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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 20.03.2021

Liebenswert

Wattenmeermord
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Zum Inhalt:
Laura und Jan haben mit ihrem alten Leben als Kriminalpolizisten im Ruhrgebiet abgeschlossen und sind nach Pellworm gezogen. Hier arbeitet Jan als "Dorfbulle" und Laura führt eine Pension. ...

Zum Inhalt:
Laura und Jan haben mit ihrem alten Leben als Kriminalpolizisten im Ruhrgebiet abgeschlossen und sind nach Pellworm gezogen. Hier arbeitet Jan als "Dorfbulle" und Laura führt eine Pension. Als jedoch ein Toter auf dem Deich gefunden wird und Kollegen vom Festland anrücken, merken die beiden, dass sie doch nicht aus ihrer Haut können, - und beginnen zu ermitteln.

Mein Eindruck:
Am besten bei diesem liebenswerten Krimi von Katja Lund und Markus Stephan aus dem Norden der Republik gefallen der Lokalkolorit und die sympathische Zeichnung der einheimischen Figuren. Die eingestreuten friesischen Fragmente sind dabei gut zu verstehen oder werden im Nachsatz übersetzt. Der Hintergrund der beiden Protagonisten ist gute gewählt und vermittelt nicht nur glaubhaft die Beweggründe für den Umzug nach Pellworm, sondern auch die Liebe zur Ermittlung, die sich nicht einfach abschütteln lässt. Die Nachforschungen laufen stringent; die Tätersuche zerrt zwar nicht an den Nerven, lädt aber zum Mitraten ein und bietet eine gute Auflösung. Und auch wenn auf so einer kleinen Insel wohl nicht noch ein Mord passieren wird, könnte man sich einige Szenarien vorstellen, in dem Jan und Laura zu einem weitern Einsatz in ihrem alten Metier kommen.

Mein Fazit:
Feiner Urlaubskrimi mit Flair

Veröffentlicht am 14.03.2021

Londoner Mysterien

Das Geheimnis der Themse
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Zum Inhalt:
Charlotte und Tom sind inzwischen zwei Jahre verheiratet, doch noch ist die Ehe kinderlos. Die Grübelei über diesen Umstand setzt beiden zu – wenn auch auf unterschiedliche Art und Weise ...

Zum Inhalt:
Charlotte und Tom sind inzwischen zwei Jahre verheiratet, doch noch ist die Ehe kinderlos. Die Grübelei über diesen Umstand setzt beiden zu – wenn auch auf unterschiedliche Art und Weise – und so kommt der Auftrag eines alten Gönners wie gerufen: Tom soll ein Buch über alte Stätten, Einwohner und Vorkommnisse in London schreiben, die irgendwie im Zusammenhang mit Aberglauben oder Magie stehen. Doch dann geraten Charlotte und er in das Visier eines gefährlichen Geheimbunds.

Mein Eindruck:
Zwar steht auf dem Titel „Roman“ und die Frauengestalt lässt ebenfalls eher auf einen Herz-Schmerz-Schmöker schließen – und das ist dieses Buch auch sehr oft. Doch „Das Geheimnis der Themse“ hat glücklicherweise ebenfalls für Freunde der Spannungsliteratur einige schöne Stunden zu bieten. Die Autorin Susanne Goga hat nicht nur gut recherchiert, - sie bietet zusätzlich interessante Einblicke in das Seelenleben ihrer beiden Protagonisten und lässt diese auf Augenhöhe agieren: Hier ist die Frau weder das Anhängsel ihres Gatten, noch ist er nur ein praktischer Stichwortgeber. Beide bedienen sich zwar unterschiedlicher Strategien, letztlich ist das Geheimnis jedoch nur im Zusammenspiel zu lösen.
Richtig gut gefällt, dass nicht alles rosarot glänzt im Hause Ashdown, - es müssen Rückschläge hingenommen werden, manches bleibt auf der Strecke, anderes entwickelt sich nicht so wie gewünscht.
Die mysteriöse Geschichte um Geheimbünde, (Aber-)Glauben und starke Charaktere ist spannend, mitreißend und insbesondere für Liebhaber Londons ein perfekter Zeitvertreib. Dass dieses Buch einen Vorgänger hat, wird zwar an einigen Stellen deutlich, - das Wissen daraus ist aber für ein Verständnis nicht notwendig.

