2020

Berührende Geschichte

Die Weisheit des Regenbogens
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„...Ich habe gelernt, dass man manchmal nur eine schützende Hand braucht, die einen hält, und ein liebevolles Herz, das einen versteht...“

Die 14jährige Malin hat mit ihrer Hündin Ava das Pferdegestüt ...

„...Ich habe gelernt, dass man manchmal nur eine schützende Hand braucht, die einen hält, und ein liebevolles Herz, das einen versteht...“

Die 14jährige Malin hat mit ihrer Hündin Ava das Pferdegestüt verlassen und wartet nun auf ihre Mutter, die sie abholen wollte. Das Verhältnis von Malin und ihrer Mutter Sina ist momentan schwierig. Sina ist alleinerziehend und möchte ihrer Tochter möglichst viel bieten. Doch vor lauter Arbeit fehlt gemeinsame Zeit.
Nun tobt Malin mit Ava im Schnee. Wegen des heftigen Schneegestöbers hört Malin ein Auto nicht. Malin und Ava werden schwer verletzt. Malin gibt sich die Schuld an Avas Verletzungen und zieht sich von ihr zurück. Sina weiß sich nicht mehr zu helfen. Malin schweigt und Ava verweigert das Futter. Da entschließt sich Sina zu einem Urlaub an der Nordsee. Dort trifft sie auf Bert und seine Hunde.
Der Autor hat eine sehr gefühlvolle Geschichte geschrieben.
Der Schriftstil unterstützt die emotionalen Schwerpunkt der Handlung. Gleichzeitig macht er die Verletzungen der Protagonisten deutlich. Das gilt nicht nur für die Menschen, sondern insbesondere auch für Ava. Woher soll Ava wissen, warum Malin sich plötzlich von ihr abwendet? Ihr Einsatz hatte Malin vor schwerere Verletzungen gerettet. Erschwerend kommt hinzu, dass Mutter und Tochter keine gemeinsame Sprache finden.
Treffende Metapher findet der Autor für die Schönheiten der Landschaft an der Nordsee.

„...Die untergehende orangerot leuchtende Sonne hatte schon fast den Horizont erreicht. Sie schien direkt im Meer zu versinken. Ihr leuchtender Feuerball spiegelte sich in der Meeresoberfläche...“

Bert ist selbst durch ein tiefes Tal gegangen. Er hat nicht nur die Fähigkeit, gestörte Hunde zu heilen, er ist auch ein aufmerksamer Zuhörer.
Wird er Sina und ihrer Tochter helfen können? Sina fühlt sich zwar zu Bert hingezogen, doch ist sein Herz auch frei?.
Eingebettet in die Geschichte sind häufig Lebensweisheiten wie diese:

„...Das Glück zu suchen, ist ein langer Weg. Um nicht unterwegs von diesem abzukommen, müssen wir öfter mal innehalten, damit die Seele sich öffnen kann...“

Sehr behutsam gelingt es Bert, zu Malin vorzudringen. Dazu verordnet er ihr eine ungewöhnliche Therapie. Das Mädchen öffnet sich dann auch Berts Vater. Sie arbeitet den Unfall auf und findet neuen Lebensmut.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Es zeigt, was wichtig ist im Leben.

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Veröffentlicht am 29.05.2020

Empfehlenswertes Kinderbuch

Schlafen Gehen
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„...Hansi darf vom Tisch aufstehen,
in sein Zimmer spielen gehen.
Gleich fährt er mit seine Flitzern,
weil sie bunt sind und schön glitzern...“

Mit diesem Vers beginnt ein schönes Kinderbuch. Allerdings ...

„...Hansi darf vom Tisch aufstehen,
in sein Zimmer spielen gehen.
Gleich fährt er mit seine Flitzern,
weil sie bunt sind und schön glitzern...“

