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Veröffentlicht am 16.06.2022

Liebe in der Fremde

¡PARAGUAY, MI AMOR!
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„...Alles, was sie ist und wie wunderbar sie sich entwickelt hat, ist Dir und Jola anzurechnen, aber bitte gewähre deinem kleinen Bruder den Wunsch, seiner leiblichen Tochter in die Augen blicken zu dürfen...“

Diese ...

„...Alles, was sie ist und wie wunderbar sie sich entwickelt hat, ist Dir und Jola anzurechnen, aber bitte gewähre deinem kleinen Bruder den Wunsch, seiner leiblichen Tochter in die Augen blicken zu dürfen...“

Diese Zeilen sollen Valeskas Leben gehörig auf den Kopf stellen. Im Jahre 1999 nach ihrem Abitur erfährt sie, dass Jost ihr Vater ist. Er hat ihre Mutter geschwängert, als sie schon mit seinem Bruder zusammen war. Jost lebt in Paraguay. Kurzerhand reist Valeska dorthin.
Die Autorin hat eine abwechslungsreiche Geschichte geschrieben. Die Informationen über das Leben in Paraguay zeugen von einer ausführlichen Recherche.
Der Schriftstil lässt sich flott lesen. Ab und an ist er allerdings etwas vulgär. Das wertet in meinen Augen die Beziehung zwischen Ramon und Valeska ab.
Apropos Ramon: Er ist Josts Ziehsohn. Sein Vater hatte sich politisch betätigt und war ermordet worden. Kurz drauf hat Jost Isabella kennengelernt. Zusammen mit ihr betriebt er eine Farm.
Mit den Protagonisten bin ich nicht richtig warm geworden. Das hat einige Gründe. Gleich am Anfang warnt Jost seine Tochter.

„...Die Männer und Jungen hier sind nicht immer so zurückhaltend wie du es aus Deutschland kennst!...“

Ramon ist ein typischer Macho. Valeska zeigt ihm am Anfang zwar deutlich die Grenzen auf, kann sich dann aber seinen Charme und seinen Begehren nicht entziehen. Jost macht ihnen klar, was geht und was nicht, zumal zwei jüngere Geschwister in der Familie leben. Valeska aber reagiert teilweise wie ein trotziges Kind, wenn es um Regeln geht. Was nützt eine Entschuldigung, wenn ich mein Verhalten nicht ändere? In meinen Augen missbraucht sie das Gastrecht. Das betrifft auch ihr Verhalten gegenüber der 16jährigen Halbschwester. Sie gestattet ihr Freiheiten, die nicht mit den Geboten der Eltern in Einklang zu bringen sind. Und da Paraguay nicht Deutschland ist, ist das Ganze nicht ungefährlich. Die folgenden Zeilen belegen das.

„...Hier denken Männer anders über Frauen und zeigen es auch! Sie nehmen sich leider sehr oft, was sie wollen!...“

Ramon verschweigt seinen Eltern auch, dass er Mitglied der LAPED ist, einer politischen Organisation, die sich gegen das herrschende Regime auflehnt. Damit gefährdet er nicht nur sein Studium der Medizin, sondern setzt sein Leben aufs Spiel, zumal er schon einmal in den Fängen der Polizei war.
Heftig ist die Geschichte von Carmen. Sie wirft einen Blick auf die dunklen Zeiten in Paraguay.
Das Buch hat mir insgesamt gut gefallen. Allerdings gibt es für mich eine Diskrepanz zwischen der Bildung der Protagonisten und ihrer Umgangssprache.

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Veröffentlicht am 31.03.2022

Gute Ansätze, aber einige Schwächen

Ein hundsgemeiner Mord
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„...Ein Mann um die sechzig mit Halbglatze, der einen Hund auf dem Arm trug, drängte sich an Sanne vorbei. „Das ist ein Notfall“, sagte er….“

Den Hund hatten er und sein Frau am Straßenrand gesehen. Sie ...

