Profilbild von melange

melange

Lesejury Star
offline

melange ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit melange über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 27.06.2021

Mit viel Gefühl

Der Tintenfischer
0

Zum Inhalt:
In Venedig springt ein Flüchtling ins Wasser, doch sein Selbstmordversuch wird von Morellis Kollegin Anna verhindert. Der Hintergrund der Verzweiflungstat führt Morelli und Anna in das Dickicht ...

Zum Inhalt:
In Venedig springt ein Flüchtling ins Wasser, doch sein Selbstmordversuch wird von Morellis Kollegin Anna verhindert. Der Hintergrund der Verzweiflungstat führt Morelli und Anna in das Dickicht von Schleppern, falschen Versprechen und nigerianischer Mafia, - und letztendlich wieder einmal nach Sizilien. Ein Ort, der für den freien Hund gefährlich ist... lebensgefährlich...

Mein Eindruck:
Die Wahl des Verlags, die "deutsche Stimme von Daniel Craig" dieses Buch einsprechen zu lassen, ist sehr gelungen. Dietmar Wunder hat ein Faible für starke Charaktere, die sich selbst aus dem Sumpf ziehen und vor keinem Gegner und keiner Aufgabe zurückschrecken, - so gefährlich sie auch sein mag. Doch auch die weiblichen Figuren geraten nicht zu Karikaturen, obwohl - das ist einfach die Natur der Sache - ihre Unterschiede durch einen Sprecher nicht so fein moduliert werden können, wie die der männlichen Charaktere.
Bei der Geschichte ist freut man sich insbesondere über das Wiedersehen (oder – hören) mit Bekannten aus dem ersten Teil. Dabei gelingt den Autoren das Kunststück, sie direkt wieder vor dem geistigen Auge entstehen zu lassen, - fast, als wäre überhaupt keine Zeit zwischen den Büchern vergangen. Die Nähe zur heutigen Zeit (Corona, Flüchtlinge, Hilfspaket) wirkt dabei nicht wie gewollt, sondern ist gekonnt, der unterschwellige Humor gefällt und wenn es die Romantik Einzug hält, als die Erklärung für den Titel deutlich wird, sieht man praktisch das Mondlicht ganz klar.
Das Beste am Buch ist jedoch der Cliffhanger zum Schluss. Keiner, der einen ärgert, sondern einer, der das tut, was ein guter Cliffhanger tun sollte: Den Menschen vor dem Buch auf die nächste Geschichte anfüttern.

Mein Fazit:
Manchmal sehr politisch korrekt, trotzdem spannend und echt

Veröffentlicht am 20.06.2021

Ein großes Spiel

SØG. Dunkel liegt die See
0

Ein alter Fall um fünf brutal ermordete Seeleute geht Nina nicht aus dem Sinn. Als die dänische, alleinerziehende Kommissarin neue Erkenntnisse gewinnt und sie zusätzlich in Tallinn zu einer Schulung weilt ...

Ein alter Fall um fünf brutal ermordete Seeleute geht Nina nicht aus dem Sinn. Als die dänische, alleinerziehende Kommissarin neue Erkenntnisse gewinnt und sie zusätzlich in Tallinn zu einer Schulung weilt – hier ist ein damaliger Verdächtiger zu Hause – ermittelt sie auf eigene Faust und findet sich plötzlich im Fadenkreuz von Geheimdiensten und international agierenden Terroristen wieder.

