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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.09.2016

Ein Puzzle

Wer war Alice
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Zum Inhalt:
Eine junge Journalistin ertrinkt unter nicht sofort geklärten Umständen. Ihr Professor versucht, das Rätsel um ihren Tod mit Fragmenten aus ihrem Leben und mit der Hilfe von Weggefährten zu ...

Zum Inhalt:
Eine junge Journalistin ertrinkt unter nicht sofort geklärten Umständen. Ihr Professor versucht, das Rätsel um ihren Tod mit Fragmenten aus ihrem Leben und mit der Hilfe von Weggefährten zu lösen. Parallel dazu nimmt der Leser an Chats teil, liest Tagebucheinträge, ergründet die Psyche von Alices Freunden und ihrer Familie und erforscht die Funktionsweise neuer und alter Medien.

Mein Eindruck:

Das Konzept, verschiedenartige Medien und deren Wiedergabe in das Buch einzubinden, gefällt sehr gut. Wie ein Kaleidoskop widerspiegeln sich die Facetten von Alices Persönlichkeit in dieser Form der Darbietung von Texten perfekt. Problematisch ist jedoch die Tatsache, dass ich mit den allesamt sehr selbstverliebten Figuren nicht warm geworden bin und sie auch nicht als „echte“ Personen akzeptieren konnte. Einerseits gab es fast nur Journalisten, Wissenschaftler und Intellektuelle, andererseits ging es jedoch nur um Komasaufen, andere Drogen, Partys und komplizierte Liebesbeziehungen. Dadurch gewann man eher den Eindruck, es mit einer Schar Jugendlicher zu tun zu haben und nicht mit Menschen, die Ausbildungen mit zum Teil sogar höheren Weihen genossen haben. Ein erfreulicher Gegenpol zu diesen oberflächlichen Teilen waren die Tagebucheinträge, in denen Alice (kurioserweise als junges Mädchen) erstaunlich tiefsinnig wirkte. Diese Teile überzeugten und halfen darüber hinweg, dass in diesem Roman viel zu viel vordergründig intelligente Menschen ihr Heil in Stimulanzien jedweder legaler oder illegaler Art suchen.

Mein Fazit:
Ein sehr gut durchdachtes Konstrukt, welches handwerklich mehr als inhaltlich überzeugt.

Veröffentlicht am 01.01.2024

Männliche Gewalt

Mord im Christmas Express
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Zum Inhalt:
Roz, gerade pensionierte Kommissarin, ist per Zug auf dem Weg von London nach Schottland zu ihrer kurz vor der Entbindung stehenden Tochter. Unter den Reisenden befindet sich ein von den Illustrierten ...

Zum Inhalt:
Roz, gerade pensionierte Kommissarin, ist per Zug auf dem Weg von London nach Schottland zu ihrer kurz vor der Entbindung stehenden Tochter. Unter den Reisenden befindet sich ein von den Illustrierten geliebtes Influencer-Paar, doch schnell wird klar, dass der männliche Part sich gegenüber seiner Freundin übergriffig zeigt. Kurze Zeit später entgleist der Zug, es gibt eine Leiche und die geruhsame Fahrt findet damit ihr Ende. Roz beginnt zu ermitteln.

Mein Eindruck:
Trotz relativ großer Personenanzahl gelingt es der Autorin, ihren Figuren genug Tiefe zu verleihen, dass man sie sich wunderbar vorstellen kann. Ihre Geschichte hat viel Spannung und wird gut vorangetrieben und das auch dadurch, dass sich gleichzeitig ein privates Drama entblättert. Bis kurz vor Schluss ist es ein sehr gutes Buch mit interessanter Faktenlage und schlüssiger Entwicklung. Aber was dann passiert, ist in seiner Masse an männlichen Übergriffen und den Reaktionen darauf unglaubwürdig und entbehrt zusätzlich jeder moralischen Grundlage. Das nimmt viel von dem Spaß, den man bis dahin an dem Krimi hatte.

Mein Fazit:
Sehr lange sehr gut, dann jedoch (leider) schlecht

Veröffentlicht am 25.07.2022

Harter Tobak

Nur du und ich
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Zum Inhalt:
Ein verliebtes Paar - Dozent und seine viel jüngere Studentin - verbringt ein romantisches Wochenende in einem abgelegenen Haus in den Wäldern. Ohne Handyempfang und störende Nachbarn. Das ...

Zum Inhalt:
Ein verliebtes Paar - Dozent und seine viel jüngere Studentin - verbringt ein romantisches Wochenende in einem abgelegenen Haus in den Wäldern. Ohne Handyempfang und störende Nachbarn. Das schien der Plan, doch es endet in Blut, Schweiß und Tränen.

Mein Eindruck:
Das Buch beginnt wirklich stark, jedoch hätte ein Lektorat mit härterer Forke ausmisten sollen: Die Geschichte ist - insbesondere ab dem Bruch nach der Pärchen-Zweisamkeit - zu lang und bei aller Grausamkeit dann auch langweilig. Man ist versucht, das Buch (in Ermangelung der Autorin) zu schütteln und zu rufen: Ich hab es kapiert, ich brauche nicht noch einen Verweis auf die Vergangenheit und ich brauche nicht noch ein Opfer und ich brauche auch nicht noch einen Erklärungsversuch. Wirklich, wirklich nicht. Denn diese Übersättigung führt letztendlich zur gegenteiligen Reaktion, einmal davon abgesehen, dass das Ausmaß an Selbstjustiz in diesem Fall meinen Gerechtigkeitssinn übersteigt und ich vom Ende abgestoßen bin.
Das ist deshalb schade, weil die Autorin die bedrückende Stimmung in dem abgelegenen Haus fast wie in einer Spukgeschichte aufbereitet: Das Grauen kommt auf leisen Sohlen und wirkt dadurch umso subtiler und gemeiner. Doch mit dem Bruch und dem Beginn der blutrünstigen Szenen ist die Stimmung dahin und die beginnende Folterorgie zerstört die gute erste Hälfte komplett.

