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Veröffentlicht am 05.02.2024

Der letzte Wunsch

Nur eine Lüge – Zwei Familien, eine tödliche Verbindung
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Eine Hochzeit steht bevor, Emily Brandt hat alles dafür getan, dass es für sie und William Nihlzén der schönste Tag ihres Lebens wird. Einzig der Umstand, dass sie ihren Bruder und ihre Mutter einladen ...

Eine Hochzeit steht bevor, Emily Brandt hat alles dafür getan, dass es für sie und William Nihlzén der schönste Tag ihres Lebens wird. Einzig der Umstand, dass sie ihren Bruder und ihre Mutter einladen musste, trübt ihre Vorfreude, denn seit einem Vorfall vor acht Jahren sind beide nicht gut auf ihren zukünftigen Mann zu sprechen. Das Wetter spielt mit, einige der geladenen Gäste aber nicht und kurz nach Mitternacht liegt eine Leiche neben dem Schlosspark.

Um diese Zeit vor fast genau zwei Jahren konnte mich das Debüt von Malin Stehn wunderbar unterhalten, sodass ich erfreut war, das neueste Buch von ihr lesen zu dürfen. Die Autorin blieb ihrem Stil treu und ließ einige Beteiligte abwechselnd als Ich-Erzähler fungieren. Was im ersten Buch funktioniert hat, hat mich auch diesmal überzeugen können, mehr noch; ich bleibe begeistert zurück, denn was mich beim Vorgänger etwas gestört hat, nämlich einige Längen in der Geschichte, fehlte hier gänzlich. Im Gegenteil hätte das Buch für mich noch viel mehr Seiten haben können, so spannend fand ich es.

Von Anfang an gab es viele Andeutungen auf ein Ereignis, das acht Jahre zurücklag und in das beide Familien involviert waren. Was genau passiert ist, wurde aber erst später im Buch verraten, bis dahin hatte ich also ausreichend viel Zeit, um mir Gedanken darüber zu machen und verschiedene Szenarien durchzuspielen. Immer wenn ich sicher war, den genauen Hergang rekonstruiert zu haben, verriet eine der beteiligten Personen eine weitere Einzelheit und meine schöne Theorie fiel in sich zusammen. Einige Rückblenden halfen mir dabei, die tragischen Ereignisse von damals nach und nach in einem lückenlosen Protokoll zusammenzufassen, sodass die Lösung irgendwann endlich ungeschönt vor mir lag. Was dann passierte, habe ich nicht erwartet, diese Wendung war gleichermaßen überraschend wie genial. Wieder konnte ich meinen Spürsinn einsetzen, ahnte aber nicht mal annähernd die tatsächliche Auflösung, die dann kam. Mit dem Epilog riss die Autorin das Ruder erneut rum und präsentierte ein Ende, das mich verblüfft zurückgelassen hat. In diesem Kriminalroman stimmte wirklich alles und verdient die volle Punktzahl dafür.

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Veröffentlicht am 30.01.2024

Raffiniert und wendungsreich

Verlogen
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Als eine Leiche gefunden wird, besteht schnell der Verdacht, dass es sich um Maríanna, die vor Monaten verschwundene, alleinerziehende Mutter handelt, von der man seinerzeit annahm, dass sie Selbstmord ...

Als eine Leiche gefunden wird, besteht schnell der Verdacht, dass es sich um Maríanna, die vor Monaten verschwundene, alleinerziehende Mutter handelt, von der man seinerzeit annahm, dass sie Selbstmord begangen hat. Zumindest wiesen alle Indizien bis heute darauf hin, da Maríanna alkoholabhängig war und sich nicht gerade als liebende Mutter hervorgetan hat. Die gerichtsmedizinische Untersuchung weist allerdings auf einen Mord hin, Polizeikommissarin Elma und das restliche Team nehmen die Ermittlungen erneut auf und stoßen bald auf Ungereimtheiten.

Nachdem mich der erste Teil der Island Reihe begeistert hat, freute ich mich sehr auf die Fortsetzung und ein Wiedersehen mit Elma und ihrem Team. Wie der Vorgänger zeichnet sich auch dieses Buch dadurch aus, dass sich die Geschichte mehr um die Tiefe der menschlichen Abgründe dreht, als um die Ermittlung selbst. Wer auf viel Action steht, könnte enttäuscht sein, denn hauptsächlich wurde hier das Leben der alleinerziehenden Frau und daneben das Privatleben von Elma, das bereits im ersten Buch thematisiert wurde, ausführlich beschrieben. Was sich nicht sehr dramatisch anhört, empfand ich ungemein spannend, und die vielen Rückblenden taten ihr übriges, um die Spannung kontinuierlich zu erhöhen.

