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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 09.09.2023

Schöne Kurzgeschichten

Alltagsglücksgeschichten
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„...Männer brauchen einen Zweck und ein Ziel. Sonst machen sie sich Sorgen. Allzu leicht gerät das Bummeln zur vorsorglichen Vorratshaltung...“

Moni lädt ihrem Mann Jannik zum Bummeln ein. Beide landen ...

„...Männer brauchen einen Zweck und ein Ziel. Sonst machen sie sich Sorgen. Allzu leicht gerät das Bummeln zur vorsorglichen Vorratshaltung...“

Moni lädt ihrem Mann Jannik zum Bummeln ein. Beide landen in der Textilabteilung des Kaufhauses. Dieser Gegenwartsgeschichte, die jeder aus seinem eigenen Erleben auf seine Art weitererzählen könnte, geht die biblische Geschichte von den Lilien auf dem Felde voraus.
Damit wären wir schon beim Aufbau des Buches. Jedes der 28 kurzen Kapitel beginnt mit einem Zitat aus der Bibel. Dann wird der Inhalt auf zwei bis vier Seiten ins Heute und Jetzt übertragen. Das gelingt je nach Thema mehr oder weniger gut. Manchmal folgt den auf einer letzten Seite ein Kernwort in kräftigem Orange.
Der Schriftstil lässt sich gut lesen. Er ist vielseitig. Es gibt ernste Abschnitte, aber auch Szenen voller Humor. Ab und an fallen Sätze, die man sich merken sollte.

„...Wenn Vorwürfe laut auf die einprasseln, stehst du im Regen. Das ist blöd. Wenn Vorwürfe stumm auf dich niedergehen, fällt Schnee. Das ist gefährlich...“

Das Zitat stammt aus einer Geschichte, die zeigt, dass auch in heutigen Firma manchmal David gegen Goliath kämpft.
Manche Erzählungen haben ein überraschendes Ende. Leon beobachtet die Passagiere am Bahnhof.

„...Statt mich über die Bahn zu ärgern, gucke ich Menschenzoo. Kostet nix und ist lustig...“

Dabei fallen ihm vier junge Leute auf, um die die anderen sicherheitshalber einen weiten Bogen machen. Da nähern sich zwei ältere Ordensfrauen. Die Jungen zeigen Respekt. Es kommt zu einem intensiven Austausch zwischen beiden Gruppen.
Das Büchlein hat mir sehr gut gefallen. Die Geschichten sind lebensnah und nachvollziehbar.

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Veröffentlicht am 08.09.2023

Spannender Beginn einer Reihe

Eric Holler: Wo ist Lisa?
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„...Hegen Sie die Befürchtung, dass Ihre Frau fremdgeht?...“

Diese Frage stellt der Privatdetektiv Eric Holler an Graf Harald von Hauenstein, als der bei ihm auftaucht. Eric hat ein ungutes Gefühl, übernimmt ...

„...Hegen Sie die Befürchtung, dass Ihre Frau fremdgeht?...“

Diese Frage stellt der Privatdetektiv Eric Holler an Graf Harald von Hauenstein, als der bei ihm auftaucht. Eric hat ein ungutes Gefühl, übernimmt den Fall aber trotzdem. Er nimmt jedoch kein Blatt vor den Mund und sagt dem Grafen deutlich, was er von ihm hält. Der Graf verdient sein Geld mit Pokerspiel, der Titel ist gekauft.
Der Autor hat einen spannenden und ziemlich verzwickten Krimi geschrieben. Es ist der erste Fall einer Reihe. Der Schriftstil gefällt mir sehr gut. Er sorgt für den hohen Spannungsbogen, bedient sich aber auch eines subtilen Humors. Das zeigt sich zum Beispiel in folgendem Zitat:

„...Mehrere der zwielichtigen Gestalten besaßen ein Vorstrafenregister, das eine Klopapierrolle locker ersetzt hätte...“

Bei den Personen handelt es sich vor allem um Kleinkriminelle. Trotzdem oder genau deshalb unterhält der Privatdetektiv im Falle eines Falles Kontakte zu ihnen.
Eric Holler hat schon ein bewegtes Leben hinter sich. Er wird gut charakterisiert. Bleiben wir erst einmal bei den Äußerlichkeiten:

„...Er war fast zwei Meter groß, sehr kräftig gebaut, aber nicht korpulent...“

Bevor Eric Haralds Frau Lisa observieren kann, wird er von ihrem Verschwinden informiert. Harald bestellt ihn zu sich. Als Eric kurz das Zimmer verlässt, findet er anschließend einen Toten. Es sieht so aus, als habe man ihm eine raffinierte Falle gestellt. Wo aber ist Lisa? Wer ist für den Tod von Harald verantwortlich?
Eric durchsucht das Haus. Als er wieder im Wohnzimmer ankommt, ist die Leiche verschwunden.
Jetzt wird die Sache bizarr. Es beginnt ein Verwirrspiel, bei dem sich zeigt, dass vieles nicht so ist, wie es aussieht. Erich hat manch Theorie, die er – leider – nicht mit mir als Leser teilt. Damit bin ich gezwungen, mir eigene Gedanken zu machen. Immer wieder gibt es allerdings neue Überraschungen.
Am Ende zeigt sich, Dass man Tatsache versucht hat, Eric gekonnt auszutricksen. Er aber durchschaut das Spiel.
Der Krimi hat mir sehr gut gefallen. Ich bin gespannt auf die Fortsetzung.

