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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 05.10.2020

Lockerleichte Geschichte mit Tiefe

Schuhhimmel mit Turbulenzen
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„...Sie fühlte sich jung und voller Energie. Genau so lange, bis sie in den Spiegel schaute...“

Elke ist Lehrerin. Ihre Pensionierung rückt in greifbare Nähe. In ihrem Job bringt sie sich voll ein. Deshalb ...

„...Sie fühlte sich jung und voller Energie. Genau so lange, bis sie in den Spiegel schaute...“

Elke ist Lehrerin. Ihre Pensionierung rückt in greifbare Nähe. In ihrem Job bringt sie sich voll ein. Deshalb hat sie auch den Posten der Beratungslehrerin inne. Doch der heutige Tag bringt für sie eine herbe Überraschung. Als sie zu Hause ankommt, ist Georg nicht da. Ihr Mann ist verschwunden und mit ihm zwei Koffer und seine Sachen. Er hat keinerlei Nachricht hinterlassen.
Elkes Freundin Petra ist Anfang 40. Mit dem Schuhgeschäft „Schuhhimmel“ hat sie sich einen Traum erfüllt. Doch heute ist sie sauer. Ihre Aushilfe gibt selbst für neueste Exemplare Rabatte. Kurzerhand verzichtet sie auf ihre weiteren Dienste, denn sie hat so schon zu tun, über die Runden zu kommen.

„...Mal läuft es gut, mal läuft es mies […], aber immer mehr Leute bestellen Schuhe im Internet...“

Max ist Student und wurde von seinem Vater angehalten, in den Semesterferien zu arbeiten. Er trägt Post aus. Heute ist nicht sein Tag. Erst war ein Wassersprenger mit Zielrichtung Briefkasten eingerichtet, dann hängt ihm ein Hund an der Hose. Als er bei Petra die Post abgibt, wird die sein rettender Engel. Sie kennt den Hund und kann ihn beruhigen. Außerdem gibt sie Max einen Blaumann zum Anziehen.
Die Autorin hat eine lockerleichte und humorvolle Gegenwartsgeschichte geschrieben. Detailliert mit Datum und Uhrzeit darf ich die Geschichte mehrerer Personen verfolgen.
Der Schriftstil lässt sich gut lesen. Jeder der Protagonisten hat seine eigenen Probleme. Ab und an erlaubt mir die Autorin einen Blick in die Vergangenheit.
Elke hat für jeden ihrer Schüler und Kollegen ein offenes Uhr. Wo aber bleibt gemeinsame Zeit für die Familie? Als Georg sich meldet, beginnt der Punkt des Nachdenkens.
Petra hat Bindungsängste. Und doch sehnt sie sich ab und zu nach Zweisamkeit.
Max ist von den Kommilitoninnen begehrt. Er aber sieht hinter die Fassade. Er war noch Kind, ls die Mutter die Familie verlassen hat. Das wirkt nach.

„...Jeder tat, was ihn irgendwie weiterbrachte, finanziell wohlgemerkt. Oder was ihn Fun bereitete. Ein Feuer spürte er bei keinem von ihnen...“

Dieses Feuer aber strahlt Vesna aus, die Max im Schuhgeschäft trifft und die sich in ihrem sozialen Jahr im Altersheim engagiert. Es ist eine besondere Idee, die sie ins Geschäft führt.
Gut ausgearbeitete Gespräche erlauben mir Einblicke in die Gedankenwelt der Protagonisten. Es sind reichlich acht Tage in ihrem Leben, die die eine oder andere Weiche neu stellen.
Die Geschichte hat mir sehr gut gefallen. Sie ist mitten aus dem Leben gegriffen, realistisch und mit feinem Humor untersetzt.

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Veröffentlicht am 29.09.2020

Die Jagd nach dem Templerschatz

Die Seele der Templer
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„...Zusammen waren sie ODYSSEE. Offiziell eine einfache Bergungsgesellschaft, aber in der Welt der Archäologie eine Legende...“

Die Rede ist von dem Team um Mitch. Dazu gehören Johanna und ihr Mann Thomas, ...