„...Ein Mann um die sechzig mit Halbglatze, der einen Hund auf dem Arm trug, drängte sich an Sanne vorbei. „Das ist ein Notfall“, sagte er….“

Den Hund hatten er und sein Frau am Straßenrand gesehen. Sie hatten angehalten und ihn mitgenommen. Sie nahmen an, dass er von einem Auto angefahren worden sei. Doch bei der Untersuchung stellt Tina, die Tierärztin, fest, dass der Hund angeschossen wurde.
Die Autorin hat einen Krimi mit einer besonderen Protagonistin geschrieben. Nicht nur, dass Tina Tierärztin ist, sie hat kein Gefühl für Gefahr oder das, was geht und nicht geht.
Es stellt sich heraus, dass der Hund vom Gut derer von Finkenstein stammt. Zur gleichen Zeit, wo der Hund verschwunden ist, hat angeblich der Trainer Selbstmord begangen.
Tina will es genauer wissen und nimmt die Ermittlungen in die eigene Hand. So weit, so gut. Sanne, die Helferin in der Arztpraxis, will unbedingt dabei sein. Eigentlich untersucht Jan Voss den Fall. Der Polizist war einst der beste Freund ihres Bruders.
Sehr gut gefallen mir die Ortsbeschreibungen. Hier zeigt die Autorin, dass sie den Umgang mit Metaphern beherrscht.

„...Hinter der Weide, auf denen sich die Schafe als helle Flecken abhoben, lag das Wasser des Sees wie eine dunkler Spiegel, darauf glitzerte der Sonnenuntergang in dunkelorangefarbenen Tupfen...“

Tina und Sanne entwickeln eine Theorie, wer für die Vorgänge verantwortlich sein könnte. Das fand ich ja noch amüsant. Auch dass sie Angestellte des Gutes befragt, sei ihr gegönnt. Doch die vielen Verfolgungsfahrten ziehen die Geschichte in die Länge. Und für die Spannung genügt es nicht, wenn Tina immer genau im letzten Moment eine Möglichkeit findet zu entkommen, nachdem sie erwischt wurde. Dass sie dabei nicht nur mit ihrem Leben, sondern auch mit dem von Sanne spielt, scheint ihr nicht klar zu sein. Sanne ist alleinerziehend und hat zwei kleine Kinder. Wenn Sanne schon selbst unvernünftig ist, hätte Tina konsequent sein müssen.
Völlig den Kopf geschüttelt, habe ich bei den folgenden Satz:

„...Wir leben doch nicht mehr im Mittelalter! Bei uns gibt es so was wie eine funktionierende Polizei!...“

Der stammt nämlich von Tina. Ihr eigenes Handeln aber begründet sie damit, dass die Polizei nicht in der Lage ist, den Fall zu lösen. Sie wirft anderen vor, etwas Unüberlegtes zu tun und tut das am laufenden Band. Hausfriedensbruch, Einbruch, Datendiebstahl – die Reihe ließe sich fortsetzen.
Natürlich wird der Fall am Ende in einem Showdown von Tina gelöst.
Vergessen möchte ich allerdings nicht den sympathischsten Protagonisten der Geschichte. Das ist Tinas Mischlingshund Swatt. Ohne ihn wäre der Krimi völlig anders ausgegangen. Er war mehr als einmal der Retter aus der Not und hat zwischendurch für humorvolle Szenen gesorgt..
Mag sein, dass mancher den Krimi mit anderen Augen liest. Ich mag logischer Strukturen und die vermisse ich an vielen Stellen.

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Veröffentlicht am 07.03.2022

Viel Philosophie, wenig Spannung

Nomaden von Laetoli
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„...In Afrika, Mister Anderson, ist das Paradies in Wahrheit eine Hölle. Lassen Sie sich nicht täuschen...“

Martin Anderson weilt auf Einladung von Professor Miller in Tansania. Anderson hatte auf Grönland ...

