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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 21.11.2022

Die Entscheidung

Ich verliebe mich so leicht
1

Der namenlose Held dieses Romans fliegt von Frankreich nach Schottland, um die ebenfalls namentlich ungenannte Heldin zu treffen. Hervorzuheben hierbei ist, dass ich solche Storys eher aus Frauensicht ...

Der namenlose Held dieses Romans fliegt von Frankreich nach Schottland, um die ebenfalls namentlich ungenannte Heldin zu treffen. Hervorzuheben hierbei ist, dass ich solche Storys eher aus Frauensicht kenne, sodass es für mich ein ungewöhnliches, aber auch sehr amüsantes Lesevergnügen war. Die Stimme im Hintergrund, die erzählte und dabei sein Verhalten kommentierte, war eine außergewöhnlich gewählte Erzählweise, die etwas distanziert wirkte, letztendlich aber passend war zum Drama, das ich erwartet habe. Ob dieses eingetroffen ist, das sollte jeder für sich selbst herausfinden. Das Buch ist relativ schmal, mehr Kurzgeschichte als Roman. Dennoch habe ich nicht das Gefühl, dass etwas fehlte. Es wurde alles gesagt, was nötig war. Ich jedenfalls bin ganz begeistert von diesem schmalen Büchlein und empfehle es sehr gerne weiter.

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Veröffentlicht am 17.11.2022

Spannend und informativ

Der Horror der frühen Chirurgie
1

Als der Erste Weltkrieg ausbricht, steht Harold Gillies noch ganz am Anfang seiner Karriere. Konfrontiert mit den schlimmsten Gesichtsverletzungen und Verbrennungen im Kopfbereich, widmet er sich der Rekonstruktion ...

Als der Erste Weltkrieg ausbricht, steht Harold Gillies noch ganz am Anfang seiner Karriere. Konfrontiert mit den schlimmsten Gesichtsverletzungen und Verbrennungen im Kopfbereich, widmet er sich der Rekonstruktion dieser Wunden. Während der Krieg immer schlimmer wütet, revolutioniert er das Gebiet der plastischen Chirurgie.

„Die Kriegsreporter bezeichneten Gesichtsverletzungen als den >härtesten Schlag, den der Krieg einem Menschen versetzen kann <, denn sie nahmen den Betroffenen ihre sichtbare Identität.“ (Seite 184)

Bereits im Vorwort weist die Autorin darauf hin, dass es sich beim vorliegenden Werk um ein Sachbuch handelt. Wenn Sachbücher immer so informativ, spannend und unterhaltsam wären, würde ich wahrscheinlich mehr davon lesen, was mir zeigt, dass Lindsey Fitzharris ein besonderes Talent zum Geschichtenerzählen besitzt. Schon nach den ersten Seiten bin ich gefesselt und nehme um mich herum nichts mehr wahr. Bevor es mit der Herkunft und dem Werdegang der Hauptperson, dem Chirurg Harold Gillies, losgeht, erzählt die Autorin, wie und warum es zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs gekommen ist. Was mir dabei besonders gefallen hat, waren nicht nur die vielen historischen Fakten, sondern dass die Autorin es geschafft hat, immer wieder verschiedene Geschehnisse und Einzelschicksale in die Erzählung einzubringen, die das Gesamtbild vervollständigten. Hierbei beschränkte sie sich weder auf Länder, noch Kontinente und das wiederum muss eine Recherche erforderlich gemacht haben, die mir großen Respekt abnötigt.

Die vielen Beschreibungen und Erklärungen im Buch können für sensible LeserInnen grenzwertig sein, wobei wohl auch das eigene Kopfkino zusätzlich belastend einwirken könnte. Ich bin in dieser Hinsicht nicht zimperlich und hätte mir im Gegenteil manche Vorgänge bebildert gewünscht, wobei es sicherlich ausgereicht hätte, die Fotos schwarzweiß zu belassen, denn ganz so hartgesotten bin nämlich auch ich nicht. Der Werdegang von Harold Gillies ist wahrhaftig ein Buch wert, wenn nicht sogar mehrere. Was dieser Mann auf dem Gebiet der plastischen Chirurgie geleistet hat, ist ungeheuerlich und ich bin immer noch erstaunt darüber, dass ich seinen Namen bisher noch nie gehört habe. Hervorheben möchte ich hierbei zum Beispiel, dass es ihm nicht nur um das Aussehen ging, sondern gleichermaßen darum, dass auch die Funktionalität wieder hergestellt wurde. Dies war bis dahin nicht das Bestreben der Ärzteschaft, wobei es auch daran lag, dass dieser Grenzen gesetzt waren aus verschiedenen Gründen.

