Profilbild von milkysilvermoon

milkysilvermoon

Lesejury Star
offline

milkysilvermoon ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit milkysilvermoon über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 03.10.2018

Das alte Stundenglas

Die Sonnenschwestern
0

Der kleine Küstenort Tenby in den 1950er-Jahren: Die junge Chloe Samuels verbringt ihre Sommerferien jeweils im Süden von Wales. Bei ihr ist oft ihr Sandkastenfreund LLew, ein kluger Junge aus armen Verhältnissen. ...

Der kleine Küstenort Tenby in den 1950er-Jahren: Die junge Chloe Samuels verbringt ihre Sommerferien jeweils im Süden von Wales. Bei ihr ist oft ihr Sandkastenfreund LLew, ein kluger Junge aus armen Verhältnissen. Er ist heimlich in Chloe verliebt, aber ein dramatischer Vorfall bringt die beiden auseinander. Sie sehen sich nie wieder und können sich doch nicht vergessen.
London, 50 Jahre später: Die 39-jährige Nora folgt einer Vision. Nach der Trennung von ihrem Lebensgefährten Simon kündigt sie nun spontan ihren Job als Büroleiterin an der Uni und ihre Wohnung. Zum Ärger ihrer 75-jährigen Mutter Jasmine geht sie nach Tenby, um sich auf die Spuren ihrer Familie zu begeben. Was verbindet die Frauen? Welchem dunklen Geheimnis kommt Nora näher? Was verheimlicht ihre Mutter? Und was hat ihre 93-jährige Großmutter damit zu tun?

„Die Sonnenschwestern“ ist ein Familienroman von Tracy Rees.

Meine Meinung:
Der Roman besteht aus mehreren kurzen Kapiteln, die von einem Pro- und einem Epilog eingerahmt werden. Die Geschichte wird abwechselnd aus zwei Perspektiven erzählt: der von Nora und der von Chloe. Cliffhanger am Ende der Abschnitte animieren zum Weiterlesen. Darüber hinaus gibt es zwei Zeitebenen: die jüngere Vergangenheit und die Geschehnisse, die 50 Jahre zurückliegen. Dieser Aufbau funktioniert gut.

Der Schreibstil ist anschaulich, flüssig und angenehm zu lesen. Durch viel wörtliche Rede und atmosphärische Beschreibungen wirkt das Geschehen sehr lebhaft. Ich konnte gut in die Geschichte eintauchen.

Im Mittelpunkt stehen die interessanten Hauptprotagonistinnen Nora und Chloe. Die Gefühls- und Gedankenwelt der beiden wird sehr gut deutlich. Während mir Chloe schnell sympathisch war, konnte ich mich mit Nora anfangs weniger identifizieren. Jedoch macht Letztere eine positive Entwicklung durch, was mir gut gefallen hat. Auch die übrigen Charaktere werden detailliert und lebensnah dargestellt.

Die Geschichte kommt nur langsam in Fahrt und hat einige Längen. Es braucht eine Weile, bis sich die Spannung steigert. Dennoch ist die Handlung unterhaltsam und die Auflösung absolut schlüssig. Inhaltlich konnte mich der Roman außerdem berühren.

Viel Wert legt die Autorin glücklicherweise auf historische Details. Sie belegen die fundierte Recherche. Weitere Pluspunkte sind für mich das kleine Glossar mit walisischen Begriffen und ein Rezept.

Das Cover ist ansprechend gestaltet. Der deutsche Titel ist allerdings leider nicht so treffend wie das englische Original („The hourglass“).

Mein Fazit:
„Die Sonnenschwestern“ ist ein bewegender Roman von Tracy Rees, der unterhaltsame Lesestunden bereitet. Vor allem für Fans von Familiengeschichten eine empfehlenswerte Lektüre.

Veröffentlicht am 21.09.2018

In den Zeiten der Cholera

Die Charité: Hoffnung und Schicksal
0

Berlin im August 1831: Die Cholera greift in Deutschland um sich. Als auf einem Kahn auf der Spree der Schiffer Hans Mater qualvoll stirbt, kommt die heimtückische Krankheit auch in der Charité an. In ...