„...Zusammen waren sie ODYSSEE. Offiziell eine einfache Bergungsgesellschaft, aber in der Welt der Archäologie eine Legende...“

Die Rede ist von dem Team um Mitch. Dazu gehören Johanna und ihr Mann Thomas, Rajesh, Samson und Francis. Jeder hat seine besonderen Fähigkeit. Ihr gekonntes Zusammenspiel macht den Erfolg aus. Mitch, genauer Dr. Michel Thromberg, wird so beschrieben:

„...Er war schlank, muskulös und hatte tiefbraune Augen, die sanfte Friedfertigkeit versprachen, bis man den leuchtenden, azurblauen Ring um die Pupille bemerkte, der je nach Erregungszustand schmäler oder größer wurde...“

Nach dem letzten, nicht ganz ungefährlichen, Job wollten sie sich erst einmal eine Pause gönnen. Doch dann kündigt ihnen Claire, eine gute Freundin, den Besuch des Laird of Dòmhnall an und bittet sie ihm zu helfen. Claire stellt ihn so vor:

„...Er wird dir gefallen. Ich kenne ihn seit meiner Zeit im Internat und meine Empfehlung kommt von Herzen. Es gibt niemanden, der geradliniger und ehrlicher ist, als der Laird...“

Der Autor hat einen fesselnden Abenteuerroman geschrieben. Ich kenne die Vorgängerbände nicht, hatte aber kein Problem der Handlung zu folgen. Ab und an gibt es kurze Ausblicke, was früher geschehen ist. Im gegenwärtigen Buch verknüpft der Autor zwei historische Fakten miteinander. Das ist zum einen die Verhaftung von Claus Störtebecker, über den in Hamburg ein altes Palimpsest gefunden wurde, und zum anderen der nach wie vor verschwundene Schatz des Templerordens.
Der Schriftstil lässt sich gut lesen. Schnell wechselnde Handlungsorte und Protagonisten sorgen für eine hohen Spannungsbogen. Gleichzeitig werden dadurch teilweise rasante Handlungsabschnitte unterstützt.
Der Laird entpuppt sich als Frau, deren Vorfahren für die Bewahrung der Hinterlassenschaft der Templer in Schottland verantwortlich waren. Als er eine Teil zum Papst nach Rom bringen wollte, wurden die Schiffe von Piraten überfallen. Noch ahnt Mitch und sein Team nicht, in welches Wespennest sie bei ihren Nachforschungen stoßen. Das wird ihnen zwar bald klar, aber leider haben sie nicht nur einen Konkurrenten im Wettlauf nach dem Schatz. Und die Gegner sind nicht zimperlich. Mord ist die Regel, nicht die Ausnahme. Interessant sind nur diejenigen, deren Wissen man hofft, abschöpfen zu können.
Als wissenschaftlichen Berater holt sich das Team Professor Tiefenbach. Es erweist sich, das der, eher unscheinbar wirkend, ungeahnte Qualitäten hat. Eines seiner Prinzipien lautet:

„...Verwirre den Gegner mit allem, was du hast. Und wenn du angreifst, nutze ungewöhnliche Positionen...“

Ab und an gibt es auch ruhigere Momente. In denen erfahre ich zum Beispiel das eine oder aandere über den Templerorden, über die Freimaurer und ihre Ableger oder, sanft angedeutet, über die Arbeit des Mossad. Dies zeugt von der umfangreichen Recherche des Autors.
Die Reise der Crew führt über Helgoland bis nach Schottland. Dort darf natürlich eine Spur Mystik nicht fehlen, bis der Fall sein erfolgreiches Ende findet.
In einer Art Frage – Antwort – Spiel legt der Autor am Ende dar, was Realität und was Fiktion ist.
Schön finde ich auch die Illustrationen, die jeweils ein neues Kapitel einläuten.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Logischerweise habe ich zur „Seele der Templer“ meine eigene Meinung. Trotzdem hat mich die Geschichte prima unterhalten, mir spannende Stunden beschert und mich mit einigen neuen Informationen versorgt.

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Veröffentlicht am 15.09.2020

Zeit der Abrechnung

Der Oleandermann
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„...Er wusste nicht, wieso er hier war, nicht, wie er hergekommen war und wer dieses Pärchen war...“

Das sind die Gedanken von Dr. Dr. German Manolo Städter, als er auf einem Schiff auf dem Gardasee aufwacht. ...

