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mari_liest

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 07.03.2024

Einen Löwen fängt mit dem Herzen

Trophäe
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„Einen Löwen fängt man mit dem Herzen, einen Elefanten mit den Füßen, einen Büffel mit den Eiern und einen Leoparden mit Geduld.“ (S. 69)



Wir tauchen in das kontroverse Universum der Großwildjagd ein, ...

„Einen Löwen fängt man mit dem Herzen, einen Elefanten mit den Füßen, einen Büffel mit den Eiern und einen Leoparden mit Geduld.“ (S. 69)



Wir tauchen in das kontroverse Universum der Großwildjagd ein, verkörpert durch Hunter White, einen wohlhabenden Amerikaner mit einer tiefen Leidenschaft für die Jagd. Gemeinsam mit seinem Freund und professionellen Jagdorganisator Van Heeren strebt Hunter danach, seine "Big Five" in Afrika zu vollenden, mit dem Spitzmaulnashorn als letztem Ziel. Die Jagd, die ursprünglich als Tribut an seine Frau gedacht war, die eine Vorliebe für derartige Trophäen hegt, wird unerwartet von Wilderern überschattet. Hunter ist sauer, keine Trophäe. Van Herren schleift Hunter in den Busch auf einen Hochsitz, drückt ihm den Feldstecher in die Hand, um eine Situation zu beobachten und stellt die allumfassende Frage an den Jäger: Interesse an den Big Six?



Schoeters scharfe Beobachtungen und die detaillierten Beschreibungen der afrikanischen Landschaft und der dort lebenden Menschen zeichnen ein lebhaftes Bild der Schönheit und Brutalität der Wildnis. Die Konfrontation mit moralischen Dilemmata wirft u.a. die Frage über die Wahrnehmung Afrikas durch den Westen, den Wert des Lebens und die Konsequenzen menschlichen Eingreifens in die Natur auf. Schoeters gelingt es, eine Geschichte zu erzählen, die sowohl spannend als auch nachdenklich stimmt, und mich mit einer Mischung aus Bewunderung und kritischer Reflexion über die Welt, in der wir leben, zurücklässt. Ihre Erzählung ist ein meisterhaftes Spiel aus Spannung, moralischer Ambiguität und der tiefen Verbindung zwischen Menschen und Natur, verpackt in eine Sprache, die sowohl scharf als auch poetisch ist. Die Übersetzung trägt das Ihre dazu bei, die Komplexität und Schönheit von Schoeters' Werk zu unterstreichen



„Sie glauben, dass sie eins sind mit ihrer Beute. Vor allem mit Elenantilopen, die sie als heilige Tiere ansehen, verbindet sie eine Art mystisches Band. Deshalb müssen sie sich ausruhen, als wären auch sie krank, während das Tier stirbt, sonst würde auch die Antilope gesund. Gleichzeitig stirbt auch das Kind in ihnen, und der Jäger wird geboren.“ (S. 117)



Diese Geschichte wird mich bestimmt lange nicht loslassen, denn ich verspüre hohe Achtung vor den Menschen, die dort leben und sich täglich diesen Gefahren beim Jagen aussetzen müssen. Nicht nur den Gefahren von den Tieren, die sie jagen, sondern auch vor den Menschen, die Geld haben und denken, die Welt gehört ihnen. #leseempfehung

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Veröffentlicht am 07.03.2024

Soghafte Spannung

Yellowface
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June Hayward, eine junge, ambitionierte Autorin, die in einem Akt der Verzweiflung und des Opportunismus die Identität und das unvollendete Werk ihrer verstorbenen „Freundin“ Athena Liu übernimmt. Athena, ...

June Hayward, eine junge, ambitionierte Autorin, die in einem Akt der Verzweiflung und des Opportunismus die Identität und das unvollendete Werk ihrer verstorbenen „Freundin“ Athena Liu übernimmt. Athena, die Bestseller-Literatur veröffentlicht hat und der offensichtlich alle zu Füßen lagen, oder?

