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Veröffentlicht am 22.07.2018

Eine junge Frau findet ihren Weg

Die Schmugglerin
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„...Zu viel Vertrauen könnte ihr Verderben bedeuten, zu wenig sie womöglich um eine Freundschaft bringen...“

Maria lebt in einem Dorf in den hohen Tauern. Der erste Weltkrieg ist gerade zu Ende. Die Folgen ...

„...Zu viel Vertrauen könnte ihr Verderben bedeuten, zu wenig sie womöglich um eine Freundschaft bringen...“

Maria lebt in einem Dorf in den hohen Tauern. Der erste Weltkrieg ist gerade zu Ende. Die Folgen des Krieges spalten die Einwohner in diejenigen, die vom Krieg profitiert haben und die, die ums Überleben kämpfen. Zu Letzteren gehört Marias Familie. Ihr Bruder Hansi hat ein Bein verloren. Der Vater kämpft mit psychischen Schäden nach dem Erleben der Schlachten. Nicht immer ist er im Hier und Jetzt. Bernhard, der zweite Bruder, sitzt im Gefängnis, weil er des Schmuggels überführt wurde. Bei seiner Verhaftung ist durch die Unachtsamkeit eines der Zöllner der Stall abgebrannt. Damit ging alles Vieh verloren. Die Hilfsbereitschaft der Einwohner geht gegen Null, die Klatschsucht nicht.
Um einen weiteren Beitrag zur Familienkasse zu leisten, soll Maria nun den Schmuggel von Bernhard fortsetzen.
Die Autorin hat einen spannenden historischen Roman geschrieben. Die Geschichte lässt sich zügig lesen.
Der Schriftstil ist über weite Strecken ernst und bedrückend. Das liegt ganz einfach an den gesellschaftlichen Verhältnissen. Während des Krieges hielten die Frauen das Zepter in der Hand. Nun werden sie wieder an den Kochtopf verbannt. In Marias Familie allerdings entscheidet der Vater wichtige Dinge nicht, ohne sie mit seiner Frau zu besprechen.
Sehr deutlich wird Marias Entwicklung herausgearbeitet. Sie weiß, was ihre Arbeit für die Familie bedeutet, hat es aber satt, immer fremdbestimmt zu werden. Als der Apotheker und der Kaufmann sie für den Schmuggelauftrag nicht haben wollen, greift sie zu einer List. Nach und nach setzt sie ihren willen durch. Das ist keine lineare Entwicklung. Es gibt natürlich Rückschläge.
Positiv auf Maria wirkt das Erscheinen der jungen Schauspielerin Loni im Dorf. Maria bewundert ihr Selbstbewusstsein. Erst im Laufe der Handlung muss sie erkennen, dass auch bei Loni nicht alles so ist, wie es scheint. Das Eingangszitat bezieht sich auf Marias innere Auseinandersetzung darüber, wie sie sich gegenüber Loni verhalten soll, denn das Kennenlernen erfolgt in einer für Maria schwierigen Situation..
Der Herr Bürgermeister versteht es, aus allem den größten Nutzen für sich zu ziehen. Das folgende Zitat belegt sein Vorgehen:

„...Dieser windige Brückner! Er will seine Theateraufführungen, und gleichzeitig Arbeitskräfte, die ihm kostenlos das alte Gasthaus renovieren...“

Er hat es ebenfalls auf den Bauernhof von Marias Familie abgesehen. Menschen sind für ihn Spielfiguren nach seinem Willen.
Ab und zu blitzt bei Maria eine sarkastische Ader auf. Das geschieht vor allem dann, wenn sie die Klatschtanten des Dorfes reden hört.
Marias Gedanken werden kursiv in die Geschichte eingefügt.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen.

Veröffentlicht am 21.07.2018

Brisantes Thema

Herz im Fadenkreuz
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„...Es ist falsch, was ihr tut. Ihr könnt euch nicht über das Gesetz stellen und Gewalt mit Gewalt bekämpfen...“

Esther ist das erste Mal mit ihren Freundinnen in der neuen Kneipe. Da sieht sie einen ...

