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Veröffentlicht am 25.08.2020

Tiefgreifender SF - Roman

Die Perelandra-Trilogie
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„...Soweit wir wissen, vollbringen wir etwas, das in der Geschichte der Menschheit, vielleicht sogar in der Geschichte des Universums, nie zuvor unternommen wurde. Wir haben gelernt, uns von dem Klumpen ...

„...Soweit wir wissen, vollbringen wir etwas, das in der Geschichte der Menschheit, vielleicht sogar in der Geschichte des Universums, nie zuvor unternommen wurde. Wir haben gelernt, uns von dem Klumpen Materie zu lösen, auf dem die Menschheit entstanden ist...“

Diese Worte von Weston beschreiben für den Philologen Ransom ein Abenteuer, das ihm eine völlig neue Sicht auf die Welt ermöglicht. Eigentlich war er nur zu dem Physiker Weston gewandert, um sich mit ihm auszutauschen. Dort trifft er auch auf Dick Devine. Beide Männer verfrachten Ransom in ein Raumschiff.
Der Autor hat einen fesselnden Zukunftsroman geschrieben. Allerdings sollte man beim Lesen nicht vergessen, dass das Buch vor circa 70 Jahren entstanden ist.
Die Geschichte besteht aus drei Teilen. Im ersten Teil darf ich Ransom nach Malakandra, uns als Mars bekannt, begleiten. Seine zweiter Flug führt ihn auf Perelandra, die Venus.
Im dritten Teil bleibt der Protagonist auf der Erde. Hier spitzt sich der Kampf zwischen Gut und Böse zu. Während die ersten beiden Teile während des Zweiten Weltkriegs spielen, findet der letzte Teil irgendwann danach statt.
Der Autor ist ein genialer Erzähler. Er erschafft gekonnt neue Welten und beschreibt sie auf unnachahmliche Art. Auf Malakandra leben drei völlig unterschiedliche Völker. Jedes von ihnen hat seine besonderen Begabungen. Trotzdem funktioniert das friedliche Zusammenleben. Man achtet einander und nutzt gegenseitig die unterschiedlichen Fähigkeiten.
Immer wieder durchziehen philosophische Gedanken die Geschichte.

„…Ein Vergnügen wird erst in der Erinnerung vollkommen. Du sprichst, Hman, als sei das Vergnügen eine Sache und die Erinnerung eine anderen. Es ist alles eins...“

Ransom lernt die Herrscher dieser Welt kennen und erlebt, dass sie nicht an den Planeten gebunden sind. Für mich als Leser ergeben sich hier Bezüge zum christlichen Glauben, die ich aber in anderen Situationen wieder infrage stellen werde.
Das folgenden Zitat gibt einen minimalen Ausschnitt von der Landschaft des Planeten wieder:

„..Ansonsten schien die Insel unbewohnt und die sanften Hänge waren kahl bis auf den Hain, der die Kuppe krönte. Dort oben war wieder eine Steinanlage zu sehen...“

Die Welt auf Perelandra ist ganz anders. Hier trifft Ransom nur eine Frau. Die Insel mutet paradiesisch an. Auch die ganze Handlung ist in dieser Art ausgerichtet. Weston erscheint und versucht die Frau zu Dingen zu bewegen, die ihr eigentlich verboten sind. Der Autor versteht es, den inneren Kampf wieder zu geben. Andererseits wird an vielen Stellen deutlich, dass die Frau und Weston im übertragenen Sinne völlig unterschiedliche Sprachen sprechen. So entgegnet sie ihm an einerStelle:

„...Deine Worte sind wie ein Baum ohne Früchte...“

Erstaunlich für mich ist es, dass die Frau diese Gespräche trotzdem als einen Reifeprozess betrachtet, auch wenn sie es anders ausdrückt. Es geht darum, ob Ransom mit seinen Warnungen siegt oder ob Weston ihr eine Übertretung einreden kann, indem er ihr die angeblichen Vorteile aufzeigt.
Wieder fließen philosophische Gedanken ein:

„...Ich verstehe nicht, warum verschiedene Welten die gleichen Lebewesen hervorbringen sollten. Tragen verschiedene Bäume die gleichen Früchte?...“

Der dritte Teil nimmt zwar mehr als die Hälfte des Buches ein, wird von mir aber nur kurz betrachtet. Hier treffen die Gegenspieler Ransom und Dick Devine das letzte Mal aufeinander, wobei das nicht richtig formuliert ist, denn sie werden sich kein einziges Mal mehr gegenüberstehen. Beide scharen um sich Menschen, die ihnen helfen sollen, ihr Ziel zu erreichen.
Ransom steht für das Gute und Ewige. Dick gibt sich zwar einen anderen Namen, bleibt aber der pure Materialist, der Menschen manipuliert, eine Welt des Schreckens aufbaut, die sich verdächtig nahe an der Zeit des Nationalsozialismus orientiert, und seine Kräfte in den Machtbereich des Bösen stellt. Für beide Seiten gilt allerdings.

