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Veröffentlicht am 30.04.2023

Wird ziemlich zäh

The Atlas Paradox
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Angesichts der Komplexität von „The Atlas Six“ war ich echt froh, dass es für uns deutsche Buchfans gar nicht so lange gedauert hat, bis nun „The Atlas Paradox“ erschien, denn es ist sicherlich eine Lektüre, ...

Angesichts der Komplexität von „The Atlas Six“ war ich echt froh, dass es für uns deutsche Buchfans gar nicht so lange gedauert hat, bis nun „The Atlas Paradox“ erschien, denn es ist sicherlich eine Lektüre, die bei einem noch größeren zeitlichen Abstand sehr anstrengend geworden wäre, um wieder hineinzufinden. So war das hier nicht die Schwierigkeit, aber der zweite Band liefert den Lesern aus einem anderen Grund ein gewaltiges Brett vor dem Kopf. Erneut wird ein Jahr wie ein Windhauch erzählt, aber ich hatte am Ende nicht den Eindruck, dass wir entscheidend weitergekommen sind. Das lässt mich danach fragen, was ich die 560 Seiten (Printangabe) so getrieben habe, dass es mir so wenig erscheint?

Die Schwächen aus dem ersten Band bleiben bestehen. Zwar fand ich, dass die Nachvollziehbarkeit der wissenschaftlichen Komponente diesmal nicht so entscheidend war, weil die Figuren und ihre Fähigkeiten nun bekannt sind und sich tatsächlich das Geschehen eher auf das Zwischenmenschliche verlagert. Gleichzeitig ist die Wissenschaft aber natürlich immer noch vorhanden und leichter wird die sicherlich nicht. Auch wenn der Fokus nun mehr auf dem Zwischenmenschlichen liegt, so muss ich parallel doch auch sagen, dass sich nichts entscheidend getan hat, um die Figuren sympathischer zu zeichnen. Es ist immer noch ein Haufen höchst komplexer Charaktere, die sich aber so verlieren in den Machtspielchen, Empathielosigkeit, Selbstzweifeln, dass sie sich nicht mal auf charakterliche Stärken besinnen. Das ist etwas anstrengend, weil ich so von den sechs Perspektiven nichts speziell herbeisehne, sondern mir die nächste Wahl völlig egal ist. Dabei ging es sogar gut los. Das Ritual, was nach dem ersten Jahr absolviert werden musste, das war ein tolles Stilmittel für den Wiedereinstieg, weil es eine Möglichkeit war, die Figuren noch einmal auf den Punkt zu haben. Aber ich hätte mir tatsächlich gewünscht, dass das eine Ausgangslage gewesen wäre, um genau damit entscheidend zu arbeiten.

Stattdessen vergeht eben dieses zweite Forschungsjahr, in dem die fünf verbliebenden eigentlich ein Projekt absolvieren sollen, aber eigentlich ist das nur eine einzige Farce. Sie gehen sich ansonsten völlig aus dem Weg und wenn man sich mal begegnet, dann warten erstmal lieber Beleidigungen statt Höflichkeiten. Es gibt zwar auch einige Duos, aber auch hier entwickelt sich nichts, wo ich von einer tollen Charakterentwicklung sprechen könnte. Es sind pure Zweckgemeinschaften und jeder ist sich selbst der nächste. Es war sicherlich auch nicht klug, dass Libby das ganze Buch über ihr eigenes Abenteuer erlebt, denn sie war noch die menschlichste von allen, die nun isoliert auch nicht richtig zur Geltung kommt. Hat sich sonst großartig etwas getan? Das Forum wirkt ein wenig rum, richtig dramatisch werden die Angriffe auch nicht. Ezra wirkt nur wie ein laues Lüftchen und Atlas bleibt undurchsichtig wie eh und je. Da stellt sich mir doch die Frage, was will Band 3 nun noch erzählen?

Fazit: „The Atlas Six“ hatte für mich eine Faszination, weil ich mir die Geschichte für den Bildschirm adaptiert schon gut vorstellen konnte. Doch an der Front gibt es bislang nichts Neues zu verkünden und der zweite Band ist einfach nur anstrengend. Er ist zwar nicht mehr so komplex, aber sehr langweilig und charakterlich einseitig verharrend. Ob es für mich und die Reihe überhaupt noch weitergeht?