Ich hatte früh einen bestimmten Verdacht und wartete darauf, dass sich dieser bestätigt, was nicht geschah. Was aber geschah, war eine Wendung, die mich dazu brachte, verblüfft und mit offenem Mund mit dem Buch in der Hand dazusitzen und nicht fassen zu können, wie sehr ich mich habe täuschen lassen. Plötzlich ergab sich eine ganz andere Ausgangslage, alle meine Vermutungen machten plötzlich keinen Sinn. Fast musste ich darüber lachen, dass ich so auf dem Holzweg war, bin selten so raffiniert ausgetrickst worden, ohne es zu merken. Was folgte, war unglaublich, denn eine Spekulation nach der anderen löste sich in Luft auf, als weitere Einzelheiten ans Licht kamen. Der Einfallsreichtum muss hier explizit gelobt werden, nichts deutete anfangs darauf hin, dass sich die Geschichte so komplex und vielschichtig entwickeln würde. Der Ausgang der Ermittlung konnte mich erneut überraschen, das war ein Ende, das unerwartet kam.

Mit dem Epilog hätte ich zuletzt gar nicht gerechnet und bin noch unschlüssig, ob mich die Auflösung zufriedenstellt. Insgesamt hat mich der Kriminalroman aber begeistert, ich wollte gar nicht mehr weg aus Island, auch wenn es dort anscheinend mörderisch gefährlich ist, da trifft es sich gut, dass demnächst der dritte Teil erscheinen wird. Volle Punktzahl gibt es dafür von mir und eine Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 28.01.2024

Die Stimme erheben

Dich zu verlieren oder mich
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Homeira wird in Afghanistan geboren, ihre Kindheit und Jugend beschattet von Krieg und Unterdrückung. Mit Hilfe ihrer Familie wächst das Mädchen mit Büchern auf, die Liebe zur Literatur wurde ihr förmlich ...

Homeira wird in Afghanistan geboren, ihre Kindheit und Jugend beschattet von Krieg und Unterdrückung. Mit Hilfe ihrer Familie wächst das Mädchen mit Büchern auf, die Liebe zur Literatur wurde ihr förmlich in die Wiege gelegt. Mit dreizehn Jahren riskiert sie ihr und das Leben ihrer Familie, als sie Kinder unterrichtet im Lesen und Schreiben, nachdem die Taliban an die Macht gekommen und Schulen für Mädchen geschlossen sind. Jahre später glaubt sie, einen Weg gefunden zu haben, als Frau in Afghanistan glücklich zu sein, als ihr Mann ihr nach der Geburt des gemeinsamen Sohnes mitteilt, dass er eine Zweitfrau heiraten wird. Homeira aber will sich damit nicht abfinden, rebelliert und verliert ihren Sohn.

„Dich zu verlieren war der schlimmste Schmerz, den ich je erlitten habe, und ich weiß, dass Du sehr, sehr wütend sein musst. Aber ich hatte das Gefühl, dass ich mich entscheiden musste, nicht nur für mich, sondern auch für mein Land und letzten Endes für dich. Keiner von uns beiden soll zu einem Land gehören, das Frauen so erniedrigt, wie die afghanische Gesellschaft es tut.“ (Seite 226)

Dieses Buch ist kein Roman, es ist die wahre Geschichte einer afghanischen Frau und Mutter, die mich nach dem lesen erschüttert und tränenüberströmt zurücklässt. Homeira Qaderi wendet sich im Buch an ihren Sohn und damit auch an die Lesenden, sie geht zurück in eine Zeit, als sie ein Kind war und in einer gefährlichen, frauenfeindlichen Welt aufgewachsen ist. Es war eine Zeit des Krieges, der Besatzung und des Widerstands, immer gab es Mächte, die unterdrückten, befehligten und entschieden, was zu tun und was zu unterlassen ist. In der gesamten Zeit wurde das Kind, das Mädchen, die junge Frau nicht müde, alles dafür zu tun, um ihren Traum zu verwirklichen, eine Schriftstellerin zu werden. Dies tat sie gegen alle Widerstände; auch davon handelt dieses Buch.

„Die Geschichte der afghanischen Frauen ist eng mit der Geschichte und Politik unseres Landes verwoben. Sie ist ein endloser Strom aus Kummer in Zeiten des Friedens und des Krieges, durchdrungen von Schmerz, der doch nie das heilende Meer erreicht.“ (Nachwort, Seite 230)

Voller Ehrfurcht und Bewunderung las ich dieses Buch über Homeira Qaderis Kampf gegen die Gesellschaft, die Umstände, ihren Ehemann und letztlich den Staat, als sie vor Gericht um das Sorgerecht kämpfen muss. Das Nachwort erläutert die Umstände, die Danksagung vervollständigt das Bild und ich verneige mich tief vor so viel Stärke und Mut. Es ist richtig und wichtig, die Stimme zu erheben, wie die Autorin es mit diesem Buch tut. Eine Leseempfehlung und die volle Punktzahl sind da wohl selbstverständlich.