Mein Fazit:
Oft ein Genuss, manchmal allerdings ein bisschen reichlich gezuckert

Veröffentlicht am 31.01.2021

Abhängigkeiten

Flieh, so weit du kannst
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Zum Inhalt:
Nachdem Ava sich mit ihren privaten Problemen ihrem Chef David – Leiter einer PR-Agentur – geöffnet hat, stellt dieser ihr unbürokratisch das Haus zur Verfügung, in dem seine an ihrer Drogensucht ...

Zum Inhalt:
Nachdem Ava sich mit ihren privaten Problemen ihrem Chef David – Leiter einer PR-Agentur – geöffnet hat, stellt dieser ihr unbürokratisch das Haus zur Verfügung, in dem seine an ihrer Drogensucht verstorbene Tochter Olivia gelebt hat. Auch wenn Ava dieses Angebot annimmt, ist ihr bei der ganzen Sache nicht wohl. Denn erstens ist ihr Davids Aufmerksamkeit fast zu viel und zweitens gibt es da noch Einiges, was dieser von ihr und Olivia nicht weiß…

Mein Eindruck:
Naomi Joy hat ein Händchen dafür, ihre Leserschaft in den Bann zu ziehen. Dazu nutzt sie kurze Kapitel, die zumeist aus der Sicht ihrer beiden Hauptpersonen (Ava und ihre ehemals Freundin, jetzt Konkurrentin Jade) geschrieben sind und eine latente Unsicherheit über die Geschehnisse rund um Olivias Tod. Das Setting in einer PR-Agentur hat zudem etwas Glamouröses und Hektisches, was zusätzlich Drive in die Geschichte bringt.
Bis kurz vor Schluss kann diese Geschichte in ihrer Unbehaglichkeit und später – mit dem Zeitpunkt der Entführung Avas – ihrer fast schon hoffnungslosen Endgültigkeit absolut überzeugen und die Leser/innen arbeiten sich fieberhaft Seite um Seite vor. Doch der Showdown scheint dann doch ein wenig zu übertrieben und der Epilog wartet mit einem endgültigen Schlusspunkt auf, der eher verwirrt als wirklich gefällt. Das ist schade, denn bis dahin war „Flieh, so weit du kannst“ nicht nur Pageturner, sondern Spiegel eines Haifischbeckens in einer verlogenen Werbewelt. Aber ganz besonders eine tolle Geschichte, die zeigt, dass zwei Leute mit ihrer unterschiedlichen Sicht der Dinge einen Fakt wunderbar auf zwei völlig verschiedene Arten interpretieren und sich beide dabei im Recht dieser Interpretation fühlen können.

Mein Fazit:
Der Aufbau trägt die Geschichte

Veröffentlicht am 23.01.2021

Spannend, aber es bleiben Fragen

Der Mädchenwald
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Zum Inhalt:
Elissa wird während der Teilnahme an einem Schachwettbewerb auf dem Parkplatz des Hotels entführt und danach in den Keller einer Hütte im Wald gesperrt, - dem Mädchenwald, wie Elijah ihn nennt. ...

Zum Inhalt:
Elissa wird während der Teilnahme an einem Schachwettbewerb auf dem Parkplatz des Hotels entführt und danach in den Keller einer Hütte im Wald gesperrt, - dem Mädchenwald, wie Elijah ihn nennt. Dort findet er Elissa und versucht ihr - so gut es ihm möglich ist - zu helfen. Elissa ihrerseits möchte Elijah manipulieren, über seine Grenzen zu gehen. Doch das ist nicht so einfach, wie es zuerst scheint, denn auch Elijah hat seine Geheimnisse.