Berlin im August 1831: Die Cholera greift in Deutschland um sich. Als auf einem Kahn auf der Spree der Schiffer Hans Mater qualvoll stirbt, kommt die heimtückische Krankheit auch in der Charité an. In dem Krankenhaus versuchen Professor Johann Friedrich Dieffenbach, ein Chirurg, und seine Kollegen mit Hochdruck, Überträger und Heilmittel auszumachen. Neben dem Kampf um das Überleben Tausender Menschen kommt er Gräfin Ludovica näher, die mit einem Hypochonder verheiratet ist. Auch Hebamme Martha Vogelsang leidet unter ihrer Ehe. Um ihrem Sohn August eine bessere Zukunft zu bieten, verdingt sie sich im Totenhaus der Charité. Und dann ist da noch die 19-jährige Krankenwärterin Elisabeth Bergmann, die nicht nur ihre Liebe für die Medizin, sondern auch die zu einem jungen Arzt entdeckt…

„Die Charité: Hoffnung und Schicksal“ ist der erste Band der Reihe um das bekannte Krankenhaus von Ulrike Schweikert.

Meine Meinung:
Nach dem Prolog ist der Roman in mehrere Bücher unterteilt, die wiederum aus mehreren Kapiteln bestehen. Erzählt wird aus der Perspektive verschiedener Personen. Dieser Aufbau funktioniert gut.

Der Schreibstil ist nicht nur flüssig und angenehm, sondern auch eindringlich und anschaulich. Durch detaillierte Beschreibungen wird eine lebendige Atmosphäre geschaffen, die mich schnell in die Geschichte eintauchen ließ.

Aufgrund der Vielzahl an Personen, die im Roman auftauchen, fiel mir vor allem anfangs eine Orientierung nicht besonders leicht. Dadurch lernt man allerdings auch etliche interessante Charaktere kennen. Vor allem Hebamme Martha und Pflegerin Elisabeth waren mir schon nach kurzer Zeit sympathisch. Sie werden liebevoll und warmherzig charakterisiert. Auch die übrigen Personen bleiben nicht blass, sondern werden detailliert und realitätsnah geschildert.

Trotz der recht hohen Seitenzahl wirkt die Geschichte nur an wenigen Stellen etwas langatmig. Überwiegend ist die Handlung abwechslungsreich und unterhaltsam. Vor allem die unterschiedlichen Leiden der Patienten und deren dramatische Geschichten, aber auch die Schicksale der Protagonisten sorgen für vielerlei bewegende Momente.

Ein Pluspunkt ist für mich, dass im Roman historische Fakten mit Fiktion verwoben werden. Neben erfundenen Charakteren greift die Autorin auf belegbare Persönlichkeiten wie Dr. Dieffenbach zurück. Darüber hinaus wird ihre fundierte Recherche an vielen Stellen deutlich, denn die Umstände in der damaligen Zeit, die Anfänge der moderneren Medizin und andere historische Tatsachen werden auf kurzweilige Weise erklärt. Somit ist die Lektüre auch lehrreich.

Das Cover wirkt ein wenig kitschig, passt inhaltlich aber sehr gut. Auch der Titel ist treffend gewählt.

Ich habe die Geschichte als ungekürzte Lesung gehört. Dabei hat Sprecherin Beate Rysopp einen guten Job gemacht.

Mein Fazit:
„Die Charité: Hoffnung und Schicksal“ von Ulrike Schweikert ist ein gelungener Roman, der nicht nur Geschichtsfans schöne Lese- oder Hörstunden beschert. Auf die Fortsetzung der Reihe bin ich gespannt.

Veröffentlicht am 20.09.2018

Der verwaiste Hirtenjunge und die Bauerstochter

Königskinder
0

Seit 26 Jahren sind Max und Tina ein Paar. Auf einem Alpenpass rutscht ihr Auto bei heftigem Schnee in den Graben, die beiden werden eingeschneit. Also erzählt Max seiner Tina eine Geschichte: Jakob Boschung, ...

Seit 26 Jahren sind Max und Tina ein Paar. Auf einem Alpenpass rutscht ihr Auto bei heftigem Schnee in den Graben, die beiden werden eingeschneit. Also erzählt Max seiner Tina eine Geschichte: Jakob Boschung, ein armer Hirtenjunge, trifft im Greyerzerland in der Schweiz im Jahr 1779 auf die wohlhabende Bauerstochter Marie-Françoise Magnin. Für den damals 22-Jährigen und die 19-Jährige ist es Liebe auf den ersten Blick, doch der Vater der jungen Frau ist gegen die Verbindung. Jakob geht für mehrere Jahre zum Militär, während Marie auf ihn wartet. Doch auch bei seiner Rückkehr stoßen die Verliebten auf Widerstände…

„Königskinder“ ist ein Roman von Alex Capus, der in die Zeit vor und während der Französischen Revolution entführt.