„...Wenn Sie einmal die Hand an den Pflug gelegt haben, gibt es kein zZurück...“

Der Autor verknüpft christliche Aspekte mit der Sagenwelt und König Artus und Merlin. Seine Protagonisten agieren in Großbritannien.
Zwei Dinge finden nicht meine Begeisterung. Zum einen hat der Autor Probleme mit starken Frauen, zum anderen hätte ich mir seine Szenen zum Thema Kampf weniger blutrünstig gewünscht.
Als besonders Highlight tritt der Autor an wenigen Stellen selbst in den Geschichten auf.
Wer das Buch lesen will, muss wissen, dass neben rasanten Handlungsabschnitten viel Platz für tiefgreifende Gedanken und ausführliche Gespräche ist. Die können, sachlich und philosophisch sein und erfordert meist ein Mitdenken.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen.

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Veröffentlicht am 22.08.2020

Lila eerzählt ihr Leben

Die Märchenerzählerin
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„...Ich bin nicht die Frau, die mit Stöcken durch die Wiesen rennt. Ich kann auch ohne sie gehen, und das sehr zügig...“

Das sagt die 76jährige Lila Oelmann von sich. Sie lebt seit knapp einem Jahr in ...

„...Ich bin nicht die Frau, die mit Stöcken durch die Wiesen rennt. Ich kann auch ohne sie gehen, und das sehr zügig...“

Das sagt die 76jährige Lila Oelmann von sich. Sie lebt seit knapp einem Jahr in einer Männer – WG und darf Hermanns Wohnung nutzen. Er war ihre große Liebe und ist plötzlich verstorben. Das Leben in der WG ist nicht einfach. Jeder hat seine Ecken und Kanten und ist geprägt von mehr als 75 Jahren Leben.
Lilas Gedanken beschreiben nicht nur das Jetzt und Hier. Sie gehen oft zurück in die Vergangenheit. Dort gibt es eine offene Wunde. Seit vielen Jahren hat sie nichts von ihrer Schwester Astrid gehört. Ab und zu bekam sie Kunstpostkarten ohne Name und Absender.
Die Autorin lässt in ihrem Buch anhand von Lilias Erinnerungen vor allem die ersten Jahre nach dem Krieg lebendig werden.
Das Buch zeichnet sich durch einen bildhaften Schriftstil aus – und es weckt auch beim Leser Erinnerungen.
Lilas Vater ist Musiker. Er ist kaum zu Hause. Astrid, die ältere Tochter, wird von der Mutter bevorzugt. Sie hat all das, was Lila fehlt: Schönheit, Zielstrebigkeit, Gehorsam. Dabei wird aber übersehen, dass Astrid aus diesem Grund auch glaubt, ein Anrecht auf Alles zu haben, dass sie möchte.
Lilas erste Ehe hält nicht lange. Der Grund steht hier:

„...Ich hatte es viel zu spät verstanden: Frank Finck wollte eine Frau, die nicht berufstätig war, die nicht studierte, die für ihn da war, wenn er nach Hause kam...“

Dann lernt Lila Konstantin kennen und schwebt auf rosa Wolken. Ein gemeinsamer Urlaub mit Astrid und Konstantin an der Nordsee aber öffnet ihr die Augen. Konstantin reist ab. Zwischen den Schwestern kommt es an einem Kanal zu einer Auseinandersetzung. Lila geht. Weder sie noch ihre Familie haben seitdem etwas von der Schwester gehört. Wie hatte ihr die Mutter einst gesagt?

„...Lila, sei mit deinen Wünschen vorsichtig. Vielleicht bekommst du, was du dir wünscht, aber dann stellt sich heraus, dass es nicht das ist, was du haben wolltest...“

Jetzt möchte Lila ihre Schwester gern noch einmal sehen. Sie fährt in die Niederlande an die Küste. Die Jahre haben auch dort Spuren hinterlassen. Das einstige Ferienhaus existiert nicht mehr.