Die Geschichte ist gespitzt mit einem scharfen, direkten Erzählstil, der durchzogen ist von beißender Satire und dunklem Humor. Damit wirft Kuang ein grelles Licht auf die Schattenseiten der Literaturindustrie, insbesondere die Problematiken rund um kulturelle Aneignung, Identität und die Suche nach Authentizität in einer Welt, die von Oberflächlichkeit und Profitstreben geprägt ist. Sie navigiert durch komplexe Fragen von Rassismus und Zugehörigkeit und zeigt auf, wie diese Themen in der Verlagsbranche oft missverstanden, missbraucht oder für Marketingzwecke ausgebeutet werden. Sie fordert uns heraus, die eigenen Vorstellungen von Authentizität und die Rolle, die Identität in der Literatur spielt, zu hinterfragen; des Weiteren bastelt sie auch Themen wie kulturelle Aneignung und paradox-oberflächlich ausgeführte Diversitätsbekundungen in den Plot - vermutlich auch mit einem zwinkernden Auge.

Durch die komplizierte und moralisch-ambivalente June erhalten wir ein komplexes Bild der modernen Gesellschaft, welches keine einfachen Antworten bietet. Der Roman ist im Grunde ein Spiegel für reale Herausforderungen, mit denen Autor*innen konfrontiert sind.
"Yellow Face" ist ein provokativer und nachdenklich stimmender Roman, der durch seine scharfe Kritik an der Literaturindustrie, der Frage nach Moral und Ethik sowie seinen tiefgründigen Einblick in die Fragen der kulturellen Identität besticht.

Was zum Schluss wie ein Plottwist anmutet, ist dann bereits das Ende des Buches. Dieses hat mich im ersten Moment entgeistert zurückgelassen.

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Veröffentlicht am 25.11.2023

... er tötet sehr leise ...

Der Wald
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Der Autor entführt uns in eine Welt voller Spannung und Wissenschaft. Das Buch beginnt mit dem Versand von 1.500 kleinen, grauen Päckchen, die Samen einer unbekannten, schnell wachsenden Pflanze enthalten. ...

Der Autor entführt uns in eine Welt voller Spannung und Wissenschaft. Das Buch beginnt mit dem Versand von 1.500 kleinen, grauen Päckchen, die Samen einer unbekannten, schnell wachsenden Pflanze enthalten. Diese Pflanze erweist sich als hochinvasiv und gefährlich, sogar tödlich für Menschen. Die Frage, die sich stellt, ist, ob es sich hier um einen Akt des Bioterrorismus oder um die Aktionen übereifriger Klimaaktivisten handelt.

Die Geschichte wird aus verschiedenen Perspektiven erzählt. Marcus Holland, ein charismatischer Charakter, dessen Umgang mit seinem Sohn Otto und seine Überlegungen zu Pflanzen besonders hervorstechen, und Waverly Park, eine Archäobiologin, tragen wesentlich zur Spannung des Romans bei. Ava, eine weitere zentrale Figur, spielt eine wichtige Rolle in der Entfaltung der Geschichte, sie ergänzt die Perspektiven von Marcus und Waverly und trägt durch ihre eigenen Einsichten und Handlungen entscheidend zur Aufklärung der mysteriösen Ereignisse bei. Ihre Figur verleiht dem Roman zusätzliche Tiefe und trägt zur Komplexität des Plots bei.

Was das Buch auszeichnet, ist nicht nur die actionreiche Handlung, sondern auch die tiefgehende Recherche und die detailreichen Informationen über Pflanzen und ihre Eigenschaften. Der Roman ist ein Wissenschaftsthriller, in dem Biologie und Botanik eine wesentliche Rolle spielen. Die Leser werden in eine Welt entführt, in der die Grenzen zwischen Realität und Fiktion verschwimmen.

Die Geschichte entwickelt sich um die Frage, ob Marcus und sein Team die Verbreitung der gefährlichen Pflanze stoppen und die Menschheit retten können. Dabei spielen auch politische Aspekte eine Rolle, und die Spuren führen überraschend zu Johann Wolfgang von Goethe.

Insgesamt ist "Der Wald. Er tötet leise." ein fesselnder Thriller, der von der ersten Seite an packt und in eine Welt voller Rätsel und wissenschaftlicher Entdeckungen führt.

