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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 06.08.2018

Schräg, lustig und traurig – Familie mal anders

Als die Kirche den Fluss überquerte
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Als sich die Eltern plötzlich trennen, zerbricht für den jungen Daniel seine Welt. Verwirrt durch die neue Situation entwickelt er unangebrachte Gefühle für seine Schwester, lässt sich auf Saufgelage mit ...

Als sich die Eltern plötzlich trennen, zerbricht für den jungen Daniel seine Welt. Verwirrt durch die neue Situation entwickelt er unangebrachte Gefühle für seine Schwester, lässt sich auf Saufgelage mit seinem Onkel ein und wird der neue Praktikant seiner Künstler-Großcousine. Bis bei seiner Mutter Parkinson-Demenz diagnostiziert wird und die Familie wieder näher zusammenrücken muss.

Das Buch besticht mit allerlei kuriosen Geschichten, die uns in Daniels Vergangenheit führen und aufzeigen, dass die Familie nicht wie andere Familien ist. Das ist liebenswert und lustig, während auch immer ein wenig Melancholie durchscheint. Als sich Daniel in seine Schwester verliebt und völlig ausflippt, kippte der Roman für mich ein bisschen und die Geschichte stieß mich sogar ein bisschen ab. Doch mit der Erkrankung der Mutter und dem Zusammenrücken der restlichen Familie änderte sich die Geschichte nochmals und ich begleitete die einzelnen Familienmitglieder wieder sehr gerne. Die fortschreitende Krankheit ist sehr berührend erzählt, was den Roman wieder extrem lesenswert für mich machte.

Insgesamt ist die Geschichte wirklich extrem ungewöhnlich, besticht aber durch einen außergewöhnlich guten Schreibstil und die sehr berührende Erzählung der Krankheit der Mutter. Komplett überzeugen konnte mich das Buch leider nicht, trotzdem habe ich die lustigen Episoden im Leben von Daniel sehr gerne gelesen. Gute drei Sterne von mir!

Veröffentlicht am 29.07.2018

Ein Heldenepos

Tankstellenchips
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Shayan, genannt Sean, ist 18 und aus dem Iran geflohen. Er lebt in einem Flüchtlingsheim , in seinem Spind einen Brief, den er für seine Abschiebungsunterlagen hält. Also beschließt er, nach Köln zu fahren, ...

Shayan, genannt Sean, ist 18 und aus dem Iran geflohen. Er lebt in einem Flüchtlingsheim , in seinem Spind einen Brief, den er für seine Abschiebungsunterlagen hält. Also beschließt er, nach Köln zu fahren, wo er einen Kontakt treffen möchte, der ihm helfen soll, in Deutschland zu bleiben. Doch auf dem Weg dahin geht alles schief, aber er trifft auch auf den kleinen Davy, aus dem Heim abgehauen, der ihn auf seiner Reise begleiten möchte. Eine chaotische Reise beginnt.

Ein Heldenepos, so heißt es auf dem Cover des Buches, und es beginnt auch so, denn Shayan selbst sieht sich gerne als der Held seines eigenen Films, den er dann seiner zurückgebliebenen Familie vorspielen wird. Am Anfang fand ich die chaotische Reise von Sean und Davy auch wirklich amüsant, denn Seans Sicht auf die Deutschen, ihre Sprache, ihr Verhalten ist richtig unterhaltend, weil man sich oft wiedererkennt. Auch wenn ich vieles, das im Laufe der Reise quer durch Republik passiert, wirklich unglaubwürdig und immer einen Zacken zu viel fand, hat mich das am Anfang nicht so sehr gestört. Erst im Laufe der Geschichte nervte es mich, dass keine Etappe der Reise auf „normale“ Art verlief und zu viele Zufälle passierten, die Sean und Davy halfen. Ich fand das Buch dann mehr und mehr unglaubwürdig, auch etwas zu romantisch dargestellt, denn Sean wird mittlerweile wegen Mordes gesucht und befindet sich mit einem Achtjährigen auf der Flucht. Bitte!?