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Veröffentlicht am 04.09.2023

Eine kulturbedingte Sicht auf die Bibel

Mit den Augen der Apostel
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„...Auf den folgenden Seiten sprechen wir über neun Unterschiede zwischen westlichen und nichtwestlichen Kulturen, die wir uns beim Lesen der Bibel bewusst machen sollten. Wir benutzen dabei das Bild eines ...

„...Auf den folgenden Seiten sprechen wir über neun Unterschiede zwischen westlichen und nichtwestlichen Kulturen, die wir uns beim Lesen der Bibel bewusst machen sollten. Wir benutzen dabei das Bild eines Eisbergs….“

Damit sagen die Autoren in der Einführung klar, worum es im Buch geht. Allerdings erlaube ich mir eine Vorbemerkung. Beide Autoren sind Amerikaner, die im Süden der USA aufgewachsen sind. Ihre Sicht der Dinge ist nicht immer eins zu eins auf Europa übertragbar. Das liegt ganz einfach an unterschiedlicher historischer Entwicklung. Auf Unterschiede in der Interpretation biblischer Texte wurde Randolph Richards durch seine Arbeit in Indonesien aufmerksam.
Das Bild vom Eisberg gliedern die Autoren in drei Teile: über der Oberfläche, direkt unter der Oberfläche, tief unter der Oberfläche. Zu jedem Punkt werden drei Aspekte betrachtet.
Der Schriftstil lässt sich angenehm lesen. Die Autoren geben viele praktische Beispiele an und analysieren bezüglich des kulturellen Hintergrund konkrete Bibelstellen. Häufig gibt es Vergleiche zwischen ihrer Sicht und der ihrer indonesischen Freunde. Dabei wird klar, dass die Bibel zu einer Zeit entstanden ist, wo der kulturelle Hintergrund weit von der heutigen amerikanischen Kultur entfernt war.
Im ersten Teil geht es um Sitten und Gebräuche, Herkunft und Hautfarbe sowie die Sprache.

„...Während man sich im Westen nach Privatsphäre sehnt, ist Privatsphäre eine Situation, die man beispielsweise in Indonesien zu vermeiden versucht...“

Damit hat das Wort logischerweise auch in beiden Kulturen eine andere Bedeutung. Zur Zeit der Bibel kannte man Privatsphäre kaum. Das Leben spielte sich in der Öffentlichkeit ab. Ähnliche weitere Zusammenhänge decken die beiden Autoren hier auf.
Im zweiten Abschnitt geht es um Individualismus und Kollektivität, Ehre und Scham und das Bild von der Zeit. Gerade zu letzteren kennt die Ursprache der Bibel zwei Begriffe: Chronos und Kairos. Ersteres steht für einen Zeitpunkt, zweiteres für die rechte Zeit. Dafür bietet sich die Betrachtung der Geburt Jesus an. Es geht nicht um Tag und Stunde, sondern darum, dass die Zeit erfüllt war.

„...In einer Schamkultur wie zur Zeit der Bibel und in einem großen Teil der heutigen nichtwestlichen Welt ist die treibende Kraft für das Handeln, keine Schande über sich, die Familie die Gemeinde, das Dorf, den Stamm oder den Glauben zu bringen...“

Überrascht hat mich hier das Geschehen um David und Betseda, das völlig neu interpretiert wurde.
Der letzte Teil beinhaltet den Umgang mit Regeln, Fragen der Tugend und den Einfluss Gottes in der heutigen Zeit.
Jeder der neun angesprochenen Punkte endet zuerst mit Schlussfolgerungen aus dem Gesagten, dann mit Denkanstößen, wo ich als Leser gefordert bin, mir selbst Gedanken zu machen.
Es folgt ein abschließendes Kapitel, das Hinweise enthält, was man beim Lesen der Bibel im Auge behalten sollte.
Die vielfältigen Literaturhinweise enthalten leider nur amerikanische und englische Literatur.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Es zeigt, dass wir das Wort der Bibel nicht isoliert, sondern im Kontext der Zeit betrachten müssen, um Schlussfolgerungen für das Jetzt und Heute ziehen zu können.