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Veröffentlicht am 25.01.2024

Eiskalte Spannung

Tief im Schatten
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Durch Zufall wird an einem abgeschiedenem Ort eine männliche Leiche gefunden, der Tote ist gefesselt und wurde augenscheinlich gefoltert. Nach Identifizierung des Mannes ist das Erstaunen groß, denn der ...

Durch Zufall wird an einem abgeschiedenem Ort eine männliche Leiche gefunden, der Tote ist gefesselt und wurde augenscheinlich gefoltert. Nach Identifizierung des Mannes ist das Erstaunen groß, denn der ehemalige Weltklasse-Skifahrer Johan Andersson war ein umgänglicher, freundlicher und überall beliebter Mensch. Gleichzeitig verschwindet im Nachbardorf eine junge Frau; Rebecka wird von ihrer Kollegin vermisst gemeldet, von der jungen Frau fehlt jede Spur. Die Ermittler Hanna Ahlander und Daniel Lindskog haben alle Hände voll zu tun, als sich herausstellt, dass Rebecka schwanger und auf Medikamente angewiesen ist. Ein Wettlauf mit der Zeit beginnt.

Beim vorliegenden Buch handelt es sich um den zweiten Teil der Reihe um Hanna Ahlander. Es ist nicht zwingend notwendig, den ersten Teil gelesen zu haben, um der Geschichte folgen zu können; es gab genug Informationen und Hinweise, die das Gesamtbild abrunden, interessierte Leserinnen und Leser aber nicht spoilern, was den ersten Fall und deren Auflösung angeht. Auch in diesem Band erfolgten regelmäßige Perspektivwechsel, die es ermöglichten, die Ermittlung aus verschiedenen Blickwinkeln betrachten zu können, durch fein platzierte Hinweise gab es zudem genug Raum für eigene Spekulationen, echte und falsche Fährten inklusive.

Obwohl die Story schon früh eine bestimmte Richtung nahm, waren meine Vermutungen nur zum Teil richtig, denn die Autorin verstand es meisterhaft, einige Wendungen einzubauen, die mich verblüffen konnten. Die Ereignisse steuerten auf einen Höhepunkt zu, der an Spannung kaum zu überbieten war, ich konnte kaum fassen, wie dramatisch sich die Geschichte entwickelte. Als ich bereits dachte, der Auflösung nahe zu sein, überraschte mich die kommende Wendung erneut. Dies hätte ich wirklich nicht erwartet und war entzückt über so viel Einfallsreichtum. Von einem Happy End ist das Ende eines Krimis zwar meistens weit entfernt, aber einen Lichtblick, den gab es. Großartige Fortsetzung der Reihe, die ich mit voller Punktzahl bewerte. Lesenswert!

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Veröffentlicht am 23.01.2024

Komplex und überraschend

Glutspur
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Die ehemalige Polizistin Liv Jensen ist kürzlich nach Kopenhagen gezogen und hat sich als Privatdetektivin selbstständig gemacht. Auf lange Sicht möchte sie jedoch zurück in den aktiven Polizeidienst, ...

Die ehemalige Polizistin Liv Jensen ist kürzlich nach Kopenhagen gezogen und hat sich als Privatdetektivin selbstständig gemacht. Auf lange Sicht möchte sie jedoch zurück in den aktiven Polizeidienst, sodass sie mit Freuden annimmt, als ein Kollege ihr einen abgeschlossenen Fall anbietet, den sie erneut untersuchen soll. Im Laufe ihrer Ermittlungen stößt sie auf weitere Verbrechen, allerdings liegen die Fälle viele Jahre auseinander und Berührungspunkte gibt es auf den ersten Blick nicht. Vieles weist allerdings darauf hin, dass die Gründe für die Taten weit in der Vergangenheit zu finden sind.

Mit dem vorliegenden Buch legt Katrine Engberg eine neue Krimireihe vor, die durch ihre Komplexität glänzt. Die Hauptfigur mochte Liv Jensen sein, allerdings bekamen zwei weitere Figuren großen Raum in der Geschichte, nämlich Hannah Leon, eine Krisenpsychologin, sowie Nima Ansari, ein iranischer Automechaniker. Nach dem Prolog, der alles und nichts verriet, durfte ich die Geschehnisse aus drei verschiedenen Perspektiven zwölf Tage lang verfolgen. Hierbei ging die Autorin ruhig und methodisch vor, lange Zeit war ich nicht sicher, ob die ganzen losen Fäden jemals zusammengeführt werden können. Jede Abzweigung war spannend, je näher die Lösung kam, desto aufgeregter wurde ich und fieberte der Auflösung entgegen. Erst kurz vor dem Ende kristallisierte sich heraus, welche perfiden Taten da aufgedeckt wurden, und ich war überrascht, wie perfekt alles ineinander griff.

Es blieben keine Fragen offen, was die Fälle betraf, im privaten Bereich der drei Akteure sieht es allerdings anders aus. Dies macht mir große Lust auf die Fortsetzung, die ich kaum erwarten kann! Volle Punktzahl gibt es dafür von mir und eine Leseempfehlung.

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