Meine Meinung:
Der Roman ist nicht in Kapitel untergliedert, aber in etliche Abschnitte aufgeteilt. Dabei gibt es zwei Ebenen: Einerseits die Gegenwart, die im Präteritum erzählt wird und in der Max Tina die Geschichte erzählt, und andererseits die lange vergangenen Geschehnisse um Jakob und Marie, die im Präsens geschildert werden. Trotz der Wechsel zwischen den beiden Strängen fällt es nicht schwer, den Überblick zu behalten.

Sprachlich konnte mich der Roman absolut überzeugen. Der Schreibstil ist sehr angenehm, anschaulich, einfühlsam und stellenweise poetisch. Die Sprache passt sich den unterschiedlichen Zeitebenen an. Durch viel wörtliche Rede und gelungene Beschreibungen entsteht ein bildhafter Erzählstil.

Im Vordergrund des Romans stehen die beiden Paare. Jakob und Marie sind sehr sympathische Protagonisten, deren Geschichte mich fesseln und bewegen konnte. Beide Charaktere sind interessant und wirken authentisch. Realitätsnah wird auch die Interaktion von Max und Tina dargestellt, wobei die beiden jedoch recht blass bleiben. Durch die Dialoge wird zwar ein gutes Bild auf deren Beziehung geworfen. Darüber hinaus erfährt man allerdings leider recht wenig über sie.

Obwohl der Roman ein Werk der leisen Töne ist, kommt beim Lesen keine Langeweile auf – und das liegt nicht nur an der eher geringen Seitenzahl. Das Buch beinhaltet nämlich eine Menge Witz und interessante Infos. Ein Pluspunkt ist für mich, dass die Geschichte um Jakob und Marie auf einer wahren Begebenheit basiert. Im Roman wird auf einige historische Details wie die Zustände am Hof von Ludwig XVI. in Versailles eingegangen, so dass die Lektüre nicht nur unterhaltsam, sondern auch lehrreich ist. In vielen Details zeigt sich die fundierte Recherche des Autors.

Das optisch ansprechende Cover passt meiner Ansicht nach gut zum Inhalt. Auch den Titel finde ich treffend.

Mein Fazit:
„Königskinder“ von Alex Capus ist ein unterhaltsamer und bewegender Roman, der für schöne Lesestunden sorgt. Eine kurze, aber empfehlenswerte Lektüre.

Veröffentlicht am 30.08.2018

Als das Leben in den Südstaaten noch rauer war

Alligatoren
0

Branchville Anfang der 1920er-Jahre: Gertrude Pardee führt ein hartes Leben. Ihr Mann Alvin ist ein gewalttätiger Säufer, die Familie lebt in solch ärmlichen Verhältnissen, dass auch die Töchter hungern ...

Branchville Anfang der 1920er-Jahre: Gertrude Pardee führt ein hartes Leben. Ihr Mann Alvin ist ein gewalttätiger Säufer, die Familie lebt in solch ärmlichen Verhältnissen, dass auch die Töchter hungern müssen. Wirtschaftlich besser geht es Plantagenbesitzerin Annie Coles, die jedoch auch mit persönlichen Problemen zu kämpfen hat. Und dann ist da noch ihre farbige Haushälterin Oretta Bootles, kurz Retta, in erster Generation von der Sklaverei befreit. Alle drei Frauen wirken zunächst sehr verschieden, doch sie haben den Wunsch nach Freiheit und Selbstbestimmung gemeinsam. Und dann passiert etwas, das sie zusammenbringt…

„Alligatoren“ ist der berührende Debütroman von Deb Spera, der in den Südstaaten zu der Zeit vor der großen Wirtschaftskrise spielt.

Meine Meinung:
Das Buch besteht aus fünf Teilen, die mehrere Kapiteln beinhalten, sowie einem Epilog. Erzählt wird aus der Ich-Perspektive – und zwar im Wechsel aus der Sicht von Gertrude, Annie und Retta. Zunächst haben die drei Erzählstränge wenige Berührungspunkte. Dann werden sie immer stärker miteinander verwoben. Dieser Aufbau hat mir gut gefallen.