„...In Afrika, Mister Anderson, ist das Paradies in Wahrheit eine Hölle. Lassen Sie sich nicht täuschen...“

Martin Anderson weilt auf Einladung von Professor Miller in Tansania. Anderson hatte auf Grönland einen alten Wikingerhafen entdeckt. Doch nicht das hat Miller zu seiner Einladung bewogen, sondern dessen Beschreibung der Polarlichter. Miller ist Anthropologe. Er zeigt Anderson eine Fotografie von Laetoli. Dort hat er eine Lichterscheinung und alte Fußspuren aufgenommen. Stammen diese wirklich von Nomaden der Urzeit?
Der Autor hat eine Geschichte geschrieben, die sich kritisch mit Wissenschaft und Philosophie auseinandersetzt. Nur eines verliert er schnell aus den Augen – und das ist die obige Frage. Sie spielt in der Handlung kaum eine Rolle und bleibt am Ende offen. Es geht eher darum, wie sich die Nomaden von Laetoli weiterentwickelt haben. Was verbindet uns mit ihnen?
Wer einen spannenden Roman oder archäologische Ausgrabungen erwartet, ist bei dem Buch definitiv falsch. Es ist eine Kombination aus afrikanischer Reisebeschreibung und philosophischen Abhandlungen.
Der Schriftstil hat mich beeindruckt. Es sind erstaunlich konkrete Bilder über die Schönheiten und die Gefahren Afrikas, die der Autor verwendet. Dabei greift er auf außergewöhnliche Metapher zurück.

„...Der gnadenlos glühende Ball hatte sich gen Westen verschoben. Hitziger Atem zitterte über den Kraterboden. Zirruswolken schienen an den Himmel geschweißt, wie das Hemd an Andersons Körper...“

Obwohl der Handlung jegliche Spannung fehlt, fand ich dagegen einige der Diskussionen sehr spannend. So stellt Miller folgende Fragen:

„...Warum wanderte der frühe Mensch aus Ostafrika aus? Wohin brach er auf? Leiteten ihn die Sterne? Oder ein innerer Kompass?...“

Das Interessante daran ist, dass Miller den Antworten der Wissenschaftler misstraut. Sie sind ihm zu rational. Miller ergänzt:

„...In all den Jahren in Afrika ist mir klar geworden, dass es einen Grund geben muss, warum der Homo sapiens zum globalen Nomaden wurde. Vielleicht war es ein angeborener Wandertrieb...“

Was mich allerdings am Buch enttäuscht. Es gibt zu viele Fragen ohne Antwort oder wenigstens der Versuch einer Antwort. Hier ist eine weitere:

„...Wenn es einen Vorteil in der Evolution böte, aufrecht durch die Savanne zu laufen, warum tat es dann nur der Mensch?...“

Hier allerdings hat Miller die Idee einer Antwort.
Immer wieder schweifen Andersons Gedanken zurück zu seinen Forschungen auf Grönland. Dort war er der Spur des Wassers gefolgt. Wasser aber ist Mangelware in Afrika.
Nach Millers Tod und seinen eigenen schweren Unfall verlässt Anderson Afrika. Fünf Jahre später kehrt er zurück, um das Goldland Punt in Aksum zu finden. Wieder folgen Landschaftsbeschreibungen und eine Auflistung geschichtlicher Ereignisse. Andersons Ankunft in Aksum ist nur wenige Stunden vor der Bombardierung. Jetzt wird das Buch hochaktuell.

„...Der Krieg scheidet Mensch vom Tier, wisperte eine Stimme aus der Dunkelheit des Grabes. Es ist der Krieg, den der Nomade führt, immerzu...“

Wieder vergehen zwei Jahre, bevor ich Anderson in Jambiani auf Sansibar erneut treffe. Ein Gespräch zwischen ihm und einem ungarischen Professor beleuchtet einen anderen Aspekt der Evolution.

„...Schauen Sie, in der Natur herrscht die Konkurrenz. Wer sich am besten seiner Umwelt anpasst, überlebt. Wer nicht, stirbt aus. Nur beim Erbgut gibt es keine Konkurrenz. Ein einziges chemisches Alphabet bringt die gesamte Vielfalt des Lebens hervor...“

Nach dem Klappentext hatte ich ein anderes Buch erwartet. Der sollte dringend überarbeitet werden. Nachdem ich mich aber auf die Geschichte eingelassen habe, haben mich einige Aspekte durchaus zum Nachdenken gebracht. Außerdem zeigt das Buch, dass der Autor das Handwerk des Schreibens und die Kunst, mit Wörtern Bilder zu zaubern, sehr gut beherrscht.Meine Rezension möchte ich mit einem Zitat beenden, dessen Versuch einer Beantwortung sich wie ein roter Faden durch die Geschichte zieht.

