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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 10.03.2022

Teamwork

Gezeitenmord
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Zum Inhalt:
Bei einer Wattwanderung finden ein Schüler und sein Lehrer eine Leiche. Dann wird der Mann niedergeschlagen und der Junge verschwindet, - ein neues Opfer, nachdem schon einige Mädchen von einem ...

Zum Inhalt:
Bei einer Wattwanderung finden ein Schüler und sein Lehrer eine Leiche. Dann wird der Mann niedergeschlagen und der Junge verschwindet, - ein neues Opfer, nachdem schon einige Mädchen von einem Serienmörder getötet wurden? Da sich alles im deutsch/dänischen Grenzgebiet abspielt, wird eine binationale Gruppe zusammengestellt - ein älterer deutscher und eine junge dänische Polizistin aus Kopenhagen. Misstrauisch von den einheimischen Kräften beäugt, starten die beiden die Ermittlung.

Mein Eindruck:
Dieser Krimi ist sehr gelungen: Ein Fall, der sich entwickelt und von vorne bis hinten schlüssig ist. Ein Täter, dessen Identität dem lesenden Publikum klar werden kann, da der Autor Brotkrümel einstreut und ein Team, das an der Aufgabe wächst und eine Einheit wird, - über Länder-, Standes- und Geschlechtsgrenzen hinweg. Jürgensen nutzt sein erzählerisches Talent, um auch die Landschaft auf wunderbare Weise vor dem geistigen Auge entstehen zu lassen. Seine Charaktere sind schön ausgearbeitet und facettenreich, ihre Gedanken, Hoffnungen und Ängste gut geschildert. Der Showdown zum Schluss ist perfekt in die Landschaft gebettet und lässt Hoffnungen auf einen weiteren Fall mit dem Ermittlerteam zu.
Noch eine persönliche Einlassung: Die Figuren haben ein Privatleben und es in diesem nicht leicht, - den Fall stört es aber nicht. Eine absolute Erfrischung im Krimikosmos der Skandinavier.

Mein Fazit:
Ein Hoch auf die deutsch-dänische Freundschaft

Veröffentlicht am 30.01.2022

Unerwartet

The Maid
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Zum Inhalt:
Molly arbeitet als Zimmermädchen in einem First-class-Hotel. Obwohl sie von den meisten Gästen übersehen wird, liebt sie ihre Arbeit und das Gefühl, die Zimmer in einen Zustand der Perfektion ...

Zum Inhalt:
Molly arbeitet als Zimmermädchen in einem First-class-Hotel. Obwohl sie von den meisten Gästen übersehen wird, liebt sie ihre Arbeit und das Gefühl, die Zimmer in einen Zustand der Perfektion zu versetzen. Daran hindert sie eines Tages eine Leiche im Bett und schneller als sie einen Feudel schwingen kann, steht sie selbst unter Verdacht.

Mein Eindruck:
Anna Thalbach verleiht Molly eine Stimme - und das mit sehr viel Einfühlungsvermögen. Und auch wenn Thalbach die anderen Charaktere - insbesondere den der männlichen Küchenhilfe - ebenfalls gut spricht, bleibt vor allen Dingen die Hauptperson im Gedächtnis. Die ruhige, bedächtige, fokussierte Art Mollys wird wunderbar getragen und das leicht autistische Wesen erscheint vor dem geistigen Auge der Hörer/innen. Im Gegensatz zu dem, was Klappentext und Untertitel suggerieren, ermittelt Molly nicht im Stile Columbos, sondern lässt sich von ihren Freunden aus der zum Teil selbst gegrabenen Grube helfen. Einerseits grenzenlos naiv fällt sie auf einige Schliche herein, andererseits hilft ihr genau diese Naivität bei eigenen Verfehlungen weiter. Wirkt die Protagonistin so unbedarft, dass man vor Kopfschütteln ein Schleudertrauma bekommen könnte und zieht sich dabei das Geschehen in die Länge, überrascht Nita Prose doch mit manchem Haken, den die Handlung schlägt. Das Finale hat noch einiges für alle wichtigen Personen in petto, einige Kaninchen, die Prose aus dem Hut zieht, hätte sie jedoch lieber im Zylinder gelassen. Trotzdem gefällt die Auflösung und der Schluss ist schön. Denn – wie zitiert Molly – am Ende ist alles gut und wenn es nicht gut ist, ist es nicht das Ende.

Mein Fazit:
Ein Genuss mit Abstrichen

Veröffentlicht am 29.12.2021

Mythen und Morde

Eis. Kalt. Tot.
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Zum Inhalt:
Tote werden aufgefunden, - arrangiert wie Sagenfiguren der Inuit. Militante Umweltschützer oder gibt es doch ein anderes Motiv? Um die Kopenhagener Polizei zu unterstützen, greift man auf ...

Zum Inhalt:
Tote werden aufgefunden, - arrangiert wie Sagenfiguren der Inuit. Militante Umweltschützer oder gibt es doch ein anderes Motiv? Um die Kopenhagener Polizei zu unterstützen, greift man auf die Hilfe von Marit zurück - eine Super-Recognizerin und selber Inuit.