Mein Eindruck:
Wie auch Oxen hat Jens Henrik Jensen seine Reihe um eine toughe Polizistin als Trilogie ausgelegt. Und dieses Mal nimmt er sich sehr lange Zeit, seine Hauptfigur – und mit ihr die Leser – an die Geschichte heranzuführen. Nach 100 Seiten hat man deshalb den Eindruck, mehr der Idylle einer Frau beizuwohnen, die es schafft, Beruf und Familie dank Kollegen und Verwandten unter einen Hut zu bringen, als dass ein spannender Fall die Seiten beherrscht. Da nutzen auch einige Einschübe von Verfolgungsjagden nichts, da sie einen kurioserweise kalt lassen, weil sie völlig realitätsfern erscheinen. Doch dann zieht Jensen ganz plötzlich einige Asse aus dem Ärmel und lässt seine Marionetten – zu denen die Protagonistin ohne ihr Wissen gehört – richtig tanzen und verblüfft mit eleganten Wendungen ein um das andere Mal. Die Schauplätze sind vielfältig, der Schreibstil gefällig (im besten Sinn); er verlangt seinen Lesern nicht zu viel ab und wirkt trotzdem nie banal.
Seine Charaktere – abseits Ninas – besitzen Struktur und Tiefe, ein Teilstrang der Geschichte wird geklärt, das große Ganze bleibt jedoch noch gefährlich im Hintergrund. Beste Voraussetzungen dafür, dass man bei der literarischen Stange bleibt.
Die Idee, ein reales Verbrechen zur Grundlage zu nehmen, ist dabei besonderer Ehren wert, da man nach der Lektüre nicht das Gefühl hat, völlig im luftleeren Raum zu schweben, obwohl auch Jensen (natürlicherweise) keine gänzliche Aufklärung bieten kann.

Mein Fazit:
Ein etwas zäher, dafür später umso begeisternder Start

Veröffentlicht am 06.06.2021

Partnerschaften

Eine perfekte Ehe
0

Zum Inhalt:
Früher hegte Lizzie altruistische Pläne, doch nach einem alkoholbedingten Absturz ihres Mannes steht sie mit dem Rücken zur finanziellen Wand und hat das lukrative Angebot einer Anwaltskanzlei ...

Zum Inhalt:
Früher hegte Lizzie altruistische Pläne, doch nach einem alkoholbedingten Absturz ihres Mannes steht sie mit dem Rücken zur finanziellen Wand und hat das lukrative Angebot einer Anwaltskanzlei angenommen und bearbeitet dort Wirtschaftsfälle. Als Zach sie anruft, weil er des Mordes an seiner Frau Amanda verdächtigt wird, will sie das Mandat zuerst weitergeben, nimmt es dann jedoch widerstrebend an. Sie recherchiert in Zachs Umfeld und stellt fest, dass viele Leute Geheimnisse haben... wie auch Lizzie einige pflegt...

Mein Eindruck:
Dieser Psychothriller der Autorin Kimberley McCreight nimmt sich lange Zeit, um in Fahrt zu kommen, für meinen Geschmack ein bisschen zu lange. 544 Seiten sind eben viel Platz für einen Krimi und vielleicht hätte die Autorin zu Beginn ein bisschen straffen können. Der Aufbau des Krimis macht dabei Spaß, - Lizzies Perspektive spielt in der Gegenwart, dazu erfährt man einiges aus der nahen Vergangenheit durch Amandas Augen und zusätzlich gibt es Versatzstücke, die sich aus Zeugenaussagen im Prozess und einem Mailverkehr zusammensetzen.
Nach dem etwas kaugummimäßigen Beginn zieht McCreight jedoch die Spannungsschraube unerbittlich an und verblüfft ihre Leser ein ums andere Mal mit Kabinettstückchen, überraschenden, aber nicht absurden Wendungen und dem Aufdecken von Geheimnissen, die es in sich haben. Nicht nur Lizzie fühlt sich irgendwann wie in einer Waschmaschine - keine Ahnung mehr, wo oben und unten ist und wann man dem Schleudergang wieder entkommen kann.
Die Charaktere besitzen alle genügend Tiefe, ihr Verhalten ist glaubwürdig und der Weg dorthin ist nicht nur für Lizzie ein langer Weg, der viele Untiefen und Stolpersteine bietet. Die Aufklärung des Todesfalles und der Epilog sind dabei die Kirsche auf der Torte.

Mein Fazit:
Kommt langsam, wird dann aber zur Lawine

Veröffentlicht am 11.04.2021

Gelungene Mischung aus Spannung und Grusel

Sommernacht
0

Zum Inhalt:
Eine Hochzeitsgesellschaft findet sich auf einer einsamen Insel ein, um dem Brautpaar zu huldigen. Sie - erfolgreiche Managerin - und er - erfolgreicher Fernsehstar - sehen zudem auch noch ...