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Veröffentlicht am 10.09.2021

Für mich zu komplex geworden

Das Reich der Asche - Realm Breaker 1
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Auch wenn ich von Victoria Aveyard die Reihe zu „Die Farben des Blutes“ noch nicht vollständig beendet habe, musste ich bei ihrer neu veröffentlichten Reihe „Realm Breaker“ einfach zugreifen. Das Cover ...

Auch wenn ich von Victoria Aveyard die Reihe zu „Die Farben des Blutes“ noch nicht vollständig beendet habe, musste ich bei ihrer neu veröffentlichten Reihe „Realm Breaker“ einfach zugreifen. Das Cover sah schon sehr cool aus, dazu die Beschreibung, die von einem großen spannenden Abenteuer deutete. Aber leider – dafür wahrscheinlich für die Autorin völlig beabsichtigt – habe ich kaum Parallelen zwischen den beiden Reihen gefunden, weil der Auftakt zu „Realm Breaker“ für mich schlichtweg zu hoch war.

Ich bin sicherlich nicht die erfahrenste Leserin von High Fantasy, das gebe ich zu, aber die Welt, die Aveyard hier geschaffen hat, hat sich mir in keiner Weise erschlossen. Alleine schon der Prolog hat mich so verwirrt, weil die Fülle der genannten Charaktere und Orte viel zu viel war. Dass ich an der Stelle schon nicht überfordert abgebrochen habe, ist wohl nur der Tatsache geschuldet, dass ich einfach keine Abbrecherin bin. Natürlich hat sich vieles nach hinten heraus gebessert, weil ich dann auch intensiv in der Geschichte drin war und tatsächlich leicht mitgefiebert habe. Aber müsste ich jetzt einen Aufsatz über die Welt von Allwacht schreiben, ich würde kläglich versagen.

Bereits in der ganzen Umschlaggestaltung wurde deutlich, dass die Reihe aus verschiedenen Perspektiven erzählt werden wird. Und die Art und Weise, wie die unterschiedlichen Charaktere angepriesen wurden, hat mich doch sehr an die Krähen-Dilogie von Leigh Bardago erinnert. Nur hier geht es nicht um eine Gruppierung von Jugendlichen, sondern um alle möglichen Altersklassen, was wirklich eine wichtige Mischung ergeben hat. Corayne ist sicherlich das Herzstück der Erzählung und sie habe ich auch schnell lieb gewonnen, ebenso wie Andry, den man als tapferen Knappen nur bewundern kann. Aber bei den anderen war es verdammt schwierig, sich wirklich auf sie einzulassen. Gerade weil es schon ältere Figuren mit einer sehr langen Geschichte sind, hatte ich den Eindruck, dass mir viel zu viel von ihnen verwehrt wurde, um sie wirklich zu verstehen.

Da es für mich schon schwer war, die dargestellte Welt richtig zu verstehen, muss ich auch sagen, dass die Handlung mich vor extreme Herausforderungen gestellt hat. Die Dinge, die abseits der Spindel stattgefunden haben, die habe ich für mich verarbeiten können, aber spätestens, wenn sich nach und nach alle zusammenfinden, dann wird es schon sehr kompliziert und komplex. Hinzukommt, dass das Buch aus unendlich vielen beschreibenden Passagen besteht und wenn man da als Leserin nicht wirklich den Packan bekommt, dann ist es auch schwierig, mit Begeisterung dabei zu sein. Ich hätte gerne deutlich mehr Dialoge gehabt, damit auch eine gewisse Dynamik in der Handlung entsteht. Dem war aber nicht so, weswegen die 600 Seiten für mich die größte Herausforderung seit Jahren war. Ich mag zwar nicht gerne einzelne Bücher abbrechen, aber bei Reihen bin ich da weniger zimperlich, weswegen das Abenteuer „Realm Breaker“ auch schon wieder beendet ist, denn es ist einfach nicht meine Welt. Nichtsdestotrotz ziehe ich meinen Hut vor der Autorin, denn so eine Welt zu erschaffen und den Überblick zu behalten, da muss eine Fantasie am Werk sein, die ihresgleichen sucht.

Fazit: Mich hat der erste Band von „Realm Breaker“ leider völlig überfordert, was für mich eher heißt, dass ich definitiv nicht die angepeilte Zielgruppe bin, denn das Buch ist technisch definitiv hochkomplex, als von einem wahren Fantasy-Mastermind geschrieben worden. Aber für mich war es aufgrund der Komplexität definitiv kein Vergnügen, weswegen die Reihe für mich mit dem Auftakt auch gleich wieder beendet ist.