„...Er wusste nicht, wieso er hier war, nicht, wie er hergekommen war und wer dieses Pärchen war...“

Das sind die Gedanken von Dr. Dr. German Manolo Städter, als er auf einem Schiff auf dem Gardasee aufwacht. Das Pärchen bietet ihm einen Deal an. Doch was war dem vorausgegangen?Nach und nach darf ich in die Vergangenheit von German eintauchen. Vor einem Jahr gab es den ersten gravierenden Einschnitt in sein Leben. Seine Frau wollte eine Auszeit, weil er trank. Seitdem hat er das Problem in den Griff.
Seit 25 Jahren arbeitet er in seiner Firma. Jetzt hofft er auf die erwartete Anerkennung – und bekommt die fristlose Kündigung.
Dann erfährt er, dass sein Vater gestorben ist und er von seiner Mutter eine höhere Geldsumme und ein Haus am Gardasee geerbt hat. Statt Selbstmord entscheidet er sich für Abrechnung.
Die Autorin hat einen spannenden, aber verstörenden Krimi geschrieben.
Der Schriftstil unterstreicht die innere Verstörtheit des Protagonisten. Häppchenweise erfahre ich, was in seiner Kindheit passiert ist. Dann kommt eine ruhige Phase in seinem Leben. Die formuliert er so:

„...Strebsames Studium führte zum Doktortitel, freundliches Auftreten und Werben zur besten aller Ehefrauen...“

Doch der schöne Schein trügt, sowohl im Berufsleben als auch im privaten Bereich. Hinzu kommt, dass er Schwierigkeiten hat, soziale Beziehungen aufzubauen. Sich selbst schätzt er so ein:

„...Nüchtern. Fleißig. Strebsam. Korrekt...“

Dabei unterschlägt er völlig seine dunkle Seite. Seine Reise der Abrechnung führt ihn ins Haus nach Italien. Er wird mit einer Vergangenheit seiner Mutter konfrontiert, die ihm bisher unbekannt war.
Die Autorin findet treffende Sätze, um die Vielschichtigkeit und die innere Zerrissenheit ihres Protagonisten darzustellen. Eine immer noch präsente Erkenntnis aus seiner Kindheit lautet.

„...Belohnung war, wenn man nicht bestraft wurde...“

Es gibt viele kleine Szenen, die das Innenleben des Protagonisten spiegeln. Zu den stilistisch besonders wirksamen gehört ein Gespräch während des Staus auf der Autobahn. Dort zeigt sich, dass er seien Worte nicht abwägt, sondern provokant seine Meinung vertritt. Die Reaktion der anderen ist ihm egal.
Es gäbe noch viel zur Geschichte zu sagen, doch das geht nicht, ohne auf den konkreten Inhalt einzugehen. Und dies möchte ich vermeiden.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Der Autorin ist es gelungen. Ein verstörendes Lebensbild zu zeichnen, ohne selbst zu werten. Das bleibt mir als Leser überlassen.

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Veröffentlicht am 05.09.2020

Humorvolles Kinderbuch

Hilfe, meine Eltern haben meinen Geburtstag gestrichen!
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„...“Der Punkt ist“, sagte Keith, „manchmal tun Erwachsene nicht, was sie für ihre Kinder tun sollten, weil sie zu viel um die Ohren haben, oder was auch immer ihre Ausrede ist, also müssen wir Kinder ...

„...“Der Punkt ist“, sagte Keith, „manchmal tun Erwachsene nicht, was sie für ihre Kinder tun sollten, weil sie zu viel um die Ohren haben, oder was auch immer ihre Ausrede ist, also müssen wir Kinder die Dinge selbst in die Hand nehmen.“...“

Diese Worte seines besten Freundes bringen den 10jährigen Tom auf eine geniale Idee. Er hat nämlich ein Problem. Dieses Jahr ist sein Glücksgeburtstag, weil er am 11. August 11 Jahre alt wird. Er der sollte etwas ganz Besonders werden. Aber seine Eltern haben gerade keine Zeit, sich darum zu kümmern. Seine kleine Schwester glaubt, dass die Zahnfee sie mit einem Fluch belegt hat und seine Großmutter trauert um ihren Hund. Der Geburtstag soll irgendwann später gefeiert werden. DAS geht überhaupt nicht.
Der Autor hat ein humorvolles Kinderbuch geschrieben. Die Geschichte wird von Tom erzählt. Schon die ersten Seiten lassen die Lachtränen fließen.
Der Schriftstil ist kindgerecht. Zuerst versucht Tom, die Probleme seiner Familie zu lösen. Ihm läuft jedoch die Zeit davon. Er braucht dringend eine andere Idee. Die liefert in Keith.
Spannend finde ich Toms Einschätzung und Charakteristik seiner Eltern. Er ist dabei ein ziemlicher Realist und bringt es auf den Punkt.

