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Veröffentlicht am 12.02.2019

Der persönliche Rachefeldzug

Die Farben des Feuers
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Paris im Jahr 1927: Der bekannte französische Bankier Marcel Péricourt stirbt und wird zu Grabe getragen. Seine 36-jährige Tochter Madeleine steht plötzlich alleine an der Spitze des Bankenimperiums. Ihr ...

Paris im Jahr 1927: Der bekannte französische Bankier Marcel Péricourt stirbt und wird zu Grabe getragen. Seine 36-jährige Tochter Madeleine steht plötzlich alleine an der Spitze des Bankenimperiums. Ihr Exmann sitzt nach einem landesweiten Skandal im Gefängnis, ihr Sohn Paul (7) ist nach einem Sturz querschnittsgelähmt. In einer Zeit, in der Frauen wenig Rechte haben, buhlen Gustave Joubert, der Prokurist der Bank, Charles Pericourt, Madeleines verschwenderischer Onkel, und André Delcourt, ihr Liebhaber mit dichterischen Ambitionen, um die Gunst der Erbin. Währenddessen arbeiten die Neider auf das Verderben der Familie hin. Doch Madeleine hat keineswegs vor aufzugeben und verfolgt ihren eigenen Plan…

„Die Farben des Feuers“ von Pierre Lemaitre ist ein ungewöhnlicher historischer Roman.

Meine Meinung:
Der Roman besteht aus 44 Kapiteln mit einer angenehmen Länge sowie einem Epilog. Ein Teil der Handlung spielt in den Jahren 1927 bis 1930. Der überwiegende Teil der Geschichte ist im Jahr 1933 angesiedelt. Dabei gibt es immer wieder Rückblenden. Erzählt wird nicht nur aus der Sicht von Madeleine, sondern von mehreren Personen. Dieser Aufbau funktioniert gut.

Der Schreibstil ist ungewöhnlich, was ich grundsätzlich gut finde. In diesem Fall tendiere ich aber eher dazu, ihn nicht zu mögen - obwohl ich zugeben muss, dass der Autor es versteht, mit Sprache umzugehen. Die wiederkehrende direkte Ansprache des Lesers sagt mir nicht zu. Viele Sprünge und einige Abschweifungen machen das Lesen zudem etwas anstrengend. Der Einstieg in die Geschichte fiel mir jedoch leicht.

Im Mittelpunkt steht mit Madeleine eine Protagonistin, die mir nicht besonders sympathisch war. Ihre Gedanken- und Gefühlswelt ließ sich jedoch gut nachvollziehen. Auch mit vielen der übrigen Charaktere werde ich nicht warm. Positiv anzumerken ist jedoch, dass die meisten Personen authentisch wirken und detailliert dargestellt werden.

Das Setting und die Grundidee der Geschichte haben mich sofort angesprochen. Auf gelungene Weise werden Fakten und Fiktion miteinander verwoben. In vielen Einzelheiten zeigt sich die fundierte Recherche des Autors. Die Handlung nimmt dabei nur langsam Fahrt auf, die Spannung steigert sich aber. Trotz der recht hohen Seitenzahl hat der Roman nur wenige Längen.

Das stimmungsvolle Cover passt gut in die beschriebene Zeit und ist ansprechend gestaltet. Der deutsche Titel ist nicht nur treffend gewählt, sondern auch erfreulich nah am französischen Original.

Mein Fazit:
„Die Farben des Feuers“ von Pierre Lemaitre ist eine Lektüre, die sich vor allem für geschichtlich und politisch interessierte Leser eignet. Ein historischer Roman, der für mich nicht ganz an „Drei Tage und ein Leben“ desselben Autors heranreicht, aber unterhaltsame Lesestunden bereitet.

Veröffentlicht am 04.02.2019

Wenn die Erinnerung geht

Unter uns nur Wolken
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Thomas Hartmann, der von allen nur Tom genannt wird, hat ein Problem: Sein Großvater Florian hat nicht nur den Tod seiner geliebten Frau Greta zu verkraften, sondern auch die Diagnose Alzheimer erhalten. ...

Thomas Hartmann, der von allen nur Tom genannt wird, hat ein Problem: Sein Großvater Florian hat nicht nur den Tod seiner geliebten Frau Greta zu verkraften, sondern auch die Diagnose Alzheimer erhalten. Der Zustand des alten Mannes verschlechtert sich stetig, doch mit seiner Bar hat Tom eigentlich schon genug zu tun. Er kann sich nicht ständig um seinen Opa kümmern. Doch was tun? Alle seine bisherigen Pflegerinnen hat der sture Senior vergrault. Auch Anika Bayer hat eigentlich keine Lust auf den Job. Sie muss jedoch Geld verdienen und braucht ein Dach über den Kopf, nachdem ihr Ex Noah ihr gestanden hat, sie mit ihrer besten Freundin betrogen zu haben. Und so müssen Ani und Florian widerstrebend ihre Zeit miteinander verbringen…

„Unter uns nur Wolken“ ist ein berührender Roman des Autorenduos Anna Pfeffer.