„...Es ist falsch, was ihr tut. Ihr könnt euch nicht über das Gesetz stellen und Gewalt mit Gewalt bekämpfen...“

Esther ist das erste Mal mit ihren Freundinnen in der neuen Kneipe. Da sieht sie einen großen, schlanken und blonden Mann. Einige Tage später kommt ihr dieser zur Hilfe, als sie ein anderer belästigt. Aus beiden wird ein Paar. Doch die Verbindung hat ihre Tücken.
Die Autorin hat einen fesselnden Gegenwartsroman geschrieben. Sie ermöglicht mir nicht nur einen Blick in die linksradikale Szene, sondern zeigt auf, wie tief dieses Leben in das tägliche Tun und Handeln eingreift.
Der Schriftstil lässt sich gut lesen. Er ist abwechslungsreich. Romantische Stunden zwischen Esther und Lys wechseln mit knallharten Entscheidungen von Lys` Vorgesetzten. Die sind mir übrigens die gesamte Handlung über suspekt geblieben. Sie ziehen die Fäden und lassen andere die Drecksarbeit machen.
Die Protagonisten werden gut charakterisiert. Die 20jährige Esther ist Studentin. Nebenbei verdient sie sich an der Uni ein paar Euro dazu. Mit ihrer besten Freundin Laura tauscht sie über ihr Leben aus.
Lys, der junge Mann, ist gebürtiger Ungar und ein begabter Sportler. Im Gegensatz zu Esther weiß ich von Anfang an, dass er einer linksradikalen Gruppe angehört, die Attentate gegen die rechte Szene verübt. Sein Motiv dafür erfahre ich im Laufe des Geschehens.
Sehr gut herausgearbeitet werden die unterschiedlichen Ansichten in der Gruppe. Jörg, Lys` bester Freund, bestimmt in dieser Freundschaft, wo es lang geht. Ein Anruf von ihm genügt, damit sich Lys auf den Weg macht. Lys erscheint einerseits als eiskalter Killer, hat andererseits aber ziemliche Schwierigkeiten, sogenannte Kollateralschäden zu akzeptieren. Zur Gruppe gehört noch Silke. Die junge Frau reagiert völlig emotionslos, was das folgende Zitat belegt:

„...Es ist bedauerlich, aber zivile Opfer sind unter solchen Umständen nicht zu vermeiden...“

Obwohl ihm Jörg mit der Forderung, sich von Esther zu trennen, immer wieder in den Ohren liegt, versucht Lys, außerhalb seiner Aufträge eine normales Leben zu führen und die Beziehung mit Esther zu festigen. Das gelingt ihm auch über weite Strecken. Trotzdem wird Esther zunehmend misstrauisch. Sie ahnt, dass etwas nicht stimmt. Lys wiederum muss damit fertig werden, das er selbst in unbeobachteten Momenten von Rechtsradikalen erkannt werden kann. Er weiß, dass dies auch eine Gefahr für Esther bedeutet.
Die Autorin macht einerseits durch die Handlung, andererseits mit gekonnt ausgearbeiteten Gesprächen deutlich, dass Gewalt nie die Lösung ist, sondern immer neue Gewalt erzeugt. Die Spirale geht steil nach oben.
Zu den inhaltlichen und stilistischen Höhepunkten gehören für mich die letzten Gespräche von Esther und Lys. Das Eingangszitat stammt daraus. Esther steht zu ihrer Überzeugung.
Einen breiten Rahmen nehmen außerdem Lys` sportliche Aktivitäten ein. Ich habe dabei eine Menge über Taekwondo gelernt.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Die Geschichte ist nahe an der Realität. Im Prinzip lebt Lys zwei Leben. Doch eines Tages wird er sich für eines entscheiden müssen. Keine gute Figur im Buch machen die staatlichen Sicherheitsdienste. Am Schluss soll nochmals ein Zitat von Esther stehen, dem nichts hinzuzufügen ist:

„...Es sind aber Menschen getötet und verletzt worden. Auch sie haben ein Recht auf Leben, selbst wenn wir ihre politische Meinung ablehnen...“

Veröffentlicht am 20.07.2018

Schöner historischer Roman

Die Flötenspielerin
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„...Aber sicher ist eins: Flüche taugen nur so viel, wie die Zahl der Leute, die an sie glauben...“

Um nicht als Hexe verbrannt zu werden, muss Leah mit ihrer Ziehmutter Helena und Sebastian die Heimat ...