Ich möchte an dieser Stelle gar nicht mehr zum Inhalt verraten, um jedem die Möglichkeit zum staunen, lernen und überrascht sein zu geben, genauso wie es mir erging. Volle Punktzahl gibt es dafür von mir und eine Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 15.11.2022

Die Ausrede

Spur 33
1

Den als erste am Tatort eintreffenden Polizeibeamten bietet sich ein grausames Bild, drei Leichen befinden sich im Haus, dem ersten Anschein nach hat der Sohn des Paares erst Mutter und Vater erschossen ...

Den als erste am Tatort eintreffenden Polizeibeamten bietet sich ein grausames Bild, drei Leichen befinden sich im Haus, dem ersten Anschein nach hat der Sohn des Paares erst Mutter und Vater erschossen und dann sich selbst; erweiterter Suizid lautet der Fachbegriff für diese unvorstellbare Tat. Erst nach und nach kommt bei den Ermittlungen heraus, dass der mutmaßliche Täter kein einfacher Mensch war, der junge Mann war aggressiv, nahm Drogen, liebte Waffen aller Art und haderte mit sich und seiner Umwelt. Die Schwester des Verdächtigen indes ist davon überzeugt, dass ihr Bruder der gemeinsamen Mutter niemals Leid angetan hätte, egal was die Indizien sagen. Als auffällt, dass Leons Handy fehlt, kommen den ermittelnden Beamten ebenfalls erste Zweifel am Tathergang.

Zuerst einmal möchte ich dringend davon abraten, den Text im Innenumschlag des Buches zu lesen. Dieser Auszug aus dem Buch spoilert ungemein, was mich sehr geärgert hat, denn diese Information, die erst im letzten Drittel auftaucht, hätte ich gerne selbst erfahren. Ich verstehe nicht, warum man diesen Text gerade dort angebracht hat. Nun aber zum Buch selbst. Der Kriminalroman basiert auf einer wahren Begebenheit, an die ich mich zwar erinnert habe, allerdings nicht mehr an alle Einzelheiten, was die Auflösung angeht. Die Autorin versteht es meisterhaft, die bekannten Fakten zu einer unglaublich spannenden Geschichte zusammenzufassen und die fehlenden so zu ersetzen, dass man das Gefühl hat, dass es genau so passiert sein könnte. Aus verschiedenen Blickwinkeln beleuchtet sie die Geschehnisse, kommentiert, ergänzt, fragt nach. So entsteht ein Gesamtbild, das mich entsetzt, erschüttert und angewidert zurücklässt. Bemängeln möchte ich hierbei lediglich, dass ich durch die vielen Zeitsprünge oft etwas irritiert war, weil diese nicht kenntlich gemacht sind und ich dadurch manchmal nicht wusste, um welchen Zeitraum es geht. Dies ist aber meckern auf hohem Niveau, denn ansonsten war das Buch perfekt. Natürlich gibt es dafür die volle Punktzahl und eine Leseempfehlung. Für True Crime-LeserInnen ist dieses Buch sowieso ein Muss.

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Veröffentlicht am 14.11.2022

Joggst du schon, oder läufst du noch?

Die Letzten werden die Ersten sein
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Remington Alabaster ist 64 Jahre alt, in Pension, dies allerdings eher unfreiwillig, als er seiner Frau mitteilt, einen Marathon laufen zu wollen. Er, der Zeit seines Lebens nie Sport gemacht, nie einen ...