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Veröffentlicht am 01.09.2023

Nichts ist, wie es scheint

Noble Gesellschaft
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„...Ich denke, wir sind uns einig, dass Herr von Volkmann, dieses hochgeschätzte und allgemein beliebte Fliegerass, einen bedauerlichen Unfall zum Opfer gefallen ist? Eine Unachtsamkeit beim Reinigen seiner ...

„...Ich denke, wir sind uns einig, dass Herr von Volkmann, dieses hochgeschätzte und allgemein beliebte Fliegerass, einen bedauerlichen Unfall zum Opfer gefallen ist? Eine Unachtsamkeit beim Reinigen seiner Pistole?...“

Der äußere Schein spricht für Selbstmord. Doch der Schauspieler Carl von Bäumer, der seinen Freund, Kommissar Genzer zum Tatort begleitet hat, tippt auf Mord. Wie aber soll der Mörder in das Zimmer gekommen sein?
Die Autorin hat einen spannenden historischen Krimi geschrieben. Der Schriftstil ist locker und leicht. Er bringt das Flair des Jahres 1925 sehr gut rüber.
Sehr deutlich wird die Dekadenz in Adelskreisen. Man gönnt sich alles und hat keinen Blick für die Probleme der Zeit. Man ist in seiner eigenen Welt gefangen. Natürlich gibt es Ausnahmen. Für manche kommt ganz plötzlich der Moment des Erwachens, so für Graf Marian Sawicki.

„...Er schämte sich vor diesem Kind und konnte nicht sagen, wieso. Vielleicht schämte er sich für eine Welt, in der sechzehnjährige Jungen mit älteren Männern schlafen mussten und es normal fanden?...“

Carl will den Tod von Max von Volkmann aufklären. Doch bald gibt es weitere Tote in dessen Umfeld. Irgendwie passt nichts zusammen. Es beginnt ein gekonntes Verwirrspiel. Unschuldige gelten als schuldig. Freunde erweisen sich plötzlich als Feinde. Da zeigt sich, dass es auch Kontakte zur Berliner Unterwelt gab.
Am Ende erweist sich alles als ein perfides Spiel der Rache. Carl gelingt es, all die losen Fäden zusammen zu fügen.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Es ist ein gelungenes Zeitgemälde.

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Veröffentlicht am 30.08.2023

Ehe es zu spät ist

Der Eisbär und die Hoffnung auf morgen
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„...Wir sitzen in einem Ruderboot, das auf einen gewaltigen Wasserfall zusteuert, und die Leute ganz vorne im Boot rufen uns zu, wir müssen anhalten, aber die Leute, die das Boot rudern, blicken nach hinten ...

„...Wir sitzen in einem Ruderboot, das auf einen gewaltigen Wasserfall zusteuert, und die Leute ganz vorne im Boot rufen uns zu, wir müssen anhalten, aber die Leute, die das Boot rudern, blicken nach hinten und können den Wasserfall nicht sehen...“

Mit diesen Worten versucht Tom klarzumachen, dass es Fünf vor Zwölf ist. Für die Politik aber zählt nur der schöne Schein.
Der Autor hat einen tiefgründigen und höchst aktuellen Roman geschrieben. Der Schriftstil ist sehr fein ausgearbeitet. Er bringt die Situation auf den Punkt.
Am Anfang steht eine Wette. In dem Dorf St. Piran in Cornwall trifft der Student Tom im Pub auf den Politiker Monty Causly. Wird dessen Haus in fünfzig Jahren unter dem Wasser verschwunden sein?

„...Seid vorsichtig, sehr vorsichtig, bevor ihr euch von jemanden auf Grund seiner politischen oder religiösen Ansichten ein Urteil bildet...“

Diese Meinung der Grundschullehrerin sollte man sich gut einprägen. Aber im Pub und mit genügend Alkohol gelten andere Gesetze.
Zehn Jahre später treffen sich die beiden wieder. Monty will Umweltminister werden und lässt eine Show inszenieren. Doch ein heftiger Sturm stört das Drehbuch. Es geht um Leben und Tod.
Dann sind erneut 15 Jahre vergangen. Monty braucht als Premierminister unbedingt Aufmerksamkeit und trifft sich mit Tom auf den Gletscher. Der hat dazu gelernt. In einem Augenblick ist das Drehbuch Makulatur. Monty erlebt den Klimawandel hautnah. Jetzt gibt es keine Ausflüchte mehr. Nicht nur die gemeinsame Vergangenheit wird aufgearbeitet. Man ist aufeinander angewiesen.
Die Geschichte weist eine immense inneren Spannung auf. Trotzdem bringt sie die Probleme der Erde auf den Punkt. Spannend finde ich die angedeuteten Lösungsvorschläge.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Es zwingt zum Nachdenken.

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