„...Erinnerungen sind eingefroren, bewahren das Bild einer Situation, einer Gegend … Aber wie die sich verändert hat, kann die Erinnerung nicht sagen...“

Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Lilas Leben ging durch Höhen und Tiefen. Sie brauchte lange, bis sie ihren Weg gefunden hat. Sie hat sich aber eines bewahrt: Empathie und Verantwortungsbewusstsein. Das prägt ihre letzten Entscheidungen.

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Veröffentlicht am 20.08.2020

Was heißt perfekt?

Unheimlich perfekte Freunde
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„...Wie ist die perfekte Schule? Geschlossen!, dachte Frido. Und dass sie ganz besonders an Elternsprechtagen geschlossen sein sollte...“

Frido weiß, warum ihn dieser Tag Bauchschmerzen macht. Er geht ...

„...Wie ist die perfekte Schule? Geschlossen!, dachte Frido. Und dass sie ganz besonders an Elternsprechtagen geschlossen sein sollte...“

Frido weiß, warum ihn dieser Tag Bauchschmerzen macht. Er geht in die vierte Klasse, und am Elternsprechtag wird die Lehrerin seinen Eltern mitteilen, dass er die Anforderungen für das Gymnasium nicht erfüllt. Natürlich möchte Frido aufs Gymnasium, denn sein bester Freund Emil schafft die Anforderungen spielend. Während sein Vater das eher gelassen sieht, ordnet die Mutter drei Mal in der Woche Nachhilfe an. Natürlich streiten sich die Eltern darüber und Frido reißt aus.
Auf den Jahrmarkt steht er plötzlich vor eionem magischen Spiegel. Daraus hervor tritt sein Spiegelbild. Das kann alles, was Frido nicht kann.
Die Autorinnen haben ein humorvolles und magisches Kinderbuch geschrieben.
Anfangs ist Frido begeistert. Während er frei hat, schreibt Spiegelfrido eine Eins nach der anderen. Doch bald begreift Frido, dass die Geschichte auch ihre Schattenseiten hat.
Der Schriftstil ist kindgerecht, das Geschehen gut nachvollziehbar. Wenn Spiegelfrido in allem das perfekte Gegenteil zu Frido ist, verkehren sich leider auch dessen positive Seiten ins Gegenteil. Und Fridos gut Schulleistungen rufen Neider auf den Plan. Die wollen wissen, wie das möglich ist.
Bald eskaliert die Situation. Es bedarf einer Menge Phantasie und Einfallsreichtum, das Durcheinander wieder in Ordnung zu bringen.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen.

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Veröffentlicht am 17.08.2020

Alltagsgeschichten

Huchting - Geschichten von der Straße
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„...Meine sehr verehrten Damen und Herren. Bitte beachten Sie folgende Durchsage: Aufgrund mehrere umgestürzter Bäume können wir unser Reise leider nicht fortsetzen. Es ist momentan nicht möglich, die ...

„...Meine sehr verehrten Damen und Herren. Bitte beachten Sie folgende Durchsage: Aufgrund mehrere umgestürzter Bäume können wir unser Reise leider nicht fortsetzen. Es ist momentan nicht möglich, die Strecke frei zu räumen...“

Dieses Zitat findet sich in der ersten Geschichte des Buches. Silke und Habib sitzen sich im Zugabteil gegenüber, als der Zug zum Stehen kommt. Beide sind auf den Weg nach Huchting. Kurze Zeit später wartet eine besondere Anforderung auf sie. Als letzte Fahrgäste erreichen sie das einzige Hotel im gestrandeten Ort. Es gibt nur noch ein Doppelzimmer. Wie werden sie sich entscheiden?
Das Buch vereint zwölf Geschichten über die kleinen Leute in Huchting, einem Stadtteil von Bremen. Das Geschehen ist aus dem Alltag gegriffen, hat aber meist noch eine besondere Facette.
In drei Geschichten geht es im Sadiq und seine Familie. Der ehemalige Asylbewerber hat sich im Ort integriert. Im Mittelpunkt steht allerdings meist Denis, sein kleiner Sohn, der Autist ist. Gezeigt wird, wie liebevoll die Familie auf den Jungen und seine besonderen Ansprüche eingeht. Mit der folgenden Frage wird eines seiner Hobbys beschrieben:

„...Kann ich Waschmaschinenvideos kucken?...“

Die Geschichten sind mal stimmungsfroh, mal mit feinem Humor gespickt, aber auch traurig. Meist gibt es irgendeine überraschende Wendung.
Zu meinen Lieblingsgeschichten gehört „Wie aus dem Nichts“. Im Mittelpunkt steht die kleine Nasrin.