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Veröffentlicht am 24.06.2021

Übertrieben in allen Facetten

Sex/Life
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Auf Netflix startet Ende Juni 2021 eine neue Serie mit dem Titel „Sex/Life“ und wie so oft inzwischen, handelt es sich hierbei um eine Romanadaption. Da sich der Streamingdienst bis dato recht vage zu ...

Auf Netflix startet Ende Juni 2021 eine neue Serie mit dem Titel „Sex/Life“ und wie so oft inzwischen, handelt es sich hierbei um eine Romanadaption. Da sich der Streamingdienst bis dato recht vage zu dem Inhalt der geplanten Serie geäußert habe, bin ich sehr unbedarft an das Buch von B.B. Easton herangegangen, was vielleicht rückblickend keine ganz so gute Idee war.

Zunächst einmal finde ich die Prämisse von „Sex/Life“ gar nicht schlecht, denn die Autorin hat ihr eigene Erfahrungen aus ihrem Sex- und Eheleben genommen und diese mit dem Stilmittel der Übertreibung in eine Geschichte verpackt, die aus Tagebucheinträgen und E-Mail-Austausch besteht. Dabei ist eine Stilistik rausgekommen, die sich locker-flockig weglesen lässt und auch die spitze Zunge ist definitiv nicht zu unterschätzen. Stellenweise ist das Geschehen wirklich herrlich ironisch und das findet man wirklich selten. Insgesamt würde ich sagen, dass ich so ein Buch wie „Sex/Life“ noch nie gelesen habe, aber dabei wird es vermutlich auch bleiben, denn mit zunehmender Seitenzahl haben sich die Schwächen des Buchs immer weiter aufgetan.

Der zunächst wirklich interessante Schreibstil hat nämlich zunehmend seinen Reiz verloren, vermutlich weil ich mich eingewöhnt hatte und mehr auf das Drumherum achten konnte. Zunächst einmal hat mich beim Lesen ständig die Frage beschäftigt, wie viel B.B. Easton tatsächlich übertrieben hat? Natürlich war die Darstellung der Ehe alleine aufgrund der Kommentierung durch die Ich-Person schon völlig überzogen, aber es muss ein wahrer Kern dabei gewesen sein und das kann mich dann nur noch erschrecken, denn wo bitte schön war dann die Basis für eine glückliche Ehe? Alleine die Art, wie B.B. dann alles kommentiert, viel despektierlicher geht es eigentlich nicht. Was im ersten Moment noch lustig wirkte, fand ich dann so irgendwann gar nicht mehr. Zwar bekommt die Geschichte am Ende noch einen Bogen, wo ich sage, da wurde noch das Beste aus den Möglichkeiten herausgeholt, aber der Weg dorthin war definitiv steinig und schwer…

Ein zweiter Faktor ist ganz sicherlich auch, dass „Sex“ im Titel hier definitiv eine Ansage ist. Nein, natürlich ist es nicht verwunderlich, dass hier der Titel des Buchs auch erfüllt wird, doch ich hätte mir aus der Idee, dass der Ehemann auf einmal kreativer wird, als er B.B.s Tagebuch liest, doch etwas abwechslungsreicher und kniffliger dargestellt wird. Denn eigentlich lässt B.B. nur ihre vergangenen Sexualpartner Revue passieren und ich verrate wohl nichts, indem ich sage, dass auch hier eine Übertreibung die nächste jagt, dafür sind die Darstellungen auch sehr explizit. Nicht übertrieben versaut, aber zwischendurch passiert auch nicht grundlegend viel mehr. Und dann entlarvt sich B.B. stellenweise auch selbst, dass sie etwas übertrieben hat in ihrer Darstellung und dann folgt noch einmal eine Beschreibung der Sexszene, diesmal nur etwas „bodenständiger“. Insgesamt habe ich mir wirklich viel mehr Inhalt gewünscht. Hinzu kommt, dass der von Netflix veröffentliche Trailer überhaupt nichts mit dem Buch zu tun haben scheint, denn dort wurde mir gleich eine andere Botschaft übermittelt. Ob nun eine bessere, das wird sich erst noch zeigen müssen.