„...Aber sicher ist eins: Flüche taugen nur so viel, wie die Zahl der Leute, die an sie glauben...“

Um nicht als Hexe verbrannt zu werden, muss Leah mit ihrer Ziehmutter Helena und Sebastian die Heimat verlassen.
Einige Jahre sind vergangen. Helena ist tot. Sebastian findet bei einem Herzog eine Anstellung als Stallmeister. Leah hilft bei der Ausbildung der Pferde und arbeitet als Heilerin. In ihren stillen Stunden zieht sie sich mit der Flöte in den Wald zurück. Ihr Flötenspiel hört Alexander. Er lebt auf der alten Bergfeste, gilt im Dorf als Kapuzenmann und wurde durch Brandwunden entstellt.
Die Autorin hat eine märchenhafte historische Liebesgeschichte geschrieben. Das Buch lässt sich angenehm lesen.
Der Schriftstil ist abwechslungsreich. Es gibt spannende Szenen, aber auch romantische Momente. Gekonnt und behutsam wird erzählt, wie Leah und Alexander sich kennenlernen und sich nach und nach dem anderen öffnen. Bei der Gelegenheit erfahre ich Wesentliches über die Vergangenheit der beiden. Leahs Stand allerdings bleibt lange im Dunkeln. Beiden gemeinsam ist, dass der in Umlauf gebrachte Fluch auf die Intrige der jeweiligen Schwiegermutter zurückgeht. Darauf bezieht sich das Eingangszitat.
Sehr bildhaft und mit passenden Metaphern werden Natur und Umwelt beschrieben, wie das folgende Zitat belegt:

„...Das frische Grün des Frühlings ließ die Ebene wie einen Edelstein leuchten. Der Bach, der etwas oberhalb der Bergfeste mit einem kleinen Wasserfall entsprang, zog sich windend hinunter bis zum Dorf...“

Ausführlich werden einige Heilmethoden und die dafür durch Leah genutzten Kräuter beschrieben. Besonders interessant fand ich die von ihr entwickelte Heilsalbe.
Die Autorin versteht es, den Emotionen der Protagonisten den nötigen Raum zu geben. Alexanders Einsamkeit ist mit den Händen greifbar. Leahs Trauer berührt mich als Leser, als das neugeborene Fohlen nicht mehr lebt. Auch Wendels Hinterhältigkeit und Brutalität wird durch sein Handeln mehr als deutlich.
Für mich ist über weite Strecken Leah die Stärkere in der Beziehung. Sie hat sich ein Leben aufgebaut und wird anerkannt. Alexander braucht die Hilfe von Freunden, um den ihm gebührenden Platz wieder einnehmen zu können. Leah gibt ihm neuen Lebensmut, weil sie sich von seinen Narben nicht abschrecken lässt.
Natürlich werden auch typischen Ritterkämpfe in die Handlung integriert. Dabei werden gekonnt Informationen über Sitten und Gebräuche der damaligen Zeit eingeflochten, sei es die Tischordnung oder das Leben am herzoglichen Hof.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen.

Veröffentlicht am 03.07.2018

Spannende Ermittlungen

Aachener Todesreigen
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„...Ich habe gehört, es gibt inzwischen sogar Leute, die ihre Hunde und Katzen vegan ernähren...Das nenne ich doch mal artgerechte Haltung für Fleischfresser...“

Britta arbeitet in der Detektei Schniedewitz ...