„...Frau Schmidt ist eine Lehrerin, die den Bewohnern des Flüchtlingsheims am Wardamm Deutschunterricht gibt. Sie macht das nicht, weil sie dafür Geld bekommt, sondern weil sie nett ist...“

Nasrin lernt gern. Die Geschichte erzählt von Flucht und Ankunft und endet mit einem Wunder – für das Mädchen und einen Autofahrer.
Das Buch besticht durch eine besondere Aufmachung Jede Kapitelüberschrift ist eingebettet in die Straßenkarte des Ortes.
Obwohl das Buch in einem christlichen Verlag erschienen ist, wird der Glaube nur punktuell und eher unauffällig eingebunden.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Es erzählt, wie das Leben spiel mit einen Licht-, aber auch seinen Schattenseiten.

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Veröffentlicht am 29.07.2020

Eine starke Frau

Saale Premium - Stürme über dem Weinschloss (Die Weinschloss-Saga 1)
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„...Eine kluge Frau schafft es immer, ihren Mann dorthin zu kriegen, wo sie ihn hinhaben will. Guck dir Mutti an. Vati tanzt nach ihrer Pfeife und merkt es nicht einmal...“

Ob sich Bettina, Aennes ältere ...

„...Eine kluge Frau schafft es immer, ihren Mann dorthin zu kriegen, wo sie ihn hinhaben will. Guck dir Mutti an. Vati tanzt nach ihrer Pfeife und merkt es nicht einmal...“

Ob sich Bettina, Aennes ältere Schwester, in ihrem späteren Leben an diese Worte erinnert? Wir befinden uns in Freyburg des Jahres 1880. Vor kurzem hat Aenne den Heiratsantrag von Oskar Nimmrod abgelehnt. Bettina würde ihn gern heiraten. Sie lockt das Leben in seinem kleinen Weinschloss. Und sie bekommt, was sie will – aber um welchen Preis?
Die Autorin hat einen abwechslungsreichen historischen Roman geschrieben. Eingebunden in die Handlung ist die Entwicklung und Geschichte der Freyburger Sektkellerei. Das Buch zeugt von exakter Recherche, denn die wichtigsten Etappen finden sich in der Geschichte wieder.
Im Mittelpunkt steht Aenne, Tochter des Winzers und Hoteliers Strauß. Die junge Frau hat von ihrem Vater viel über den Weinbau gelernt. Außerdem schreibt sie kleinere Artikel und Gedichte, die in der Naumburger Zeitung veröffentlicht werden. Sie sieht sich nicht als Hausfrau und Mutter.

„...Sie liebte es, den Trauben beim Reifen zuzusehen, sie liebte die Feuer im Herbst, wenn das Laub verbrannt wurde. Sie liebte es, wenn der Vater im Weinkeller stand und die Weine verkostete...“

Ihr Vorbild ist ihre Tante Oda, die sich ein selbstständiges Leben aufgebaut hat und weit in der Welt herum gekommen ist.
Dann bekommt Aenne von Emma Kloss, der Ehefrau des Besitzers der Weinkellerei, das Eingebot, die Chronik der Sektkellerei anlässlich von deren Jubiläum zu schreiben. Geschickt gelingt es ihrer Mutter, den Vater davon zu überzeugen, dass dies auch für ihr Unternehmen von Vorteil ist, denn zwischen dem Vater und den Besitzern der Sektkellerei hat eine Geschichte aus der Vergangenheit für Feindschaft gesorgt.
Aenne arbeitet dabei mit dem Werbefachmann Clemens zusammen. Beide begegnen sich auf Augenhöhe.
Der Schriftstil lässt sich angenehm lesen. Ich erfahre eine Menge über die Herstellung von Sekt und Champagner und über die Folgen des Auftretens der Reblaus in den Weinbergen.
Aennes gutes Verhältnis zum Vater erhält einen tiefen Riss, als sie Clement heiraten will. Er ist mit Emma Kloss verwandt und kommt somit überhaupt nicht infrage.
Aennes Weg geht durch manch dunkles Tal. Doch immer wieder findet sie die Kraft für einen Neuanfang. Sie lässt sich nicht unterkriegen und ist bereit, sehr viel zu opfern.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Es zeigt, wie schwierig es war, sich als Frau in einer Männerwelt durchzusetzen.

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