„...Viel wichtiger erscheint mir die Antwort auf diese Frage: Warum unterscheiden wir uns vom Tier? Mit welchem Sinn kam der Homo sapiens auf die Welt?...“

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Veröffentlicht am 03.03.2022

Sehr verzwickter Krimi

Munteres Morden (Elli Gint und Oma Frieda ermitteln 2)
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„...Da kniete ich nun wieder vor einem meiner üblichen Probleme: Diesmal hieß es Johnny, und es war eindeutig tot...“

Natürlich hat die Malerin Elli mit dem Toten ein Problem, auch wenn sie nicht die ...

„...Da kniete ich nun wieder vor einem meiner üblichen Probleme: Diesmal hieß es Johnny, und es war eindeutig tot...“

Natürlich hat die Malerin Elli mit dem Toten ein Problem, auch wenn sie nicht die Mörderin ist. Aber die Hamburger Außenalster ist nicht weit weg.
Die Autorin hat einen ziemlich komplexen Krimi geschrieben. Es ist der zweite Fall. Obwohl ich das erste Buch nicht kenne, hatte ich kein Problem, der Handlung zu folgen.
Der Schriftstil ist teilweise humorvoll, teilweise unterstützt er das verzwickte Geschehen. Der Tote zu Ellis Füßen sollte nicht der einzige bleiben. Es stirbt sich schnell in diesem Krimi.
Gelegentliche Rückblenden mögen ja für das Geschehen nützlich sein, nehmen aber auf Grund ihrer Länge das Tempo aus dem Lesefluss.
Ich habe mehr als einhundert Seiten gebraucht, bis ich in der Geschichte wirklich angekommen war. Eine Straffung am Anfang hätte für einen deutlich höheren Spannungsbogen gesorgt.
Und dann taucht Hauptkommissar Hugo wieder auf. Er und Elli mögen sich, wenn beide auch unterschiedlich wie Feuer und Wasser sind.

„...Ich bin Polizist, und ich stehe hinter den Werten, die ich vertrete. Von Selbstjustiz halte ich nichts – auch wenn ich sie persönlich in wenigen Fällen nachvollziehen kann...“

Hugo soll endlich den Geist finden, einen Einbrecher, der seit Jahren nicht nur Hamburg in Atem hält. Er tritt genau einmal im Jahr in Aktion, kann jeden Safe öffnen und die Beute ist bis auf wenige Ausnahmen nie aufgetaucht.
Eine besondere Protagonistin ist Ellis Oma. Sie kommt auf amüsante Art oft schnell auf den Punkt., so nach dem Fund von drei Leichen im Krankenhaus.

„...“Es ist ja ein bisschen wie Ostern“, behauptete Oma. „Nur das man keine Eier findet.“ „Finden Sie das komisch?“, quakte Gunnar, und Oma antwortete: „Wissen Sie mein Guter, das Leben ist wie ein Zirkus, und die größten Dramen sind die besten Clowns.“….“

Erst nach und nach wird deutlich, wer wen aus der Vergangenheit kennt und wie komplex die Beziehungen zwischen den Protagonisten sind. Immer wieder gibt es Überraschungen, so dass nicht klar ist, wer eigentlich wessen Freund oder Feind ist.
Was dem Krimi trotz allem schwarzen Humors eine bittere Nuance gibt, sind Gewalttätigkeiten gegen Frauen und Kinder. Und das sind in dem Fall mehr als nur Ohrfeigen, selbst wenn das schon nicht die feine Art ist.
Als sich Hugo mit Elli über dieses Thema unterhält, kommt es zu einer Diskussion, die in die Tiefe geht. Dabei offenbart sich eine völlig andere Seite von Elli:

„...Ich bin Pazifistin. Ich halte Krieg für ein Mittel, dass Machtmenschen einsetzen, um zu bekommen, was sie wollen. Insofern: Ja, ich bin gegen Krieg. Immer. Gewalt erzeugt Gewalt, keinen Frieden...“

Das Buch führt mich während der Ermittlungen auch in die Häuser der Reichen und Schönen in Hamburg. Sehr anschaulich wird beschrieben, womit sich der Geldadel die Zeit vertreibt. Allerdings gehört Ellis Familie auch in diesen Kreis, was ich am Anfang so nicht erwartet hatte.
Ein großer Showdown bringt die überraschende Auflösung der Geschichte.
Das Buch hat mir gut gefallen.