Fazit: „Sex/Life“ macht mir definitiv keine Lust auf die gleichnamige Serie bei Netflix, denn eine interessant klingende Idee verliert schnell ihren Reiz. Das Stilmittel der Übertreibung wirkt zudem irgendwann richtig respektlos und abseits von einer Aneinanderreihung von Sexszenen wird inhaltlich nicht viel mehr geboten. Das hatte ich mir so nicht vorgestellt.

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Veröffentlicht am 20.05.2021

Fast schon toxische Liebesgeschichte

Lean on Me
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Helena Hunting ist bei Lyx kein Neuling, dennoch ist „Lean on Me“ meine erste Begegnung mit ihr als Autorin, weswegen es mir ganz passend erschien, gleich mit einem Buch einzusteigen, das von der Autorin ...

Helena Hunting ist bei Lyx kein Neuling, dennoch ist „Lean on Me“ meine erste Begegnung mit ihr als Autorin, weswegen es mir ganz passend erschien, gleich mit einem Buch einzusteigen, das von der Autorin schon älter ist und als Teil der „Hot as Ice“-Reihe veröffentlicht wurde, aber von Lyx jetzt noch einmal neu aufgelegt wurde. Ja, das war eben mein vorheriger Eindruck, jetzt denke ich eher, dass der Verlag sich diese Bemühung eher hätte sparen können, denn das Buch war schon sehr enttäuschend.

Während ich für Lilah definitiv mein Herz früh entdeckt habe, weil sie eine Kümmerin ist, weil sie extrem empathisch und wunderbar selbstreflektiert ist, war Ethan für mich ein absolutes No-Go. Er mag auch seine Momente gehabt haben, aber ausschließlich, wenn das Geschehen aus seiner Perspektive erzählt wurde. Von außen hat er sich aber oft unmöglich verhalten, sehr egoistisch, wenig rücksichtsvoll und wie ein kleines Baby, das keine eigenen Entscheidungen treffen kann. Wenn Außen- und Innendarstellung dadurch nicht übereinstimmen, dann dürfte klar sein, dass wir ein Problem haben. Vielleicht mag Ethan für andere durch seine Gedanken noch etwas rausgerissen haben, aber ich habe keinerlei durchgängige Begeisterung für ihn entwickeln können.

Diese Enttäuschung bei Ethan ist auch besonders bitter, weil es definitiv gute Ansätze kam, vor allem mit Lilah, da ich selten so faszinierende weibliche Protagonistinnen zwischen haben, die auch ohne tiefgehendes Trauma eine glaubwürdige Geschichte erzählt bekommen, sowie eine Autorin, die schreiben kann. Aber das reicht hier definitiv nicht, zumal nahezu ein Drittel des Geschehens aus versauten Sexszenen besteht. Ja, in diesem Genre muss man damit rechnen, das weiß ich. Aber bitte nicht in diesem Ausmaß und nicht auf diese Art und Weise. Denn so wurde das unmögliche Verhalten von Ethan sogar noch unterstrichen und ich habe oft gedacht, oh weija, werden wir Zeugen einer toxischen Beziehung? Mit diesem Hintergedanken dürfte es wenig verwunderlich sein, dass ich dem Happy End der beiden definitiv nicht entgegengefiebert habe. Zudem war auch nicht zu verschleiern, dass es viele wiederholende Stellen gibt. Lilah denkt sehr oft, was wird, wenn Ethan an einen anderen Standort wechselt, sie denkt sehr oft, dass sie lernen müsste und tut es dann doch nicht. Das waren richtige Schleifen, in denen sich das abgespielt hat und da finde ich es schon fast schade, dass so etwas gleich ein zweites Lektorat übersteht.

Fazit: Um es mal etwas plumper auszudrücken, die Neuauflage von „Lean on Me“ hätte man sich sparen können, denn die Geschichte leidet unter einem männlichen Protagonisten, der oft toxisch daherkommt. Dazu zu viele Wiederholungen, zu viel Sex, da gehen die guten Ansätze leider komplett unter.

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Veröffentlicht am 14.08.2020

Hier hat logisch leider nicht viel zusammengepasst

Bluthölle (Ein Hunter-und-Garcia-Thriller 11)
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Meine Vorfreude auf „Bluthölle“ war wirklich extrem groß, denn nach den unbefriedigenden Erlebnissen mit Lucien Folter im Jubiläumsband war meine Hoffnung groß, dass wir nun wieder zum Alltagsgeschäft ...