Mein Fazit:
Ein guter Stil, eine sehr fragwürdige Vorstellung von Moral

Veröffentlicht am 24.04.2022

Überambitioniert

Zehn Gäste und ein Mord
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Zum Inhalt:
Auf einem Event, welches DIE neue Sensation im Umgang mit künstlicher Intelligenz präsentieren sollte, wird der CEO des Unternehmens ermordet. Neben der Polizei suchen die zwei Mitglieder der ...

Zum Inhalt:
Auf einem Event, welches DIE neue Sensation im Umgang mit künstlicher Intelligenz präsentieren sollte, wird der CEO des Unternehmens ermordet. Neben der Polizei suchen die zwei Mitglieder der federführenden Werbeagentur nach dem Täter.

Mein Eindruck:
Das Setting gefällt (Landsitz in England inklusive Butler, Park und elegantem Interieur), die Geschichte ist so gestrickt, dass man auf die verantwortliche Person kommen kann, der Autor hat einige (im Nachwort erklärte) Easter Eggs eingebaut; - also eigentlich alles da für eine gelungene Kriminalgeschichte. Leider ist es ein bisschen zu viel: Vor allen Dingen zu viele Personen (für dann doch zu wenig Seiten), um wirklich für jeden das gewünschte Motiv auf- und auszubauen. Aber auch zu viele Heimlichkeiten und hinterlistige Aktionen. Das führt dazu, dass die Personen seltsam blass und nur als Holzschnitte im Gedächtnis bleiben. Zudem achtet der Autor in jeder Hinsicht so extrem auf Diversität, dass es auffällt und damit genau den gegenteiligen Effekt als einen wünschenswerten erzeugt. Die beiden Hauptpersonen (er High Society, sie stumm) sind Superman und -woman. Eloquent, gutaussehend, sympathisch, belesen, auf jedem Terrain Extraklasse, schlauer als die Polizei erlaubt und durch ein Youtube-Video in Nullkommanix imstande, jeden Taschendieb in den Schatten zu stellen.

Mein Fazit:
Sehr gute Ideen, denen zu wenig Platz gegönnt wird

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Veröffentlicht am 12.06.2021

Popcorn

Die Nacht der Acht
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Zum Inhalt:
Eine Clique von zumeist bessergestellten Jugendlichen nutzt die sturmfreie Bude eines Mitglieds, um eine Horronacht zu durchleben. Dazu denkt sich jeder der acht Kunststudenten eine besondere ...

Zum Inhalt:
Eine Clique von zumeist bessergestellten Jugendlichen nutzt die sturmfreie Bude eines Mitglieds, um eine Horronacht zu durchleben. Dazu denkt sich jeder der acht Kunststudenten eine besondere Show aus, um die anderen zu erschrecken. Dumm nur, dass dann irgendwann der echte Horror beginnt... und einer nach dem anderen verschwindet...

Mein Eindruck:
Ein Buch, welches einen wirklich zwiegespalten zurücklässt. Zuerst einmal sind es sehr viele Charaktere, - einen wirklichen Protagonisten gibt es nicht, alle agieren relativ gleichberechtigt, auch wenn einige länger als andere im Fokus stehen. Zu viele Charaktere, um mehr als Holzschnitte zu bieten. Dafür gibt es nicht einen „normalen“ Menschen, - alle sind entweder superreich, superschön, superbegabt und/oder supercool. Die Handlung geht jedoch schnell voran und bietet in der ersten Hälfte wirklich einiges an Grusel, da die Scherze der Jugendlichen zum Teil an die Grenzen des guten Geschmacks gehen (und manchmal auch darüber hinaus). Schlag auf Schlag folgt ein guter Einfall auf den nächsten, doch dann verschwindet die erste Person und das Buch driftet ab und wird unglaubwürdig, belanglos und - trotz aller Hektik und Aktivität – langweilig. Popcorn-Horror-Kino im Buchformat: Es wird der Zusammenhalt beschworen, nur um dann doch alleine irgendwohin zu gehen und schwupps – wieder einer weniger. Das Ende setzt dann dem Ganzen die Krone auf, - absolut suspekt, neben der Spur und bar jeder Vernunft.

Doch bis man sich über dieses Ende ärgert, ist man durch die Seiten geflogen, - zuerst, weil es wirklich spannend und einfallsreich war, was die acht sich gegenseitig boten, danach, weil man auf die Auflösung hinfieberte, die es ja schließlich geben musste.
So bleibt eine mittelmäßige Wertung für eine Geschichte mit viel Fantasie und dem Gefühl, dass man sich manchmal doch eine gewisse Moral für ein Jugendbuch wünscht. Doch hier herrscht Wohlstandsverwahrlosung auf ganz hohem Niveau, verquickt mit unglaubwürdiger Charakterentwicklung.

Mein Fazit:
Jugend-Horror-Groschenheft

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