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Veröffentlicht am 03.09.2021

Gute Idee mit kleinen Unzulänglichkeiten

Wo das Licht herkommt
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„...Ich fliehe nicht vor mir selbst, sondern vor meinem Geschlecht und der Bestimmung, die mir eingeimpft wurde...“

Wir schreiben das Jahr 1767, als Phiippine ihr Elternhaus verlässt. Angetan mit den ...

„...Ich fliehe nicht vor mir selbst, sondern vor meinem Geschlecht und der Bestimmung, die mir eingeimpft wurde...“

Wir schreiben das Jahr 1767, als Phiippine ihr Elternhaus verlässt. Angetan mit den Kleidern ihres Bruders macht sie sich auf den Weg in ein eigenes Leben. Sie sollte den Bauernsohn Seppl heiraten. Sie hatte gesehen, wie der mit Tieren umging und ahnte, was sie erwartete.
Die Autorin zeichnet in ihrem Roman das Leben einer jungen Frau nach, deren Bildungshunger sich nur in Männerkleidung stillen lässt Der Schriftstil ist ausgefeilt und zum Teil poetisch oder träumerisch.

„...Ich schließe die Augen, fliege mit meinem Vogel hinauf bis zu den Wolken. Wir queren hohe Gebirge, tiefes Meer...“

Das kann aber leider nicht über manche Unzulänglichkeit hinwegtäuschen. Das Geschehen wird nicht chronologisch erzählt. Es blieb mir als Leser überlassen, herauszufinden, in welchem Jahr und in welcher Stadt die Handlung gerade spielte. Das konnte innerhalb eines Kapitels ohne jegliche Vorankündigung mehrmals wechseln.
Eigentlich beginnt die Geschichte mit Phillipinas Schiffsreise nach Coimbra in Portugal, wo sie Kartographie studiert. Sie träumt von einer Weiterreise nach China. In Coimbra lernt sie die Welt der Automaten kennen.

„...Automaten sind unsere Zukunft! Bald wird niemand mehr arbeiten...“

Phillipina würde gern einen Automaten bauen, mit dem man fliegen kann. Der soll ihr den Weg an den Hof des chinesischen Kaisers ebnen.
Es ist eine Zeit des Aufbruchs, was auch in dem folgenden Zitat zum Ausdruck kommt.

„...Die Menschen sehnen sich nach Neuem und sie fürchten es. Sobald das Neue sich anschickt, ihr Leben zu verändern, winden sie sich wie ein Wurm...“

Wie schon erwähnt, gibt es immer wieder überraschende Rückblenden. Philippines erster Weg führt sie nach Wien. Dort bekommt sie einen Platz am Gymnasium. Es ist eine Gratwanderung, das Weiblichsein zu verbergen. In Rom studiert sie Medizin. Dazu allerdings gibt es nur wenige Episoden. Aufgeschlossen für Neues, interessiert sie sich für die Impfung gegen Blattern.
Nicht immer wird deutlich, wenn sie als Frau erkannt wurde. Manche Episode liest sich, als wäre sie missbraucht worden. Doch es bleibt dabei eher vage.
Ab und an kommen Erinnerungen an ihr Elternhaus. Sie schreibt den Brüdern Briefe, die sie nie abschickt.
Das Buch ist in zwei Teile gegliedert. Während der erste Teil in Europa spielt,befindet sich Philippina im zweiten Teil im Reich der Mitte. Dort wird plötzlich linear erzählt.
Das Potential der Geschichte wurde leider nicht ausgeschöpft. Der Wechsel der Zeiten wirkt sich ungünstig auf Lesefluss und Konzentration aus. Daran können auch der gehobene Sprachstil und die fesselnden Dialoge nur wenig ändern.

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