Mit diesem Vers beginnt ein schönes Kinderbuch. Allerdings geht es nur auf der ersten Seite um Hansis Tagesablauf. Dann wendet sich die Geschichte den abendlichen Geschehen zu.
Hansi hat ein Problem. Wenn er schlafen gehen soll, ist er überhaupt noch nicht müde. Und er lässt sich etwas einfallen, um Zeit zu schinden.
Das Buch zeichnet sich durch seine farbenfrohen und detailreichen Bilder aus. Sie sind phantasievoll gemalt. Die erste und die letzte Seite des Buches zeigen den Sternenhimmel.
Zu jedem Bild gehören ein oder zwei Verse in Form eines Gedichtes mit jeweils vier Zeilen. Sie reimen sich immer und lassen sich dadurch gut einprägen.
Die Texte beschreiben nicht nur Hansis Versuch, dem Schlafen zu entgehen, sondern im Anschluss daran auch das entsprechende abendliche Ritual, das zu absolvieren ist, bis Hansi bettfertig ist. Außerdem wird eines der Grimmschen Märchen geschickt in die Handlung integriert.
Die Sprache ist kindgerecht und leicht verständlich. Das Geschehen stammt aus der Erfahrungswelt der Kinder.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen.

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Veröffentlicht am 29.05.2020

Ein Leben als Priester

Unterwegs im Auftrag des Herrn
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„...Von Paulo habe ich gelernt, dass man weder Studium, noch Doktortitel, noch Macht braucht, um ein wahrhaft großer Mensch zu sein. Dass das Unscheinbare, Kleine, Einfache oftmals das Wertvollste ist...“

In ...

„...Von Paulo habe ich gelernt, dass man weder Studium, noch Doktortitel, noch Macht braucht, um ein wahrhaft großer Mensch zu sein. Dass das Unscheinbare, Kleine, Einfache oftmals das Wertvollste ist...“

In 11 Kapitel beschreibt der Autor sein Leben als katholischer Priester. Das Erstaunlichste an dem Buch ist die Vielfalt, die der Autor darin unterbringt.
Manchmal liest es sich wie eine Reisebeschreibung. An anderen Stellen geht es um Fragen des Glaubens, um Lebensweisheiten, eigene positive und negative Erfahrungen. Dann wiederum ist es der Blick auf anderen Personen, die ihn begleitet oder seine Leben geprägt haben. Und das Ganze geschieht in einer völlig willkürlichen Reihenfolge.
Genauso verhält es sich mit dem Schriftstil. Mal ist er kurz und prägnant, mal in Listen strukturiert und dann wieder erzählend. Ein Beispiel für ersteres zeigt das Zitat:

„...Das Leben ist ein Roadtrip. Ein Actionfilm, ein Krimi, eine Horrorstory. Ein Liebesroman, eine Komödie, ein Thriller. Das Leben ist spannend. Irre. Lustig. Es ist wunderschön. […] Das Leben ist ein Abenteuer...“

Ab und an wendet sich der Autor konkret an mich als Leser:

„...Was gibt dir HALT für deinen Weg? Wer gibt dir Sicherheit, wenn dein Leben abseits der festgefahrenen Straßen verläuft?...“

Darunter befindet sich manchmal einige freie Zeilen, auf denen ich, wenn ich möchte, für mich persönlich die Fragen beantworten kann.
Positiv aufgefallen sind mir die vielen Sprachbilder, die der Autor verwendet, um sich dem Leser verständlich zu machen.

„...Es gibt Tage, da komme ich mir vor wie ein Radler im Gegenwind. Die fühlen sich an, als hätte sich die Welt gegen mich verschworen...“

Klasse in dem Zusammenhang finde ich auch das Bild der Tandemfahrt mit Gott.
Der Autor nimmt kein Blatt vor den Mund, gibt seine eigenen Unzulänglichkeiten zu und verfügt über einen trockenen Humor:

„...Ich kann dir nicht erklären, warum Gott manchmal schweigt. Das wird eine der großen Fragen sein, die ich ihm irgendwann an den Kopf werfe, wenn wir uns gegenüberstehen...“

Auf seinen Reisen, insbesondere nach Lateinamerika, lernt er eine Kirche kennen, die lebendiger und freudvoller ist als in der deutschen Ernsthaftigkeit. Und er scheut sich nicht, seine Meinung zum Missbrauch kundzutun.
Viele Farbfotos veranschaulichen das Leben und die Reisen des Autors.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Es zeigt die Einheit von Leben und Glauben an vielfältigen und unterschiedlichen Beispielen. Mit einem Zitat des Autors möchte ich meine Rezension beenden:

„...Lebe das, was du vom Evangelium verstanden hast. Und wenn es noch so wenig ist. Aber lebe es!…“

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