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Veröffentlicht am 17.07.2023

Ich hab das Ende nicht kommen sehen

Fourth Wing – Flammengeküsst
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Ein Drache ohne seinen Reiter ist eine Tragödie. Ein Reiter ohne seinen Drachen ist tot." (Artikel 1, Abschnitt 1. Der Kodex des Drachenreiters.)

Fourth Wing ist ein wahrer Pageturner, der mich in eine ...

Ein Drache ohne seinen Reiter ist eine Tragödie. Ein Reiter ohne seinen Drachen ist tot." (Artikel 1, Abschnitt 1. Der Kodex des Drachenreiters.)

Fourth Wing ist ein wahrer Pageturner, der mich in eine mitreißende Welt voller Magie und Gefahr entführte.
Ich hatte keine großen Erwartungen, denn

throneofglass ist für mich nicht zu übertreffen, dennoch hat mich die Geschichte umgehauen, total gecatcht und ist für mich ein

lesehighlight.

Ein buchstäblich wilder Ritt, in dem ich mich befand. Ich habe jede Minute des Hörens und jede Seite des Lesens sooo genossen. Ich war extrem gefesselt (sodass ich es jetzt nebenbei gleich nochmal höre).

Violet Sorrengail, 20 Jahre, wird ihr Leben lang schon a lsSchreiberin für den Schreiberquadranten ausgebildet, sollte dort die Geschichte schreiben, zwischen Büchern leben. Ihr Schwester Mira ist bereits Reiterin. Ihr Bruder, der starb, war auch Reiter. Und dann ist da noch die Mutter: befehlshabende Generalin von Basgiath, streng und unnahbar. Und die liebe Mutter hat andere Pläne für Violet. Sie befiehlt ihr sich dem Kampf der Drachenreiter-Kadettinnen zu stellen. Violet, eher kränklicher Natur, sieht nicht viel Überlebenschance für sich, stellt sich aber der Herausforderung, die die Mutter ihr ungefragt gestellt hat. Bleibt ihr ja auch nix anderes übrig. Violett denkt, so oder so zu sterben, denn für viele ist sie Zielschreibe Nr. 1. Nicht nur weil sie klein und zerbrechlich wirkt, sondern weil ihre Mutter für den Tod von viele Verräterinnen verantwortlich ist. Und wenn es nicht die anderen sind, wird ein Drache sie fressen. Doch Violet ist geistig stark, hat einen unfassbaren Verstand, ist tapfer und mutig, denkt taktisch und weigert sich, einfach untergehen. Um das Basgiath War College zu verlassen gibt es nur zwei Wege: den Abschluss schaffen oder sterben! Und sterben steht nicht auf der To-Do-Liste!


Violet hat sehr viele Gegenspielerinnen, unter anderem Xaden Riorson, den Flügelanführer. Er ist ihr nicht gut gesinnt, da ihre Mutter seinen Vater tötete. Die Transformation von Xaden über den Lauf der Geschichte ist quasi wie eine Frucht auszuschälen, fantastisch. Und weitere der Kadettinnen wollten Violet auch mehr tot als lebendig sehen. Dain ist ihr ältester Freund und schon einige Zeit im Reiterquadranten. Er will Violet permanent beschützen. Ob er ihr damit hilft?
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Die Drachen sind ein Highlight, allen voran Tairn. Einerseits so angsteinflößend, andererseits so „familiär“. Auch das „gesellschaftliche“ Konstrukt, das zwischen den Drachen herrscht ist geheimnisvoll und nicht klar durchschaubar, stört aber den Lauf der Geschichte nicht.
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Das Worldbuilding ist faszinierend: 4 Quadranten (Schreiber, Reiter, Infanterie und Heiler) und die nötige Ausbildung in diesen, das Land sowie dessen Schutz und historische Entwicklung. Das Wachstum der Figuren ist sehr gelungen und selbst die Liebesgeschichte fügt sich harmonisch in die Handlung, ohne dabei aufdringlich zu wirken. Die körperlichen Krankheiten von Violet werden zwar erwähnt, aber niemals als Ausrede missbraucht. Die Drachen sind genial. Und noch genialer fand ich es, dass der Drache vor Sarkasmus strotzt. Hab mich teilweise vor Lachen nicht mehr eingekriegt. Rebecca Yarros wirft ihre Charaktere immer wieder schonungslos und brutal in neue Situationen. Die Familienverbindungen zwischen den einzelnen Reiterinnen, die Geschichte der Quadranten und des Krieges. Das „Dreschen“, sprich die Auswahl der Reiterinnen durch die Drachen. Ein gigantisches Konvolut an Informationen, aber dennoch sehr klar und gut durchdacht.
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Und dann, der Cliffhanger am Ende: Ich habe dieses fu**ing Ende nicht kommen sehen, zu keinem Zeitpunkt.
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„Nicht alle Stärke ist körperlich“ [Zitat]