Meine Meinung:
Der Roman besteht aus einigen Kapiteln mit einer angenehmen Länge. Erzählt wird abwechselnd aus der Sicht von Tom und Ani – jeweils in der Ich-Perspektive. Dieser Aufbau hat mir gut gefallen.

Der Schreibstil ist locker, flüssig und anschaulich. Er ist gekennzeichnet durch viel wörtliche Rede sowie ungewöhnliche Sprachbilder und Vergleiche. Leider sind in der ersten Auflage noch einige Rechtschreib- und Tippfehler übersehen worden. Der Einstieg in die Geschichte fiel mir aber leicht.

Mit Ani und Tom stehen zwei Personen im Vordergrund, die einige menschliche Schwächen haben, mir aber trotzdem oder vielleicht gerade deswegen sehr sympathisch sind. Obwohl Florian sich redlich Mühe gibt, sich von seiner schlechtesten Seite zu zeigen, hat auch er mein Mitgefühl. Ich habe die Geschichte der drei Protagonisten gerne verfolgt. Vor allem das Verhalten von Ani und Tom finde ich authentisch. Ob sich Demenzpatienten tatsächlich so aufführen (können) wie Florian, kann ich schlecht beurteilen. Mich würde es jedoch nicht stören, wenn sich das Autorengespann diesbezüglich einige literarische Freiheiten herausgenommen hätte.

Inhaltlich hatte ich erwartet, dass die Krankheit Alzheimer noch mehr erklärt wird und stärker im Fokus steht. In der Geschichte dreht sich zwar vieles um die Tatsache, dass Florian daran erkrankt ist. Aber andere Themen wie das Fremdgehen von Anis Exfreund, der Narzissmus ihrer Mutter, Toms problematische Beziehung zu seinen Eltern und einiges mehr nehmen viel Raum ein. Das macht die Geschichte abwechslungsreich und unterhaltsam, aber bringt nur wenig neue Erkenntnisse über den Demenz-Aspekt. In diesem Punkt hätte mich ein wenig mehr Tiefgang gefreut. Dennoch konnte mich der Roman immer wieder berühren. Gut gefallen hat mir dabei, dass er sowohl ernste und traurige Passagen als auch humorvolle Momente beinhaltet.

Das Cover finde ich ansprechend gestaltet. Der Titel klingt sehr poetisch und fantasievoll, geht aber ein wenig am Thema vorbei.

Mein Fazit:
„Unter uns nur Wolken“ von Anna Pfeffer ist ein Roman, der für schöne Lesestunden sorgt.

Veröffentlicht am 23.01.2019

Die eingebildete Kranke

Wirf dein Herz voraus und spring hinterher
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Mit 37 Jahren führt Liane Klein ein langweiliges Leben. Sie ist Single, arbeitet als Chefsekretärin bei einer Eventagentur und hat eigentlich keine Freunde. Ihre leibliche Mutter ist mit nur 32 Jahren ...

Mit 37 Jahren führt Liane Klein ein langweiliges Leben. Sie ist Single, arbeitet als Chefsekretärin bei einer Eventagentur und hat eigentlich keine Freunde. Ihre leibliche Mutter ist mit nur 32 Jahren bei einem Unfall gestorben, zu ihrer Adoptivmutter Ruth hat sie nach einem Streit vor 20 Jahren keinen Kontakt mehr. Aus Angst vor Krankheiten, Tod und anderen schlimmen Dingen meidet sie alles, was gefährlich werden könnte. Immer in Sorge, etwas könnte nicht mit ihr stimmen, rennt sie ständig zum Arzt. Die spießige Liane ist daher auch bei ihren Kollegen nicht beliebt. Doch einer der Besuche beim Doktor stellt ihr Leben auf den Kopf. Plötzlich traut sie sich Dinge, die früher noch undenkbar schienen, probiert Ungewöhnliches aus und macht dabei interessante Begegnungen…

„Wirf dein Herz voraus und spring hinterher“ ist ein unterhaltsamer Roman von Anna Paulsen.

Meine Meinung:
Der Roman besteht aus 31 Kapiteln mit einer angenehmen Länge. Sie werden eingerahmt von einem Prolog und einem Epilog. Erzählt wird nicht nur aus der Sicht von Liane, sondern auch aus der von anderen Haupt- und Nebenpersonen. Eingestreut sind darüber hinaus mehrere Briefe. Dieser Aufbau funktioniert sehr gut.