„...Ich habe gehört, es gibt inzwischen sogar Leute, die ihre Hunde und Katzen vegan ernähren...Das nenne ich doch mal artgerechte Haltung für Fleischfresser...“

Britta arbeitet in der Detektei Schniedewitz & Schniedewitz. Dort erhält sie einen Anruf von Pia Brand. Sie bittet sie, ihre verschwundene Schwester zu suchen. Sabrina hatte sich für das Wochenende eine Auszeit genommen und war danach nicht nach Hause zurückgekehrt. Britta, die gerade eine Ehefrau wegen Untreue beschattet, kümmert sich trotzdem um Pias Anliegen. Sabrina wird tot in einer Ferienwohnung gefunden. Der Notarzt geht von Selbstmord aus, für die Polizei ist der Fall damit uninteressant. Doch weder Pia noch Christian, Pias Mann, können sich damit abfinden.
Die Autorin hat einen spannenden und abwechslungsreichen Krimi geschrieben. Die Geschichte lässt sich flott lesen.
Nachdem sich herausstellt, dass an dem Selbstmord einiges ungewöhnlich ist, führt die Spur in die Vergangenheit. Ein Eifersuchtsdrama von damals scheint bis heute nachzuwirken. Britta kennt einen Teil der Protagonisten, denn sie ging aufs gleiche Gymnasium.
Der Schriftstil ist eher locker. In der Detektei herrscht eine gute Arbeitsatmosphäre, solange der Herr des Hauses außen vor bleibt. Kleine Spitzfindigkeiten und harmlose Späße zwischen Britta und Eric sorgen für den nötigen Humor.
In ihrer Familie hat Britta dagegen weniger zu lachen. Es genügt eine Feier im Familienkreis, um die Charakteristik des Vaters und der Geschwister abzugeben. Der einzige Lichtblick ist ihre Schwester Petra mit ihrem Mann Gregor und den drei Kindern. Dass Eingangszitat stammt von Gregor, der es sich auch traut, seinem Schwiegervater Paroli zu bieten. Der ist nämlich noch nicht in der Gegenwart angekommen, wie sein Zitat über Kindererziehung zeigt:

„...Wenn du deinen Kindern kein Benehmen beibringst, muss es jemand anders tun. Maßvolle Züchtigung hat noch keinem Bengel geschadet...“

Übrigens gehört dieser Ausspruch noch zu seinen harmloseren. Das Familientreffen strotzt von Sarkasmus. Dadurch fällt auch Dr. Holger, Brittas Bruder, auf. Andererseits ist er ein begnadeter Arzt, was später in der Handlung noch eine Rolle spielen wird.
Als es das zweite Opfer gibt, dessen Tod dieses Mal als Unfall inszeniert wurde, vereinen Britta und Eric ihre Kräfte. Sehr detailliert wird die Ermittlungsarbeit der beiden beschrieben, so dass ich mitdenken und mit rätseln kann. Natürlich gehe ich dabei alle Um- und Irrwege mit.
Gekonnt integriert werden Tagebucheinträge von Sabrina, die sie während ihrer Schulzeit angefertigt hat. Dadurch lässt sich die Zahl der möglichen Täter oder eventuell auch Opfer eingrenzen.
Und dann gibt es noch Sammy. Der kleine Hund wurde Eric übergeben und bringt das Leben in der Detektei gehörig durcheinander. Da Britta im Gegensatz zu Eric Erfahrungen mit Hunden hat, nimmt sie ihn mit zu sich und versucht sich an seiner Erziehung.
Geschickt versteht es die Autorin, den wahren Täter und sein Motiv bis fast zuletzt unter der Decke zu halten.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Ich würde mich über weitere Fälle mit den beiden Ermittlern freuen.

Veröffentlicht am 03.07.2018

Smartphonenutzung und christlicher Glaube

Wie dein Smartphone dich verändert
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„...Medien liegen nicht passiv herum und warten, bis wir vorbeikommen...Sie sagen uns, was wir tun müssen, und, noch erheblicher, was wir wollen müssen. Der Fluss hat eine starke Strömung, und wenn wir ...