Ein Heldenepos, der mich fragend zurückließ, denn auch das Ende fand ich nicht wirklich erhellend. Der Weg dahin war mir immer einen Zacken drüber, so dass ich mich mehr und mehr fragte, was das soll. Schade, denn die Ausgangssituation des Romans fand ich wirklich gut. Positiv finde ich das Licht, das Shayan auf die Deutschen wirft und wie er die Kulturen vergleicht und die „Logikfehler“ in der deutschen Sprache aufdeckt. Vielleicht bin ich einfach zu alt für diesen Roman und hinterfrage zu viel. Vielleicht ist das Buch auch einfach wirklich etwas drüber und ich muss das einfach so hinnehmen … kann ich aber leider nicht!

Veröffentlicht am 09.07.2018

Wir sind die Spinster Girls

Spinster Girls – Was ist schon normal?
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Evie ist 16 und hat eine schlimme Zwangsstörung. Sie war eingewiesen, ist jetzt aber mit Medikamenten eingestellt und will nur eins: Endlich normal sein. Ihre beste Freundin, die immer für sie da war, ...

Evie ist 16 und hat eine schlimme Zwangsstörung. Sie war eingewiesen, ist jetzt aber mit Medikamenten eingestellt und will nur eins: Endlich normal sein. Ihre beste Freundin, die immer für sie da war, hat plötzlich keine Zeit mehr für sie, da sie sich verliebt hat. Als Evie die Mädchen Amber und Lottie kennenlernt, lebt sie endlich so was wie Normalität, auch wenn ihre Krankheit noch nicht ganz überstanden ist. Wird Evie es schaffen, ein ganz normaler Teenager zu sein? Und die wichtigste Frage: Was ist eigentlich normal?

Mentale Gesundheit ist ja gerade in aller Munde. Menschen mit mentalen Störungen wollen normal behandelt werden und am normalen Leben teilnehmen, ohne als Freaks hingestellt zu werden. Auch Evie hat Probleme, ihre Krankheit in ihren Alltag zu integrieren. Außerdem will sie nicht, dass die anderen Schüler etwas über ihre Krankheit wissen. Die Schilderungen von Evies Krankheitssymptomen und ihrer Sitzungen mit ihrer Therapeutin sind sehr interessant, geben einen guten Einblick in ihr Krankheitsbild. Insofern fand ich das Buch interessant und sehr informativ, was die Zwangsstörung angeht. Leider war mir Evie als Person überhaupt nicht sympathisch. Natürlich tat sie mir leid und ich litt oft mit ihr, aber ihr Verhalten z. B. gegenüber Oli, den sie nach einem Date wegen seinem Verhalten überall lächerlich macht, fand ich unmöglich. Überhaupt war mir das Verhalten der Schüler oft etwas drüber, egal ob es um Partys, Alkohol oder Sex ging. Da halfen auch nicht die Einschübe zu „Me too-Themen“ und die Gründung des Mädchen-Clubs „Spinster Girls“, der sich für die Rechte von Mädchen und Frauen einsetzt. Das war mir in diesem Buch einfach ein bisschen zu viel.

Insgesamt war das Buch meiner Meinung nach von allem etwas zu viel. Das Thema ist sehr wichtig und interessant, aber Evie war mir so unsympathisch, dass ich ihre Verzweiflung nicht richtig an mich heranlassen konnte. Ganz nett, aber konnte mich nicht wirklich überzeugen.

Veröffentlicht am 27.06.2018

Auf der Suche nach der Wahrheit

Der Sommer der blauen Nächte
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Beim Sortieren der Hinterlassenschaft ihrer verstorbenen Mutter stößt Jule auf Fotos eines fremden Mannes. Um herauszufinden, was ihre Mutter wirklich trieb, wenn sie alleine zum Malen fuhr, bereist Jule ...