Remington Alabaster ist 64 Jahre alt, in Pension, dies allerdings eher unfreiwillig, als er seiner Frau mitteilt, einen Marathon laufen zu wollen. Er, der Zeit seines Lebens nie Sport gemacht, nie einen Meter gelaufen ist. Serenata wiederum musste das Joggen wegen Arthrose in beiden Kniegelenken aufgeben und hadert sehr mit ihrem Schicksal. Dies ist eigentlich kein Grund, Remington mit so viel Spott und Häme zu begegnen, aber sie kann eben nicht aus ihrer Haut. Als Remingtons Vorhaben droht, exzessiv zu werden, kann Serenata nur ohnmächtig zuschauen, wie ihr Mann dem Abgrund entgegenschlittert.

„Bei einem jüngeren Mann hätte das rote Stirnband vielleicht verwegen gewirkt, bei Remington mit seinen vierundsechzig Jahren sah es nach einer Verkleidung aus, die jeder Kinogänger auf den ersten Blick entschlüsselt hätte: Dieser Typ ist ein Vollidiot.“ (Seite 27)

Remington nimmt sein Ziel verbissen in Angriff und zieht sein Vorhaben knallhart durch. Serenata wiederum schwankt zwischen Neid und Missgunst sowie dem Gefühl, ihre Ehe scheitern zu sehen, wenn sie dem kein Ende bereiten kann. Anfangs konnte ich ihre Bedenken nicht nachvollziehen, schwankte zwischen Unverständnis und Wut. Nach und nach solidarisierte ich mich aber mit ihr, konnte ihre Gründe verstehen und auch ihren Unmut. Diese wirklich nicht ganz einfache Person schlich sich in mein Herz, was wahrscheinlich am meisten mich erstaunt hat.

Seit Jahren begeistert mich Lionel Shriver mit ihren Büchern. Der Humor ist oft grandios, die Geschichten haben aber meistens einen ernsten Hintergrund. Hier fehlt zwar ein wenig die Leichtigkeit der letzten Bücher, was mir allerdings sehr gefallen hat, denn der Grat, in die Lächerlichkeit abzurutschen, ist bei diesem Thema ganz schmal und das hat die Thematik sicherlich nicht verdient. Für mich persönlich war dies eines der besten Bücher der Autorin und ich bin jetzt schon gespannt, welches Gebiet sie sich beim nächsten mal vornimmt. Volle Punktzahl und eine Leseempfehlung gibt es diesmal von mir.

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Veröffentlicht am 07.11.2022

Typisch deutsch, oder?

Ein Alman feiert selten allein
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Elif verbringt Weihnachten mit ihrem Freund Jonas und seiner deutschen Familie. Dies hört sich harmonisch an, ist es aber nicht. Kulturelle Unterschiede, Witze auf ihre Kosten sowie die ein oder andere ...

Elif verbringt Weihnachten mit ihrem Freund Jonas und seiner deutschen Familie. Dies hört sich harmonisch an, ist es aber nicht. Kulturelle Unterschiede, Witze auf ihre Kosten sowie die ein oder andere Kuriosität im Hinblick auf Ablauf und Durchführung der Festivitäten bringen Elif an den Rand eines Nervenzusammenbruch.

Dies ist das erste Buch der Autorin, aber hoffentlich nicht ihr letztes. Lustige Bücher lese ich kaum bis gar nicht, hier bin ich aber froh, eine Ausnahme gemacht zu haben. Dieses Buch war das Lustigste, was ich dieses Jahr lesen durfte. Die Schilderungen der Protagonistin waren aus dem Leben gegriffen, viele Situationen habe ich tatsächlich wiedererkannt. Weihnachten ist ein Pulverfass und wenn dann auch noch zwei verschiedene Kulturen aufeinander treffen, sind Unfrieden und Streit vorprogrammiert. Die Eigenheiten der Deutschen werden auf die Schippe genommen, die ein oder andere Spitze hat mich laut auflachen lassen. Gefallen hat mir dabei sehr, dass es nie unter die Gürtellinie ging, und dass auch einige Schrullen der türkischen Familie von Elif zur Sprache gekommen sind. Dieses Buch schreit förmlich danach, verfilmt zu werden, ich würde es mir sehr wünschen. Volle Punktzahl gibt es dafür von mir und eine Leseempfehlung.

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