Der Schreibstil ist locker, flüssig und anschaulich. Viel wörtliche Rede und treffende Beschreibungen machen das Erzählte lebhaft. Der Einstieg in die Geschichte fiel mir leicht.

Liane ist ein sehr spezieller, aber reizvoller Charakter. Die Protagonistin wird vor allem zu Beginn ein wenig überspitzt dargestellt. Ihre verschrobene Art sorgt allerdings für eine interessante Lektüre. Ihre Entwicklung habe ich gerne verfolgt. Darüber hinaus verfügt der Roman über einige liebevoll gezeichnete Nebenfiguren, die auf mich recht authentisch wirken.

Die Handlung ist abwechslungsreich und kurzweilig. Die Geschichte kann mit mehreren Wendungen und Überraschung aufwarten. Gestört hat mich lediglich die Häufung von Zufällen, die das Geschehen an einigen wenigen Stellen für mich unglaubwürdig gemacht haben. Das hat das Lesevergnügen aber kaum geschmälert.

Die Idee zur Geschichte finde ich kreativ. Gut gefallen hat mir, dass es darin nicht nur um die romantische Liebe geht, sondern auch Themen wie Freundschaft, Lebensziele, Ängste und Mut, Trauer und mehr eine Rolle spielen. Dabei kann die Geschichte bewegen, ohne ins Kitschige abzudriften, und vermittelt eine wichtige Botschaft – nämlich dass man sich in seinem Leben was trauen sollte. Auch der Humor kommt nicht zu kurz.

Das Cover finde ich sehr süß – auch wenn sich mir das Heißluftballon-Motiv nicht ganz erschließt. Die Optik passt allerdings sehr gut zum Titel. Dieser kommt zwar ein wenig schnulzig daher, aber trifft inhaltlich absolut zu.

Mein Fazit:
„Wirf dein Herz voraus und spring hinterher“ ist eine herzerwärmende Lektüre mit einer schöner Message, die nicht nur für Romantiker empfehlenswert ist. Wieder einmal ist Anna Paulsen ein Roman gelungen, der mir schöne Lesestunden bereitet hat.

Veröffentlicht am 17.01.2019

Was in der Nacht vor 20 Jahren passiert ist

Der Verrat
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Nach 20 Jahren Haft wird die 46-jährige Nane Rauch aus dem Gefängnis entlassen. Nun steht ihre Bewährungszeit an. Ihre Schwester Birgit sorgt dafür, dass sie eine Wohnung und einen Arbeitsplatz in Frankfurt ...

Nach 20 Jahren Haft wird die 46-jährige Nane Rauch aus dem Gefängnis entlassen. Nun steht ihre Bewährungszeit an. Ihre Schwester Birgit sorgt dafür, dass sie eine Wohnung und einen Arbeitsplatz in Frankfurt hat. Vieles hat sich geändert, doch die Schuld lastet nach wie vor schwer auf Nane. Das Verhältnis zu ihrer anderen Schwester, Pia, hat schwer gelitten. Diese lebt mit ihrem Mann auf einem Weingut an der Saar und arbeitet als Restauratorin. Plötzlich tritt Nane wieder in ihr Leben. Damit ist die Zeit der Wahrheit, aber auch der Rache gekommen…

„Der Verrat“ ist der zweite Spannungsroman von Ellen Sandberg.

Meine Meinung:
Der Roman besteht aus 17 Kapiteln. Davon spielen einige in den Jahren 1997/1998 und einige in der Gegenwart, also im Jahr 2018. Somit entstehen zwei Erzählstränge. Erzählt wird dabei aus der Sicht mehrerer Personen. Zudem beginnt der Roman mit einem spannenden Prolog. Dieser Aufbau funktioniert ganz gut.

Der Schreibstil ist angenehm, anschaulich und flüssig. Der Einstieg in die Geschichte fiel mir leicht. Ich habe das Buch nur ungern zur Seite gelegt.

Mit Nane und ihren Schwester Birgit und Pia stehen vor allem drei Frauen im Vordergrund der Geschichte. Sie werden wie die übrigen Personen überwiegend realitätsnah und vielschichtig dargestellt. Allerdings blieben mir die Protagonistinnen auch recht fern.

Schon ab den ersten Seiten ist die Handlung spannend. Darüber hinaus hat der Roman auch im weiteren Verlauf einige Überraschungen und falsche Fährten zu bieten. Durch die rückblickenden Kapitel wird die ganze Geschichte Stück für Stück aufgedeckt. Bis zum Ende bleibt der Roman dadurch trotz der eher hohen Seitenzahl und einiger Längen unterhaltsam und fesselnd. Die Auflösung erscheint plausibel.