Der Schreibstil ist flüssig, anschaulich und eindringlich, aber auch angenehm unaufgeregt. Die Sprache ist sehr einfach, was aber gut zum Bildungsgrad vor allem von Gertrude und Retta passt. Der Einstieg in die Geschichte fiel mir nicht schwer.

Schön finde ich es, dass man es sogar mit drei starken Frauencharakteren zu tun hat. Die Hauptprotagonistinnen sind mir nicht alle gleichermaßen sympathisch. Doch sie werden interessant, detailliert und authentisch dargestellt. Ihre Gedanken lassen sich gut nachvollziehen.

Der Inhalt des Romans konnte mich sehr bewegen, denn es geht um emotionale Themen wie Liebe, Freiheit und Verlust. Der harte Kampf der Frauen ums Überleben vor dem Hintergrund von Hunger, Armut und Krankheit sowie die teils grausamen Umstände der damaligen Zeit machen betroffen.

Trotz der eher hohen Seitenzahl habe ich die Geschichte größtenteils nicht als langatmig empfunden, denn es gibt immer wieder spannende Passagen.

Gerne habe ich etwas über das Leben in den Südstaaten zur damaligen Zeit gelernt. Die Anmerkungen zum geschichtlichen Hintergrund des Romans belegen die Recherchearbeit der Autorin.

Das Cover passt meiner Ansicht nach inhaltlich sehr gut zur Geschichte. Der deutsche Titel orientiert sich stark am amerikanischen Original, was ich gut finde.

Mein Fazit:
„Alligatoren“ von Deb Spera ist ein aufwühlender Roman über drei Frauenschicksale. Keine leichte Kost, aber eine empfehlenswerte Lektüre.

Veröffentlicht am 21.08.2018

Dunkle Geheimnisse

Die Frauen am Fluss
0

England im Jahr 1922: Erst seit wenigen Wochen ist die 24-jährige Londonerin Irene in dem Dorf Slaughterford, als ein brutaler Mord geschieht. Der Tote ist ein angesehener Gutsherr – und zwar niemand anderes ...

England im Jahr 1922: Erst seit wenigen Wochen ist die 24-jährige Londonerin Irene in dem Dorf Slaughterford, als ein brutaler Mord geschieht. Der Tote ist ein angesehener Gutsherr – und zwar niemand anderes als Irenes Mann Alistair Hadleigh. Wie konnte es soweit kommen? Zusammen mit dem 16-jährigen Stallmädchen Pudding Cartwright, auf deren Bruder Donny der Verdacht fällt, will die junge Witwe die Wahrheit herausfinden. Dabei kommt so einiges ans Licht…

„Die Frauen am Fluss“ von Katherine Webb ist ein historischer Kriminalroman.

Meine Meinung:
Das Buch besteht aus einem Prolog sowie elf recht langen Kapiteln. Die Handlung spielt einerseits Im Jahr 1922, andererseits im Jahr 1872. Die Erzählperspektive wechselt zwischen Pudding, Irene und Clemmie.

Der Schreibstil ist angenehm, flüssig, sehr anschaulich und bildhaft. Dennoch fiel mir der Einstieg etwas schwer, denn die Geschichte nimmt nur sehr langsam Fahrt auf.

Gut gefallen haben mir die beiden Frauencharaktere Irene und Pudding. In ihre Gedanken- und Gefühlswelt konnte ich mich gut einfühlen. Die Hauptprotagonistinnen wirken authentisch und sympathisch. Auch die übrigen Personen sind interessant. Besonders zu Beginn ist die Vielzahl an Namen allerdings ziemlich verwirrend.

Ein Pluspunkt der Geschichte ist nicht nur, dass die Genres historischer Roman und Krimi miteinander vermischt werden, wobei man vieles über das Leben in früheren Zeiten erfährt. Auch thematisch ist das Buch abwechslungsreich.

Die Handlung bietet einige Überraschungen und Wendungen. Auch die Auflösung ist nicht vorhersehbar. Jedoch hat die Geschichte immer wieder einige Längen und ist nicht so spannend, wie es der Klappentext suggeriert.

Das Cover finde ich sehr hübsch. Auch der Titel klingt ansprechend, ist meiner Ansicht nach aber nicht ganz so passend wie das englische Original („The Hiding Places“).

Mein Fazit:
„Die Frauen am Fluss“ von Katherine Webb ist ein cleverer Historienkrimi, der mich trotz einiger Längen gut unterhalten hat.