„...Dad schrieb schon seit geraumer Zeit an seinem Buch. Seit Jahren. Er sagte aber, er sei fast fertig. Darüber freuten sich alle, besonders Mum. Sie hoffte, Dads Buch würde ein Bestseller, damit sie aufhören konnte, so hart zu arbeiten, um unsere Rechnungen zu bezahlen, während Dad an seinem Buch saß und überhaupt nichts verdiente...“

Ob es Tom gelingt, einen außergewöhnlichen Geburtstag zu organisieren und damit den letzten Geburtstag von Karl Käsemann zu übertrumpfen?
Das Buch hat einige Besonderheiten. Dazu zählen die vielen humorvollen Schwarz – Weiß – Illustrationen, die voller zusätzlicher Informationen stecken. Zum zweiten werden im Text ab und an für Tom wichtige Sätze oder Erkenntnisse schwarz, fett und stark vergrößert geschrieben. Zum dritten gliedert Tom seine Gedanken gern in drei Punkte.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen.

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Veröffentlicht am 31.08.2020

Ein etwas anderes Jugendbuch

Adam Ethan
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„...Im Grunde fanden sie an allem, dass ihn ausmachte, etwas, womit sie ihn hänseln konnten. Seine wuscheligen Haare, welche er nie so recht unter Kontrolle bekommen hatte. […] Seine zierliche Gestalt, ...

„...Im Grunde fanden sie an allem, dass ihn ausmachte, etwas, womit sie ihn hänseln konnten. Seine wuscheligen Haare, welche er nie so recht unter Kontrolle bekommen hatte. […] Seine zierliche Gestalt, die so gar nicht männlich wirken wollte...“

Ja, der 15jährige Adam hat es nicht einfach. Er wird von älteren Jungen gemobbt, selbst am letzten Schultag vor den Ferien. Gegen einen könnte er sich durchsetzen, gegen eine Horde nicht. Trotzdem wirkt Adam nicht verschüchtert. Manchmal fällt es ihm schwer seine kesse Zunge im Zaum zu halten. Eine gewisse verständliche Bitterkeit spricht aus folgenden Worten:

„...Schön, dass man nicht einmal auf den Gedanken kam, ihm zu helfen. Wenigstens, nachdem die Mistkerle verschwunden waren, hätte sich doch jemand seiner erbarmen können...“

Adam ist bei seiner Mutter aufgewachsen. Die Fragen nach dem Vater hat sie konsequent abgeblockt. Heute will er seine Chance nutzen, um in den Unterlagen etwas zu erfahren.
Der Autor hat ein abwechslungsreiches Jugendbuch geschrieben. Er verknüpft das Thema Mobbing mit der Suche nach den eigenen Wurzeln und der ersten Liebesbeziehung.
Für ein Buch diese Genre überrascht positiv die stellenweise gehobene Wortwahl. Das zeigt sich zum Beispiel in obigen Zitat. Ab und an allerdings verwendet der Autor die alte Rechtschreibung. Als ein persönliches Stilmittel mag das durchaus möglich sein, könnte die Zielgruppe aber irritieren.
Gut beschrieben wurde Adams Reise zum Wohnort des Vaters. Natürlich hat er weder die Mutter informiert, noch kann er sich sicher sein, dass der Vater noch dort wohnt. Geschickt wurden eine Reihe von Eventualitäten eingearbeitet. Beim Trampen trifft man eben auf unterschiedliche Leute.
Ab und an durchzieht ein feiner Humor die Geschichte.

„...Ich kenne mich mit Raubkatzen aus und weiß, wann man auf Distanz bleiben sollte...“

Beim Gespräch mit dem Vater geht es um Wahrhaftigkeit und Verantwortungsbewusstsein. Und es wird ein Thema angesprochen, das den weiteren Verlauf der Handlung dominieren sollte. Bisher wurde es nur marginal angedeutet. Adam liebt den Nachbarsjungen Ethan. Genau auf den trifft er beim Waldspaziergang mit seinem Vater. Jetzt spielen Toleranz und Vertrauen eine Rolle.
Der Autor versteht es, die Begegnungen der Jungen und ihr intimes Kennenlernen behutsam zu schildern.

„...Ethan strahlte ihn wieder mit diesem Lächeln an. Es wirkte warmherzig auf ihn, dass er fast dahinschmolz...“

Über das Ende der Geschichte kann man geteilter Meinung sein. Dazu sollte man wissen, dass die Jungen in Amerika leben. Was kann man heutzutage einen Fünfzehnjährigen zutrauen? Wie weit kann er Verantwortung übernehmen? Ich finde die Idee mutig, halte sie aber in Deutschland für nicht machbar.
Die Geschichte hat mir sehr gut gefallen.

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