Mein Eindruck:
Sam Lloyd schreibt seine Geschichte aus unterschiedlichen Perspektiven und wirft damit seinen Leser/inne/n gezielt Bröckchen (oder - um im Thema zu bleiben – Brotkrumen) vor die Nase, die diese begierig aufklauben. Denn so erfahren sie nur Stück für Stück, wie sich die Hautbeteiligten (Elissa, Elijah und die mit der Ermittlung beauftragte Polizistin) fühlen, welche Gedanken sie abseits der Entführung hegen und wo ihre Sorgen liegen. Der Autor schafft es trotz fehlender Cliffhanger am Ende seiner Kapitel, dass man wissen möchte, wie es mit der hier behandelten Person weitergeht und erreicht den Wunsch, immer weiter zu lesen. Lloyd macht dabei besonders deutlich, dass das Umfeld, in dem wir uns bewegen, die Handlungen steuert: Elissa ist beispielsweise viel analytischer und taktierender, als ein Mädchen von 13 Jahren im Normalfall wäre, aber ihr Schachspiel hilft dabei. Die Polizistin kämpft gerade gegen eine mögliche Fehlgeburt an und reagiert damit emotionaler als sonst.
Auch sprachlich passt sich das Buch immer wieder der momentan beschriebenen Person an und bewirkt damit, dass sich der Lesende ebenfalls in diese Umlaufbahn begibt.
Inhaltlich baut der Autor einige wirklich überraschende Wendungen ein, bleibt aber zum Schluss doch ein paar Antworten schuldig. Leider, denn sonst gäbe es an der fesselnden Geschichte nichts zu mäkeln.

Mein Fazit:
Ein spannender Thriller mit Überraschungen und viel Gefühl

Veröffentlicht am 16.01.2021

Fluchtpläne

Der Tausch – Zwei Frauen. Zwei Tickets. Und nur ein Ausweg.
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Zum Inhalt:
Claire leidet unter ihrem Gatten: Der einflussreiche und beliebte Politiker schlägt und kontrolliert seine Frau. Sie fasst den Plan, ihn zu verlassen und der Zufall spielt ihr in die Hände: ...

Zum Inhalt:
Claire leidet unter ihrem Gatten: Der einflussreiche und beliebte Politiker schlägt und kontrolliert seine Frau. Sie fasst den Plan, ihn zu verlassen und der Zufall spielt ihr in die Hände: Als Claire auf den Flieger nach Puerto Rico wartet, bietet Eva ihr einen Rollentausch an. Die beiden wechseln Pässe und Flugzeug, welches Eva nicht zu besteigen gedenkt. Denn auch sie hütet ein Geheimnis. Als der Flieger abstürzt und alle Insassen sterben zieht sich Claire in Evas Haus zurück, - nicht ahnend, wie lebensgefährlich diese Tat sein könnte.

Mein Eindruck:
Julie Clark erzählt ihre Geschichte für die beiden Haupt-Personen auf unterschiedlichen Zeitebenen: Während Claires Taten in der Gegenwart spielen und höchstens Gedanken an die Vergangenheit einfließen, beginnt Evas Part etwa ein halbes Jahr vor dem Tausch. Ein absolut eingängiger und bildhafter Schreibstil fesselt die Leser/innen an die Story, die durch diese Konstruktion der Zeiten in jedem Teilstück mit den Figuren fiebern. Es gelingt der Autorin dabei, für beide Protagonistinnen Sympathien aufzubauen, obwohl weder Vita noch Verhalten Evas es für die Leserschaft leicht machen. Allerdings stört ein bisschen die geschlechtsspezifische Eindimensionalität: Die Frauenfiguren sind alle zielgerichtet, intelligent, zumeist integer und – wenn sie Schwächen zeigen – ziehen sich selbst und höchstens mit weiblicher Hilfe aus dem Sumpf. Die männlichen Charaktere lügen, betrügen, manipulieren und misshandeln Frauen.
Doch „Der Tausch“ ist spannend, lässt hoffen und bangen und spielt mit den Erwartungen an die Auflösung. Das diese sich gewaschen hat, verschafft der Bewertung der Geschichte einen Extra-Pluspunkt.

Mein Fazit:
Eine gute Story, brillant und gewitzt erzählt, jedoch mit einem Hang zum Männer-Bashing