Gut gefallen hat mir, dass es in dem Roman um eine Vielzahl an emotional belegten Themen wie Liebe, Eifersucht, Schuld, Geheimnisse, Lügen, Hass und Rache geht. Alles zusammen ergibt ein komplexes Familiendrama und bietet Einblicke in die Abgründe der menschlichen Seele.

Das atmosphärische Cover trifft meinen Geschmack und passt gut zum Inhalt der Geschichte. Das gilt auch für den kurzen, aber prägnanten Buchtitel.

Mein Fazit:
„Der Verrat“ von Ellen Sandberg ist eine fesselnde Lektüre, die für schöne Lesestunden sorgt. Empfehlenswert ist der Roman vor allem für Fans von Spannungsliteratur.

Veröffentlicht am 14.01.2019

Ein neues Leben im Zirkus

Töchter der Lüfte
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Europa zu der Zeit des Zweiten Weltkriegs: Die junge Holländerin Isa hat alles verloren. Ihr Vater verstößt sie von Zuhause, nachdem sie von einem deutschen Soldaten schwanger wurde. Ihr leibliches Kind ...

Europa zu der Zeit des Zweiten Weltkriegs: Die junge Holländerin Isa hat alles verloren. Ihr Vater verstößt sie von Zuhause, nachdem sie von einem deutschen Soldaten schwanger wurde. Ihr leibliches Kind wird ihr kurz nach der Geburt entrissen. Doch kurze Zeit später rettet sie ein anderes, jüdisches Baby vor dem Abtransport in ein KZ. Bei einem Zirkus finden die beiden Zuflucht und bleiben unerkannt. Dort trifft sie auf die einige Jahre ältere Artistin Astrid, den Spross einer Zirkusfamilie, die selbst jedoch ein Geheimnis bewahren muss. Beim riskanten und anstrengenden Training am Trapez müssen sie zusammenarbeiten und nähern sich einander an. Die Freundschaft wird allerdings auf eine harte Probe gestellt…

„Töchter der Lüfte“ ist ein historischer Roman von Pam Jenoff.

Meine Meinung:
Der Roman besteht aus 27 Kapiteln mit einer angenehmen Länge, die von einem Prolog und einem Epilog umschlossen werden. Erzählt wird im Präsens in der Ich-Perspektive – und zwar abwechselnd aus der Sicht von Isa und Astrid. Dieser Aufbau funktioniert sehr gut und schafft durch mehrere Cliffhanger Spannung.

Der Schreibstil ist anschaulich, flüssig und lebhaft. Der Einstieg in die Geschichte fiel mir sehr leicht.

Im Mittelpunkt stehen zwei recht unterschiedliche Frauen: Isa und Astrid, die eigentlich Johanna heißt. Beide Schicksale konnten mich sehr berühren. Vor allem Isa hatte schnell mein Mitgefühl, wobei ich Astrid aber ebenfalls nicht unsympathisch fand. Auch die anderen Charaktere werden authentisch dargestellt.

Ein Pluspunkt des Romans ist es, dass er auf wahren historischen Begebenheiten basiert. Die interessante Anmerkung der Autorin beleuchtet die Hintergründe und belegt ihre fundierte Recherche. Gut gefallen hat mir auch, dass in der Geschichte weniger bekannte Aspekte des Zweiten Weltkriegs wie die Verfolgung von jüdischen Zirkusleuten in den Fokus rücken.

Inhaltlich geht es nicht nur um die Schicksale der Juden und die sonstigen Grausamkeiten im Dritten Reich – innerhalb und außerhalb der damaligen Landesgrenzen. Auch die Themen Liebe, Freundschaft und Zusammenhalt spielen eine wichtige Rolle. Dabei driftet die Autorin nicht zu sehr ins Kitschige ab und schafft es dennoch, mit der Geschichte zu bewegen.

Trotz der eher hohen Seitenzahl gibt es kaum Längen. Die Handlung wirkt schlüssig. Durch einige Wendungen bleibt die Geschichte größtenteils kurzweilig.

Das Cover der deutschen Taschenbuchausgabe mutet nostalgisch an und trifft meinen Geschmack. Der deutsche Titel weicht zwar stark vom Original („The orphan’s tale“) ab, passt aber gut zum Inhalt.

Mein Fazit:
„Töchter der Lüfte“ ist eine gefühlvoll erzählte Geschichte von Pam Jenoff. Eine emotional bewegende Lektüre, die nicht nur eingefleischten Fans von historischen Romanen schöne Lesestunden bereitet.