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Veröffentlicht am 07.04.2022

Eine wertvolle, liebevolle Reise

Auf Basidis Dach
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„(…) Jede allgemeine Kritik gegen das Verhalten von Menschen in Marokko ist immer auch ein kleiner Angriff auf meine Identität und damit im weitesten Sinne auf meine Familie. Manchmal möchte ich auch zeigen, ...

„(…) Jede allgemeine Kritik gegen das Verhalten von Menschen in Marokko ist immer auch ein kleiner Angriff auf meine Identität und damit im weitesten Sinne auf meine Familie. Manchmal möchte ich auch zeigen, dass unter der glatten Schale von Argumenten, die schlüssig und klar klingen, viele weitere Facetten liegen, die man erst mühevoll freilegen muss, (…)“ (S. 59)

Mona Ameziane, ein Name, der vielen von uns sicher bekannt ist Der Papa Marokkaner, die Mama ist Deutsche. Mona wuchs in Deutschland auf und verbrachte viele ihrer Ferien in Marokko bei ihren Großeltern. Sich daheim fühlen in zwei Kulturen, sprechen von zwei Sprachen, dem Umgang mit der Religion (Allah oder Gott) und verzichtbaren Rassismus-Erfahrungen – darin dürfen wir miteintauchen.

Ich war mit Mona im Urlaub! Sowohl im familiären als auch im kulturellen und ich habe es sehr genossen. Es war eine einfühlsame, wohlige, warme Reise, auf die ich Mona begleiten durfte, zu einem Teil ihrer Wurzeln, zu ihrer Familie, ihrem Großvater, Großmutter Lalla, ihrem Papa, den Märkten, den Bergen, haben-wollenden Teekannen und netten Taxifahrern, namens Mohammed. Mona hat uns Marokko ungeschminkt und ungeschönt vorgestellt mit all seinen Ecken und Kanten, so wie auch wir Menschen sind. Und Menschen machen ein Land aus, machen es hoffentlich auch zu einem zu Hause, in das mehr gerne immer zurückkehrt. Dennoch auch mit seinen wunderschönen Seiten, der Gastfreundschaft, der Familie, den Eigenheiten dieses offensichtlich schönen Landes, welches ich leider noch nicht persönlich kenne.
„Irgendwann wirst du merken, dass es ein Geschenk ist, in zwei Ländern dieser Welt zu Hause zu sein“ hat mein Vater immer wieder früher zu mir gesagt.“ (Seite 15).
Die Wärme der Vater-Tochter-Beziehung hatte für mich eine starke Sogwirkung. Ich habe mich so wohl gefühlt beim Lesen. Und ich wäre so gerne dabei gewesen, als die beiden durch die kleinen Gassen und Straßen gehirscht sind, oder als sie Mohammed’s Familie kennenlernten. Auch den kritischen Teil über Marokko beleuchtet Mona ohne Umwege. Und obwohl das Buch auch bedrückende und furchtbare Themen streift, ist es dennoch ein Wohlfühlbuch, voller Liebe, Zuneigung und Respekt gegenüber der zweiten Heimat. Eines, dass ich sicherlich wieder zur Hand nehmen werde, um es mir gemütlich zu machen für eine Reise mit Mona nach Fes und mit ihr dort gedanklich einen Tee zu schlürfen (ohne Zucker).

Und wer Mona jetzt noch immer nicht kennt, folgt ihr am besten direkt auf Instagram und hört sonntags ihre Radiosendung auf 1Live oder ihren Podcast.

Und da ihr sicher auch alle wissen wollt, wer Basidi ist: lest Mona’s Buch!

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