Zum Inhalt:
Eine Hochzeitsgesellschaft findet sich auf einer einsamen Insel ein, um dem Brautpaar zu huldigen. Sie - erfolgreiche Managerin - und er - erfolgreicher Fernsehstar - sehen zudem auch noch äußerst gut aus und bilden das perfekte Paar vor dem perfekten Hintergrund. Doch dann zieht ein Sturm auf und die perfekte Kulisse bröckelt in jeder Hinsicht

Mein Eindruck:
Lucy Foley hat den Stil ihres Erstlings „Neuschnee“ übernommen, aber verbessert. Auch hier bringt sie eine Gesellschaft von relativ, aber nicht ganz jungen Leuten zusammen, die sich teilweise schon sehr lange kennen und dementsprechend auch die Tiefen und schlechteren Charakterzüge voneinander wissen. Dazu bedient sie sich der Erzählung aus unterschiedlichen Sichten, jeweils nur wenige Seiten lang, und treibt damit ihre Geschichte auf einen Höhepunkt zu, der zwar früh bekannt ist, sich jedoch über die Person des Opfers lange ausschweigt. Ihr/e jeweilige/r Protagonist/in bedient sich dabei der Ich-Form und erreicht damit Herz und Kopf der Leserschaft, welche sich wunderbar in Gedanken und Gefühlen suhlen kann; manches Mal sogar mit einer Situation aus zwei Blickwinkeln. Stück für Stück werden die Geschehnisse von der Ankunft der engen Gruppe bis zum Höhepunkt enthüllt, während Foley immer wieder Teile der Gegenwart ab dem Auffinden der Leiche einstreut. Dabei stellt sich heraus, dass in der Vergangenheit viel passiert ist, was Menschen zu krassen Reaktionen darauf verführen kann, - leider schießt dabei die Autorin mit einem Zufall über das Ziel hinaus. Das ist deshalb schade, weil die Konstruktion der übrigen Zusammenhänge wirklich meisterhaft komponiert ist und sogar außerhalb von Buchdeckeln glaubhaft wäre. Doch was bleibt ist ein ungemein spannender Page-Turner mit absolut (alb-)traumhaften Ortsbeschreibungen und Charakterstudien, die einen mitfiebern lassen.

Mein Fazit:
Absolut gute Unterhaltung im Thriller-Bereich

Veröffentlicht am 23.12.2020

Intelligent und spannend

Mädchengrab
0

Zum Inhalt:
Nach vielen Jahren wird das Skelett von Jasmine entdeckt. Deren Großmutter engagiert die Ex-Polizistin Angie Pallorino, damit diese offene Fragen zum Tod der jungen Frau klärt. Dabei stößt ...

Zum Inhalt:
Nach vielen Jahren wird das Skelett von Jasmine entdeckt. Deren Großmutter engagiert die Ex-Polizistin Angie Pallorino, damit diese offene Fragen zum Tod der jungen Frau klärt. Dabei stößt Angie in ein Wespennest und gerät bald selbst in große Gefahr.

Mein Eindruck:
"Mädchengrab" ist der dritte Band um Angie Pallorino, kann aber ohne Probleme als alleinstehender Thriller gelesen werden. Die Autorin gibt nicht nur Rückblicke auf die Geschichte ihrer Protagonistin, sie bettet diese so geschickt in das neue Buch, dass keine Frage offen bleibt. Zudem hat zwar auch diese Ermittlerin die von vielen Schriftstellern gern genommenen Probleme; Angies Erfinderin rüstet sie jedoch mit genügend Willensstärke und Charakter aus, so dass die Hoffnung auf Überwindung derselben auf fruchtbaren Boden fällt.
Überhaupt die Figuren: Wunderbar beschrieben, mit Tiefe und Background selbst für Nebencharaktere. Dadurch wirken sie lebensecht und man kann sich gut in sie einfühlen. Zwar zitiert White ein wenig oft Filme und es gibt ein paar doch sehr unrealistische und übermenschliche Sequenzen, aber bei einer fiktionalen Geschichte darf das dann auch einmal sein.
White hat ein Händchen für die Beschreibung von Gefühlen und Stimmungen und verwebt in den laufenden Fall eine übergreifende Klammer, - so füttert sie ihre Leserschaft subtil auf das nächste Buch an, ohne mit einem boshaften Cliffhanger zu verärgern.

Mein Fazit:
Man zittert gerne mit