Mein Eindruck:
Eis.Kalt.Tot. ist der Beginn einer neuen Reihe um eine Einheit der Kopenhagener Polizei. Deshalb gibt sich die Autorin viel Mühe, für ihre Figuren einen Background (inklusive Privatleben) zu konstruieren. Leider manchmal sehr vorhersehbar: Die harte Chefin ist lesbisch, die zweite weibliche Hauptperson mitfühlend und - natürlich - hetero. Dazu ein Bild der Männlichkeit, welches müde macht: Entweder Täter in mindestens einer Hinsicht oder zumindest Holzklötze in der Wahrnehmung der Frauen. Da wünscht man sich doch mehr Vielfalt.
Doch die Haupt-Story des Buchs ist wirklich klasse, lässt einen rätseln und mit fiebern und bietet eine unerwartete Komplexität, da ein Ende immer auch ein neuer Anfang ist und sich die Charaktere ein um das andere Mal verwirren, aufs Kreuz legen und überraschen. Die Leser/innen wissen dabei nicht viel mehr als die Polizei und tappen deshalb ebenso in die durch die Autorin ausgelegten Fallen. Die Beschreibungen der Landschaft wissen insbesondere in der jetzigen Winterzeit zu gefallen und bieten einen schönen Blick auf eine bedrohte Welt. So fügt sich der Umweltgedanke unaufgeregt und damit umso besser in die Story.

Mein Fazit.
Gerne eine weitere Geschichte, dann aber mit einer heterogeneren Geschlechtersicht

Veröffentlicht am 28.12.2021

Weil sie es können

So eiskalt der Tod
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Zum Inhalt:
Gemeinsam mit ihrem Sohn findet die Ex-Polizistin Kate beim Schwimmen im Stausee eine Leiche. Die Diagnose "Unfalltod" lässt sie allerdings aufhorchen, denn ihr sind Verletzungen aufgefallen, ...

Zum Inhalt:
Gemeinsam mit ihrem Sohn findet die Ex-Polizistin Kate beim Schwimmen im Stausee eine Leiche. Die Diagnose "Unfalltod" lässt sie allerdings aufhorchen, denn ihr sind Verletzungen aufgefallen, die zu einem einfachen Ertrinken nicht passen wollen. Sie beginnt gemeinsam mit ihrem Assistenten Tristan nachzuforschen und stellt fest, dass diese Leiche in ein Muster passt: Schon viele Menschen sind in den letzten Jahren spurlos in der Nähe des Stausees verschwunden und die Inhaberfamilie tut alles, um diese Verschwinden unter der Decke zu halten.

Mein Eindruck:
Robert Bryndza besitzt einen sehr guten Stil und zeichnet seine Charaktere mit viel Einfühlungsvermögen. Leider entzieht er sich nicht nur nicht dem Zwang, die Ermittler mit Problemen auszustatten, nein, er polstert das zu tragende Päckchen extra dick. Glücklicherweise belastet es nicht den Fortlauf des Falls, der absolut gelungen und spannend entwickelt ist. Dass einflussreiche Familien das Recht beugen können, treibt Bryndza auf die Spitze und obwohl sich Ahnungen zur Person des Mörders entwickeln, wird er so geschickt getarnt, dass auch der geübte Leser - und die geübte Leserin - zweifeln. Der Nebenstrang mit einer entführten Person, die um ihr Leben kämpft, sorgt zusätzlich für Nägelkauen und Herzklopfen. Der Schluss erscheint dann jedoch ein bisschen überstürzt und etwas mehr Aufklärung - insbesondere zur Rolle der Polizei - wäre zielführend gewesen, - gerne auf Kosten der privaten Dramen. Dass Kate und Tristan offiziell eine Detektei gründen wollen, ist ein gutes Signal für einen dritten Band, der gerne wieder so verzwickt sein darf wie "So eiskalt der Tod".

Mein Fazit:
Ein guter Thriller mit Ausblick

Veröffentlicht am 04.12.2021

Unsocial Media

Der Selfie-Killer
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Zum Inhalt:
Ein Mörder hat es auf Influencer abgesehen, die ihren Followern das perfekte Leben vorgaukeln, jedoch weit davon entfernt sind, dieses auch zu führen. Sie werden gezwungen, den Zeitpunkt ihres ...

Zum Inhalt:
Ein Mörder hat es auf Influencer abgesehen, die ihren Followern das perfekte Leben vorgaukeln, jedoch weit davon entfernt sind, dieses auch zu führen. Sie werden gezwungen, den Zeitpunkt ihres Todes als Selfie aufzunehmen und damit ihren makabren Nachruf in den sozialen Medien zu untermalen. Als Laura - eine Polizeipraktikantin - seltsame Nachrichten aufschnappt, die ähnlich wie die des Killers klingen, packt sie die Panik, als ihre Mitbewohnerin verschwindet.

Mein Eindruck:
Der Autor nimmt sich eines sehr aktuellen Themas an, welches wohl bei vielen - vor allen Dingen älteren - Menschen ein großes Fragezeichen ins Gesicht zaubert: Die Reichweite von Influencern und ihr Verhältnis zu denjenigen, die an ihren Lippen (bzw. Filmchen) hängen. Selbstdarstellung, die keine ist, da nur noch ein Trugbild gezeigt wird. Ist es also nur eine Frage der Zeit, bis sich jemand "wehrt"? Doch ist es überhaupt ein wehren, wenn man selbst zum Internet-Phänomen wird? Abgesehen von dieser philosophischen Frage geht es jedoch um eine spannende Geschichte. Und hier beherrscht Buderath sein Handwerk. Einmal in der Hand, legt man das Buch nicht mehr weg - Neugierde und Perspektivwechsel halten die Leser/innen bei der Stange. Und obwohl die politische Korrektheit an mindestens einer Stelle klar über das Ziel hinaus schießt und auch sein Kommissar nicht frei von exzessivem Körperkult ist, fühlt man sich sehr gut unterhalten.
Einen Pluspunkt bekommt das (nicht ganz überraschende) Ende für seine Differenziertheit, - der Mörder hält sich an seine Moralmaßstäbe. Einen Punkt Abzug für das Überstürzen - drei Seiten mehr wären hier besser gewesen (und hätten bei den Turnübungen Michelsens gekürzt werden können).

Mein Fazit:
Sehr gute Grundidee, mit leichten Abzügen gut umgesetzt

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