Beim Sortieren der Hinterlassenschaft ihrer verstorbenen Mutter stößt Jule auf Fotos eines fremden Mannes. Um herauszufinden, was ihre Mutter wirklich trieb, wenn sie alleine zum Malen fuhr, bereist Jule die Orte auf den Fotos. Während sie hier die Wahrheit sucht, muss sie sich auch darüber klar werden, was sie selbst vom Leben will und wie es mit ihr und ihrem neuen Freund Ben weitergehen soll.

Eine Frau auf der Suche nach der Wahrheit und der Liebe. Das Buch klang so toll und ich freute mich auf Jules Suche nach ihrer Mutter und dem Leben, dass diese neben ihrer Familie führte. Leider konnte mich die Geschichte nicht vollkommen überzeugen. Irgendwie wurde ich mit Jule nicht warm, wozu auch der Schreibstil beitrug. Die Geschichte war mir irgendwie zu abgehackt erzählt, zu emotionslos, als dass ich wirklich mit Jule mitfühlen konnte.

Die Beschreibung der Landschaften, die Jule während ihrer Reise besucht, war sehr schön und ließ Fernweh aufkommen. Während der Reise deckt Jule immer neue Wahrheiten über ihre Mutter auf, was einem auch die Gedankenwelt von Marie näherbrachte. Doch auch sie gefiel mir als Charakter gar nicht. Statt der liebevollen Mutter zeigte sich eine nur ihrer Kunst und ihrem eigenen Leben verbundene Frau, mit der ich nichts anfangen konnte.

Leider kein Buch für mich, da mich Jules und Maries Geschichte nicht berührte.

Veröffentlicht am 07.06.2018

Spannend und interessant, aber auch sehr gewollt

Das Meer löscht alle Spuren
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Die Journalistin Nora Sand bekommt ein Interview mit dem aus dem Iran geflohenen Dichter Manash Ishmail, der in Dänemark in einem Flüchtlingslager festsitzt. Doch statt des versprochenen Interviews nötigt ...

Die Journalistin Nora Sand bekommt ein Interview mit dem aus dem Iran geflohenen Dichter Manash Ishmail, der in Dänemark in einem Flüchtlingslager festsitzt. Doch statt des versprochenen Interviews nötigt er Nora das Versprechen ab, sich auf die Suche nach seiner Frau Amina zu machen, von der er während der Flucht getrennt wurde und die sich zuletzt aus England bei ihm gemeldet hat. Nora macht sich in London auf die Suche und findet sich bald in einem Dickicht aus illegalen Einwanderern und skrupellosen Organisationen, die das Leid der Flüchtlinge für ihren eigenen Profit ausnutzen. Wird es ihr gelingen, Amina zu finden?

Das erste Buch der Autorin „Die Mädchen von der Englandfähre“ hatte mir gut gefallen, so dass ich mich auch hier darauf freute, Nora bei ihren Ermittlungen zu begleiten. Obwohl ich die Geschichte interessant und spannend fand, war es mir ab einem gewissen Punkt einfach von allem zu viel … zu viel privates Getue, zu viel Spionagekrimi und vor allem zu viel Zufall, der Nora zur rechten Zeit immer auf den richtigen Weg führte. Natürlich ist es bestimmt auch im wahren Leben so, dass Journalisten untereinander vernetzt sind und sich bei ihren Recherchen unterstützen, aber hier kam es mir irgendwie bald falsch vor, wie immer ein neutral geäußertes Wort Nora direkt in die richtige Richtung führte. Kann ich mir das von Lone Theils geschilderte Szenario vorstellen? Ja, durchaus. Glaube ich, dass eine Person allein in so kurzer Zeit Licht in das Dunkle des Szenarios bringen kann? Nein, auf keinen Fall!

Wie schon gesagt … den Fall fand ich – auch wegen seiner Aktualität – spannend und interessant. Mir gefällt es auch immer wieder gut, zu sehen, wie in anderen Ländern mit den Kriegsflüchtlingen umgegangen wird. Das Buch liest sich auch gut, aber insgesamt konnte mich Nora Sand diesmal nicht so richtig überzeugen.