Meine Vorfreude auf „Bluthölle“ war wirklich extrem groß, denn nach den unbefriedigenden Erlebnissen mit Lucien Folter im Jubiläumsband war meine Hoffnung groß, dass wir nun wieder zum Alltagsgeschäft übergehen können. Alltag ist hier nicht automatisch mit Langeweile gleichzusetzen, aber das wir zumindest auch wieder Garcia, Blake und all die anderen erleben und das in einer ganz normalen Ermittlung, aber natürlich so brutal wie eh und je.

Dennoch bin ich nie abgeneigt, wenn Carter mit seinen Thrillern experimentiert, denn nach zehn Bänden reicht es nämlich nicht mehr zu sagen, der Killer ist jetzt aber nochmal so viel brutaler als der davor, denn Brutalität ist auch immer Ansichtssache. Daher gefiel mir der Einstieg in den elften Band unheimlich gut, denn die Geschichte mit Angela, bei der gleich klar war, dass sie eine größere Rolle spielen würde und auf den Killer, auf den sie zufällig stoßen, wirkten ungewöhnlich. Dazu passend hat mir auch das gesamte erste Drittel des Buches echt gut gefallen, denn Hunter und Garcia mussten richtigen Streifenpolizistentätigkeiten absolvieren. Es wirkte wie "back to the roots", obwohl wir die Anfänge bis dato ja nie miterlebt haben. Aber wie sie nach der Leiche graben, wie sie richtige Zeugenbefragungen machen, Nachverfolgungen wie in der Bar, das waren klassische Aufgaben, die die beiden scheinbar nie nötig hatten. Daher wirkte diese Herangehensweise echt interessant und auch keinesfalls langweilig.

Doch leider hat sich irgendwann ein kleiner Bruch ergeben. Ich würde ihn wahrscheinlich irgendwo dort einordnen, wo das Tagebuch des Killers völlig unbedeutend wird und es nur noch darum geht, dass der Mann Angela nicht tötet. Grundsätzlich will ich die Handlung nicht verurteilen, weil man gleich von Anfang gemerkt hat, dass Hunter eine besondere Beziehung zu der jungen Frau aufgebaut hat, aber ich fand diese Schwerpunktverschiebung einfach nur seltsam. Zwar wurde das Tagebuch noch gebraucht, um anhand der linguistischen Besonderheiten herauszufinden, dass der Täter einen militärischen Hintergrund hat, aber die einzelnen Morde sind völlig untergegangen. Ich hatte ehrlich gesagt eher damit gerechnet, dass wir über die einzelnen Einträge und über die einzelnen Opfer dem Täter langsam auf die Spur kommen, aber die waren irgendwann null von Bedeutung, was mir nicht logisch erschien. Wer geht den Beweisen schon nicht nach?

Spätestens das letzte Drittel konnte ich mir zwar wunderbar als Actionsequenzen im Kino oder im Fernsehen vorstellen, aber für mich fing da im Buch die Zeit an, wo ich einzelne Seiten überblättert habe, besonders bei der Schnitzeljagd. Wie Hunter dann letztlich auch mit dem Killer zusammenkommt, ist auch nicht seinen genialen Momenten zu verdanken, sondern nur der Tatsache, dass dieser es so wollte. Insgesamt hatte ich den Eindruck, dass Hunter nie das ganzen Ausmaß von den Fähigkeiten des Täters begreift und nachdem er es dann getan hat, hat er seltsam hilflos gewirkt. Insgesamt ist so bei mir der Eindruck entstanden, dass die zunächst guten Rahmenbedingungen irgendwann nicht mehr gut aufeinandergepasst haben. Einzelne Inhaltssequenzen waren immer noch extrem spannend, aber da vieles drum herum mich gestört hat, konnte ich mich daran nicht mehr so erfreuen.

Fazit: „Bluthölle“ ist zwar ein anderer Chris-Carter-Thriller, aber hier kann ich das leider nicht als Kompliment auslegen. Dafür war mir zu vieles unlogisch, zu ungewöhnlich, zuwider der Charaktere und damit war leider kein stimmiges Bild möglich. Das ist doppelt schade, denn die Geschichte des Täters und auch Angela hätten mehr verdient gehabt.

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