„...Medien liegen nicht passiv herum und warten, bis wir vorbeikommen...Sie sagen uns, was wir tun müssen, und, noch erheblicher, was wir wollen müssen. Der Fluss hat eine starke Strömung, und wenn wir nicht schwimmen können, werden wir mitgerissen...“

Der Autor untersucht unseren Umgang mit dem Smartphone aus christlicher Sicht und macht darauf aufmerksam, welche Gefahren bestehen. Dabei verteufelt er es nicht oder rät zu absoluten Verzicht. Es geht ihm um bewussten Umgang mit der Technik. Viele der angesprochenen Themen betreffen dabei nicht nur Christen, sondern diesen Fragen sollte sich jeder stellen.
Bevor ich auf die Ausführungen näher eingehe, möchte ich zwei Fragen in den Raum stellen, die mir beim Lesen des Buches gekommen sind und deren Beantwortung offen ist.
1. Kommt das Buch noch rechtzeitig?
2. Wird es die eigentliche Zielgruppe erreichen?
Nach einem Vorwort und einer kleinen Theologie der Technik, bei der ich übrigens nicht immer der Meinung des Autors bin, beschreibt Tony Reinke in zwölf Kapiteln, wie das Smartphone unser Leben verändert.
Im ersten Kapitel geht es um die Sucht nach Ablenkung. Danach untersucht der Autor, wie sich unser Sozialverhalten ändert. Freunde des Netzes stehen über Freunden im Leben. Im dritten Abschnitt behandelt er das Bestreben nach Beifall. Danach beschäftigt er sich mit der Lesekompetenz und der Jagd auf Likes. Einsamkeit und heimliche Unmoral sind weitere Themen. Im 9. Kapitel analysiert er, wie sich der Sinn des Lebens verändert. Die Angst, etwas zu verpassen, zunehmende Härte gegeneinander und der Verlust der Zeitkompetenz sind die letzten Themen.
Der Sprachstil des Buches ist ausgereift. Das Lesen erfordert Konzentration und Mitdenken.
Jedes Kapitel ist in handliche kleinere Abschnitte unterteilt. Der Autor legt seinen Standpunkt dar, beschreibt den Umgang mit dem smartphone und stellt dem Verhalten passende Aussagen der Bibel gegenüber, die zeigen, wie wir unser Leben führen sollen. Konsequent logisch analysiert er dann das Verhalten im Umgang mit dem Smartphone anhand dieser Aussagen und zeigt Gefahren auf. Er arbeitet viel mit Listen. Außerdem bindet er Zitate verschiedenen Autoren in seine Ausführungen ein.
Ich möchte nicht alle zwölf Punkte auseinandernehmen. Das wäre auch nicht der Sinn einer Rezension, aber doch das eine oder andere erwähnen. Einen Punkt spricht das folgende Zitat an:

„...Unsere größte Bedrohung liegt darin, das wir mit so kurzen Aufmerksamkeitsspannen leben: in einem Augenblick gefesselt von einer kleinen Überraschungsexplosion, im nächsten Augenblick von einer anderen...“

Man kann es auch anders formulieren. Es muss immer etwas passieren. Konzentriertes Arbeiten wird schwieriger. Wenn der Autor feststellt, dass wir unsere Lesekompetenz verlieren, gibt es dafür in der Praxis schon genügend Beispiele. Das nächste Zitat macht deutlich, worauf es ankommt.

„...Willst du Informationen verinnerlichen, musst du dir Zeit dafür nehmen...“

Es macht nachdenken, wenn der Autor die Frage in den Raum stellt, ob wir am Morgen zuerst beten oder zuerst unser Smartphone checken.
Einen großen Teil seiner Ausführungen widmet der Autor den Problem der sozialen Kompetenz. Als Christ ist mein Nächster in erster Linie ein Mensch aus Fleisch und Blut, nicht der Partner im Online-Chat. Außerdem verführt die angebliche Anonymität des Netzes zu Handlungen, die uns im täglichen Leben beschämen würden.

„...Wir verlieren uns in der virtuellen Welt und vergessen die Welt aus Fleisch und Blut um uns herum, und wir verlieren unser Zeitempfinden...“

Viele kennen die Erfahrung, dass man, wieder einmal, viel länger im Netz war als man eigentlich wollte.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Dazu hat besonders beigetragen, dass der Autor die Situation realistisch einschätzt, sie gekonnt analysiert, Lösungsvorschläge anbietet und Denkanstöße gibt, aber keine Vorschriften macht. Ein abschließendes Zitat soll meine Rezension beenden.

„...Digitale Technik kann uns am meisten nützen, wenn wir ihren Einfluss auf unser Leben begrenzen...“